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SSrl-nU-u f. d. Tlschn. Buchhandcl. Redaktioneller Teil. ,1? 179, 4. August 1918. 8 5. Ergeben sich bei Anwendung der 88 2 und 4 Streitigkeiten, entscheidet die Neichsstelle endgültig. Sie entscheidet insbesondere darüber, welche Vergütungen für die in der Zeit vom 1. Juli bis 14. August 1916 crfolgteu Lieferungen zu leisten sind, wenn der Rücktritt von einem Vertrage gemäß 8 4 erfolgt ist. Die Vollstreckung der Entscheidungen der Neichsstelle erfolgt unter entsprechender Anwendung der Vorschriften der Zivilprozeßordnung. 8 6. Mit Gefängnis bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe bis zu zehntausend Mark wird bestraft: 1. wer vorsätzlich entgegen einer für ihn getroffenen Entscheidung der Neichsstelle maschincnglattes, holzhaltiges Druckpapier zu einem anderen als dem von der Neichsstelle festgesetzten Preise absctzt; 2. wer die gemäß 8 3 erforderte Auskunft nicht innerhalb der ge setzten Frist erteilt, die Einsicht in Vertragsurkunden, Briefe oder Rechnungen verweigert oder wissentlich unrichtige oder un vollständige Angaben macht. 8 7. Diese Bekanntmachung tritt mit dem Tage der Verkündung in Kraft. Berlin, den 31. Juli 1916. Der Stellvertreter des Reichskanzlers. Or. Helfferich. (Deutscher Reichsanzeigcr Nr. 180 vom 2. August 1916.) Handelsregister-Eintrag. — Die Firma Verlag für vater ländische Kunst Gesellschaft mit beschränkter Haf tung ist in das Handelsregister des Kgl. Amtsgerichts Berlin auf Grund des am 17. Juli 1916 errichteten Gesellschaftsvertrags einge tragen worden. Gegenstand des Unternehmens ist der Vertrieb vater ländischer Kunsterzeugnisse, insbesondere der »Eisernen Bücher« nach Entwürfen von Professor Cissarz und Professor Doepler in Berlin, von Kriegerehrentafelu und anderen Erinnerungsblättern. Zur Er reichung ihres Zwecks ist die Gesellschaft befugt, gleichartige oder ähn liche Unternehmungen zu erwerben oder zu errichten oder sich au sol chen zu beteiligen und die ihr erteilten gewerblichen Schutzrechte be liebig zu verwerten. Das Stammkapital beträgt 50 000 Mark. Zu Geschäftsführern sind bestellt: 1. Karl Nothwang, Kaufmann, hier, 2. Gustav Eyb, Kunstverleger hier, 3. Eugen Hardt, Buchdruckerei- besitzcr hier. Der Geschäftsführer Nothwang ist berechtigt, die Ge sellschaft allein zu vertreten, die Geschäftsführer Eyb und Hardt sind gemeinschaftlich zur Vertretung der Gesellschaft befugt. Als nicht ein getragen wird bekannt gemacht: Die Gesellschafterin Käthe Mühlcisen leistet ihre Stammeinlage dadurch, daß sie das ihr gehörige Urheber recht an den sogenannten »Eisernen Büchern« nach den Entwürfen von Professor Cissarz und Professor Doepler auf die Gesellschaft über trägt und dieser das Recht einräumt, die »Kriegerehrentafel« nach einem Gemälde von Professor Speyer, an welcher ihr gleichfalls Urheberrechte zustehcn, in allen Staaten, mit Ausnahme des Deutschen Reichs und dessen Kolonien zu vertreiben. Die für diese Sacheinlage zn gewäh rende Vergütung wird auf 2000 Mark festgesetzt, womit die Stamm einlage der Gesellschafterin Mühlcisen geleistet ist. Noch ein feindlicher BernfSgenosse. — Kürzlich beliebte es dem großen Kriegshetzer Lord Northcliffe sich als den größten Buchhändler der Welt zu bezeichnen. Diese etwas verblüffende Mitteilung machte er nämlich anläßlich eines Vortrags, den er vor seinen »Bernfs- genossen«, den Mitgliedern der Unterstützungskasse des englischen Buch handels, hielt. Er erinnerte daran, daß er durch Erwerbung der Times auch Besitzer des damit zusammenhängenden Times Book Club geworden sei, der als die größte Buchhandlung der Welt bezeichnet werden müsse. Er beschäftigte dort nicht allein ein Heer von über 400 Angestellten meist allerdings, wie er selbst sage, »Amateure«, sondern zahle auch einen Mietzins, wie ihn wohl kein anderer der artiger Betrieb kenne. Uber das Verhältnis der Buchhandlung zur Zeitung, bemerkte er scherzhaft, daß er erst geglaubt habe, die Buch handlung sei der Nebcnzweig der Zeitung, daß er seine Meinung aber bald habe ändern müssen. Was nämlich die Schwierigkeiten be treffe, so könne eine Zeitung ruhig als Nebenzweig einer Buchhand lung gelten. Viele alte Sortimenter werden ihm vielleicht nicht ganz Unrecht geben. Der edle Lord tat aber bei dieser Gelegenheit noch eine andere bemerkenswerte Äußerung. Er gab ganz unverblümt zu, daß er schon I seit 12 Jahren vorausgesehen habe, daß »Preußen« auf einen Krieg so! mit England lossteuere, und daß er sich während der ganzen Zeit aus ! diesen Umstand eingestellt habe. Wie er immer znm Krieg ge hetzt hat, ist ja aus seinen Zeitungen hinlänglich bekannt, während er über seine Einstellung den Schleier nicht ganz gelüftet hat. Er hätte dann angeben müssen, daß er seit 12 Jahren sein Geld immer in solchen Unternehmen angelegt habe, die bei Ausbruch eines Krieges große Gewinne bringen. Daß er durch den Krieg um viele Hundert tausende reicher geworden ist, unterliegt wohl keinem Zweifel. L. Fremdausdrückc im Buchgewerbe. — Daß das Wort Buchstabe von Buchenstäbchcu, aus denen die ersten Schriftzeichen geschnitten wurden, stammt, ist allgemein bekannt. Weniger ist dies der Fall bei den Bezeichnungen der Schriftarten. Kursivschrift bedeutet eine Schrift, die schräge Stellung hat, also an die Körperhaltung eines Laufenden erinnert. Kursus bedeutet lateinisch der Lauf. Antigua bedeutet Alt schrist und ist so benannt, weil sie nach dem Muster der altrömischcn Schrift geschnitten ist. Frakturschrift bedeutet soviel wie eckige Druck schrift. Sehr wenig verständlich werden die Bezeichnungen Korpus und Cicero sein. Sie stammen, nach Angaben der »Papierzeitung« daher, daß in den so bezetchuctcn Schriftgrößen zum erstenmal kurz nach der Erfindung der Buchdruckerknnst das Bürgerliche Gesetzbuch, das eorpug .jurig oivilis, und die Ncdeu des Cicero gedruckt wurden. Vielfach ge braucht, aber meist auch unverstanden ist die Bezeichnung Akzidenz- druckerei. Sie leitet ihren Ursprung davon ab, daß die Herstellung von Besuchskarten, Plakaten, Rechnungen den Druckereien Frankreichs nicht dauernde Beschäftigung brachte und man diese Arbeiten daher als travail pnr aeeiclenl, als Gelegenheitsarbeit bezcichnete. Das gut deutsch klingende Punkt stammt ans altrömischer Zeit. Die alten Römer benutzten zum Schreiben auch Wachstäfelchen. Zum Zeichen, daß ein Abschnitt zu Ende war, wurde an der betreffenden Stelle ein Strich »Punktum« in die Wachsmasse gemacht. Auch über den Sinn der Bezeichnung Verleger dürften sich die Wenigsten klar sein. In früheren Zeiten verkehrten Schriftsteller und Drucker unmittelbar miteinander. Mangelte nun dem einen oder anderen das nötige Geld zur Herausgabe des Werkes, so wandten sie sich an einen Dritten, der ihnen die nötige Summe »vorlegte«, und aus diesem »Vorleger« ist der heutige Verleger entstanden. Vereinigung schwedischer Reedereien. — Nach einem Bericht des Kaiserlich deutschen Konsulats in Gotenburg ist dieser Tage ein für die schwedische Schiffahrt sehr wichtiges Übereinkommen zwischen größeren schwedischen Reedereien, die regelmäßige überseeische Linienfahrt be treiben, getroffen worden. Es hat sich nämlich unter dem Namen »Svenska Transmarina L i n j e k o n f e r e n s e n « eine Ver einigung gebildet zur Wahrnehmung der gemeinschaftlichen Interessen auf den von den Konferenzlinien befahrenen Linien sowie der durch den Weltkrieg auf dem Schifsahrtsgebiete geschaffenen besonderen Ver hältnisse. Die Arbeit der Vereinigung soll darauf gerichtet werden, im Zu sammenwirken mit der schwedischen Ausfuhrindustrie die Absatzmög lichkeiten für schwedische Jndustriecrzcugnisse nach den Ländern zu fördern, die die Linien berühren, sowie im allgemeinen dafür zu wirken, daß die mit Unterstützung der Staatsregicrungen geschaffenen direkten Schiffahrtsverbindungen zwischen Schweden und den über seeischen Marktplätzen die Entwicklung und Stärke gewinnen, die den Forderungen des schwedischen Erwerbslebens entsprechen. Der Zusammenschluß bezweckt die wirksamste Wahrung der gemein schaftlichen Interessen nach außen hin. Man befürchtet einen heftigen Frachtkrieg zwischen den größeren Ländern nach dem Kriege. Dieser Frachtkrieg wird auch die schwedischen Interessen berühren. Es gilt für Schweden, mit aller Kraft die überseeischen Linien bcizubchalten und zu stärken, die Schweden jetzt endlich mit großer Mühe erhalten hat und die sich während der letzten Jahre stärker und stärker ent wickelt haben. Man ist der Meinung, daß jetzt die Zeit gekommen ist, eine schwedische Vereinigung zu bilden, um der kommenden Konkurrenz zu begegnen. Die verschiedenen Gesellschaften, die sich der Vereinigung angc- schlossen haben, werden im übrigen durchaus selbständig bleiben und den Verkehr auf ihren besonderen Linien weiter besorgen. PersonalimKrlchteii. Gefallen: » auf einem österreichischen Kriegsschauplätze Herr Wilhel m Benker, ein treuer Mitarbeiter der Firma H. Hngcndubel iu München. Mit ihm hat der zweite Angestellte dieser Firma sein Leben auf dem Schlachtfelde lassen müssen. Verantwortlicher Redakteur: EmtlDhomaS. - Verlag: Ter V 0 r, e n v e r e, n der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, Deutsches ViichhändlerhauS. Druck: Ramm L Seemann. Sämtlich in Leipzig. — Adresse der Redaktion und Expedition: Leipzig, Gerichtsweg 26 sBuchhandlerhaus). 1036