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Im Jahre 981 ließ sich Bischof Gieselher vom König Kohren und den Königshof Prießnitz verleihen 37 ). Endlich besuchte 1018 Bischof Thietmar von Merseburg auf seiner Reise nach Rochlitz den bischöflichen Wirt schaftshof Kohren und nahm dort Firmungen vor 38 ). Es darf also als gesichert gelten, daß am Ende des 10. Jahrhunderts und im 11. Jahrhundert ein größerer Wirtschaftshof und wohl auch eine königliche Burg Kohren existierten, die den Mittelpunkt eines „nicht ganz kleinen zugehörigen Burgbezirkes“ bildeten 39 ). 1190 erfolgt erstmalig eine Erwähnung als Herrensitz 40 ). In einer Auseinandersetzung zwischen den Herren von Kohren und dem Markgrafen Dietrich von Meißen wurde die Burg 1220 zerstört, dürfte aber spätestens 1240 wieder aufgebaut gewesen sein 41 ). Nach 1350 veränderten sich die Eigentumsverhältnisse mehrfach, und es traten Adlige wie Friedrich von Schönburg, Otto von Leisnig und die Vögte von Plauen als Besitzer auf 42). Nach 1451 verlor die Anlage jede Bedeutung 43 ) und wurde ab 1454 nicht mehr bewohnt 44 ). Sie verfiel in den folgenden Jahrhunderten, und das Gelände diente dann in der Neuzeit nochmals für einige Zeit als Wohnplatz. Die namenkundliche Forschung stellte in der Umgebung von Kohren einen sorbischen Kleinstgau fest, der aus dem Vorkommen slawischer Orts- und Flurnamen unter Berücksichtigung der Orts- und Flurformen sowie archäologischer Funde erschlossen wurde 45 ). Danach umfaßte er ein kleines Gebiet an der Wyhra und deren Bächen, in dem 6—7 sicher slawische Siedlungen liegen 46 ). Das Auftreten einer alten Ortsnamen schicht (wie z. B. Syhra, Kolka, Sahlis) deutet nach Göschel darauf hin, daß dieser Siedlungshorst um Kohren sogar zu den ältesten sorbischen Siedlungsgebieten gehören könnte 47 ). In diesem Zusammenhang muß darauf hingewiesen werden, daß das von Göschel gezeichnete Siedlungsbild 48 ) (vgl. Karte „Die slawische Besied- 37) Thietmar von Merseburg, Chronik, in: Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters. Bd. IX. Berlin o. J„ S. 86 87. W. Schlesinger, 1962. a. a. O., S. 66. 38) T h i e t m a r , a. a. O.. S. 462 '463. 30) W. Schlesinger, 1962, a. a. O., S. 148. (0) Deutsches Städtebuch, Bd. II, S. 117 f. K. Blaschke, Historisches Ortsverzeich nis von Sachsen, Leipzig 1957, S. 128. 41) H. Q u i r i n , Handbuch, S. 168 f. 42) Deutsches Städtebuch, Bd. II, a. a. O. 42) H. Quirin, Handbuch, S. 168 f. A) Deutsches Städtebuch, Bd. II, a. a. O. 45) J. Göschel, Die Orts-, Flur- und Flußnamen der Kreise Borna und Geithain, Mitteldeutsche Forschungen 31, Köln, Graz 1964. 46) a. a. O„ S. 8 ff., besonders S. 328. 47 ) a. a. O., S. 327/328. 48) a. a. O., S. 325 f. (II. Die slawische Besiedlung [Karte]) und Tabelle I, S. 318 ff.