Für die kulturelle und zeitliche Einordnung der Gefäßgruppe bieten sich einige Möglichkeiten. Ein wesentliches Merkmal dieser Keramik ist der „Abstrich“, d. h. die Oberflächenbehandlung nach der endgültigen Form gebung, bei der die groben Magerungsbestandteile beim nochmaligen Überarbeiten der Oberfläche mitgerissen wurden und dadurch das Ge Abb. 27. Gerstenberg, Kr. Altenburg. Fund vom Kirchberg Gerstenberg. 1 :2. Abb. 28. Niederpiclienhain, Kr. Geithain. Gefäßfund aus der ehern. Sandgrube Rößner. 1 :4. fäß unterhalb der Verzierung kräftig aufgerauht erscheint. Diese Tech nik war eine Spezialität der Töpfer im sorbischen Siedlungsgebiet und gleichzeitig ein Charakteristikum der handgearbeiteten Ware in Nord westsachsen. Seit dem frühen 9. Jahrhundert ist diese Technik sicher nachzuweisen und hält sich im Elster-Pleiße-Gebiet bis ans Ende des 11. Jahrhunderts. Erst in den folgenden Jahrzehnten bediente man sich zögernd der schnellrotierenden Scheibe, wobei, an alten Traditionen hän gend, der Gefäßkörper weiterhin mit der Hand aufgebaut wurde und man lediglich den Rand abdrehte. Diese Erscheinung ist sowohl bei der unter anderen Einfluß geratenen Keramik des Elster-Pleiße-Gebietes zu beobachten 67 ) als auch bei den hier vorliegenden Funden. Auch in ande ren technischen Details, wie der Tonbearbeitung, der Magerung sowie der Formgebung und Verzierungsart und -technik, zeigen sich die slawi schen Traditionen. Besonders augenfällig ist das bei einigen Funden vom „Keßling“ bei Rochlitz, da dort die charakteristische Gefäßform oft mit der mehrzeiligen Welle (Abb. 29 und 30) oder mit Stichmustern (Abb. 30, 2) versehen wurde, die wir von der älteren Keramik gut kennen. Die Form der Gefäße hat sich aus „mittelslawischen“ Vorformen entwik- 07) Vgl. L. Langha mmer, 1960, S. 86 ff.; R. Moschkau, 1961, a. a. O., S. 91 ff.; H.-J. Vogt, 1965, a. a. O., S. 19; B. Brause, Spätslawisch-frühdeutsche Sied lungsfunde in Unterröppisch (Lkr. Gera), in: Die Fundpflege 2, Leipzig 1934, S. 33 ff.