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1. Nach neuesten Nachrichten soll Amerika bereit sein, Üner „gemilderten" deutschen Regierung erhebliche Noh- Soffkredite einzuräumen; desgleichen will Frankreich in nesem Falle das 300 OOO-Mann-Heer gewähren, wenn gleichzeitig Deutschland nach Genf zurückkehrt. Welche per sonellen und sachlichen Sicherungen für diese „Milde rung" verlangt werd.., sollen, war eindeutig n cht zu er- tahren. Allem Anschein nach versteht man darunter eine Kabinettsumbildung im Reich, an die ich persönlich nicht recht glaube. Sollte sie aber kommen, so würde es sich nur «m einen Schachzug Hitlers handeln, um obige Geschenke des Auslandes zu erhalten. 2. An unsere Herren als „Nationalbolschewisten" glaubt man sehr. Für das große Interesse, was man an uns nimmt, zeugt u. a. der Artikel, den ich Ihnen gab, sowie die Zusicherung, wöchentlich im Straßburger Sender Auszüge aus meiner Zeitung zu bringen. Alles in allem bin ich mit dem Erfolg sehr zufrieden und hoffe ihn durch eine große Propaganda an der Saar und im Reich entsprechend nutzbar machen zu können, wo bei ich nach wie vor um Ihre Mitarbeit bitte. In diesem Sinne Gruß und Handschlag Ihr Otto Strasser. Liste Nr. 1. Minister des Innern a. D. Grzesinski, Rue de l'Abbe Rousselot 7; Nr. 2. Mr. Cornmere, Quai d'Orsay; Nr. 3. M. Recouly, Editions de France, Avenue Rapp 20; Nr. 3. Mr. Robert d'Harcourt, Rue de Grenelle 113; Nr. 4. Graf Michael Karolyi; Nr. V. Depute Grumbach; Nr. 7. Ministerialdirektor Spieker; Nr. 8. Willi Münzenberg „Rote Hilfe". Der FMerW mit dem dritWu Geheimdienst Mit dem von den Vertretern des britischen Intelligence Service den ^-Führern als den vermeintlichen Abgesandten einer innerdeutschen Opposition übergebenen Gerät gelang es, unter Benutzung des von dem Vertreter des Intelligence Ser vice, Kapitän Stevens, im Haag den Beamten der Sicherheits polizei ausgcliefcrten Gehcimcode die Verbindung mit der englischen Regierung bzw. dem britischen In telligence Service ausznnchmen und volle 21 Tage auf recht z u e r h a l t e n. Der Inhalt der dabei gewechselten Funlsprüche mit der vermeintlichen Revolutionsgrup pe in Deutschland ist ebenso aufschlußreich wie dumm. Sic werden bet ihrer Veröffentlichung einen Ein blick in die trostlose Geistesverfassung der regierenden Schicht des heutigen England geben. Dieser Verkehr der deutschen Sicherheitspolizei mit der bri tische» Regierung bezw. dem englischen Secret Service in Lon don wurde am 22. November, 1N.10 Uhr, von unserer Seite mit folgendem Abschiedsfunkspruch beendet: „Auf die Dauer ist die Unterhaltung mit einge bildeten und törichten Menschen langweilig. Sic werden verstehen, daß wir abbrechen. Es grüßt herz lich die Euch wohlgeneigte „deutsche Opposition". Die deutsche Gestapo." Da die Aufdeckung der englischen Spionageaktion trotz der deutschen Veröffentlichung um diese Zeit anscheinend der Funk stelle des englischen Geheimdienstes noch nicht bewußt gewor den war, haben die beiden englischen Funker Inman und Walsh auch diesen letzten Funkspruch noch ebenso bieder wie stupide quittiert. London erwartete „mte Dienste" Ausländische Beweise für die Schuld Otto Strassers an dem Münchener Verbrechen. Die Aufdeckung des Münchener Attentats, die näheren Umstände sowie die Hintergründe dieses Verdreckens baden in aller Welt sensationelles Aufsehen erregt. Die New-Korker Presse bringt die Mitteilung über die Verhaftung Elsers sowie die Verlautbarung über die Gefangennahme der beiden bri tischen Geheimagenten in größier Aufmachung. Die Blätter verzeichnen auch die deutschen Hinweise auf die britische Terro ristentätigkeit im Haag und die erfolgreiche Fühlungnahme des deutschen Sicherheitsdienstes mit dem Intelligence Service, eine Fühlungnahme, die, wie der deutsche Bericht ironischer weise betone, bis zuletzt bestanden hat. Die USA.-Blätter veröffentlichen die in ihren Archiven liegenden kürzlichen Pariser Aeußerungen Otto Strassers, aber auch die Meldung des Londoner „Daily Sketch" vom 17. No vember, die besagt, daß Strasser in London erwartet werde, wo er nach Ansicht der britischen Behörden London „gute Dienste" leisten könne. Auch die „Vrcme" in Belgrad läßt sich im Zusammen hang mit der Aufdeckung des Münchener Anschlages von ihrem Mitarbeiter aus Zürich melden, daß in Schweizer politischen Kreisen der Erklärung Otto Strassers gegenüber einem Vertreter des „Paris Soir" jetzt besondere Bedeutung beigemessen werde. In diesem Interview erklärte Strasser, er habe sogleich bei den ersten Nachrichten von diesem Anschlag' die Meinung vertreten, daß dies das Werk seiner Freunde sei. Das Ausland wertet diese Verlautbarungen als eine ganz eindeutige Bestätigung der Ergebnisse der Untersuchungskom mission der deutschen Sicherheitspolizei; es stempel« sie zu einer schweren Anklage gegen die geistigen Urheber dieses ein zig dastehenden^nederrrächtigen Verbrechens, die in England sitzen und nun die Gelegenheit haben, für ein beispielloses Verbrechen ihrer Subjekte moraltriefcude Beschönigungen zu suchen. Chamberlain bilabial aeaea PirateastW an Der britische Ministerpräsident Chamberlain hat im Unterhaus wieder wie so ost „Erklärungen" abgegeben, die sich « dex bekannten britischen Heuchelei bewegen. Die Ausfüh rungen Chamberlains standen unter der peinlichen Feststel lung der englischen Presse der letzten Tage, daß trotz der schon Bisher weit über das völkerrechtlich Zulässige hinausg-hen- Le» britischen Handelskriegsmaßnahmen der Erfolg der engli- fchen Blockade keineswegs gewährleistet sei. Es sei vielmehr erforderlich, auch die deutsche Ausfuhr auf neutralen Schiffen vollkommen zu unterbinden. Für diesen neuen Piratenakt ge- gen die neutralen Staaten bleibt Herr Chamberlain nunmehr eine „Rechtsgrundlage" in den Begriff der „Repressalie" gesunden zu haben. Er scheut sich hierbei nicht, noch einmal mit dreister Stirn alten Lügen neue hinzuzufügen. Diesmal behauptet Herr Chamberlain einfach, der Untergang des holländischen Pässa- gierdampfers „Simon Balivar" sei durch geheime, entgegen den Bestimmungen des Haager Abkommens gelegte deutsche Mine» verursacht, spricht pharisäerhaft von der Verletzung der internationalen Gesetze, um dann jedoch die Katze aus dem Sack zu lassen und großtönend zu verkünden, daß die britische Re- «ierung nicht gewillt sei, diese Art der Kriegführung ohne Re pressalien hinzunchmen. Der englische Premierminister macht sich zwar nicht die Mühe, auch nur mit einem Wort de» Be weis für seine Anschuldigungen anzutreten. Wichtig ist für ihn ja auch lediglich die Konsequenz, die er aus der angeblich deutschen Völkerrechtsverletzung zu ziehen wünscht. Ohne weitere Umschweife erklärt er, daß demnächst ein königlicher Erlaß verkündet werde, der die Kaperung der Ausfuhr auf hoher See anordnen werde. Das ist Englands Methode: einen Krieg entfesseln und sich über den Krieg entrüsten. Die neutralen Länder erkennen in immer stärkerem Maß die englische Kriegspolitik. Wir hoffen nur, daß Herr Cham berlain, den das Urteil der Neutralen offenbar völlig gleich gültig ist, sich darüber im klaren ist, daß das nationalsoziali stische Deutschland, wie es das bereits in den letzten Monaten bewiesen hat, gewillt und in der Lage ist, keine briti sche Provokationen ohne Gegenschlag hinzu nehmen. Klare Verletzung des inlernationalen Rechts Amerikanische Stimmen über die beabsichtigte Blockave des deutschen Exports durch England Die sich häufenden Meldungen vom Untergang britischer und neutraler Schiffe während der letzten Tage werden in der USA.-Presse mit größter Beachtung ausgenommen. Zu der Ankündigung Chamberlains, daß England nun mehr als „Vergeltungsmaßnahme" auch die deutsche Ausfuhr blockieren werde, schreibt „Associated Preß"' Seit jeher habe sich die Blockade nur gegen die Einfuhren dei Feiudlandes gerichtet. Das Blatt ist also der Ausfassung, das die in Aussicht genommenen britischen Maßnahmen rechtswid rig sind. Im übrigen habe L- .don schon von Erportblockaden gesprochen, bevor die britische Admiralität deutsche Minen für die massenweise Versenkung neutraler Schiffe verantwortlich machen konnte. „Associated Preß" ist der Auffassung, daß Eng land bei Durchführung dieser angekündigten Repressalien ernste Kontroversen mit denjenigen neutralen Staa ten haben werde, die zur Zeit deutsche Erzeugnisse für ihren Eigenbedarf einkauften. Offenbar, so meint die Agentur iro nisch wollten London und Paris lieber Gefahr laufen, es mit Len Neutralen zu verderben, als durch Luftangriffe gegen Deutschland Vergeltung zu üben und dadurch eine gefürchtete Luslschlackl yerauszuvesckwören. Im übrigen, so schreibt sie Agentur, sei noch längst nicht der Beweis dafür erbracht, daß die Ursache für sie Schiffsuntergänge deutsche Minen seien. „Herald Tribune" bringt eine Erklärung des angesehenen amerikanischen Professors der Rechte, Corvin, von der Prince- town-Universität, der die britische Erportblockade ass unver einbar mit dem internationalen Recht be zeichnet. Wörtlich führt der Rechtsgclehrte aus: „Die ange- kündiglen Maßnahmen stellen eine klare Verletzung der neutralen Länder dar, da die deutschen Erporte von Neutralen gekauft, von neutralen Schiffen befördert und für neutrale Länder bestimmt sind. Corvin fügt hinzu, daß die bri tische Absicht als „Vergeltungsmaßnahme" für eine angebliche deutsche Minenverseuchung englischer Gewässer nicht entschul digt werden könne. Die Verletzung des NechtcS. der Neutralen schädige diese schwer und lasse energische Proteste erwarten, obwohl die neutralen Staaten bisher ziemlich ruhig geblieben seien, um auch nur den Anschein von „Provozierung" zu vermeiden. Britischer Sohn für die Neutralen Man will nur Deutschland „die Devisenbeschaffung erschweren" Zu der neuerlichen schweren Schädigung, die in erster Linie dem neutralen Handel durch die von Chamber lain unter fadenscheinigen Vorwänden angekündigte Ver schärfung der englischen Seeräuberei zwangsläufig er wachsen muß, haben amtliche Londoner Stellen eine Er klärung ausgegeben, die man nicht anders als eine Ver höhnung der neutralen Opfer dieser echt britischen Metho den bezeichnen kann. Mit frecher Stirn betont man in London offiziös, „Ziel und Zweck der britischen Regierung besteht darin, bei der An wendung dieses neuen Verfahrens auf die Interessen des neu tralen Handels möglichst witgehend Rücksicht zu nehmen." Man greift also — richtiger: man möchte es wenigstens gern — mit brutaler Rücksichtslosigkeit in den friedlichen Handel der n«rnWi- irr» --NWic-1 —— Die Anstifter des Münchener Attentats. Kapitän Stevens (links) und Mr. Best, beide Leiter des britischen Intelligence Service für Westeuropa. Weltbild (M). neutralen Staaten ein, setzt sich über alle völkerrechtlichen Vor schriften hinweg und meint dann mit frommem Augenaus- fchlag, man wolle beileibe nicht den Neutralen wehetun, man wolle auch nicht einen Hungerkrieg gegen Deutschland führen, sondern ihm lediglich „die Beschaffung ausländischer Währung erschweren". Daß dies doch nichts anderes als die erneute Pro- klamationdesHungerkrieges gegen deutsche Frauen und Kinder bedeutet und daß bei der Aussichtslosigkeit dieses Unterfangens im Grunde genommen nur die neutralen Staaten wieder einmal die Leidtragenden in dem von Eng land gewollten und herbeigeführten Krieg sind — darüber fetzt sich die moraltriefende amtliche Erklärung der Regierung Seiner Majestät zynisch hinweg. MoorstMare britische Unordnung Willkürliche Preiserhöhungen. — Die Regierung machtlos. Kennzeichnend für die unvorstellbare Unord nung in der innerenglischen Wirtschaft ist die Tatsache, daß die wilden Preiserhöhungen noch keineswegs aufgehört haben und daß die englische Regierung immer noch nicht in der Lage ist, die Preisbildung zu kontrollieren und zu lenken. Aus Kreisen des englischen Handels wird immer wieder Be-i schwerde darüber geführt, daß die Vorlieferanten in willkür licher Weise die Preise erhöhen und solche Preissteige-! rungen mit Hinweisen auf das Kriegsrisiko, auf erhöhte Ver sicherungskosten und sogar auf — die Üuftschutzkosten — be gründen. Im Gegensatz zu Deutschland verfügt England weder über eine Organisation zur Steuerung des Arbeitseinsatzes, noch' offenbar über Persönlichkeiten, die diesen Aufgaben gewachsen sind. Nur so ist es zu erklären, daß sich in der englischen Presse Ingenieure und Techniker darüber beklagen, daß sie noch immer arbeitslos sind und auch keine Aussicht auf Einstellung haben. Sie lügen sich leibst war vor! Neue Blamage des englischen Lügenministeriums. Die englische Verlogenheit übersteigt jedes Matz. Das be weist eine „Meldung" des „Daily Scetch", die der Havas- Dienst aus London verbreitet und nach der der deutsche Flug zeugkonstrukteur W. Messerschmitt Deutschland verlassen und sich in Holland niedergelassen habe, um dort Flugzeuge zu bauen. Messerschmitt sei schon seit langem unzufrieden ge wesen. Er sei der Ansicht, datz er von den „Nazi" nicht gut be handelt worden sei. Ohne das besondere Genie Messerschmitts- hätten die „Nazi" jetzt kaum noch Hoffnung, die Messerschmitt- Flugzeuge derart zu verbessern, datz sie den alliierten Fliegern gegenüber die Oberhand gewinnen. Messerschmitt versucht jetzt, die holländische Staatsangehörigkeit zu bekommen. So viele Worte, so viel Lügen! Jeder Ausländer kann sich durch telephonischen Anruf in den weltbekannten Augsburger Mefserschmitt-Werken davon überzeugen. Prof. Messerschmitt, der deutscher Nationalpreisträger ist und von Generalfeldmar schall Göring als Wehrwirtschaftsführer berufen wurde, nahm das Lügengeschwätz, mit dem man von England aus die Welt verdummen und das eigene Volk über die grotze Kraft der deut schen Luftwaffe täuschen möchte, auf eine Anfrage hin von der humoristischen Seite. Er sei gerade im Begriff, so erklärte er, in sein Werk zu gehen und zu arbeiten. Er habe so viel zu tum datz er gar keine Zeit habe, Reisen nach Holland zu machen. Seine Werke seien voll beschäftigt, und er stehe vor neuen grotzen Aufgaben. Man sieht: Lügen haben kurze Beine. Diese Blamage fügt sich den vielen anderen an, die das englische Lügenministerium in diesem Krieg bereits erlitten hat. Japans Platz neden Deutschland Md Italien Der bisherige japanische Botschafter !n Rom. Shira» tori, erklärte auf einem für ihn vcransialleicn japanischen Empfangsabend, datz der japanische Kurs festgelcgt werden müßte. Japan müsse an die Unterstützung denken, die Deutsch land ihm im Chinakonslikt gewährte, und in dem gegenwärti gen Krieg sollte Japan Deutschland und Ita lien unterstützen. Professor Dr. Bier 5V Jahre Dozent Geheimer Medizinalrat Professor Dr. Bier, der «m 23. November auf eine fünfzigjährige Tätigkeit als Dozent zunickblickt, erhielt von Reichsminister Rust ein Handschrei ben, in dem ihm der Minister ni diesem Tag beglückwünscht. Sondergerlcht Warschau Am Dienstag traf das für den Distrikt Warschau be stellte Sonderg er ich, ein Die Mitglieder des Gerichtes unter Leitung des Lanvgerichtsdireklors Cecka wurden vom Gouverneurs des Distriktes Warschau, Dr. Fischer, empfangen, der sie in ihren Ausgabenkrcis einführte. Aufgabe des Sonder gerichtes ist es, alle Verbrechen, soweit sie nicht zur Zuständig keit des Standgerichtes oder anderer Gerichte gehören, zu ahnden und abzuurteilen. Das Sondcrgerichl Warschau wirk» seine Tätigkeit sofort ausnehinen. Im Anschluß an den Emp fang durch den Gouverneur fand eine Besprechung stau, die die gegenwärtige Lage der Rechtspflege im Distrikt Warschau zum Gegenstand batte Der Attentäter von München verhaftet. Georg Elser, der den ruchlosen Anschlag im Bürgerbräukeller am 8. November verübte. Weltbild (M). ;