Das Gebiet östlich des angenommenen Abschnittswalles ist sicherlich nicht siedlungsleer gewesen. Zur deutschen Hauptburg werden, abge sehen von noch vorhandenen älteren slawischen Siedlungspunkten, klei nere Unterburgen mit verschiedenen strategischen Funktionen im um liegenden Gelände gehört haben. Ebenso ist mit Wirtschaftshöfen der Burgbesatzung zu rechnen. Die Fernstraße in der Nähe der Altstadt bot Gelegenheit für Niederlassungen von Kaufleuten, für Magazine der Fernhändler und für Herbergen. Damit war der Raum für die Neustadt vorbereitet, die sich östlich und südlich an die Altstadt anschloß (Abb. 24,14) — später durch eine Mauer geschützt, die im Osten Segmentform hatte und Alt- und Neustadt zwischen die beiden Ufer der großen Par- thenschleife einspannte (Abb. 24,16). In diese sich um 1200 entfaltende „Neustadt“ ist auch das ergrabene und hier als „Lagerhaus“ gedeutete Gebäude hinter der Kirchgasse einzuord nen, außerdem wohl die Kirche selbst, die, von Gräbern umgeben, auf dem höchsten Punkt des Geländes lag (Abb. 24,10 und 11). Der archäo logisch nachgewiesene romanische Grundbau müßte die neue Stadtkirche gewesen sein 9 ), auf die nach Preisgabe der ältesten Kirche nahe der Burg Patronat und Reliquien des Hl. Mauritius übertragen wrden: In der Nähe der Hauptstraßen wird sie zum Mittelpunkt von Altstadt und Neustadt. In der Neustadt aber ist man bestrebt, auch ältere Siedlungs punkte durch das moderne Gitterschema der Straßen zu überformen, in das sich ebenso der „neue Markt“ einfügt. Mit der Fernstraße verbunden und im Bereich eines neuen großen Stadtviertels am Gleithang des Par- thenufers ist dieser neue große Marktplatz nicht allzufern der auf der nördlichen Anhöhe errichteten neuen Stadtkirche „St. Moritz“ (Abb. 24,10), mit der er als einer ecclesia forensis durch die „Kirchgasse“ ver bunden blieb. Nachtrag des Verfassers Erst während der Drucklegung dieses Berichtes wurde dem Verfasser der Aufsatz von Herrn Rolf Dunkel über „Stand und Aufgaben der Stadtkernforschung in Taucha“ bekannt, der in Ausgrabungen und Funde 13, 19(58 erschien. Die den vorliegenden Bericht abschließenden topografischen Erwägungen zur Entwicklung der Stadt Taucha gingen 9) H. Küas, Die romanische Stadtkirche zu Taucha auf einem älteren Gräberfeld, in: Arbeits- und Forschungsberichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege 9, 1960. — Im Laufe der folgenden Jahre war es dem Verfasser möglich, durch weitere gemeinsame Grabungen mit Herrn R. Dunkel am Äußeren der Kirche wesentliche Züge einer goti schen Umgestaltung des romanischen Baues zu ermitteln. Die Untersuchungen werden fortgesetzt.