müssen jedoch brenntechnische Tatsachen und Erfahrungen klargestellt werden, die uns bei der Beurteilung hochmittelalterlicher Keramik all gemein und des Entstehens des sächsischen Steinzeugs weitestgehend helfen können. Dem Verfasser war es möglich, original Siegburger Keramik des 12. bis 15. Jahrhunderts zu untersuchen (sowohl Irdenware als auch Steinzeug) 7 ). Dabei fiel auf, daß die Entwicklung von der Irdenware zum Steinzeug in den Siegburger Werkstätten technisch kontinuierlich verlaufen sein muß. Diese Erkenntnis wird bestärkt durch die Tatsache, daß z. B. die gleiche Gefäßform in beiden Materialien vorliegt 8 ). Die Keramik des 12. und 13. Jahrhunderts besitzt dieselbe technisch begründete Beschaffen heit, wie sie z. B. die Zwickauer noch näher zu beschreibenden Stücke S.: 405/66 und 413/66 aufweisen. Es ist eine dunkle rötlichbraune (bis fast schwarze), sandig gemagerte Ware, oberflächlich mit glasigem Schmauchanflug bedeckt. Bereits Ende des 13. Jahrhunderts und im 14. Jahrhundert ist in Siegburg das dort geläufige formenmäßig gleiche Material als Steinzeug vorhanden, also in gesintertem hellgrauen Scher ben mit außen aufliegendem rostbraunen Salzglasuranflug. Ein techni scher Scherbenvergleich innerhalb der Siegburger Keramik läßt erken nen, daß der entscheidende Schritt zum Steinzeug durch eine bewußte systematische Erhöhung der Brenntemperaturen möglich wurde 9 ). Vor aussetzungen dazu waren ein Rohton, der solche hohen Brenntempera turen statisch und in seiner inneren chemischen Zusammensetzung aus- hielt 1 ®), und Brennofenkonstruktionen für sehr hohe Nutztempera turen 11 ). Die Tone der sächsischen Irdenware allgemein „verbrannten" bereits bei Temperaturen über 1000° C auf Grund ihrer nicht geeigneten che mischen Zusammensetzung (zu hoher Fe2O3Gehalt und Beimengung 7) Für die Vermittlung des technisch sehr aufschlußreichen Studienmaterials ist Ver fasser Herrn R. Hofmann, Potsdam, sehr zu Dank verpflichtet. 8) Vgl. dazu technologische Bemerkungen in den Beiträgen: G. v. Bock. Rheinische Töpferkunst, eine Ausstellung der Stadt Frechen. Ausstellungskatalog ohne Jahrgang (nach 1960). O. E. M e y e r . Fünfzehn Jahre Grabungen im Raerener Land, in: Aache ner Beiträge für Baugeschichtc und Heimatkunst 4. 1967. %) Diese Beobachtungen wurden von Steinzeugtöpfern aus Muskau und Bürgel bestätigt und durch Experimentalbrände mit Steinzeugton aus historisch bekannten Rohstoff quellen nachgewiesen. ln ) Zu diesen Ergebnissen kommt z. B. A. B r u i i n . Die mittelalterliche keramische In dustrie in Südlimburg, in: Berichten van de rijksdienst voor het oudheidkundig bode- monderzoek 12-13, 1962-64, S. 357 ff. Bei der Untersuchung der Materialien von Schin- feld und Brunssum stellte er in einer Tabelle Bedingungen und Resultate gegenüber, a. a. O., S. 426. 11) Für Steinzeug sind Brennöfen mit Nutztemperaturen von über 1200 °C erforderlich. Solche Temperaturen stellen hohe Anforderungen an die Ofenkonstruktion und das Ofenbaumaterial.