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krMMer MlWM I Nr. 14l , I Mittwoch, den IS. Juni 1940 , Iahrg. 93, «arte mit de« Front- verlauf nach dem OKW.- Bericht vom 18. Ami. (Scherl-DiweMenst-M.) Das Ergebnis Bolle Ueberi München, 18. Juni. Der Führer und der Duce habe« sich heute i« ihrer Besprechung über die Stellungnahme der beide« verbündeten Regierungen zu dem französischen Waffenstillstandsgesuch geeinigt. Der Führer und der Duce haben nach Beendigung der Besprechungen München wieder »erlassen. Der Verlauf der Zusammenkunft. Ueber den Verlauf der Zusammenkunft von München, des sechsten Zusammentreffens des Führers mit dem Duce, wird noch folgendes berichtet: Punkt 12 Uhr lief der Sonderzug des Führers auf dem Hauptbahnhof ein. Reichsstatthalter Ritter v. Epp und Staatsminister Adolf Wagner begrüßten ihn. Dann fuhr er zu seiner Wohnung. Der Duce traf in Begleitung seines Außenministers Graf Liano um 15 Uhr ein. Unter den Klangen der „Giovinezza" stieg er aus seinem Salonwagen. Der Führer begrüßte ihn auf das herzlichste und hieß ihn in München willkommen. Anschließend begrüßte der Führer den Außenminister Graf Liano. Der Duce richtete Begrüßungs worte an den Reichsaußenminister v. Ribbentrop und den Lhef des Oberkommandos der Wehrmacht, Generaloberst Keitel. Dann schritt er mit dem Führer unter den Klängen der Nati onalhymnen die Ehrenkompanien des Heeres, der Luftwaffe und der A ab. Begeisterungsstürme begrüßten den Führer und den Duce auf der Fahrt zum Prinz-Larl-Palais, wo der Duce auch diesmal wieder Wohnung nahm. Im Gefolge der beiden Staatsmänner befanden sich außer den bereits Ge nannten die Botschafter Alfieri und v. Mackensen, der stellv. Generalstabschef des italienischen Heeres, General Roatta, der Kabinettschef des Duce, Sebastiani, und Reichspressechef Dr. Dietrich. Vor dem Prinz-Larl-Palais verabschiedete sich der Führer von dem Duce und begab sich in den Führerbau am Königlichen Platz, wo um 16 Uhr die Besprechungen im Arbeitszimmer des Führers stattfanden. Nach ihrem Abschluß traten der Führer und Mussolini auf den Balkon. Mit unbe schreiblicher Begeisterung und minutenlangen tosenden Heil, rufen Mühten dje Tausende Wd aber. Tausende auf. dem Königliches Platz die beiden Staatsmänner. Der Duce und von München. der Führer dankten mit erhobener Rechten nach allen Seiten. Dann schlossen sich hinter ihnen die Türen, während die Menge die nationalen Hymnen der beiden verbündeten Länder und die Kampflieder dieses Krieges — das Engeland, und das Frankreichlied — anstimmte. Kurze Zeit später geleitete der Führer seinen Gast zum Portal des Führerbaues, wo er sich herzlich von ihm verabschiedete. Die Abfahrt Mussolinis von München gestaltete sich noch einmal zu einer eindrucks- vollen Kundgebung. Auf dem Hauptbahnhof schritten die beiden Führer der verbündeten Völker die Ehrenkompanien ab. Vor dem Sonderzug verabschiedete sich der Führer vom Duce mit einem langen festen Händedruck. Dann bestieg Mussolini den Wagen. Die wenigen Minuten bis zum Abgang des Zuges benutzte er noch zu einem angeregten Gespräch mit Adolf Hitler. Inzwischen hatte sich der Reichsaußenminister von Graf Liano verabschiedet. Dann setzte sich der Sonderzug des Duce in Bewegung. Wenige Minuten später verließ auch der Sonderzug des Führers die Hauptstadt der Bewegung. Ein geschichtlicher Tag, der für immer in der Erinnerung der Münchner Bevölkerung weiterleben wird, hatte sein Ende erreicht. * „Das neue Europa auf dem Marsche." Zu der Begegnung von München schreibt die italie nische Presse u. a.: Von den Entscheidungen und Be schlüssen, welche die beiden Staatsmänner gefaßt haben, wivd allgemein der Beginn eines Zeitalters erwartet, dessen Gesetze vom Nationalsozialismus und vom Faschismus bestimmt werden. Diese beiden Revolutionen werden, so betont „Po- polo di Roma", auch die Gesetze des Friedens in einem neuen Europa bestimmen. Unter der Ueberschrift „Der Sieg einer Idee" stellt „Messaggero" fest, die großen geschichtlichen Vorgänge unserer Zeit hätten bereits die ganze Welt über zeugt, daß das neue Europa, frei von den namenlosen Un- gerechtigkeiten, in denen es erstickt werden sollte, auf dem Marsche sei. Nationalsozialismus und Faschismus würden die Voraussetzungen für die neue Ordnung in Europa schaffen. Im übrigen dürfe man das „Niemals" eines Dalqdter und da- engrW,ft«»Mfche ÄtzkehmWfpüeu. nWt Die Abrechnung. Dem „E. V." wird aus Berlin geschrieben: Der alte Pötain hat zwar erkannt und ausgesprochen, daß Frankreich die Waffen niederlegen muß. Aber noch ist dies nicht geschehen und noch sucht man sich und anderen vorzu machen, daß es dabei noch diese und jene Wahl gebe und Be- dingungen gestellt werden könnten. Der neue Außenminister Baudoin wagt es noch, die Tatsachen zu verfälschen mit der Erklärung, die neue Regierung habe „die grausame Mission übernommen, den Feind um Waffenstillstandsbedingungen zu bitten, damit das Blutbad unserer Kinder aufhört". Auch ein Narr wie dieser Baudoin wird einsehen, daß mit solchen Ver- leumdungen kein Geschäft mehr zu machen ist. Was heißt überhaupt „Waffenstillstand"? Den gibt es nur zwischen Bewaffneten, Kämpfenden und enthält den Be- griff des Vorbehalts der Wiederaufnahme des Kampfes. Von solchem Vorbehalt kann keine Rede sein, und Pötain hat im übrigen nicht um Waffenstillstand gebeten. Baudoin erklärt, „Frankreichs Moral sei nicht erschüttert, es sei nur dem Mate, rial gewichen". Warum will es dann nicht auf das ver- sprochene englische und amerikanische Material warten und dann mit „unerschütterter Moral" weiterkämpfen und frei» lich auch in Kauf nehmen, wie bis dahin der Vormarsch der deutschen Armeen sich weiter über die Trümmer geschlagener französischer Heere nach Frankreichs Süden ergießt? .Frank reich hat die Waffen nicht niedergelegt", prahlt dieser seltsame Außenminister. Dann geht eben — siehe Loiremündung, Dijon, Belfort, Le Lreusot — der Krieg weiter über Frankreich. Baudoin ist „nicht bereit, alle Bedingungen anzunehmen". Dann wird er nicht lange Außenminister bleiben. Denn jetzt weist ein anderer Mann als er und seinesgleichen den Dingen ihren Weg, ein Mann, der Wirklichkeiten zu erkennen und zu gestalten fähig ist. Auch in England sind Nebelmänner am Werke. Ihr Rundfunk erklärt, es sei „zu erwarten gewesen, daß Frank- LanostenfuttenioWk. Wer Rundfunk führt bann fort, daß dennoch dieses Frankreich nicht gutwillig in die Bedingungen Verzweifelter Durchbruchsversuch. Die Franzose« verlöre« 2VVVV Ma««. Berlt«, 18. Iunt. Gestern machte ei« Teil der im Elsaß «nd in Lothringen eingeschlossene« französi. sche« Truppe« eine« verzweifelte« Durchbruchsversuch bei Vesoul i« Richtung auf das Plateau von Langres. Der An- griff wurde unter schwerste» Verlusten für den Feind zurück- geschlagen. 2 v Vvv Gefangene blieben in deutscher Hand. Die deutschen Truppen haben bekanntlich die Loire auf- warts Orleans bis Nevers «nd südostwärts davon erreicht. Unter dem Kriegsmaterial, das von «ns erbeutet wurde, be fanden sich bei Nevers über 1üü Panzerkraftwage«, darunter sechs überschwere Panzerwagen im Gewicht von 7V Tonnen. Diese Wagen traten hier zum ersten «nd gleichzeitig zum letzte» Male i» den Kamps. Adolf Hitlers willigen werde. Zur Berichtigung seiner selt samen Auffassung, daß die französischen Truppen „stolz das Haupt erheben können", möge Baudoin nachlesen, was selbst das jüdische englische Reuterbüro und die amerikanische Presse über die völlige Hilflosigkeit dieser stolzen Truppen zu er zählen wissen. Die Stunde ist angetan, nicht zu vergessen, was die Franzosen uns mit 10 000 feurigen Zungen bis Sonntag gepredigt haben: daß es auf die gänzlich^ völlige, unwiderrufliche, nie wieder gut zu machende Vernichtung Deutschlands ankomme und auf sonst gar nichts. Es ist die Stunde, uns zu erinnern, was vor zwei Jahrzehnten im Walde von Lompiegne ein Mar schall Foch unter „Waffenstillstand" verstand, und wie in seinem Auftrag der General Weygand dort dem unseligen Erzberger seine 34 Bedingungen diktierte, mit dem grausigen Kehrreim: „Ohne Recht auf Gegenseitigkeit . . ." Was Foch und Wey- gand damals fünf Wochen nach dem deutschen Waffenstillstand ersuchen als „Waffenstillstandsbedingungen" diktierten, war be- reits die völlige Vernichtung Deutschlands. Weygand, der da bei war, wird sich erinnern, wie bas alles aussah und vvnstatten ging. Die Stunde klarer, kompromißloser Bereinigung aller fran zösisch-deutschen Probleme, des Problems Europas, ist gekom- men. Der Herr der Stunde aber ist der Mann, der keine Halb- heilen kennt, der alle Verhältnisse nach dem neuen, von ihm ge fundenen Lebensgesetz der Völker gestaltet. Da bleibt kein Raum für chauvinistische Faseleien und Ausschneidereien nach Art Bau- doins, keine Möglichkeit für irgendwelchen Kuhhandel mit un sauberen Revanchevorbehalten. 1870 schrieben in England die „Times" nach dem Sieg Deutschland »t „Keine Nation hat je einen so schlimmen Nachbarn gehabt, wie Deutschland ihn in den letzten 400 Jahren an Frankreich gehabt hat, schlimm auf jeg liche Art, frech, räuberisch, unersättlich, unversöhnlich und immer angriffslustig". Damals sagte das Blatt noch die Wahrheit. Eine große und alte Rechnung ist jetzt zu begleichen und zwar für immer. Da Hilst keinerlei Halbheit. Unerbittlich muß reiner Tisch gemacht werben. Nicht aus den Minderwertigkeits komplexen eines vom Haß vergifteten mutlosen Gegners, wie er im Wald von Compiegne und in Versailles seinem Sadismus frönte, sondern mit dem Blick des Genius auf und über Iahr- hunberte und mit der großen, von Haß, Neid und Minberwer- tigkeitsgefühlen nicht beirrbaren Unbefangenheit des wahren Siegers und wahrhaftigen Vollstreckers des Willens der Ge- schichte. Frankreich hat, und nur noch auf eine halbe Stunde, die Wahl zwischen diesem Willen und dem endgültigen Verderben durch den Verbrecher Churchill. (Die heutige« Wehrmachtsberichte liege« noch nicht vor.')