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Kennzeichnend für viele dieser Burgen ist die Spornlage. Die Vervoll kommnung der Bautechnik hatte zur Folge, daß man unabhängiger von der Geländegestaltung wurde 31 ). So benutzte man nun nicht mehr die höchsten Stellen, sondern die äußeren, meist schon in Hanglage befind lichen Vorsprünge, wie etwa in Kohren 32 ). Die Trennung von der Hoch fläche erreichte man durch die Schaffung tiefer, meist in den Felsen ge triebener Abschnittsgräben. Dieses Prinzip setzte sich, entsprechend den historischen Gegebenheiten in den einzelnen sächsischen Landschaften, spätestens in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts bei den bedeuten deren Feudalsitzen durch 33 ). In den Fällen, wo die Burgen eine slawische Vorgängerburg hatten, wie in Rochlitz, liegen deren Reste auf den höch sten Punkten des Sporns. Letztlich wird der Bau des Westturmes um die Mitte des 12. Jahrhunderts anzusetzen sein. Sowohl Form als auch Höhe und Mauerstärke sind für diese Zeit typisch 34 ). Die mit archäologischen Methoden gewonnenen Ergebnisse lassen sich mit den bekannten historischen Fakten recht gut in Übereinstimmung brin gen. Wenn über die Anfänge der mittelalterlichen Besiedlung von Koh ren auch keine einheitliche Auffassung besteht 35 36 ), wird man die Erwäh nungen bei Thietmar von Merseburg doch auf unser Kohren beziehen können. Der Name Kohren wurde erstmalig 974 in einer Schenkungs urkunde Ottos II. an das Bistum Merseburg genannt 30 ). 31) Vgl. etwa E. Schirmer, Vorläufiger Bericht über die Ausgrabungen auf dem Kyff häuser, in: Der Spatenforscher 1, 1936, S. 9 ff.; H. Wäscher, Feudalburgen in den Bezirken Halle und Merseburg, Berlin 1962, S. 113; G. Neumann, 1962, a. a. O. 32) Zum Beispiel auch Meißen, vgl. W. Coblenz, Meißner Burggrabung, in: Ausgra bungen und Funde 7, 1962, S. 89 ff. 33) Zum Beispiel die Burgen Rochlitz, Kr. Rochlitz; Mutzschen, Kr. Grimma; Gnandstein, Kr. Geithain, um nur einige zu nennen. 36) H. W ä s c h e r , 1962, a. a. O., S. 25. Eine Vorstellung von den Turmbauten des späten 11. Jahrhunderts in Sachsen vermittelt der kürzlich in Groitzsch, Kr. Borna, auf der Wiprechtsburg freigelegte Turm. Um 1080 erbaut, setzt er sich mit 12 m Durchmesser und nur 2,0 m Mauerstärke deutlich von den Kohrener Türmen ab. Allerdings wird er auch nie die Höhe der genannten Türme erreicht haben. Die noch erhaltenen 3 m Höhe werden etwa die Hälfte der Gesamthöhe ausmachen. Mit seinen Maßen dürfte er allerdings kaum als Bergfrit, sondern wohl eher als Wohnturm im Sinne des west europäischen Donjon gedient haben. Der Groitzscher Turm ähnelt in Form und Höhe, wenn auch nicht in der Mauertechnik, dem Turm auf der Burg Leisnig und der „Flasche“ auf dem Altenburger Burgberg. 35) Vgl. W. Schlesinger, Kirchengeschichte Sachsens im Mittelalter, in: Mitteldeut sche Forschungen 27/1, Köln-Graz 1962, S. 322 zu S. 171. Wenn die Beweisführung Schlesingers auch durchaus nicht zwingend ist, möchte man sich ihr anschließen, da auch archäologische Fakten für Kohren-Sahlis sprechen. Die in Choren, Kr. Döbeln, nachgewiesene Burg ist offensichtlich jünger. Zu dieser Problematik auch E. Franke, Studien über die historischen Namenbelege von Choren (Manuskript o. J. in der Bücherei des Landesmuseums für Vorgeschichte Dresden). 36) H. Q u i r i n , Handbuch, S. 168 f.