LDP: Publikationen des Landesamts für Archäologie Sachsen
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Titel
Technische Bemerkungen zu den Spiralplattenfibeln aus Sachsen. Zur originalgetreuen Rekonstruktion der Göttwitzer Fibel und einer alten Nachbildung der Fibel von Obergurig
ausgehämmert werden. Anschließend blieb nur noch das Nachpunzen der Verzierungen am Kreuzbalken und am Öhr übrig. Zweimal kam dabei die Nadel in das Feuer. Innerhalb von 5 Stunden war auch diese Arbeit beendet. Jetzt erst wurde die Nadelrast bei 2 Feuerbehandlungen und 3 Stunden Arbeits zeit angebogen und aufgewinkelt. Nun wurde die Kreuzkopfnadel über die noch langgestreckte Seite durch das Öhr eingefädelt und bis zur Nadelrast vorgeschoben. Dort mußte sie auf der schon fertiggestellten Spiralplatte fest gebunden werden, damit sie beim Eindrehen und Abwinkeln der zweiten Spi ralplatte nicht im Wege war. So vorbereitet, begann das Eindrehen der zweiten Spiralplatte in derselben Zeit und auf dieselbe Weise, wie es bei der ersten geschildert wurde. Mit ein maligem Feuer und 1 Stunde Arbeitsaufwand konnte nun die Nadelhalterung auf gebogen werden. Das genaue Ausrichten der nun fertigen Fibel und das Polieren nahm noch mals 4 Stunden Zeit in Anspruch. Das Gewicht der Fibel beträgt nach Fertigstellung 429 g, sie ist somit um 48 g leichter als das Original, das als Muster für diese Rekonstruktion diente. Die Länge beträgt 325 mm, der Durchmesser der Spiralplatte an der Nadel halterung 117 und der anderen 118 mm. Das Maß der Bügelhöhe ist 25 mm. Ohne Berücksichtigung der Arbeitszeit und der Feuerbehandlung am miß glückten Stabe sowie des Arbeitsaufwandes an der Spiralplattenprobe wurden für die Rekonstruktion 70 Glühphasen und 107 Arbeitsstunden benötigt. Alle Nebenarbeiten wurden nicht mit berechnet. Zum Schluß sei vermerkt, daß das in dieser Arbeit angegebene und errechnete Längenmaß von 4670 mm für das Ausgangsprofil nicht real sein kann, denn dieses Maß ist am Fertigstück nicht mehr exakt faßbar, weil sich durch die Biegung des linsenförmigen Profils über die hohe Kante das Material unter schiedlich zusammenpreßt. Die Verringerung des Querschnittsmaßes am doch etwas ungleichmäßigen Profil wirkt sich auf die Drehzahl der Windungen und damit auch auf die Größe der Spiralplatten aus. Für unseren Fall wäre es besser gewesen, wenn das linsenförmige Profil im Anfang um 1/2 mm breiter gewesen wäre, nur so hätte das angestrebte Endmaß erreicht werden können und somit auch die Spiralgangzahl mit dem genauen Durchmesser der Spiralplat ten. Rechnen wir alle Treibarbeiten an dieser Fibelrekonstruktion zusammen, so ergeben diese zwei Ausgangsstäbe von 340 und 492 mm Länge, bei einem Durchmesser von 15 mm, eine ausgetriebene Länge von 8265 mm. Daraus ersehen wir, welche beachtlichen Leistungen an derartigen Rekonstruktions versuchen bewältigt werden müssen.