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wären, wenn die Lage der älteren Gräber schnell vergessen worden wäre, wohl mehr Überschneidungen zu erwarten, als dies der Fall ist. Sämtliche Grabanlagen unseres Friedhofes, deren Abstände zueinander großen Schwankungen unterliegen, stellen, sofern sie überhaupt Lei chenbrand enthalten, Urnengräber dar 70 ). Meist findet sich in den Grä bern nur eine Urne, jedoch treten auch auf unserer Fundstelle die besonders für die Jüngstbronzezeit charakteristischen Mehrfachbestat tungen auf 71 ). Grab 14 dürfte ebenso wie Grab 22 zwei Bestattungen enthalten haben, während die Gräber 27 und 36 sogar je 3 Urnen ent hielten. Natürlich wird ohne Leichenbranduntersuchungen kaum zu entscheiden sein, ob die Anzahl der Urnen in jedem Falle die Zahl der Bestatteten repräsentiert. Bei den Gräbern 48 und 54 ist dies wohl sicher nicht der Fall. In jedem der beiden Gräber wurden 6 Gefäße mit Leichen brand aufgefunden. Während in Grab 48 drei Doppelkegel, eine Ter rine, eine Ösenterrine und das Unterteil eines dickwandigen Gefäßes als Urnen dienten, also durchaus geläufige Urnenformen auftreten, war der Leichenbrand in Grab 54 außer in 4 Doppelkegeln und einem Gefäß unbekannter Form 72 ) auch in einer Tasse untergebracht. Der Gedanke liegt nahe, an eine Verteilung des Leichenbrandes zu denken, wobei wohl nicht nur zu kleine Gefäße (die Menge des Leichenbrandes hätte ebenso in weniger Gefäßen Platz gefunden), sondern auch rituelle Gründe eine Rolle gespielt haben mögen. Trotzdem dürften in diesen Gräbern Mehrfachbestattungen vorliegen, wenn auch deren Zahl, wie gesagt, nicht genau angegeben werden kann. Die auf Gräberfeldern der Lausitzer Kultur nicht selten beobachteten Anlagen ohne Leichenbrand, sog. Scheingräber 73 ), deren Entstehung die verschiedensten Ursachen zugrunde liegen können 74 ), lassen sich auch für unsere Fundstelle belegen. Sicher fehlt Leichenbrand in den Grä bern 18d, 24, 34, 51 und 52, während bei Grab 25 und Grab 35 Leichen brand vorhanden gewesen sein könnte und vom Ausgräber nur uner wähnt blieb. Ehe wir uns den Grabformen und dem Inhalt der Gräber zuwenden, noch ein Wort über die Tiefe der Anlagen. Sie schwankt zwischen 13 (Grab 17) und 75 cm 75 ) (Grab 36), bewegt sich jedoch zumeist zwischen 70 ) Zumindest ist in den Aufzeichnungen des Ausgräbers kein anderer Fund verzeichnet. 71) W. G r ü n b e r g , Grabfunde, S. 43. 72) Verschollen. 73) W. F r e n z e 1, a. a. O., S. 58 f. W. C o b 1 e n z , Grabfunde, S. 32 und Anm. 139 (Beispiele). 74) a. a. O„ S. 32. 75) Tiefe der Grabsohle.