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Donnerstag, den 22. Juni 1939 Pulsnitzer Anzeiger — Ohorner Anzeiger Nr. 142 Seite 2 Stürmische Heiterkeit im Unterhaus Gelächter über Moskauer Paktverhandlungen Großes Gelächter brach im englischen Unterhaus auf den Oppositionsbänken aus, als Unterstaatssekretär Butler in Beantwortung einer Anfrage erklärte, daß sie britische Regierung mit der Art und Weise zufrieden sei, in der die britischen Vertreter in Moskau die Ver handlungen mit der Sowjetregierung führten. (!) Als ein Redner der Opposition fragte, ob die britische Regierung nicht im Falle weiterer Verzögerungen der Moskauer Ver handlungen einen Minister mit entsprechenden Vollmach ten nach Moskau schicken wolle, gab er keine Antwort. Ministerpräsident Chamberlain gab im Unter haus eine neue Erklärung über Tientsin ab, die deutlich die Schwierigkeiten Englands im Fernen Osten, die Schwäche der britischen Machtposition und die verfehlte Zielsetzung der Londoner Außenpolitik offenbarte. Die Zustände in Tientsin seien unverändert. Die Zufuhr an frischen Lebensmitteln sei nach wie vor inzureichcnd. Es habe verschiedene Zwischenfälle durch »ie Verschärfung der Blockade gegeben. Der englische Botschafter in Tokio habe im übrigen Sargemacht, daß die britische Regierung „sich mit der Blockade von Tientsin nicht einverstanden erklären könne". Die dringliche Frage der Lebensmittelzufuhr sei noch immer ungeklärt. Oer Ruf nach Generalstabsbesprechungen In ^einem Frage- und Antwort-Spiel zwischen dem Laoour-Avgeoroneten Wedgwood und Premtermtnt- ster Chamberlain kam abermals eindeutig die hohe Bedeutung des Fernostproblems für die Moskauer Ver handlungen zum Ausdruck. Wedgwood fragte nämlich ganz offen, ob man denn nun nicht in Anbetracht des Ernstes der letzten Nachrichten aus dem Fernen Osten die Mission Strangs nach der militärischen Seite hin erweitern wolle. Der Abgeordnete hielt es nämlich für dringend, Mr. Strang so schnell wie möglich in diesbezügliche Gene ralstabsbesprechungen mit der Sowjetunion eintreten zu lassen. Chamberlain versuchte, die Auswirkung der mit peinlicher Offenheit vorgetrageuen Anfragen mit dem Hinweis zu bremsen, daß der Vertrag als solcher erst fixiert sein müsse, bevor man die militärischen Folgerun gen ziehen könne. Unterstaatssekretär Butler bemühte sich, die abermals im Parlament angeschnittene Seite der Moskauer Fernostverhandlungen noch einmal zu ver tuschen, mußte sich aber, durch weitere Fragen anderer Abgeordneter in die Enge getrieben, immer weiter zurück ziehen. Schließlich konnte das Regierungsmitglied sich nicht mehr helfen, als der Abgeordnete Mander die Frage stellte, ob die Initiative zur Behandlung der Fernost fragen in Moskau von der Sowjetunion ausgegangen sei und wie weit man damit gekommen sei. Butler erwiderte ausweichend und einschränkend in größter Verlegenheit! schlag auf der Grundlage der Gleichheit und Gegenseitigkeit befaßt. In der Folgezeit sei eine viel weitergehende Verband- lung zwischen Großbritannien, Frankreich und Sowjetrußland eingeleitet worden. In mehreren Punkten sei man sich längst einig, allerdings beständen noch Schwierigkeiten. Anschließend unterrichtete der französische Außenminister di« Mitglieder der Auswärtigen Kammerkommission über den Stand der Verhandlungen mit der Türkei. Bonnet tat so als handle es sich hier um zwei parallellaufende Verhandlungen: einerseits diejenigen, die sich auf die endgültige Regelung ge- bietsmäßiger Fragen zwischen der Türkei und Syrien beziehen und andererseits zwischen Frankreich und der Türkei. Das Abkommen über den Sandschak sei bereits in allen Hauptpunkten verwirklicht. Auch die Veistandserklärung analog derienigen, die zwischen London und Ankara unterzeichnet worden sei, stehe dicht vor dem Abschluß. Zum Schluß gab Bonnet zu, daß das französisch-türkische Geschäft ein gegenseitiges sei. Außenpolitische Erklärung Bonnets Vorsichtiges Herumreden um die brennenden Probleme Der französische Außenminister Bonnet gab vor dem Aus- wärtigen Ausschuß der Kammer einen Bericht über die inter nationale Lage ab. Bonnet begann^ wie in dem amtlichen Kom munique betont wird, seine Ausführungen mit dem Problem der sronzöfisch-spanischenBeziehungen. Tue spanische Regierung dürfe den guten Willen der französischen Regierung nicht ver- kennen. Man habe die feste Hoffnung, mit Spanien gutnachbar- Uche Beziehungen zu unterhalten und in Marokko eine Politik vertrauensvoller und loyaler Zusammenarbeit zu betreiben. Zu der Entwicklung der Lage im Fernen Osten seit dem Zwi schenfall vom 9. April versicherte Bonnet den Willen der fran zösischen Regierung, mit Großbritannien völlig solidarisch zu bleiben. . Bonnet befaßte sich sodann ausführlich aber nichts Neues sagend mit den schleppenden Verhandlungen der beiden Welt- Demokratien mit Sowietrußland. Er erklärte dabei u. a., man Kobe am 13. Avril die Moskauer Reaieruna mit einem Nor» Nichttmgrikspaft mit AeutWand ratisiriert Ungeteilte Zustimmung des Ministerkabinetts Das lettische Ministerkabinett ratifizierte auf einer Sitzung, die unter dem Vorsitz des lettischen Staats- und Ministerpräsidenten Dr. Ulmanis stattsand, den am 7. Juni in Berlin unterzeichneten deutsch-lettischen Nichtangriffs pakt. Der Austausch der Ratifikationsurkunden findet in allernächster Zeit in Berlin statt. Das Ministerkabinett ist für die Ratifizierung solcher Verträge allein zuständg, nachdem das Parlament heute nicht mehr existiert. preffelügen sollen ablenken Durchsichtiges Manöver um Spanien. Das englische Exchange-Büro meldet, wie verlautet, Habe die spanische Regierung das Ersuchen Roms auf Abschluß eines Militärbündnisses mit Deutschland und Italien abgelehnt. Wie wir von zuständiger Stelle in Berlin erfahren, ist von einem derartigen Ersuchen an Spanien um Abschluß eines Bündnisvertrages nicht das Geringste bekannt. * Es handelt sich also um ein neues typisches Beispiel britischer Presselüge, wodurch England von seinen Schwierigkeiten bei den Moskauer Paktverhand lungen ablenken und sich selbst und seinem franzö- sifchcn Partner Mut zusprcchen will. Puricelli beim Führer Besuch des italienischen Straßenbauers in Deutschland Der Führer empfing aus dem Obersalzberg den zur 'Zeit in Deutschland weilenden bekannten italienischen Straßenbauer Senator Puricelli im Beisein des General- Inspektors für das deutsche Straßenwesen Dr. Todt. Amnestieerlaß des Führers Für politische Straftaten im sudetendcutschcn Kampf. Das Reichsgesetzblatt veröffentlicht einen Erlaß des Führers über die Gewährung von Straffreiheit in den sudetendeutschen Gebieten und im Protektorat Böhmen und Mähren. Durch den Erlaß werden alle Strafen auf gehoben, die nach den Vorschriften des früheren tschecho- flowakischen Rechts wegen der Zugehörigkeit zur NSDAP., zur Deutschen Nationalpartei, Sudetendeutschen Heimat- front, Sudetendeutschen Partei, ihren Gliederungen, Unterorganisationen oder angeschlossenen Verbänden bzw. wegen der Förderung oder Unterstützung der erwähnten Parteien und Organisationen verhängt worden waren. Ferner verfügt der Erlaß ohne Rücksicht auf die Art und Höhe der Strafe Straffreiheit für Tsche chen bzw. für die nichtdeutschen Volksangehörigen der, ehemaligen Tschecho-Slowakischen Republik für Straf taten oder Vergehen aus politifchen Beweggründen. Aus genommen von der Straffreiheit sind Verbrechen gegen das Leben, Raub, Sprengstoffverbrechen, wenn dabei ein Mensch getötet oder verletzt worden ist, sowie Handlun gen, bei denen die Art der Ausführung eine gemeine Ge sinnung des Täters erkennen läßt. _ SrnlllenhWer germbt, Arbeit« brotlos gemacht Polnischer Terror hält unvermindert an Der Raub deutschen Besitzes in Polen nimmt Formen und Ausmaße an. die nur zu sehr an die Traditionen" von Ver sailles seligen Angedenkens erinnern. So haben der Woiwode von Posen und der von Pommerellen der deutschen Genossenschaft des St. Johanniter-Ordens mitgeteill, daß sie ihre Existenz nicht anerkennen. Damit sind fünf deutsche Krankenhäuser mit ausschließlich vorbildlicher Einrichtung, die Deutschen wie Polen zur Verfügung gestanden haben, in polnischen Besitz überge- aangen. Gleichzeitig geht die Enteignung deutschen Besitzes in Ost oberschlesien und anderen Landesteilen unaufhaltsam weiter. In Myslowitz wurde das Gebäude des deutschen Schulvereins beschlagnahmt. Sämtliche deutschen kulturellen Organisationen von Myslo witz sind nunmehr ohne jede Möglichkeit, ihre Arbeit, die durch die polnische Staatsversasiung verbürgt ist, sortzusetzen. Seit einiger Zeit sind namentlich in Ostoberfchlefien sog. „Nationalkomitees" an der Arbeit. Sie stellen schwarze Listen aus, aus denen alle vorhandenen Beamten. Angestellten und Arbeiter verzeichnet find, die deutschen Organisationen ange hören oder ihre Kinder in die deutschen Schulen schicken. Diesen neuen Methoden sind in den jetzt restlos polonisier- ten Pleßschen Betrieben bereits mehr als fünfzig deutsche Ange stellte zum Opfer gefallen. Die Kündigung und Entlassung von deutschen Angestellten in weiteren Betrieben steht vor der Tür. Daß es angesichts der täglichen Uebersälle auf Volksdeutsche und der zahllosen Enteignungsmaßnahmen gegen deutsche Organisationen nicht an den üblichen Schikanen fehlt, bewerft jeder Tag. So wurde jetzt von dem Vize-Starosten von Brom berg und dem Starosten von Thorn den Leitern der dortigen deutschen Gesangvereine, die am Danziger Sänaerfeft vom 23. bis 25. Juni teilnehmen wollten, mitgeteilt daß die Fahrt zu dem Sängertresfen verboten worden ist. Auch jegliche Reise eines einzelne« Mitgliedes der Gesangvereine aus privaten oder geschäftlichen Zwecken während dieser Zeit sei nicht erlaubt und würde in solch einem Falle die sofortige Auflösung der deutschen Gesangvereine zur Folge haben. U-Voot.pheE in 1VS Meier Tiefe anfgefnnden Nach einer Meldung aus Saigoonist es gelungen, das gesunkene U-Boot „Phönix" etwa sechs Meilen von der Cam-Nanh-Bai in etwa 105 Meter Tiefe aufzufinden. Die Schleppdampfer, die die Unglücksstelle mit Grund ketten absuchten, glauben, das U-Boot ausgemacht zu haben, da eine der Ketten sich am Grunde festgehakt hat und gerissen ist. Großfeuer im Chinesenvieriel Zwei New-Aorker Mietkasernen vernichtet. Im übervölkerten New-Aorker Chinesenviertel zer störte ein Großfeuer zwei Mietkasernen. Sämtliche Feuer wehren des unteren Stadtteils von New Dork waren mehrere Stunden lang angestrengt an der Arbeit, ein Weitergreifen des Brandes in den engen und winkligen Gassen zu verhindern. Nach den ersten Meldungen zählte man als Opfer des Brandes acht Tote, zwei Schwer- und zahlreiche Leichtverletzte, jedoch befürchtet man, daß noch mehrere Menschen unter den Ruinen begraben Legen hin die Oefentlichkeit im Unklaren darüber gelaffen HAte, Ohne Deutsche keiue koloniale Arbeit Von der Deutschen Kolonialausstellung in Dresden Deutsche Kolonialausstellung in Dresden! Das ist ein Ruf nach Rückgabe des uns geraubten Besitzes. Zum Zeichen dessen hatte Dresden anläßlich der Eröffnung der Ausstellung reichen Flaggenschmuck angelegt. Und wie berechtigt ist die deutsche Forderung nach Rückgabe! Deutsche Wissenschaft und deutsche Arbeit sind auch heute noch das Rückgrat der deutschen Kolonien. Was täte die die Mandatsvcrwaltung ohne das Gesundheits wesen, das von Deutschen ausgebaut und auf Grund deutscher Forschertätigkeit durch deutsche Arzneien gesichert ist. Deutsche Forscher und deutsche Arzneien helfen dar über hinaus in allen Kolonien der Welt gegen die ver heerenden Seuchen, wie sie in den Tropen häufig sind. Und da wagte es eine übermütige Konferenz von Staaten, die sich Sieger nannten, die Deutschen als zur Verwaltung von Kolonien unfähig zu erklären. Mit der Karto graphie, die einst von Deutschland in unseren Kolo nien durchgeführt wurde, arbeiten heute die Mandatsver- waltungen, weil die deutschen Karten unübertroffen sind. Die deutsche Klimaforschung kommt auch heute noch der Besiedlung zugute, weil sie den Europäern die gesunden Wohngebiete erschlossen hat. Und die deutschen Kolonien, vor allem Südwest, haben das gesündeste Klima Afrikas. Wie rege sind die Bergakademie Freiberg, die Forstliche Hochschule Tharandt in der kolonialen Arbeit! Auf der Kolonialausstellung Dresden kann man sich auch über diese vielseitigen Gebiete ein gutes Bild machen. Die Kolonien als R o h st o k.fs p e n d e r sind sür unsere deutsche Wirtschaft wichtig, gleich, ob es sich um die reichen Bodenschätze oder die Erträge von Ackerbau und Viehzucht handelt. Die Zucht der Karakuls, jenem Schaf, das die geschätzten Persianerfelle liefert, wurde von einem Deutschen eingeführt. Deutsche Männer von Rang, auch der Vater des Generalfeldmarschalls Göring, Reichs kommissar Dr. Göring, haben in den Kolonien Pionier arbeit geleistet. Der redlich durch Verträge und nicht durch Raub erworbene Besitz wurde uns genommen, als er begann, Früchte zu bringen. Ja, Asrika wäre heute viel leicht noch der „dunkle Erdteil", wenn nicht deutsche For scher, allen voran Dr. Nachtigal und Dr. Peters, durch ihre Reisen bis in das Innere des Erdteils den Weg für die Kolonisation geebnet hätten. Deutsche Männer hatten den Marsch ins Innere fchon Jahre zuvor gewagt, ehe überhaupt die deutsche koloniale Tätigkeit im Bismarck- Reich einsetzte. Sie brachten die ersten Bilder von Land schaft, Menschen und Tierwelt mit, wie sie die Ausstellung aufzeigt. Wir wissen, daß bereits der Große Kurfürst von Preu ßen in Afrika Kolonialbesitz erworben hatte, und daß unglückliche Umstände die Aufgabe dieses Besitzes erzwan gen. Aber betrachten wir uns die Geschichte des deutschen Volkes, so sehen wir, daß es eine Geschichte der Koloni sation ist, gleichgültig, ob wir an die Kolonisation im Osten, an das Werk deutscher Siedler in allen Teilen der Welt — gerade angesichts des Tages des deutschen Volks tums drängt sich dieser Vergleich auf — denken oder ob es sich um die Arbeit und den Kampf deutscher Menschen in unseren Kolonien handelt. Auch davon wird die Deutsche Kolonialausstellung Zeugnis ablegen. ha. Deutsches Recht und Forderung Zur Eröffnung sprach Reichsstatthalter Gauleiter Mutsch mann. Er ging vom Programmpunkt 3 der NSDAP, aus in dem Land und Boden (Kolonien) zur Ernährung des deut schen Volkes und zur Ansiedlung des Bevölkerungsüberschussek gefordert werden. Die Erfüllung dieses Punktes sei eine unab dingbare Forderung der Partei, zugleich aber auch ein unabdingbares Recht des deutschen Volles. Der Eauleftei geißelte die Methoden der Einkreisermächte, die auch die Ur heber der Kolonialschuldlüge seien. Er schilderte dann, wie er auf der Fahrt der Alten Garde wieder einmal den geeinten Willen des Volkes erlebt habe. Die Sicherstellung der Ernäh rung auf eigenem Grund und Boden sei jetzt eine der dring, lichsten Aufgaben. Deshalb müsse jeder Volksgenosse auch mtt dem kolonialen Gedanken vertraut sein. Die Welt solle wissen, daß das 80-Millionenvolk Eroßdeutschlands Forderungen stellev könne. Vorher hatte der Geschäftsführer des Reichskolonialbundes ^-Standartenführer Oberst a. D. Peterdie Grüße des Schirm- Herrn der Ausstellung, des Reichsstatthalters Generals Ritter von Epp überbracht, der im Juli nach Dresden kommen wird Ferner sprach Bürgermeister Dr. Kluge im Ramen der Landes hauptstadt Dresden, die zusammen mit dem Kolonialbund die Ausstellung veranstaltet. Unter den Gästen sah man u. a. den sächsischen Minister für Wirtschaft und Arbeit, Lenk, den Leiter des Reichspropa- aandaamtes Sachsen. Salzmann, Regierungspräsident SA.» Obergruppenführer Schepmann, ss-Gruppenführer Berkelmann, Luftgaukommandeur Generalleutnant Meyer, den Komman danten der Stadt Dresden, Generalmajor Mehnert. Der Reiter von Suvweft An die Gefallenen der deutschen Kolonien erinnert dieses Reiterstandbild, das über dem deutschen Kolonialbesitz die Wacht hält. Aus dem Film „Deutsches Land m Afrika i Ut per Reiter von Südwest weithin bekannt. Phot. DFG — DMV (M) Die Neigung, sich für fremde Nationalitäten und Nationalbestrebungen zu begeistern, auch dann, wenn die selben nur auf Kosten des eigenen Vaterlandes verwirk licht werden können, ist eine politische Krankhettsform. Bismarck.