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düngen haben diese Nachweise als sehr fraglich zu gelten. Überhaupt ist das Fehlen von Abbildungen ein Umstand, der die Beurteilung besonders älterer Funde sehr erschwert oder unmöglich macht, was um so bedauer licher ist, als das Material oft nicht mehr erhalten oder unauffindbar ist. Aber auch neuere Arbeiten lassen leider sehr oft Abbildungen vermis sen. Von den eben erwähnten Stellen haben nur drei Arbeiten Abbil dungen der Erbsen 61 ). Überblicken wir abschließend die neolithischen Erbsenfunde, so zeigt sich, daß die Samen im Mittel deutlich kleiner sind als die heutigen. Diese Tatsache wurde schon von den ersten Unter suchern beobachtet und kann auch für die Samen anderer Kulturpflanzen (und Unkräuter) festgestellt werden. In dem vorliegenden Material wur den neben mehr oder weniger kugeligen Samen auch solche mit eingedell ten Flanken gefunden. Lehmann 62 ) unterscheidet bei den heutigen Erbsen drei Typen: kugelige bis rundlich-eckige, eckige bis zusammengedrückte (eingedellte) und runzlige Samen. Nach Rothmaler und Natho 63 ) hatten die neolithischen Erbsen von Westeregeln deutlich eingedrückte oder ein gedellte Flanken. Diese Autoren meinen, daß dies für neolithische Erb sen typisch ist. Willerding 64 ) unterscheidet unter den neolithischen Erb sen von Rosdorf (Kr. Göttingen) runde, polyedrische und abgeplattet eingedrückte Samen. Bei der Betrachtung der Form neolithischer Erbsen muß, wie Willerding 64 ) bemerkt, berücksichtigt werden, daß die Gestalt des Samens sich aus der Lage in der Hülse und aus dem Reifegrad bei der Ernte ergibt; weiter könnte das Zucker-Stärke-Verhältnis eine Rolle spielen. Es muß aber auch daran gedacht werden, daß der Vorgang der Verkohlung einen Einfluß auf die Samenform haben kann. Mit über 22 000 Samen ist der Fund von Dresden-Nickern der bisher umfang reichste neolithische Erbsenfund (Bandkeramik Westeregeln: 2700 Stück, Rössener Siedlung in Heilbronn: 500 Stück). Diese in relativ großer An zahl gefundenen Erbsen, die ohne Beimengung anderer Kulturpflanzen vorlagen, machen es wahrscheinlich, daß diese Art hier kultiviert wurde, und zwar im Reinanbau. Auch in Westeregeln wurden die Erbsen getrennt vom Getreide gefunden. In Rosdorf dagegen wurden die Erbsen zusam men mit Getreide angetroffen. Leider enthalten die meisten einschlägi gen Arbeiten keine oder nur ungenügende Angaben über die Fund- 61) E. W e r t h , a. a. O., 1939. — H. Helba ek, a. a. O., 1959. — U. Willerding, a. a. O., 1965. 62) Chr. O. Lehmann, Das morphologische System der Saaterbsen (Pisum sativum L. sens. lat. Gov. ssp. sativum), in: Züchter 24, 1954, S. 316—327. 63) W. Rothmaler und I. N a t h o , a. a. O., 1957. M ) U. W i 11 e r d i n g , a. a. O.