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vor 496 ). Daraus geht jedoch hervor, daß es sich hierbei wohl ausschließlich um Siedlungsfunde handelt. Leichenbrand wird zumindest in keinem Falle erwähnt. Hingegen können für den Siedlungscharakter dieser Fundstelle neben großen Massen dickwandiger Scherben 497 ), zu denen sich „mehrere Schubkarren voll feiner und grober Scherben“ gesellen, ein Mahlstein mit Läufer, ein pyramidenförmiges Webstuhlgewicht, ein scheibenförmiger Spinnwirtel (Abb. 78,2), zwei Stücke gebrannten Hüt tenlehmes und ein sehr großes Vorratsgefäß ins Feld geführt werden. Hinzu tritt die Tatsache, daß zumindest ein Teil dieser Funde aus Gru ben bzw. „Brandstellen“ stammt und noch mehrere solcher Verfärbun gen beobachtet, aber nicht untersucht wurden. Auf die Frage, wann und wie lange diese Siedlung bestand, vermögen uns die angeführten Funde allerdings keine Antwort zu geben. Auch die auf Abb. 78,1, 2 wiedergegebenen Stücke, die von Parzelle 899a stammen, bieten nur geringe Anhaltspunkte für die Datierung. Die hohe Ösenter rine mit gestrecktem Unterteil und abgesetztem, kurzem Steilkegelhals (Abb. 78,1) findet keine völlig gleiche Parallele. Ähnliche, allerdings etwas abweichende Formen sind dagegen nicht selten. Grab 1 von Bie berach 498 ), Kreis Großenhain, enthält zwei etwa vergleichbare Gefäße und muß der geradwandigen, ritzverzierten Ware zugeordnet werden. Ebenfalls in den Horizont der Fremdgruppen gehört Grab 22 von Nieder rödern, Kreis Großenhain 499 ), das ein sehr ähnliches Gefäß (allerdings ohne Ösen) aufweist. Auch Grab 107 von Bieberach führt neben einer vergleichbaren Ösenterrine 500 ) Formen der Fremdgruppe mit geradwan- diger, ritzverzierter Ware. Diese Beispiele aus geschlossenen Grabverbän den mögen genügen, uns wenigstens einen Hinweis zu geben. Sicherheit für die Datierung können aber auch sie nicht erbringen. Die in der Nähe dieses Gerätes gefundene, roh geknetete und durch lochte Tonscheibe (Abb. 78,2) hilft nicht weiter. Das bezeugen Parallel funde in einigen gut datierbaren Grabverbänden. Während das Grab von Königsbrück 501 ) noch der Mittelbronzezeit angehört, führen uns Grab 4 von Wildenhain 502 ), Grab 3 von Prositz 503 ) und ein Grab von 406) Unterlagen in der Ortsakte Weinböhla im LMD. 497) Da sämtliche bekannten Unterlagen im Katalog (s. unter Fst. 4—6) ihren Niederschlag fanden, verzichten wir an dieser Stelle auf deren nochmalige Vorlage. 498) W. G r ü n b e r g , Grabfunde, Taf. 3,4 und 10. «») a. a. O., Taf. 19,4. 500) W. C o b 1 e n z , Grabfunde, Taf. 36,14. 501) a. a. O., Taf. 15 und 16,1-5. 502) a. a. O., Taf. 33,12-13. 503) W. C o b 1 e n z , Das Gräberfeld von Prositz, Teil I, 1955, Taf. 1,9-14, 16, 17, 19.