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daß die ältere Kaiserzeit in Sachsen bis jetzt noch nicht zusammenfas send bearbeitet ist. Weitmündige Terrinen mit senkrecht gestelltem oder leicht winkelig nach außen gebogenem Rand sind in mehreren Spielarten vertreten. Die Ge fäßschultern sind im allgemeinen nicht hochliegend, sondern flach und hängend. Die Ränder können recht kurz (Abb. 2,4, 5) oder etwas länger sein (Abb. 2,1, 2, 7); einige sind durch einen deutlichen Knick von der Schulter abgesetzt (Abb. 2,1, 7); andere wiederum gehen absatzlos aus ihr hervor (Abb. 2,3, 5). Die Mündungsränder sind lippenartig gerundet oder gerade abgestrichen und kantig, in einem Falle auch verdickt. Von den Terrinen kaum zu trennen sind Scherben von Töpfen mit eingezogener Mündung und Schrägrand (Abb. 2,6, 10, 11, 12); ihre Schultern sind meist etwas höher gewölbt, der senkrechte oder schräg nach außen geneigte Rand ist z. T. etwas länger, der Mündungsrand gerundet oder kolben artig verdickt. Der Halsknick kann stärker oder schwächer betont sein. Bis auf das schwarzglänzende Randstück Abb. 2,2 sind alle Scherben von grauer bis hellbrauner Oberflächenfarbe und gut geglättet. Nicht nur im elbgermanischen Gebiet verbreitet, gehören sowohl weit mündige Terrinen (Form 2, terrinenförmige Situla nach Th. Voigt; Form A 1 nach A. v. Müller) als auch engmündige Töpfe (Form 5/6 nach Th. Voigt; Form C 1 nach A. v. Müller), beide mit schrägem Rand, zum übli chen Inventar der ersten beiden Jahrhunderte nach Ohr. 2 ). Die weiche Profilierung und die zum Teil hohen Ränder könnten für ein fortgeschrit teneres Stadium in der Entwicklung dieser Gefäßgattungen sprechen. Zu hohen Töpfen gehören auch einige Bruchstücke wurstförmiger Hen kel (Abb. 3,1, 2, 3), der letztgenannte ist randständig. Die beiden größeren hellgrauen, gut geglätteten Scherben Abb. 3,5, 8 zeigen vierkantige, unter randständige Henkel; der Schrägrand ist durch eine waagerechte flache Kehle bzw. einen Wulst am Hals abgesetzt. Einer von ihnen trägt wulstig aufgelegte schwalbenschwanzförmige Henkelfortsätze, die in tellerförmi gen Knubben enden; auf der steilen Schulter sind mehrere horizontal verlaufende flache Kehlen angebracht. Töpfe mit derartigen Henkeln erscheinen im allgemeinen erst in einem späteren Abschnitt der älteren Kaiserzeit 3 ). Eine genaue Entsprechung zu unserem Schwalbenschwanz henkel enthielt ein Grabfund aus Kleinzerbst, Kr. Köthen, der durch vier Fibeln in die zweite Hälfte des ersten Jahrhunderts n. Chr. datiert 2) Th. Voigt, Die Germanen des 1. und 2. Jahrhunderts im Mitteleibgebiet, in: Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte XXXII, 1940, S. 24 ff., S. 32 ff. A. v. Müller, Formenkreise der älteren römischen Kaiserzeit im Raum zwischen Havelseenplatte und Ostsee, Berlin 1957, S. 6 f., S. 11 f. 3) Th. V o i g t, a. a. O., S. 58. A. v. M ü 11 e r , a. a. O., S. 12 f.