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rischen Bereich zu finden ist, sondern auch aus Nordwest- und Mittel böhmen häufig vorliegt. Zahlreiche übereinstimmende Züge, was Form (ei- und tonnenförmige Töpfe, Schüsseln mit eingezogener Mündung oder mit ausladendem Rand) und Verzierung (Kammstrichwellenlinie, geritzte Wellenlinie, einfache Rillen, Einstiche) betrifft, verbinden die Keramik von Cheb mit der bayrischen. Die Beschränktheit der Ziermotive und die Nüchternheit in Form und Verzierung — Doppelkegel fehlen z. B. bei beiden Keramikgruppen — lassen vermuten, daß insbesondere die ältere Keramik dem bayrischen Kreise näherstand als dem böhmischen. Denn für den böhmischen Kreis sind, wie wir wissen, mannigfache Ziermotive, reichere Verzierung, eine größere Anzahl doppelkonischer Gefäße und Flaschenformen kennzeichnend. Auch die slawische Tonware aus dem thüringischen Kreis zeigt eine ge wisse Verwandtschaft mit der älteren Keramik von Cheb. Von hier aus oder besser durch Vermittlung der thüringischen Keramikgruppe aus Niedersachsen, dem Rheinland und Westfranken kam wohl als mero- wingische Hinterlassenschaft das kreisförmige Stempelziermotiv in das Gebiet von Cheb. Wir können allerdings nicht behaupten, daß gerade dieses Stempelmuster für die Keramik von Cheb typisch sei 20 ). Wenn wir von einigen Tatsachen absehen wollen, trifft die Beschreibung, die H. Rempel für die thüringische Keramik erarbeitete, auch für die Kera mik von Cheb zu. Unterschiede bestehen lediglich darin, daß im kerami schen Fundgut Chebs die Doppelkegel fehlen, die Rempel als typisch für die thüringische slawische Keramikgruppe bezeichnet, und daß hingegen Bodenzeichen auf Gefäßen von Cheb, wenn auch in beschränktem Maße und vorwiegend auf jüngeren Formen, erscheinen, deren Fehlen auf der thüringischen slawischen Keramik Rempel als einen der charakteristi schen Züge dieser Gruppe ansieht. Auffallend stark ist die Ähnlichkeit der Keramik von Cheb mit der sla wischen Tonware aus dem Flußbereich der Orla und Saale. Auch diese Keramikgruppe bearbeitete H. Rempel 21 ). Den groben, grauen bis röt- 20) W. Haarnagel, Keramik aus den Wurten „Hessen“ und „Emden“, in: Prähisto rische Zeitschrift 37, 1959, S. 14 ff.; P. Grimm, Zur Entwicklung der frühmittel alterlichen Keramik um Halle und Magdeburg, in: Prähistorische Zeitschrift 37, 1959, S. 72 ff. W. H a a r n a g e 1 führt einen Beleg für das Stempelmotiv eines Kreu zes im Kreise aus Godlinze in Holland, aus dem Gebiet zwischen Elbe und Weser sowie von den nordfriesischen Inseln an und datiert sie in das Ende des 9. und in den Anfang des 10. ,Th. P. Grimm leitet die Verwendung derselben Stempelmotive aus dem westdeutschen Gebiet mit starker merowingischer Tradition ab. R. Schindler, Die Datierungsgrundlagen der slawischen Keramik in Hamburg, in: Prähistorische Zeitschrift 37. 1959, S. 187 ff. führt Belege für das genannte Stem pelmotiv auf slawischer Keramik von der Wende des 8. zum 9. Jh. an. 21) H. R e m p e 1, Saalfeld und der Orlagau in frühgeschichtlicher Zeit, in: Saalfelder Kulturblätter 3/4, 1963, S. 1 ff.