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Dienstag, d«r 19. Dezember 1939 Pulsnitz« Anreiz« — Ohorn« Anzeig« Bild links: Frau Leh bescherte 400 Bergmannskinder. tionsleiter Dr. Lry das Wort zu einer Ansprache an die erfolgen die Anweisungen für die Staffeln und Flak» 2m Bochumer Parkhaus bescherte Frau Ley 420 Kinder verunglückter Bergknappen. Dabei ergriff Reichsorganisa» Mütter der Kinder. — Bild rechts: Warm in der Luftberteidigungszvne West. Bom Kommandogerät aus batterien. Weltbild (M) Aus aller Welt Für jedes Brautpaar ein Sparbuch. Der Aussichtsrat der Egerländer Kasse beschloß, jedem Brautpaar, das sich im Egerland verheiratet, zur standesamtlichen Trauung ein künst lerisch ausgeführtes Geschenksparbuch mit der Spende von 8 RM. als Einlage zum Geschenk zu machen. Es wird aus diese Weise auch seitens der Sparinstitute die Ehefreudigkeit anerkannt, die seit der Befreiung durch Adolf Hitler im Eger land in stetem Anwachsen ist. Preisausschreiben der Sicmens-Ring-Stiftung. Der für 1939 ausgesetzte Preis der Siemens-Ring-Stiftung über 1000 RM. sür die beste Biographie eines verstorbenen großen deutschstämmigen Ingenieurs fiel mit je 500 RM. an Hermann Raschen, Franksurt-Griesheim (Main) und Dr. Georg Zöllner, Markleeberg bei Leipzig. Die Siemens-Ring-Stiftung wird ihr Preisausschreiben alljährlich bis einschließlch 1943 fort setzen. Ein Kriegsscuchenkursus wird vom 8. bis 20. Januar 1940 im Tropeninstitut in Hamburg durchgeführt. Die wichtig sten Kriegsseuchen und -infektionskrankheiten, wie Ruhr, Cholera, Fleckficber, Wolhynisches (Fünftage-) Fieber, Rück» sallfteber, Malaria usw. werden in Erkennung, Verlaus, Be handlung, Vorbeugung und Bekämpfung erörtert. Die Teil nehmer müssen ihren Bestallungsnachweis und Personalaus weis mitbringen. Nach 45 Jahren Flaschenpost angeschwemmt. Das Wasser der Elbe hat bei Ferchland eine Flaschenpost am Deich angetrieben, die offenbar nicht weniger als 45 Jahre alt ist. In der Flasche sand sich ein Zettel, dem man sein Alter ansah und der die Aufschrift trug: Frohes Neujahr 1894; außerdem waren ein Ortsname und eine Unterschrift verzeichnet, die aber nicht mehr zu entziffern sind. Vermutlich hat die Fla schenpost jahrelang im Usergestrüpp gehangen. Sensation in USA. — ein betrunkener Chinese! Vom Polizeirichler in Manhattan wurde ein Mann zu einer Geld- strase von süns Dollar wegen Trunkenheit verurteilt. Das war vielleicht der zwölfte Fall in der Vormittagssitzung. Und doch bildet dieser Fall eine Sensation in Amerika. Der Verurteilte beißt nämlich Scl-ang Kong und gehört dem chinesischen Volk an, das seil jeher als alkoholenthaltsam gilt. In New Aork ist seit hundert Jahren kein betrunkener Chinese von der Po lizei sestgestellt worden. Rundfunk!- Programm 5 - - - s ' Rrichssend« Leipzig Mittwoch, 20. Dezember. 6.30: Konzert. Das Orchester des Neichssenders Leipzig. — 8.20: Aus Frankfurt: Konzert. — 10.35: Erzeugung und Ver brauch. — 10.45: Blut und Boden. Buchlericht. — 11.00: Eine Stunde Kurzweil. Kapelle Otto Fricke. — 12.00: Aus München: Konzert. --15.15: Des Kindes Ta-geslauf. Hörfolge. — 15.45: Schenken bringt Freude. — 16.00: Zwei frohe Stunden — wie gefunden mit dem Töpfer-Duett, Wilhelm Ulbricht (Tenor!, Heinrich Löffler (Baß), den Baniofinsonikern und der Kapelle Otto Fricke. — 17.45: Nordsee — deutsche See! Ein paar Blätter rum Andenken an ihren Sänger Gorch Fock, Hörfolge. — 18.25: Musikalisches Zwischenspiel. — 20.15: Vom Deutschlandsender: Graßes Wunschkonzert für die Wehrmacht. Durtschlandsend« Mittwoch, SO. Dezember 6.30: Aus Leipzig: Konzert. Das Orchester des Reichs- fenders Leipzig. — 8.20: Aus Frankfurt: Musik am Vormittag. Dazwischen um 9.00: Aus Frankfurt: Politisches Kurzgespräch. — 10.00: Wir smgen und erzählen im NSV.-Kindergarten. — 10.30: Kleine Musik. Dazwischen um 10.50: Nur für den Deutsch landsender: Normalton. — 11.00: Aus Leipzig: Eine Stunde Kurzweil. Kapelle Otto Fricke. — 12.10: Aus München: Mit tagskonzert. Das Kleine Rundfunkorchester. Josef Preißler mit seinen Solisten. — 13.00: Aus München: Politisches Kßrz- gespräch. — 14.10: Heiter und bunt. Maja Vietor (Sopran), Albert Bräu (Swophon), das Kleine Orchester des Reichs senders Berlin. Dazwischen um 14.50: Nur für den Reichs sender Berlin: Bücher für den Weihnachtstisch. — 15.30: Zeil spiegel der Jugend. — 16.00: Aus Köln (über den Deutschland sender): Für unsere Soldaten. Das Kleine Orchester. — 16.00: Nur für den Reichsfender Berlin: Zwei bunte Stunden bei unserer Wehrmacht. Das Kleine Orchester des Reichssenders Berlin und Solisten. — 18.00: Nach deS Tages Arbeit spielt Otto Dobrindt. — 20.15: Großes Wunschkonzert für die Wehr macht. — 22.30: Winterliche Volksweisen. — 23.00: Politisches Kurzgespräch. Anschließend bis 24.00: Sinfoniekonzert. Das Große Orchester des Deutschlandsenders. , Turnen und Sport Abgesagte Fußballspiele Die Gastspiele der Fußballmannschaften von Admira Wien und 1. FC Nürnberg am zweiten Weihnachtsfeiertag in Dres den beim Dresdner SC bzw. den Dresdner Sportfreunden 01 finden nicht statt. Der Dresdner SC tritt dafür am 26. De zember im Ostragehege gegen die NS.-Turngemeinde Tepliß an. während die Dresdner Sportfreunde 01 über ein Spiel gegen den Sudetenmeister NS-Turngemeinde Warnsdorf verhandeln, das am gleichen Tag in Warnsdorf stattfinden soll. Sportfreunde Leipzig beim Berliner Hallenturnier Die Handballelf der Sportfreunde Leipzig beteiligte sich am Sonntag an dem in der Berliner Deutschlandhalle ausgetra genen Hallen-Handballturnier. Die Leipziger bezwangen in der Vorrunde den Berliner Meister SV Elektra mit 4:2 (3:2) unter- lagen aber in der Zwischenrunde dem späteren Turniersieger Berliner SV 93 mit 5:10 (2:4). Kommt ein Frauentnrnkampf Berlin—Hamburg- Leipzig'' Anläßlich des lehlen Turnstädlekampses zwischen Ham burg, Leipzig und Berlin sind in der Reichshauplstadi unier Mitwirkung des Reichssachamtsleiters Steding Besprechungen gesührt worden, ob in Zukunft auch ein Kamps der drei Städle im Frauenturnen ausgeiragen werden soll. Dieser Kamps der Frauen würde, wenn er zustandekomml und sich bewährr. re gelmäßig als selbständige Veranstaltung zur Durchführung gelangen, also nicht in Verbindung mit dem Drei-Städle- Kamps der Männer. Eine Entscheidung ist noch nich! ge fallen. Der Völkerschlachtkreis Leipzig ist zunächst beauftragt worden, die Bedingungen und die Ausschreibung des Frauen» Srädlekampies auszuarbeilen und dem Reichssachami zur Prü fung einzureichen. Wird die Genehmigung des Neichssacham- kes erteilt, dann würde der Frauenkämps ermalig im April 1940 in Leipzig stattfinden. Wintersportverkehr nach Altenberg Im Hinblick auf den zu Weihnachten zu erwartenden außerordentlich starken allgemeinen Reiseverkehr kann derWin- tersportverkehr nach Altenberg im wesentlichen nur durch die im Regelsahrplan vorgesehenen Züge bedient werden. Die sonst an Sonntagen üblichen Sonderzüge werden voraussicht lich nicht gefahren werden können. ZESklr-irecmLLlliun. ocurcu vexols 05 EEk.vrcrMU (10. Fortsetzung.) Wie ungeniert der Apotheker davon gesprochen hatte, daß seine Schwägerin sich möglicherweise einen Ge liebten zulegte. In solchen Dingen kam sie nicht mehr mit. Sie war damals auch erst zweiundvierzig gewesen, als man ihren Mann begrub. Aber sie hatte keiuen Ge liebten gebraucht. Sie hatte die Arbeit gehabt und ihren Jungen. Beinahe hätte sie das Gefährt übersehen, das an ihnen vorbeirollte. Man wechselte Gruß und Gegengruß. „Das waren die Elbacher," sagte sie, als das Hänsli wieder in die Mitte der Straße hielt. „Sie haben vier Söhne. Der Aeitere ist schon verheiratet. Hat ein braves Mädchen, der Viktor. Der Zweite hat kürzlich seinen Forstassessor gemacht. Nimm dich in acht vor ihm, Hänsli. Ick meine nicht, weil er hinter jeder Schürze her ist, sondern, weil eine Forstmannsfrau das trau rigste Leben har, das ich mir denken kann. Wenn du den nimmst, kommst du dein ganzes Leben lang nicht mehr aus deu Tannenbäumen heraus. Kriegst du eiu Kind, kannst du erst drei Stunden oder weiter um eine Hebamme schicken, und wenn sie nicht gerade anderswo zu tun hat, kommt sie meist, wenn alles längst vorüber ist. Meine Schwester ist daran gestorben. Er hockt noch heute zwischen seinen Waldbäumen, hat sich, einen Bart zugelegt, der ihm bis auf den Bauch reicht, und wenn es jetzt nicht ein Radio gäbe, wüßte er wahrscheinlich gar nicht, was sich in der Welt an aufregenden Dingen zur Zeit ereignet. So ist das, ja." Der Hänsli war neugierig, was es mit den beiden anderen Söhnen für eine Bewandtnis hatte. „Ach," sagte Frau Fandor, „der dritte ist Arzt. Auch eben fertig geworden. Es ist wie bei den Apothekern — man hringt den Geruch nicht los. Aber sonst ist er nicht übel. Wenn du dich in den verliebst, mußt du dir zuvor überlegen, ob du noch fünf oder sechs Jahre warten willst. Früher kann er nicht heiraten." „Ich habe es nicht im Sinn, Tante." „Das Warten?" fragte Frau Fandor lächelnd. „Das Verlieben," erwiderte das Hänsli. „Schau nur, Tante, was das ftir ein klares Wasser ist! Der ganze Himmel schimmert darin mit, nnd diese Birken links und rechts! Wie bei einer Fronleichnamsprozession —" „Die Birken hat mein Mann noch gepflanzt," sagte Frau Fandor, „und wenn dn Gednld hast, kannst du so große Forellen aus dem Bach herausholen. — Ich esse Forellen sür mein Leben gern? Das Hänsli dachte, daß Forellenfischen ein* ganz nettes Sonntagsvergnügen sein könnte. Jedenfalls weniger folgenschwer, als sich in den Forstassessor zu verlieben oder in den Doktor, auf den man erst noch solange warten müßte. „Das ist der einzige Wald, der zum Fandorhof ge bürt," erklärte Frau Emma, als sie durch einen schat tigen Dom aus gemischtem Baumbestand fuhren, der in Wellen über ihnen zusammenschlug. Jedenfalls war es der schönste Wald, den das Hänsli je gesehen, und der wundervolle Anblick löste das Ver langen in ihr aus, hier auf diesem satten Mooskissen lang ausgestreckt zu liegen und in das Raunen und Rauschen ringsum horchen'zu dürfen. Vielleicht, wenn sie wochentags sehr fleißig war, daß sie dann den Feier tag hier verbrachte, mit einem Bilch als Begleiter, oder nur in die eigenen Träume ciugesponnen. „Rehe!" flüsterte sie. „Du brauchst gar uicht so leise zu sein," beruhigte sie die alte Frau. „Die Tiere sind durchaus wicht scheu und wissen, daß sie hier ganz sicher sind. Seit Joachim fort ist, hat niemand mehr einen Schuß abgegeben. Wenn wir wirklich einmal Wildbret wollen, kaufen wir's. Ich kann dieses Drauslosknallen nicht leiden. Aver wenn du einmal einen Hasen heimbringst, habe ich nichts da gegen. — Jetzt mußt du mehr uach links halten, rechts sind vom letzten Regen her noch Pfützen — da spritzt es dann und der Christian schimpft, wenn der Wagen ver dreckt ist. Mit dem Christian mußt du dich verstehen lernen, Johanna. Er ist ein Pünktlichkeiisfanatiker! Wenn er sagt, er ist fünf Minuten vor elf ans der Station, ist er's auch. Und wenn alle Wiesen und Fel der überschwemmt sind. — Wenn wir durch den hohen Laubgang dort sind, siehst du schon den Fandorhof liegen." Endlich war es soweit. Das Hänsli hielt unwillkür lich die Zügel an. Eine weite, grüne. Ebene in satten Farben im Sonnenglanz, darinnen ein langgestrecktes weißes Gebäude, das nach Süden und Osten von spie gelnden Fenstern und braunen Altanen eingefaßt war, daranschließend die Stallungen, eingefriedet von einem Meer von Obstbäumen, die breite Schatten warfen. „Gefällt es dir?" fragte Frau Emma und lächelte, als von der Nichte nur ein Seufzen kam. Wem hätte auch der Fandorhof nicht gefallen? . . . Und was das Hänsli erst für einen Seufzer tiefster Befriedigung ausstieß, als sie in der Mitte des mäch tigen Vorraumes standen nnd die Köchin ihnen beim Ablegen behüflich war. „Das ist nun die Jüngste von Klaras Töchtern," machte Frau Fandor bekannt und nickte der Alten zu, die aufmerksam und mit einem Gefühl von Rührung das jnnge Gesicht betrachtete. Es erinnerte nicht allzu viel an die ehemalige Tochter des Hauses. Nur der Mund stand ebenso weich und hingebend darin wie ihn Klara Fandor gehabt hatte. Und die Augen waren licht und gut; und als Johanna jetzt „Danke" sagte/ weil ihr der Hut so fürsorglich abgenommen wurde, erschrak die Alte bis ius Herz und sah zu Frau Fandor hir^ über. Genau so war die Stimme des jungen Herrn, so voll und dunkel. Aber Frau Emma ging schon die Treppe hinauf und nickte dem Hänsli zu, „In zehn Minuten kommen wir zum Kaffee, Nora! — Komm jetzt, mein Kind, du wirst dich ein wenig frisch machen wollen." Karl von Hölscher blieb betroffen am Kai von St. Nazaire stehen und starrte zu dem Dampfer „Malente" hinüber. Der sah etwas verwahrlost ans. Vielleicht war er früher einmal grün gewesen, vielleicht auch schwarz. Jetzt hing ihm die Farbe jedenfalls nur noch in kleinen Fetzen an der Außenhaut. Was sonst noch zu sehen war, schillerte alles in trübem, schmutzigem Not. Langsam machte er Schritt für Schritt auf das Schiff zu. Schon aus zwanzig Meter Entfernung war zu sehen, daß das Deck nicht übermäßig sauber war. Von den Rettungsbooten fehlte eines, und das andere, das am Backbord schaukelte, wies eine eingedrückte Planke auf. Und diesem Mülleimer also sollte er sich anvertranen! Auf all den anderen schönen sauberen Dampfern und Schiffen, die zugleich mit der „Malente" im Hafen lagen, hatte er nichts mehr zu suchen! .. . , (Fortsetzung folgt.) .