organischer Substanzen, die verbrannten und die Wandungen aufblähten u. a. m.). Es ist vom technologischen Standpunkt aus eine seit langem be kannte Tatsache, daß nur Tone bestimmter geologischer Entstehungs geschichte mit einer typischen Kornstruktur und einem bestimmten Mengenverhältnis von Al2O3 . SiO2.2 H,O mit geeigneten Flußmitteln bei Temperaturen über 1100° C sintern, d. h., daß die Kornstruktur in der Bruchfläche verschwindet und der Scherben damit seine Porosität ver liert. Steinzeug ist in jedem Falle eine bei über 1100° C gebrannte Kera mik 12 ). Dieses „Brenndatum“ gibt uns wiederum den wertvollen Hinweis, bei welchen Temperaturen etwa die hochmittelalterliche Irdenware gebrannt wurde; sie liegen jedenfalls unter 1100° C. Das gilt sowohl für Reduk tionsbrände als auch für Oxydationsbrände, denn diese beiden Begriffe sind primär keine Hinweise auf die Höhe der Brenntemperatur, sondern auf die Art der Ofenatmosphäre beim abschließenden Brennvorgang. Die Ofenatmosphäre — ob sauerstoffreich oder sauerstoffarm — in der Schlußphase des Brennvorganges hat entscheidenden Einfluß auf die Oberflächen- und inneren Materialfärbungen der gebrannten Irdenware. Eine abschließende sauerstoffarme Ofenatmosphäre, also ein Reduktions brand, lieferte graublaue, graue bis schwarze Irdenware 13 ). Eine Keramik, die dagegen bei abschließender sauerstoffreicher Ofenatmosphäre ge brannt wurde, also bei einem Oxydationsbrand, hat eine hellbraune, röt lichbraune bis ziegelrote Färbung. Innerhalb einer Ofenfüllung können die Färbungen einzelner Gefäße sowohl bei Reduktionsbränden als auch bei Oxydationsbränden sehr stark variieren. Das liegt in der Stellung des jeweiligen Gefäßes im Ofen begründet, ob dieses am Boden oder oben am Gewölbe des Ofens stand, „vorn“ am Feuerloch oder „hinten“ am Rauchabzug. Entscheidend für unsere Beurteilung der hochmittelalter lichen Keramik ist die Tatsache: reduzierend oder oxydierend ge brannt. Mit diesen Feststellungen sind auch die Erscheinungen der verschiede nen an den Bruchflächen der Keramik erkennbaren „Kern“- und 12) Mehrere Faktoren zugleich spielen dabei eine entscheidende Rolle. Es soll aber nicht verschwiegen werden, daß noch heute in einem Zeitalter differenzierter Analysetech nik eine genaue Kenntnis der Einzelsubstanzen sog. „Steinzeugtons“ allein nicht genügt, sondern erst eine Brennprobenseric über eine Verwendungsfähigkeit entschei den (kann. Das Töpferhandwerk — eines der ältesten „Handwerke“ der Menschheit — ist nach mehreren Jahrtausenden zwar auf ein wissenschaftliches Fundament gehoben worden, aber nach wie vor einer weitreichenden Empirie verhaftet geblieben. Vgl. auch W. Fischer, Die Salzglasur, ungedruckte Dissertation, Breslau 1926. H. S a 1 m a n g , a. a. O. 13) Diese Schwarzfärbung ist nicht zu verwechseln mit der oberflächlichen Berußung, die durch späteren Gebrauch am offenen Feuer zustande kam.