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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt mid den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Diel» Leitung erschein, täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Sonn- und Feiertag». Der Bezugspreis betrüg, bei Abholung wöchentlich öv Rps., bei Lieferung frei Hau» vS Rps. Postbezug monatlich 2.S0 NM. Die Behinderung der Lieferung rechtfertigt keinen Anspruch auf Rückzahlung der Bezugspreises. ZeitungrauSgabe sür Abholer -Sglich S—8 Uhr nachmittags. Preise und Nachlaßsätze bei Wiederholungen nach Preisliste Nr. 5 — Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an Der Pulrritzer Anzeiger iss kos zur ^tröficrtticlimp krr omilichen Bekonnlmachungen des Landrates zu Kamenz, der BürgermeistM zu Pulsnitz und Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Pulsnitz, sowie des Finanz amtes zu Kamenz bestimmten Mützen keine S-n-Lhr. Anzeigen find »» E 10 Uhr aufzugeben. - Verlag: Mohr L Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann m Sebr«» Mohr. Hauptschriftleiter: Walter Mohr, Pulsnitz; Stellv.: Walter Hoffmann, Pu» Verantwortlich für den Hetmattell. Sport u. Anzeigen Walter Hoffmann, PulSnitz; M Politik, Bilderdienst und den übrigen Teil Walter Mohr, PulSnitz. — D.A. Vlll.: i - Geschäftsstelle: Nur Adolf-Hitler-Straße 2 — Fernruf nur E Nr 225 Mittwoch, den 27. September 1939 91. Jahrgang Warschau zur Aebergabe entschlossen (Siehe Bericht des Oberkommandos der Wehrmacht Seite 4) „Ei» Krieg kühler Sachlichkeit" Die Schwächen der englisch-französischen Jnnenfront Sowohl in der englischen wie in der französischen Oesfentlichkeit macht sich immer deutlicher eine Stim mungsunsicherheit bemerkbar, die sich aus der für die Westdemokratien völlig ungeklärten Tatsache ergibt, wo hin die Fahrt denn nun eigentlich geht. Auch neutrale Beobachter bestätigen diese völlige Verwirrung, die insbesondere in der englischen Oesfentlichkeit in betreff der Kriegführung der westlichen Verbündeten fest-' zustellen ist. Zwar markiert die Londoner Presse eine betont feste Haltung der britischen Regierung, die auf eine lange Kriegführung vorbereitet sei. Andererseits jedoch ist eine entschiedene Friedenssehnsucht auch im englischen Volke unzweifelhaft erkennbar. Wie ausgesprochen diese ist, kann man aus dem Kriegstage buch des „News Chronicle" ersehen, in dem die "- ^gc gestellt wird: „Befinden wir uns im Kriege?" Dac s liberale Blatt spricht sogar von „Defaitismus". <l- weise führt „News Chronicle" die verschlechterte .,m- mung auf das fantastische Verhalten des englischen Lügenministeriums zurück, auf Grund dessen man prak tisch überhaupt nichts von den Geschehnissen wisse. In bewegten Klagen spricht dann das Blatt von der außer ordentlichen deutschen Aktivität, gegen die man nichts unternehme. Die gleiche Stimmung verraten holländische Mel dungen aus London, wo man über den unerwartet schnellen Zusammenbruch Polens äußerst ent täuscht sei. Und dabei sei auch keinerlei Aussicht aus Er folgen Englands und Frankreichs im Westen. In „Nieuwe Rotterdamsche Courant" wird bereits Don einem „Krieg ohne Leidenschaft" gesprochen. Von England sei der Krieg mit einer kühlen Unpersön lichkeit und schaudererweckenden Sachlichkeit eingeleitet worden. Es sei so, als ob die Engländer eine wissenschaftliche Operation wie ein Arzt vornehmen wollten. Der Krieg als solcher sei eine entsetzliche Wirk lichkeit', ein Krieg ohne Leidenschaft jedoch, wie man ihn in den letzten Wochen in England kennengelernt habe, erscheine als ein zehnmal beklemmenderes Gespenst. Auch in Frankreich ist nicht das geringste von jener Begeisterung zu verspüren, die man 1914 bei Aus bruch des Weltkrieges dort erlebte. Man schreibt in den Zeitungen neuerdings allerlei über den Sinn des Krieges und die Kriegsziele. Die neueste Wortprägung ist die Formel von einem „totalen Sieg und einem totalen Frieden". Weniger interessiert also offen sichtlich der „totale" Krieg. BonPolen wird überhaupt nicht mehr gesprochen. Das beweist wohl an, besten, wie sehr Polen für die westlichen Demokratien nur ein schäbiger Vorwand war sür das Vom-Zaun-Brechen eines Krieges, dessen Hintergründe auf ganz andere Ziele gerichtet sind. Mau läßt keinen Zweifel mehr dar über auch in Frankreich, daß man eine Entscheidung kaum mehr erwarte von irgendwelchen militärischen oder propa gandistischen Maßnahmen, sondern allein von der Aus hungerung deutscher Frauen lind Kinder Diese Dinge kann man im „Temps" nachlesen, der von dem unnormalen Zustand spricht, daß die französische Armee vor vier Wochen an der Grenze aufmarschierte, seit drei Wochen der Krieg erklärt sei und man im besten Falle bisher an Kampfhandlungen von „Vorpostengesechten" sprechen könne. Aus einer solchen Geistesverfassung heraus erklärt sich wohl auch die krampfhafte Unterstreichung des französischen Willens, bis zum Kriegsende England die „Nibelungentreue" zu halten. Der beträchtliche Stim- mnngsrückschlag ist teilweise zurückzuführen auf die maß lose Ueberschätzung der polnischen Armee, von der man glaubte, daß sie sogar zu einer Offensive gegen Ostpreußen befähigt sein würde. Weiter hat die plumpe Propaganda öes englischen sogenannten „Jnformationsministeriums" wohl kaum dazu bei getragen, eine besonders festliche Stimmung in Frank reich aufkommen zu lassen. Schon vor Kriegsbeginn hat Herr Churchill säst alle französischen Zeitungen be stochen und gekauft. Er geht auch über Herrn Daladier einfach zur Tagesordnung über, wenn dieser durch sein Jnsormationsbüro vor drastischen Lügen des Londoner Reklameamtes die Schriftleitungen warnt. Dann gibt man in der Pariser Presse den Schwindel einfach mit der Angabe wieder: „aus amtlicher britischer Quelle". Selbst vor den amtlichen französischen Heeresberichten des Ge- neralstabs macht Herr Churchill nicht Hali. Er „korrigiert" sie durch tolle Kommentare und strotzende Aufmachungen. Diese alberne und leicht zu durchschauende Art kurzsichtiger Verlogenheit hat nur dazu beigetragen, die Stimmung des Zweifels und der Verärgerung im französischen Volke zu verschärfen. Wir bleiben unsererseits von solchen Dingen unbe rührt und mit unverminderter Wachsamkeit auf der Hut. Wir kennen unsere Gegner und wissen, um was es geht. Wir überschätzen deshalb auch nicht die gegenwärtig be stehende Flautenstimmung. Wir werten diese einfach da hin, daß auch in den Vollsmassen auf der Gegenseite die Friedenssehnsucht groß ist, wie sonst in der Welt. MWuer TWjeAWft durch deutsche Vermittlung befreit Zweimalige Aufforderung des Oberkommandos des deutschen Heeres an die Polen Am Dienstag vormittag um ll^Nhr sind durch Vermitt lung deS Oberkommandos deS deutschen HeereS 62 Mitglieder der sowjeirusiischrn Botschaft auö Warschau befreit worden. Daö Oberkommando deS deutschen Heeres hatte am Sonntag vormittag über den Sender Warschau I die nachfolgende Auf forderung an das polnische Oberkommando gerichtet: „Aus Warschau zurückgekebrie ausländische Diplomaten berichten, daß mehr als sechzig Mitglieder der sowjctrusiischen Botschaft, darunter 22 Frauen und 23 Kinyer. im Keller des stark beschädigten sowjetrussischen Dotschastsgebäudes in War schau von Bewaffneten belagert werden und daher nicht zu sammen mit dem Diplomatischen Korps Wauschau verlassen konnten. Das Oberkommando des deutschen Heeres gib; dem polnischen Oberkommando Gelegenheit, diese russischen Diplo maten und weitere sonst noch dort befindliche ausländischen Diplomaten am Montag, 25 September in der Zeit zwischen in und 14 Uhr. durch die deutsche Fenerlinie ungehindert aus Warschau herauszulassen. Die Diplomaten werden an der Straße Praga-Radzmin in .Höhe der deutschen Vorposten er wartet Tie Kraftwagen der Diplomaten haben weithin sicht bare Flaggen zu zeigen Von polnischer Seite ist dafür zu sorgen, daß je MM Meier rechts und MM Meter links der Straße volle Waffenruhe herrscht Von deutscher Seite wird ebenfalls dafür gesorgt werden. Oberkommando des deutschen Heeres." Nachdem die Frist erfolglos verstrichen war. hat das Ober, kommando des deutschen Heeres am Montag um 23 Uhr eine zweite Aufforderung folgenden Wortlautes durch Rundfunk an das polnische Oberkommando gerichtet: ,Dle ausländischen Diplomaten sind bis zum 25. Sep tember. 19.30 Uhr. bei den deutschen Vorposten nicht angekom men. Das Oberkommando des deutschen Heeres g'b, dem pol- nischen Oberkommando erneu« Gelegenheit, die russischen und weitere in Warschau befindliche ausländische Diplomaten am Daenstag. 26. September, früh, durch die beMs^e FeuerlinK ungehindert aus Warschau heraus,»lassen. Die Diplomaten müssen sich während der Nacht nach Praga begeben und Praga bei Hrllwerden aus der Straße Praga—Radzmin verlaflen. Die Kraftwagen der Diplomaten haben weithin sichtbare Weitze Flaggen zu zeigen. Bon polnischer Seite ist dafür zu Ersten, daß von 5 bis A Uhr ie 2MN Meter rechts und links der Straße volle Waffenruhe herrscht. Von deutscher Seite wird ebenfalls dafür gesorgt werden. . . . . _ Di« sowjeirvsitsche Regierung erklärt^ daß da« Personal der polnischen Botschaft M Moskau w lange zuruageyalirn wird, bis die Mitglieder der russischen Botschaft in Warschau ausgeliefert worden sind. Oberkommando des deutschen HeereS." Nachdem das Oberkommando des deutschen Heeres den Termin der Waffenruhe um zwei weitere Male verlängert haue, haben um 11 Uhr am Dienstag S2 Mitglieder der sow- jetrussischen Botschaft die deutsche Feuerlinie passiert und be- finden sich zurzeit aus dem Wege nach Königsberg. Von Kö nigsberg ans werden sie durch Vertreter des Auswärtigen Am tes nach Swinemündt und von dort im Sonderzug nach Bec- Un geleitet Mi, dem gleichen Schiff werden etwa 46» Aus- länder in Swinemünde eintreffen, die Warschau durch Ver mittlung des OKH. vor einigen Tagen verlassen haben. Das Personal der Sowjetbotlchast verlieb Warliha« Wie man soeben von bestunterrichteter Seite erfährt hat das Personal der sowjetrussischen Botschaft tu Warschau, ins- gesam, 62 Personen, Dienstag vormittag Warschau verlassen. Es ist noch nicht bekannt, welche Reiseroute der frühere polnische Botschafter in Moskau mit seinem Personal zur Ausreise aus der Sowjetunion wählen wird Es wird jedoch vermutet, daß die Mitglieder der polnischen Boischast sich über Finnland nach Frankreich begeben werden. Der lowletruliische Vormarsch Der Generalstab der Roten Armee verössentlicht folgendes Kommunique über die Operationen in Polen am 25. Sepiem- ber: Im Verlause des 25. September haben die Truppen der Noten Armee in Fortsetzung ihres Vormarsches auf die De markationslinie die Städte Suwalkt und GvNionds besetzt und die Linie Suwalki—Gonionds—Smash—Aanow <39 Km süd westlich von Brest-Lftowsl) —Opalkn—Dubenka (beide Punkte am Bug, 24 bis 30 Km. südwestlich hzw. südöstlich von. Holm, — Komarow, Lawrikow (15 Km. skdös ich von Rawa Ruska». Podgajischiki <25 Km. nordwestlich vom Lambor) — Unjawische NO Km. nordwestlich von Drohobytsch: — Nybnik (40 Kim westlich von Slrvj» - Kosiow <50 Km. südwestlich von Snvft erreicht. Im westlichen Weißrußland ni in der Westulrame werden die r.peraiionen zur Säuberung von den Resten der polnischen Lruppeu fongesetzl. „Verluste voll verMltnlsmWq aroh" Selbst Churchill muß den Erfolg des deutschen Handels krieges zugeben Am englischen Unterhaus erklärte am DienStag Chur chill. daß das englische Beglciftchisssnstem zwar bereits im »ollen Gange sei, doch sei noch ein newisscs ..Risiko" vorhanden und die Bcrlnstr seien noch verhältnismäßig groß Des halb müsse auch dir Hochsrcslone nnd die Luftflotte zur Hilf« herangrzogen werden. Churchill fünte hinzu, die Erreichung der absoluten Sicherheit sei unmöglich.