kern von Karl-Marx-Stadt geborgen' 10 ). Es handelt sich im einzelnen um Scherben von relativ großen bauchigen Krügen (Abb. 18,3 und 5), Henkel und Ränder fehlen, es gibt aber Randscherben (Abb. 18,4) von weiteren gleichartigen Gefäßen. Die Randgestaltungen entsprechen der des Dresdner Kruges, Lippenkante und Dorngrat sind jedoch nicht so deut lich ausgeprägt. Die Radstempel entsprechen dem Schema der Krüge von Planschwitz und Dresden, die Stempeleinteilungen sind aber feiner, die Eindrücke flacher. Ein Krugrest trägt drei Stempelumläufe, wobei zwei dicht übereinander liegen. Die Plaketten stellen keine einfachen Brombeeren mehr dar, sondern Gesichter mit Haar- und Barttracht. Auf dem einen Krug sind 6 bis 8 Gesichter angebracht, auf dem anderen haben bei Ergänzung 12 (!) Gesichter rundum Platz. Sowohl die Stempel eindrücke als auch die Gesichtsplaketten der beiden Krugreste entstam men nicht denselben Rollstempeln bzw. Matrizen, obwohl sich die Scher ben in Materialbeschaffenheit und Brand vollkommen gleichen. In mehrfacher Hinsicht bilden die Gefäße in der Reihenfolge Plansch witz, Dresden und Karl-Marx-Stadt eine interessante Abfolge, eine typologische Reihe: die Größe der Gefäße wächst, die Verarbeitungstech nik, die ja unweigerlich am gebrannten Gefäß erkennbar bleibt, vervoll kommnet sich, die Rollstempeleindrücke und Zahnungen werden feiner, und die aufgesetzten Plaketten zeigen einen eindeutig gesteigerten Wil len zur künstlerischen Gestaltung. Diese Merkmale lassen u. a. die Deu tung zu, daß die Krüge nicht gleichzeitig hergestellt wurden, sondern nacheinander, wenn vielleicht auch nur in geringem zeitlichen Abstand voneinander. Formgebung, Verarbeitungstechnik und Verzierungsarten distanzieren diese Krüge vom rheinischen und hessischen Steinzeug. Wenn es sich um sächsische Erzeugnisse handelt — was unsererseits an genommen werden möchte —, dann um solche des ausgehenden 14. Jahr hunderts und des 15. Jahrhunderts bis etwa um 1500, denn die Formen der Waldenburger Produktion z. B. des 16. Jahrhunderts sind weitgehend bekannt und sehen etwas anders aus. Die Krüge von Planschwitz, Dres den und dem alten Chemnitz lassen sich in dieser Reihenfolge sowohl wegen ihrer Formgebung als auch wegen der Verzierungsweise, soweit es sich um die Anwendung des Laufradstempels und um die Manier der Plakettenauflagen handelt, zwanglos als Anfangsglieder vor die bisher bekannte typologische Reihe der sächsischen Steinzeugkrüge (vor allem aus Waldenburg) des 16. Jahrhunderts und der folgenden Zeit stellen. 40) Die Scherben wurden im Gebiet nördlich der Inneren Klosterstraße in Kulturschich ten des 15.—16. Jahrhunderts gefunden. Die Bergung dieser aufschlußreichen Stücke ist dem Fotografen Herrn Beygang zu verdanken.