Volltext Seite (XML)
236 Vereins sehr nahe gelegen, denn Geld sammeln ihul's nicht allein! — haben sich auch ein Her; gefaßt und sind, der geistreiche Monod in Paris an der Spitze, vor den Kaiser getreten, als dieser in Stuttgart war. Das ganze Heer der Diplomaten mit ihren Grasen und Baronen, ihren Orden und Sternen hatte er abgewiesen, roch diesen schlichten Geistlichen gewährte er Zutritt. Wem wüßte man das Schöne unv Edle erst begreiflich machen, das sich schon darin auSspricht. Aber noch mehr. Als die wackeren Herren denn nun in aller Bescheidenheit, aber auch in aller Freiheit und Kraft den unglücklichen Esthen und Letten das Wort geredet unv zu tieferer und er neuerter Erwägung ihm eine Adresse überreicht hatten, da nahm er diese Adresse nicht nur eigenhändig auf, sondern zeigte in Wort und Miene, daß ihn die Sache mächtig ergriffen hatte. Wir nehmen seine Aeußerung: das Gesetz verbiete den Rücktritt und er könne das Gesetz nicht ändern; als ein schmerzliches Zugesiändniß, daß auch ein Kaiser aller Reußen nicht alles das Gute kann, was er will, ehren aber in der Erklärung, daß er die Art unv Weise jener Bekehrungen tief beklage, das warmempfundene Mitgefühl eines edlen Herrschers mit den geistigen Nöthen seines Betkes. Möge der milde Geist des Westens ihn auch seiner in seinem rauhen Osten umwehen! Ver gangene Woche hat er nun in dem unglücklichen Polen verbracht. Ach, ist ras dort ein Wesen mit dem russischen Regiment! Hnndenatur und Katzen natur, jede in ihren schoselsten Bestandtheilen mit Ausschluß der bessern präparirt, dann destillirt und endlich noch potenzirt, das giebt etwa eine russische Polizei in Warschau. Kriechende Servilität nach oben und blutige Mißhandlung nach unten, schamlosester Lug und Trug, der dem öffentlichen Gewissen ins Angesicht spuckt, srechestes Spiel mit dem Scheine, das Leichen zu Lebenden ausputzt und die moderne Verwesung mit der parsümirten Schminke balllustiger Fröhlichkeit salbt, und das Alles so plump und so grob, daß es ein altes blindes Weib mit dem Stocke herausfühlt; das ist etwa der Charakter der Anstalten, die für den Empfang des Herrschers dort in Scene gesetzt sind. Du guter Kaiser mit Deinem edlen, wohl wollenden Herzen, was Deine russischen Beamten Dir in Warschau Alles weiß machen wollen, wenn Du Dir's bei allen den Spitzeln und Kosacken und den ganzen Maßregeln hermetischer Absperrung hast weiß machen lassen! Zwar hat er selbst jeden glänzenden Empfang untersagt, und die aufgebaute Jubel- und Ehrenpforte wieder abbrechen lassen, nichts desto weniger hat die Polizei eine freiwillige Beleuchtung angeordnet, bei der nicht bloö die Fenster und Simse der Stockwerke, auch die Trottoirs der Straßen im Lichtglanz schwimmen mußten, als wäre alles voll Jubel und Wonne; jeder Hausbesitzer wurde bei schwerer Strafe bedroht, während der drei Tage der kaiserl. Anwesenheit ja keinen Bettler und Krüppel aus seinem Hause zu lassen, als strahle dort Alles von Wohlstand unv frischer Gesundheit; ja die Besitzer der Häuser, die an dem Freiplatze liegen, auf weichem das dem Paskiewitsch ernchtxte Denkmal enthüllt wurde, erhielten die Weisung, für diesen Tag die Fensterkreuze herauszunehmen und jedes Fenster mit 12 schaulustigen Köpfen zu besetzen, als jubelte» die Polen darüber, daß dieser Feldmarschall ihr Ringen nach Freiheit und nationaler Selbstständig keit blutig zu Boden geworfen hat. Solches Ausvenkopfstellen der Wahrheit, solche grandiose Leimerei des Landesherrn ist doch nur in Rußland möglich. Aber wenn da z. B. Potemkin seine Kaiserin Katharina II. versohlt, daß ihr eigentlich Hören und Sehen hätte vergehen müssen, wäre sie nicht so schon von ihrer Liebesbrunst mit Taubheit und Blindheit geschlagen gewesen; wenn er ihr, um seine Statthalterkünste zu zeigen, in einer wüsten Provinz zusammengetriebene Heerden von Menschen und Vieh zeigt, die Nacht» wieder weiter müssen, um morgen von neuem zu figuriren; wenn er vor ihren entzückten Augen in der Ferne reiche Dörfer schimmern läßt, die nur gemalt sind, und mit einem prachtvollen Feuerwerke eine ganze Kriegsflotte beleuchtet, die nur aus aufgeputzten Kauffahrern und perspektivisch ausge stellten alten Barken besteht: >o kann man darüber lachen, denn das ist eben ein Pcssenspiel. Aber in Warschau ist's anders, da ist's ein Trauer spiel, denn es handelt sich um die edelsten Gefühle und Schmerzen eines ganzen Volkes. Nun, der Kaiser sieht dieses Rührspiel nicht mehr; er ist nun in Petersburg. Er kann auch die Polen nicht rette», so wenig als die reuigen Esthen und Letten. Das Schicksal der Polen geht seinen Gang. Aber charakteristisch ist es für die drei Reiche, die sich in Polen getheilt haben, wie dieser Gang bei jedem verschieden ist. In Rußland unterliegt das Polenthum der rohen Brutalität, in Preußen der Zersetzung eines natürlichen ProcesseS und in Oesterreich jubelt es jetzt über errungene po litische Vortheile, die es am Ende doch nur einem ähnliche» Schicksale, wie in Preußen entgegenführen. Doch davon ein ander Mal! Wir wollen lieber, da wir heute der Esthen und der Letten und der Polen in Rußland gedacht habe», nun auch der Deutschen in diesem Reiche gedenken. Wir meinen natürlich nicht diejenigen, die auf deutschem Grund und Boden geboren, sich von russischem Golde in russische Dienste verlocken ließen, weil sie nicht die Geduld und die Zähigkeit hatten, sich auf ihrem heimischen Boden eine zufriedenstellende Existenz zu erringen. Nein, die nicht; denn die tragen ihre eigne Haut zu Markte und haben kein Anrecht, wenigstens nicht das erste, auf unsere Sympathie. Wir meinen diejenigen Deutschen, die in russischen Provinzen mit deutschen Elementen geboren in Blut, Sprache, Religion und Gesittung uns angehören, lieber sie und die Weise, wie Rußland gegen sie die beschworenen Verträge hält, brachte denn diese W! Wj ''ich. de. auch Deputationen aus dem Anslande erwartet. Preußen das de: ihren La»^ aus das Stirnrunzeln der Herren an der Seine, um Gi scher de i dH "tert Gr «litte »in? -^1 ' Thr hi Gr Wb Woche auch ein Stückchen das her paßt, nicht gerade von uiM Gewicht, aber sehr lehrreich. Am Sonntag, als am 3. Juli, nE Rigaer mit ihren Schulen ein altes, schönes, noch von den Väter«, kommenes Fest feiern. Da ziehen nämlich die Schüler und SchäM mit Lehrern und Lehrerinnen hinaus nach einem schönen Punlt dir gebung, wo sie im Verein mit den Eltern und der teilnehmenden^ vern ^l-t Preußen. M * Ems, 13. Juli. Nachdem die Nachrichten von der 6", tz des Prinzen von Hohenzollern der französischen Regierung Ä spanischen Regierung amtlich mitgetheilt worden, hat der E, Botschafter in Ems an den König die Forderung gestellt, ihn A ritir-n. daö er naM Paris lelraraNliire dak der Känia NN» t.MOs j Sachsen. , Dresden, 11. Juli. Se. Maj. der König haben heute >« von Pillnitz aus die beabsichtigte Reise nach den: Leipziger »" Zwickauer Kreisdirecticnsbezirke angetreten, von welcher Allerhöchst^ ,Gjg am Sonnabend (16. Juli) Abend wieder nach Pillnitz zurückzuE denken. Wllu Zwickau, II. Juli. Der Strike der Bergarbeiter deS II Kohlenrahons ist in vollem Gange; sämmtliche Arbeiter der SVtjH> Werke haben heute die Arbeit eingestellt, nachdem gestern in ^'Ws, eine Versammlung abgehalten und dahin Beschluß gesaßt Nur wenige kleine Werke in Bockwa und Oberhohndorj sind «Abiri Betriebe. Die Arbeiter benehmen sich ruhig und besonnen; biS^«zei auch nicht der geringste Exceß vorgekommen. So viel verlautet, T Seilen der Direktionen nicht abgeneigt, einen Ausgleich anzubahsW hat will man virect mit den Arbeitern, bez. Deputirten derselben, mit den Agitatoren verhandeln. — Voraussichtlich wird der 5. deutsche Protestantentag am 28. u. 29. Septbr. abgehalten werken. Man rechnet »>^ eine massenhafte Betheiligung aus ganz Deutschland, sondern schäft sich an den gebotenen Genüssen und Spielen heiter ergötz!«, nach alter, frommer Weise beginnt der Auszug erst, nachdem aii, Markle der Stadt ein erhebender deutscher Choral aus der M .. Schüler erklungen ist. Was macht dieses Jahr der russische Beai«l si^ Kurator? das Fest verbietet er nicht; aber den Choral. Der W Un s man sollte das von einem Russen kaum denken! — der Menst Gou also, welche deutsche, welche protestantische Macht in einem Choral! z und daß, so lange der Deutsche sich von den Schwingen desselben? G. läßt, er vor russischer Kniebeuge vor Bojaren und Popen zurüÄ >1, drum verbietet er ihn. Er verbietet ihn in derselben Stadt und Gr selben Stelle, aus der sein edler kaiserlicher Herr selbst im Jab» Thränen tiefgehender Rührung über die ergreifende Gewalt ei«^ deutscher Jugend gesungenen ChoraleS vergossen hat! Ja, derKüst G ; nicht alles das Gute, was er will; der Moskowiter ist stärker! Haus blos stärker, auch schlechter; und seine Maxime ist: was der M ?sind kann, das kann der Fuchs. von vierten Bataillonen gesichert." Ij Berlin, IO. Juli. Hier war man im ersten AugenMG maßen verdutzt über den martialischen Ton, welchen die französischen Kaisers und deren publicistische Janitscharen über G didatur des Prinzen Leopold anschlugen. Mit großem Gleich^ man die unmuthigen Aeußerungen der französischen Minister »^ Presse hier vorüberrauschen. Der Norddeutsche Bund betracht j eine seiner ersten Aufgaben, mit dem ungetheilten Gewicht sei»^ für die Erhaltung des Friedens einzustehen, und er würde zuwiderhandeln, wollte er sofort an den Degen schlagen, wenn Gaia heißblütiger Nachbar seine Zunge nicht immer im Zaume wenn Handlungen von unzweideutig feindseligem Charakter a»^!>Gs der Worte träten, dann würde aber die Raschheit der Actio» ^ba im Fluge wieder nachholen, was durch geduldiges Abwarte» h deS allgemeinen Friedens vielleicht versäumt worden wäre, G» richt der „Elberf. Ztg." dagegen: König Wilhelm habe nach f L graphirt, er werde die Annahme der spanischen Krone durch Leopold nicht zugeben, wird hier in unterrichteten Kreisen f"? unbegründet gehalten. So großes Gewicht legt man in Prc»^ risiren, daß er nach Paris telcgraphire, daß der König vo»^ sich für alle Zukunft verpflichte, niemals wieder seine zu geben, wenn Hohenzollern auf die Candidatur zuriickkouE Der König lehnte es ab, den französischen nochmals zu empfangen und ließ demselben durch denA«7L vom Dienst sagen, Majestät habe dem Botschafter nichts G zutheilen. ..s Berlin. Der „Z. f. N." wird geschrieben: „Von dies!?! ab werden die sämmtliche», schon vor 1866 bestandenen preußitU pentheile ihren vollen Reservestand besitzen und ist für diesen norddeutschen Armee damit zugleich nicht nur die vorgeschrieben! lung der Ersatz-Bataillone, sondern erforderlichen Falls auch die