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Pulsuljet Anreißer — Ohorner Anzeiger Mittwoch, den 8. November 1S3S Bus dem Gerichtsiaal Liebespärchen lebt von Verbrechen Der 28jährige Karl Eotterbe aus Leipzig und die 23jäh- rige Herta Götze waren im Februar ein Liebesverhältnis ein- gegangem Mehr und mehr führten fie ein gemeinsames Leben, bei dem sie keine Not zu leiden brauchten, weil beide Arbeit hatten. Als die Braut aber Anfang Juli ihren Arbeitsplatz ausgab und sich in die stille Häuslichkeit zurückzog, wurden die Mittel der beiden knapper. Der Bräutigam mutzte nunmehr für zwei Menschen sorgen, und um sich die damit verbundene Mühe zu erleichtern, verschaffte er sich auf unredliche Weise Geld und Geldeswert, worin er von früher her schon einige Uebunq besaß. Er beraubte mehrere Autos und drang in Geschäfte und Woh nungen ein in eine von ihnen am gleichen Tag sogar dreimal. In einem Laden erbeutete er eine Kassette mit 650 Reichsmark Bargold. Besonders gemein und dreist war ein Diebstahl, den das Paar gemeinschaftlich beim Großvater der Braut aus führte Und bei dem die beiden für 140 Reichsmark Betten Mit nahmen. Mit Hilfe eines Wohnungsscheins, den Eotterbe der Brieftasche eines Betrunkenen „entnommen" hatte, der auf einer Bank eingeschlafen war erschwindelte er sich in einem Leipziger Kaufhaus mit falscher Unterschrift auf Kredit eine Jacke und eine Hose. Jetzt mutzten sich die beiden vor dem Leip ziger Amtsgericht verantworten. Eotterbe wurde wegen schwe ren Nückfalldiebstahls in acht Fällen, einfachen Rückfalldiebstahls in drei Fällen und außerdem wegen Betruges und Urkunden fälschung zu drei Jahren sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Die Angeklagte Götze, die mehrmals Schmiere gestanden und einen Anteil abbekömmen hatte, erhielt wegen' gemeinschaft lichen schweren Diebstahls in zwei Fällen, Anstiftung zum schweren Diebstahl und Hehlerei in sechs Fällen zwei Jahre zwei Monate Gefängnis. Für sich selbst Sicherungsverwahrung beantragt Ein haltloser, verbrecherisch veranlagter Mensch ist der 39 Jahre alte Erich Steinbach aus Leipzig, dessen Leben schon vom 18. Lebensjahr an eine ununterbrochene Kette von Straffällen kennzeichnet. Mehrfach mit Gefängnis bestraft, machte er schließlich Bekanntschaft mit dem Zuchthaus, und nun hatte er sich wieder wegen versuchten schweren Einbruchsdieb- jtahls in zwei Fällen vor einer Strafkammer des Landgerichts Leipzig zu verantworten. Laut dem abgegebenen Gutachten des Sachverständigen wurde ihm einmal wegen Unzurechnungsfähig keit der 8 51 zuerkannt und bei Freispruch serne Ueberführung in eine Heilanstalt angeordnet, die er fast geheilt wieder ver ließ, um bald darauf erneut straffällig zu werden. Im April dieses Jahres versuchte Steinach, in der Nordstraße bei einem Bäckermeister durch das Schiebefenster in den Laden einzudrin- gen, um die Kasse zu berauben. Durch die hinzukommende Ver- käuserin wurde er gestört. Zwei Stunden später suchte er in der gleichen Straße ein Lebensmittelgeschäft heim, dessen Türe im Hausflur er mit einer Latte und einem Stuhlbein aufzuwuchten versuchte. Auch hier wurde Steinbach durch einen hinzukommen, den Hausbewohner gestört und konnte von der herbeigerufenen Polizei festgenommen werden. Steinbach ist geständig. Er hat durch seinen Verteidiger selbst darum gebeten, in Sicherungsverwahrung genommen zu werden. Nach dem neuen Gutachten des medizinischen Sachverständigen konnte ihm diesmal die Unzurechnungsfähigkeit nicht zugebtlligt wer- den. Das Urteil lautete aus ein Jahr sechs Monate Zuchthaus, Unterbringung in eWx Heilanstalt und SicheruMLveüoahrung. Wegen tätlichen Widerstandes erschossen Der Reichsführer U und Chef der Deutschen Polizei teilt mit: Bei tätlichem Widerstand gegen die Staatsgewalt wurden erschossen: 1. Am 6. November 1939 der Berufsverbrecher Horst Schmidt, zuletzt wohnhaft in Berlin. Schmidt hat sich in der Uniform eines Marineoffiziers als Angehöriger eines sieg reichen U-Booies ausgegeben und in gemeinster Weise zahl reiche Schwindeleien begangen. 2. Am gleichen Tage der Jude Israel Mondschein, der sich unter Gewaltanwendung an deutschen Mädchen ver ging. Vollstreckung eines Todesurteils. Am 7. November 1939 wurde der am 17. Mai 1907 in Piberbach (Kreis Linz) geborene Alois Stadler hingerichlct, der vom Sondcrgerichi Linz (Donau) wegen Brandstiftung und Verbrechens gegen die Ver ordnung gegen Volksschädlinge zum Tode verurteilt worden ist. Stadler Hal am 24. SeplemLcr 19139 in Schmieding (Ober- donau) ein Wirtschaftsgebäude in Bromd gesetzt und hierdurch erhebliche Werte an landwirtschaftlichen Erzeugnissen und Ge räten vernichtet. Er hat das Verbrechen begangen, um sich an dem Besitzer des Anwesens, seinem früheren Arbeitgeber, zu rächen. Aus aller Welt Politischer Mord in Jugoslawien. Iwan Raditsch, ein früherer zentralistisch eingestellter Abgeordneter und Nefse des bekannten Kroatenführers Stefan Raditsch, der als Bauer in dem mittelkroatischen Dors Trebarjew bei Sisal lebte, wurde von politischen Gegnern hinterrücks erschossen, als er gerade mit Griner Familie beim Abendtisch saß. Ueberwachung des finnischen Post- und Telephonverkehrs. Auf Grund einer Verordnung des finnischen Staatspräsidenten ist vorübergehend eine Ueberwachung des gesamten Post-, Tele phon- und Telegrammverkehrs zwischen Finnland und dem Ausland einaeführt worden. Ferngespräche n»it dem Ausland sollen außer in finnischer und schwedischer Sprache nur in deut scher, französischer, englischer, italienischer und estnischer Sprache zugelassen sein. Erdrutsche am Comersee. Infolge der anhaltenden Regen güsse ereigneten sich am Comersee mehrere Erdrutsche, durch die sowohl die Straße am Westufer des Sees bei Cernobbio als auch die Straße nach Bellagio verschüttet und für den Verkehr unpassierbar geworden sind. Auf einer Sandbank inmitten des Flüßchens Taro bei Parmo waren zwei Männer mit ihren Pferdefuhrwerken von einem plötzlich eintretenden Hochwasser überrascht worden. Erst nach 30 Stunden gelang es, die Leute aus ihrer lebensgefährlichen Lage zu retten. Zwei beherzte junge Männer waren durch die Hochwasserfluten zu der Insel geschwommen und hatten den gefährdeten Fuhrmännern, die bis zu den Knöcheln im Wasser stehen mußten, etwas zu Essen gebracht. — Das Hochwasser des Jsonzo Hal ein Todesopfer gefordert und große Materialschäden veursacht. Amokläufer mit Maschinengeivehr. Böse Folgen hatte ein Tobsuchtsanfall, den der brasilianische Soldat Manuel Modesto in Sao Paulo plötzlich beim Uebungsschießen erlitt. Der Mann lief mit seinem leichten Maschinengewehr vom Schießstand auf die Straße, tötete zunächst eine Frau und schoß dann in willder Raserei auf alles, was ihm in den Weg kam. Er richtete die Waffe abwechselnd gegen Straßenbahnwagen, Autobusse und einzelne Kraftwagen. Fünf Menschen wurden dabei getötet und viele verwundet. Mit den letzten Schüssen tötete der Wahnsinnige sich selbst. Paprika- und Mandelernte an der Bergstraße. Die von der Natur besonders begünstigte Bergstraße hat der Obst- großmarkthalle Weinheim in diesem Jahre Gewächse des Südens aus eigener Scholle vermittelt. Paprika und reife Mandeln sind von hier aus zum Versand gekommen. Paprika, das als Gemüse und Gewürz sehr geschätzt ist, reift an der Bergstraße gut und kann in wenigen Jahren aus jedem Wochenmarkt als heimisches Gemüse angeboten werden. Auch die Mandelernte war in diesem Jahr gut. Die Zitronen bäume in den Anlagen und Gärten von Weinheim hängen gleichfalls voller Früchte, die jedoch wegen der ungünstigen Witterung nicht ausreifen konnten. Der Märchenonkel geht um. Der Leichtgläubigkeit des englischen Volkes wird allerhand zugemutet. Das zeigen nicht nur die Lügen des britischen Jnformationsministeriums, sondern auch andere Dinge, die dem ahnungslosen britischen Leser vorerzählt werden. So wird von einen: elfjährigen Jungen namens Bobby berichtet, dem Sohn eines „wohlhabenden Londoner Bankiers", der erst jetzt die erste Mahlzeit seines Lebens zu sich nehmen konnte. Ein schweres Kehlkopf- und Speiseröhrenleiden machte seinerzeit bei dem erst einjährigen Kinde eine Operation notwendig, bei der die Speiseröhre herausgenommen und durch eine aus Mlber und Elfenbein ersetz! wurde. Ueberhaupl sollen an dem Kinde bis zu seinem jetzigen elften Lebensjahre mehrere operative Eingriffe vorgcnommen worden sein. Lediglich mit flüssiger Nahrung wurde, so heißr es, der Junge am Leben erhalten, aber nun Hal er es endlich geschafft und zum ersten mal ein anständiges Beefsteak verzehren können. Das Experiment mit dem Aal. Auch aus dem Lande der unbegrenzten Möglichkeiten wird eine Begebenheil erzähl«, die keineswegs auf den ersten Blick glaubwürdig erscheinen kann. In einer wissenschaftlichen Ge- sellschaf« soll ein Beamter des New-Horker Zoologischen.Gar tens die folgenden aufsehenerregenden Versuche mit einem Aal angestclll haben: Er nutzte die Beobachtung aus, daß eine bestimmte Aalsorle starke elektrische Schläge auszuteilen pflegt, und klammerte zwei Metallbänder um den Körper des Aals, den er durch einen Draht mit einem Aufbau von Neonlampen in Kontakt brachte. Durch künstliche Reizung des Aales nun wurden elektrische Schläge verursacht, die — so wird in dem New-Aorker Bericht behauptet — die Lampen zum Leuchten brachten. Die elektrische Kraft des Aales soll sogar in der Lage gewesen sein, einen kleinen Motor zu betreiben und einen Rundfunllautsprecher erschallen zu lassen. ! ^ ! ! ! ^ ! I ! ' i Nr. 260 - Seite 6 Die verweigerte Erbschaft. Die Geschichte trug sich in Südafrika zu. Dort war auf der Eisenbahnstation Kimberley fast zwei Jahre lang eine Kiste aufbewahrt worden, die nicht bestellt werben konnH weil die Empfängerin die Annahme verweigert hat. Da in der Zwi- schenzeit häufig andere Kisten und Koffer auf der geheimnis vollen Sendung abgestellt waren, wurde sie schadhaft, und eines Tages so beschädigt, daß der Inhalt zum Vorschein kam. Man fand einen Brief mit der Aufschrift „Mein letzter Wille" und entdeckte weiter Banknoten, deren Summe den Angestellten in der Gepäckaufbewahrung die Augen übergehen ließ. Die Sache wurde weitergemeldet und schließlich der Frau, die seinerzeit die Annahme der Kiste verweigert hatte, weil ihr die Fracht« spesen zu hoch waren, und weil sie befürchtete, der Absender, ihr geschiedener Mann, wolle ihr einen Streich spielen, zur Kenntnis gebracht. Natürlich war sie nunmehr bereit, die Erbschaft anzunehmen. Die Fracht mußte sie selbstverständlich nachbezahlen. Turnen und Sport Ranglisten siir die! kubbakRundenspiele (1 Spiele, 2 gewonnen, 3 unentsch., 4 verloren, 5 Tore, 6 Punkte) 1 2 3 4 5 6 Dresdner Gruppe; Riesaer SV 6 6 0 0 22:4 12:0 Dresdner ST 6 5 1 0 26:4 11:1 Sportfreunde 01 Dresden 6 5 0 1 39:8 10 2 Guts Muts Dresden 7 4 1 2 22:11 9:5 Dresdensia Dresden 6 3 1 2 19:14 7:5 BV 08 Meißen S 2 1 2 12:14 5 5 VfB 03 Dresden 6 3 0 3 6:14 6:6 SC Heidenau 7 3 1 3 14:20 7:7 SC 04 Freital 7 2 1 4 14:26 5:9 Reichsbahn SE Dresden 7 2 1 4 13:31 5:9 DWG Straßenbahn Dresden 5 0 1 4 10:19 1:9 Südwest Dresden 7 2 0 S 12:23 4:10 Radebeuler BL ' 7 0 0 7 12:33 0:14 Leipziger Gruppe: TuB Leipzig 6 6 0 0 27:4 12:0 Tura 99 Lerpzig 5 4 1 0 25:8 9:1 Spielvereinigung Leipzig Wacker Leipzig . 6 6 S 4 0 0 1 2 23:12 21:13 10:2 8:4 Sportfreunde Leipzig K 6 4 0 2 20:25 8:4 VfB Leipzig Sportfreunde Markranstädt 5 5 2 3 2 0 1 2 21:12 19:12 6:4 6:4 Fortuna Leipzig 5 2 1 2 15:14 5:5 VfB Zwenkau 5 2 0 3 19:20 4:6 Helios Leipzig 6 1 0 S 8:18 2:10 Viktoria Leipzig '' 5 1 0 4 12:38 2:8 Tapfer Leipzig Sportfreunde Neukieritzsch 5 6 0 0 0 0 S 6 13:23 10:34 0:10 0:12 Chemnitzer Gruppe: BL Hartha 7 6 1 0 34:8 13:1 Polizei Chemnitz 6 5 0 1 32:17 10:2 VfL Hohenstein-Ernstthal 8 6 1 1 31:12 13:3 Chemnitzer BC is SV Gruna " 6 8 3 4 0 1 8 3 20:14 33:32 6:6 9:7 VfL Ador> 7 3 1 3 28:24 7:7 Preußen Chemnitz 7 3 1 3 12:18 7:7 Sportfreunde Harthau v' FL 99 Mittweida 7 2 2 3 22:23 6:8 8 2 2 4 18:28 6:10 SC Limbach H 7 1 2 4 22:33 4:10 Sportvrg. Hartmannsdorf 7 1 1 5 13:32 3:11 Sportvrg. 01 Chemnitz 8 1 0 7 14:37 2:14 Zwickauer Gruppe: ET Planitz /1 VfB Glauchau i 7 7 0 0 38:7 14:0 7 4 0 3 36:20 8:6 VfL Zwickau ' 6 3 0 3 18:23 6:6 SG Wilkau-Hablau > Sportgemeinoe Zwickau Meerane 07 L 6 7 ; 7 2 2 2 0 0 0 4 S 5 14:34 20:30 18:30 4:8 4:10 4:10 Plauener Gruppe: i Konkordia Plauen - , 6 5 0 1 22:10 10:2 1. SV Reichenbach » 7 5 0 2 34:17 10:4 VfB Plauen . . BL Elsterberg 6 S 3 3 1 1 2 2 16:11 16:23 7:5 7:5 SuVL Plauen : - 1. Vogtll FC Plauen - 6 6 1 2 3 1 2 3 13:13 11:16 5:7 5^ Spielvereinigung Plauen LM Plauen 6 5 1 0 1 1 4 4 12:22 6:18 3:9 1:9 Vas nun, Elisabeth? Koman von Kolons KNasbolk ^si-x 47) Elisabeth begann zu schreiben. Erst ging es etwas lang sam, aber dann hatte fie die letzte Unruhe verscheucht. Rascher und immer rascher spielten ihre Finger über die Tasten. Mühelos konnte sie ihr Stenogramm ablesen. Als die deutsche Niederschrift fertig war, übersetzte sie den Text ins Englische. Sie hatte zu diesem Zweck an dem Schreibtisch Platz genommen, der dem Maschinentisch gegen über stand. In die Maschine wollte sie die Übersetzung nicht sogleich schreiben, um beim Überlesen notfalls noch diese und jene Stelle abfeilen und verbessern zu können. Sobald diese Übersetzungen handschriftlich fertig waren, begann sie mit deren Übertragung auf die Maschine. Hin und wieder schaute sie auf ihre Armbanduhr. Kurz nach zwölf war sie mit allem fertig. Aufatmend erhob sie sich. Sie warf wieder einen Blick durch die Glastür. Bernhard Fronau dik tierte jetzt nicht mehr, er saß an feinem Schreibtisch; die Se kretärin hatte durch die Tür zum Gang das Privatbüro ver lassen. Elisabeth legte die beschriebenen Blätter in eine Mappe und ging hinüber. Fragend wandte Bernhard Fronau ihr das Antlitz zu. „Nun, wünschen Sie eine Auskunft, Fräulein Sixt?" „Ich bin fertig, Herr Fronau." „Mit allem? Bitte, geben Sie her!" Sie trat zu ihm und reichte ihm die Mappe. Er schlug sie auf, nahm die verschiedenen Bogen heraus, sortierte sie und drückte auf einen Klingelknopf. Ein älterer Bürodiener trat ein. „Herr Fronau wünschen?" „Tragen Sie das hier zu Herrn Chefingenieur Klasen; ich lasse ihn bitten, diese Übersetzung sogleich mit dem deutschen Text zu vergleichen und mir bis ein Uhr sein Gutachten dar über bekannt zu geben. Und diese Blätter da überbringen Sie mit gleichem Auftrag Herrn Silchow." „Sehr wohl, Herr Fronau." Der Bürodiener entfernte sich. Bernhard Fronau deutete auf den Sessel neben seinem Schreibtisch. „Nehmen Sie einstweilen Platz, Fräulein Sixt!" Er schenkte ihr weiter keine Beachtung, sondern begann aufmerksam die ihm vorliegenden Blätter zu lesen. Elisabeth hatte sich gesetzt. Sie schaute auf das Ölgemälde ihr gegenüber an der Wand. Ab und zu huschte ihr Blick hin zu Bernhard Fronau, um jedoch gleich wieder wegzugleiten. Er selbst prüfte also ihre Arbeit, und gleichzeitig ließ er ihre Übersetzungen noch von zwei anderen Herren begut achten. Was würde das Ergebnis sein? Minute um Minute verrann. Dann klopfte es. Ein schlanker, hochgewachsener Herr in mittleren Jahren trat ein. Fragend glitt sein Blick zwischen Bernhard Fronau und Elisabeth hin und her. „Sie wünschen meine Meinung über die englische Über setzung eines Rundschreibens zu hören, Herr Fronau." „Ja, bitte, sprechen Sie", Bernhard Fronau deutete aus Elisabeth, „dies ist Fräulein Sixt; sie darf hören, was Sie mir zu sagen haben, Herr Silchow." Eine leichte Verneigung gegen Elisabeth, dann erklärte Silchow: „Die Übersetzung ist in jeder Beziehung gut. Ich finde nichts daran auszusetzen." Abermals klopfte es. Der Herr init der Brille, dem Eli sabeth bei ihrem Kommen draußen im Gang begegnet war, kam herein, er ging rasch auf Bernhard Fronau zu und sagte: „Die italienische Fassung Ihres Rundschreibens ist ausge zeichnet, Herr Fronau. Aber ich verstehe nicht, warum Sie mein Gutachten hören wollen. Sie beherrschen das Italie nische ja genau so vollkommen wie ich, und diese Übersetzung stammt selbstverständlich von Ihnen selbst und nicht von Fräulein Zoppe." Bernhard Fronau blickte von einem seiner beiden. Mit arbeiter zum andern. „Sie stellen also den vorliegenden Übersetzungen ein in jeder Beziehung gutes Zeugnis aus. Das genügt mir.. Die italienische Übersetzung stammt aber nicht von mir, Herr Klasen, sondern von dieser jungen Dame, die sich um die bisher von Fräulein Bergmann innegehabte Stellung be worben hat. Ich denke, wrr können es mit Fräulein Sixt ver suchen." Der Chefingenieur nickte. „Ja, was die Kenntnisse des Italienischen anbelangt, unbedingt!" Als die beiden Herren das Prioatbüro wieder verlassen hatten, wandte sich Bernhard Fronau an Elisabeth. „Sie haben das Urteil meiner Mitarbeiter gehört. Ich füge mein eigenes hinzu: Sie haben die Ihnen gestellte Auf gabe durchaus gut und befriedigend erfüllt, Fräulein Sixt. Können Sie bereits am 15. Mürz anfangen? Wir benötigen eilig eine Kraft für die italienische und englische Korre spondenz. Wenn Sie eingearbeitet sind, habe ich späterhin vielleicht 'noch besondere Aufgaben für Sie." Er nanirte die Summe, die er ihr vorläufig monatlich zu bewilligen gedachte, und sie stimmte mit frohen Augen zu, hatte sie doch bei weitem nicht so viel erwartet. Aber dann wurde sie plötzlich wieder ernst, Unruhe erwachte in ihren Augen, und ihre Stimme bebte, als sie sagte: „Ehe ich den Vertrag unterschreibe, möchte ich Ihnen noch etwas mit teilen, Herr Fronau — etwas Privates, das aber vielleicht —" sie stockte und fuhr dann fort, „ich besitze ein Kind, Herr Fronau." Er blickte sie an und schüttelte leis den Kopf. „Aber Fräulein Sixt! Wie Sie sehr richtig sagen, isi dies doch eine rein private Angelegenheit Ihrerseits. Mit unseren geschäftlichen Abmachungen hat das nicht das geringste zu tun. bie sind selbstverständlich keinem Menschen hier Rechenschaft über Ihre privaten Verhältnisse schuldig. Ich danke Ihnen jedoch für Ihre Offenheit. Wenn ich Ihnen noch einen Rat geben darf —,Sie dürfen mich aber nicht falsch verstehen —: seien Sie Ihren künftigen Arbeitskame radinnen gegenüber — vorläufig wenigstens — etwas zurück haltend! Sie setzen sich sonst möglicherweise neugierigen Fragen aus, und Ihre privaten Angelegenheiten gehen, wie gesagt, niemand hizer etwas an." (Fortsetzung folgt.»