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Pulsnitzer Anzeiger : 12.06.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-06-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1840937181-193906122
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1840937181-19390612
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1840937181-19390612
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadt Pulsnitz
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Pulsnitzer Anzeiger
-
Jahr
1939
-
Monat
1939-06
- Tag 1939-06-12
-
Monat
1939-06
-
Jahr
1939
- Titel
- Pulsnitzer Anzeiger : 12.06.1939
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Oertliches und Sächsisches Oie Rose im germanischen Brauchtum Ebenso vielfältig wie in Volksglauben und Volks brauch finden wie die „Hag- oder Hundsrose" im germa nisch-deutschen Rechtsbrauch der Vergangenheit. Durch die Untersuchungen über Wesen und Sinn der Steinringe, Steinkreise, wissen wir, daß diese Großstein gräber, die Sippengräber der germanischen Frühzeit mit einem Hag von Hagedorn umhegt waren. Der „Turm ring", der noch in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhun derts in Norwegen, Island und auf den Färöer Inseln im Gebrauch war, war die Volksversammlungs- und Ge- richtsstätte, die Dingstätte, deren Name: „gemeinsame Acht" auf die Anordnung der acht Steine der Jahresringe Be zug nimmt. Da diese Dingstätte von einem Hagedorn um hegt war, heißt die Dingstätte vielerorts auch „Hagedorn gericht". Weiter tritt uns die Wildrose vor allem in den Ausdrücken der germanischen Thing- und Gerichtsverfas sung entgegen, so in der Wendung: Das Gericht wird „unter" oder auch „vor dem Hagedorn" unter blauem Him mel gehalten. Auch die bildhaften Gestaltungen, die Rechtssinnbilder, fallen uns im Gebiet der Wappen- und Heroldskunde auf, wo sie ohne Zweifel uns die Geschlech ter bezeichnen, die das Amt des Richters und Rechtsbre chers innehatten. Oft auch taucht diese wilde Rose, wie wir schon gesehen haben, unter dem Namen „Hundsrose" auf, was deutlich an den altgermanischen Hundertschafts hag mit seiner Malstatt erinnert. Als das „angeborene Recht", das „Gewohnheitsrecht", durch römisches Recht verdrängt wurde, die Gerichtsstätte, der Weihe- und Kampfplatz der germanischen Stämme mehr und mehr aus dem Geltungskreis verschwand, fand die Rose als ausgesprochenes Rechtssymbol im Fünf- oder Femestern, dem Kennzeichen der Feme, Verwendung. Nicht nur die sünfblättrige Rose allein, sondern die ganze Pflanze, der Rosenstrauch, begegnet uns in der Geschichte als mit dem Rechtsgeschehen verbunden. Danach wird der Rosenstock zum Gerichtsbaum, z. V. der „tausendjäh rige Rosenstock" zu Hildesheim, an der östlichen Wand des Domes. Es ist gerade durch dieses Beispiel um so leichter zu verstehen, warum noch im Mittelalter und länger trotz geistlicher und weltlicher Verbote aus christlichen Kirch höfen und in Kirchen Gericht gehalten und Rechtsgeschäfte vorgenommen wutden. Auf der Stelle der alten Mal- und Gerichtsstätte wurde fast ausnahmslos eine Kirche oder Kapelle errichtet, weil die Menschen nicht von ihren alten Weihestätten, umhegt vom Rosengarten, wegzubringen waren. Vor 50 Jahren Tod durch Blitzschlag Pulsnitz. „In Bretnig wurde bei sich gestern entladcndcn Ge witter das 7jährige Töchterchen des Zimmermanns Berge, welches vor der Hausthür stand, vom Blitz erschlagen." Kameradschaft beim Parken. Jeder Kraftfahrer kennt den Spielraum zu seinem parkenden Vordermann, der dazu gehört, um Wieder absahren zu können. Leider wird er beim Parken nicht immer in Rechnung gestellt. Da das Gesetz es gebietet, die Handbremse anzuziehen, also es auch nicht angcht. einen anderen Wagen «inen Meter weiterzuschieben um Platz zur Abfahrt zu gewinnen, so bedeutet es für jeden Kraftfahrer eine ganz selbstverständliche, kameradschaftliche Pflicht, .so zu parken, daß für den Kameraden am Lenkrad der nötige Platz zum Wieder- abfahren vorhanden ist; dadurch wird viel Aerger und Zeit verlust «rspartt Königsbrück. Der Truppenübungsplatz Königs- brück ist wegen Scharfschießens vom 19. Juni bis 24. Juni 1939 gesperrt. Platzausweise haben innerhalb der abgesperr ten Platzteile keine Gültigkeit. Die Straße „Schwepnitz—Zeißholz" ist am 24. Juni 1939 von 5.00 bis 11.00 Uhr gefährdet und ebenfalls gesperrt. Reichenbach 7iähriger Zunge vom Kraftrad fahrer überfahren. Die Gendarmerie teilt mit: Freitag nachmittag gegen 16 Uhr ereignete sich in Reichenbach wieder ein Berkehrsunfall. Lin in Richtung Pulsnitz fahrender Kraftrad fahrer begegnete einem Heuwagen. Als der Fahrer mit dem Wagen in gleicher Höhe war, kam hinter dem Heuwagen ein 7 Jahre alter Junge hervorgelaufen und rannte direkt in das Kraftrad hinein. Der verletzte Knabe, «in Pflegekind der NSV., erlitt «inen Unterschenkelbruch und Prellungen des Gesichts. Er mußte dem Krankenhaus Dresden zugeführt werden. Die Lciftungskraft der Acltcren. Bei einer von der Abteilung „organische Betriebsgestaltung" des Amtes für Berufserziehung und Betriebsführung der DAF. in Tex tilbetrieben durchgeführten Untersuchung der Akkordver dienste von 141 Zweistuhlwebern wurde aus den nach Mtersklassen geordneten 26 höchsten Verdiensten festgestellt, d»ß über die Hälfte der mengenmäßig gewerteten Best leistungen in das Lebensalter von 50 bis 65 Jahren fällt. Bei den mittleren Akkordverdienften zeigte es sich, daß die besten Verdienste beim Mann zwischen 42 und 45 Jahren, bei der Frau zwischen 45 und 50 Jahren liegen. Bei dem Einsatz älterer Gefolgschaftsmitglieder muß daher der Grundsatz herrschen, daß ihnen Gelegenheit gegeben wird, ihre besonderen Kenntnisse und Fähigkeiten voll ein zusetzen. Vor allem ist aus sozialen und psychologischen Erwägungen zu vermeiden, daß bei dem älteren Gefolg schaftsmitglied durch Einsatz an untergeordneten Stellen, als Hofkehrer, Markenkontrolleur usw., das Gefühl der Degradierung erweckt wird. Heidenau. Mit dem Enkelkind in den Tod. Am Tage nach dem Tod ihrer Tochter hat sich eine 45jäh- rige Witwe mit Leuchtgas vergiftet. Dabei hat sie das zweijährige Kind ihrer Tochter mit in den Tod genommen. Bautzen. Kind im Teich ertrunken. In Bin- newitz stürzte das zweieinhalb Jahre alte Söhnchen der Familie Dürrlich, das bei der Großmutter weilte ,in einen in der Nähe des Wohnhauses der Großmutter befindlichen Teil und ertrank. Obwohl andere Kinder das Unglück bemerkt hatten, unterließen sie jedoch unverständlicherweise jede Verständigung, so daß der Kleine erst nach stunden langem Suchen geborgen werden konnte. Lommatzsch. Brand mit Bier gelöscht. In der Nähe von Lommatzsch geriet plötzlich ein Brauerei- lastkraftwaaen- in Brand. Der Fahrer wußte sich gleich zu helfen, indem er Bier zum Löschen benutzte. Als die Feuerwehr eintraf, war bereits jede Gefahr beseitigt. Lunzenau. Brennspiritusgetrunken. Eine in den 20er Jahren stehende Frau hatte aus Versehen Brennspiritus getrunken. Mit schweren inneren Verletzun gen wurde sie in ein Chemnitzer Krankenhaus gebracht. Riesa. 50 Jahre Feldartillerie-Regi- ment 32. Am Wochenende beging das Feldartillerie- Regiment 32 mit dem „Tag der Treue" in Riesa in fest licher Weise sein 50jähriges Bestehen. An den Veranstal tungen nahmen die Angehörigen des Regiments und der vom Regiment im Weltkrieg aufgestellten Verbände aus ganz Deutschland teil. Leisnig. Doppelter Unfall. In der Kurve östlich der Muldenbiegung wurde ein achtjähriger Junge, der unvorschriftsmäßig mit dem Fahrrad auf den Haupt weg eingebogen war, von einem Lastwagen angefahren. Der Junge erlitt eine nicht unbedeutende Fleischverlet zung an der Wade. Während sich der Fahrer des Last wagens um den Knaben bemühte, kam ein Motorradfah rer heran und fuhr auf den Lastwagen von hinten auf. Der Kraftradfahrer erlitt eine Darmzerreißung und mußte im Bezirkskrankenhaus einer Operation unterzogen werden. Oclsnitz i. Erzg. Todesopfer eines gräß lichen Unfalls. Dem Rangiermeister Hermann aus Hohndorf war auf Bahnhof Oelsnitz das rechte Bein ab gefahren worden. Der Verunglückte ist im Krankenhaus gestorben. Scheune und Wohnhaus niedergebrannt In Grüna bei Chemnitz brach in der Scheune der Bäue rin Klara Gläser ein Brand Das Feuer griff auf das Wohnhaus mit angrenzender Stallung und ein Seitengebäude über Trotz tatkräftigen Eingreifens der Feuerwehr konnte nur das Seitengebäude gerettet werden, während Scheune, Wohn haus und Stallung vernichtet wurden. Dabei fielen den Flam men Stroh, Hafer, landwirtschaftliche Maschinen, Hausgerät und Geflügel zum Opfer. Es wird vorsätzliche Brandstif tung vermutet. Liebestragödie in Werdau Bor etwa einem Vierteljahr hatte in Werdau ein 19jäh- riges Mädchen einen 28jähriqen Mann kennengelernt. Das Mädchen wollte, als es erfuhr, daß der Mann geschieden war und auch der Vater eines Kindes ist, die Verbindung lösen, womit der Mann nicht einverstanden war, fo daß es zu Aus einandersetzungen kam. Auf einem Spaziergang versetzte der Mann im Verlauf eines Streits dem Mädchen mehrere Messer stiche in den Rücken, die aber nicht gefährlich waren. Am näch sten Tag suchte der Liebhaber das Mädchen in der Woh nung auf und machte bei dieser Gelegenheit erneut von seinem Messer Gebrauch. Er stach dem Mädchen in die Arme, die Brust, den Leib und den Rücken. Dem Mädchen gelang es, die von dem Kerl verschloßene Wohnungstür zu offnen, auf die Straße zu flüchten und um Hilfe zu schreien. Der Messerheld folgte dem Mädchen, konnte aber von der sofort benachrichtigten Polizei an der Ecke Schiller- und Katharinen straße erwischt werden, wo er sich selbst mehrere Messerstiche m Vie Herzgegend beibrachte. Der Mann und das Mädchen wurden ins Krankenhaus transportiert. Nach dem bisherigen Befund stM -für beide keine Lebensgefahr bestehen. Dresdner Studententag Der Dresdner Studententag 1939, veranstaltet von den Hoch- und Fachschulen der Landeshauptstadt, findet vom 30. Juni bis 2. Juli statt. Wie im vorigen Lahr wird in diesen Tagen Tradition und Arbeit des Dresdner Studtentums und seiner Altherrenschaft seinen Höhepunkt finden. Zahlreiche Veranstal tungen werden Gelegenheit geben, die Leistungen der akade mischen Jugend auf politischem, kulturellem und sportlichem Ge biet kennenzulernen. Wechsel in der Führung der Gaujugendabteilung Der bisherige Eaujugendwalter der DAF., Bannführer Kurt Unger, der fast vier Jahre die Eaujugendabteilung der Deutschen Arbeitsfront geführt hat, wurde vom Eauobmann der DÄF. mit der Leitung der Gaufachtabteilung ..Chemi e" beauftragt. Als neuer, zunächst kommissarischer Eaujugendwalter wurde im Einvernehmen mit der Gebietsführung der Führer des Vannes 179 (Grimmas Bannführer Holzmann berufen. Die Ernennung des Pg. Unger zum Eaufachabteilungswal- ter bedeutet Dank und Anerkennung für die im Rahmen der Jugendarbeit der DAF. geleistete wertvolle Aufbauarbeit. Reichstreffen der sächsischen Landsmannschasten Ein Reichstreffen vereinte am Sonntag die sächsischen Landsmannschaften in der Muldestadt Roßwein. Namens der festlich geschmückten Stadt hieß Bürgermeister Härtwig die Gäste willkommen. Bei der Landsmannschaftstagung unter strichen Ortsgruppenleiter Naumann und Eauvolkstumswart Weimert. Dresden, die Neubelebung der Volkstumspflege im neuen Deutschland. Dr. Hartmann vom Heimatwerk Sacksen dankte dafür, daß die Landsmannschaften zu allen Zeiten das Banner von Heimat und Volkstum hochhielten. Das Heimat werk habe diesen Bestrebungen nun eine große Blickrichtung verliehen. Dann sprach der sächsische Dichter Kurt Arnold Findeisen. Es läßt sich schwer rn Worte kleiden, wie er seine Hörer durch einen Alltag und einen Sonntag führte und einen köstlichen Kranz wand, der früh beim Erwachen mit Lausitzer Bettzeug begann und mit Meißner Wein und dem Aufziehen der Elashütter Uhr am Abend endete. Am Nachmittag lösten in einem sonnenüberglänzten Festzug die Volkstrachten der Erzgebirger, Vogtländer und Lausitzer viel Bewunderung aus. Rin grotzaufgezogenes dreitägiges KÜF- Dolksfest bildet den Rahmen des Lanosmannschafientreffens. DAF-Vauwaltung Berlin besuchte Bad Schandau Die DAF.-Gauwaltung Groß-Berlin unternahm mit 850 Gefolgschaftsmitgliedern eine Fahrt ins Blaue. Frühmorgens 5 Uhr^wurde P i r n a_ erreicht, wo das Musikkorps. der Pir naer Pioniere oen wägen öen ergen wrug öes »acywnranoes entbot. Gegen 6 Uhr lichtete die „Dresden" mit den Berliner Kameraden an Bord die Anker, um nach über zweistündiger herrlicher Elbefahrt in Bad Schandau anzulegen, wo die neue Kurkapelle mit Marschmusik die Berliner begrüßte. Ausflüge ins Elbgebirge füllten den Vormittag aus. Nachmittags fand ein Platzkonzert im Stadtpark statt, dem ein Tanz im Saal des Kneipokürhauses und auf der Schloßbastei folgte. Nach 19 Uhr verließen die Berliner, tief beeindruckt von dem Zauber der sächsischen Landschaft, im Sonderzug den gastlichen Kneipp- und Luftkurort Bad Schandau. Landschastspslege und Naturschutz Die Pflege des Landschaftsbildes, die eine der dringendsten Aufgaben des Naturschutzes ist, steht im Mittelpunkt eines Lehrganges der Reichsstelle für Naturschutz vom 18. bis 22. Juni. Dieser Lehrgang, der am nächsten Sonntag in Dresden durch Lanoesforstmeister Vogel eröffnet wird, wird Ratur- schutzbeauftragte aus ganz Deutschland LU Vorträgen und Be» Nqngungsfayrren ms wrzgeoirge, ins wiogcorrg^ m oen detengau und nach Meißen vereinen Bei der Eröffnungsveran staltung wird der Landesbeauftragte für Narurichutz. Direktor Werner Schmidt, über Naturschutzgebiete und Naturdenkmale in Sachsen sprechen. Für den 21. Juni ist ein Referat des Direktors der Reichsstelle für Naturschutz, Oberreqierungsrar Dr. Klose, über „Der Landschaftsschutz rn >ein«r heutigen Praxis" vorgesehen. Lehrgänge sür Fachlehrerinnen Hiner der schönsten Frauenberufe ist zweifellos der der Er zieherin. Erziehungsarbeit an dem Heranwachsenden jungen Ge schlecht ist eine beglückende wenn auch verantwortungsvolle Aufgabe. Michaelis 1939 besteht für alle die. die den Beruf einer technischen Lehrerin ergreifen wollen, an den beiden Hochschulen für Lehrerbildung in Dresden und Leip zig die Möglichkeit, an einem Lehrgang zur Ausbildung von Lehrerinnen für Haushaltung und Kochen, Nadelarbeiten und Turnen teilzunehmen. Die Dauer des Lehrganges erstreckt sich aus vier Semester. Voraussetzung zur Teilnahme an einem .solchen Lehrgang ist entweder der Besitz des Reifezeugnisses einer höberen Schule oder der Nachweis der abgeschlossenen Aus bildung für einen Frauenberuf, ferner die Zugehörigkeit zum BDM. oder zur NS-Frauenschaft oder der abgeleistete Frei willige Arbeitsdienst sowie der Nachweis von Schwimmkennt- nisfen. D'e untere Grenze des Aufnahmealters beträgt 18 Jahre, die obere 27 Jahre Gesuche um Zulassung zur Aufnahme tu den Lehrgang sind bis 15. Juli 1939 entweder an die Direk tion der Hochschule für Lehrerbildung in Dresden, Teplitzer Straße 16, oder an die Direktion der Hochschule für Lehrer bildung in Leipzig S 3. Elisenstraße 150 einzureichen. ErnteMeeinlatz -er Studierenden Der Reichserziehungsminister hat in Anerkennung der Be deutung des durch die Reichsftudentenführung durchgeführten Landdienstes und der Erntehilfe verfügt, daß jede Hilfe bei dem Arbeitermangel in der Landwirtschaft un Interesse der Sicherstellung der Ernährungsfrage Förderung verdient. Die Rektoren aller Hochschulen des Eroßveutschen Reiches werden daher ermächtigt, diejenigen Studenten, die sich in den Dienst der diesjährigen Erntehilfe stellen, schon vom 15. Juli ab ohne Nachteile von der Teilnahme an den Vorlesungen nnd Uebun-, gen zu befreien. Der Erntehilfeeinsatz soll 25 000 Studierend« umfassen. MM Eberstein im MMen Staatsdienst Aus München wird gemeldet: Reichsführer A Himmler! sprach am Sonnabend in München vor dem gesamten Führer korps des A-Oberabschnitts Süd. Bei dieser Gelegenheit druckte der Reichsfuhrer dem ausscheidenden Oberadschnittsführer ^-Obergruppenführer Freiherr« von Eberstein m sehr herz lichen Worten seinen Dank aus für seine erfolgreiche Tattakett und führte zugleich als neuen Oberabschnittsführer den 4z-Br<- gadeführer Freiherrn von Schade in sein Amt ein. ^-Ober gruppenführer Freiherr von Eberstein wird als Ministerial direktor in den sächsischen Staatsdienst eintreten; er wird zu- gleich in den persönlichen Stab des Reichsführers ff berufen. Oie Karioffelblüte im Knopfloch Als das „Brot der Armen" noch ein Luxus der Neichen war. In Deutschland besaß die Kartoffel längst Heimat- rechte, als sie in Frankreich infolge ihrer Seltenheit fast noch unbekannt war und aus der königlichen Tasel als köstliche Delikatesse galt. Erst Parmentier, der die Kar toffel in Deutschland kennengelernt hatte, war es zu dan ken, daß sie nach l770 auch in Frankreich weitere Verbrei tung fand. Der unmittelbare Anlaß dazu war ein Preis ausschreiben, das die wissenschaftliche Akademie von Be sancon wegen der Hungersnot von l 769/70 erlassen hatte. Es war darin die Aufgabe gestellt, „Gemüse namhaft zu machen, die im Fall einer Hungersnot als Ersatz für die jenigen Nahrungsmittel dienen könnten, die man gewöhn lich Verwendet". Parmentier, der sich in einer Abhandlung ausführlich über die Vorzüge der Kartoffel ausgelassen hatte, fiel der Preis zu, und der „Wohltäter der Menschheit", welchen. Ehrentitel er später bekam, weihte fortan sein Lebenswert der Kartoffel. Es gelang ihm, den König dafür zu inter essieren, und das erste Geschenk, das Parmentier Lud wig XVI. bei einem Besuch der Kartoffelpflanzungen machte, bestand in einer prächtigen Kartoffelblüte, die der König mit Stolz ins Knopfloch steckte. Bald aber wünschte Ludwig XVI. die neue Frucht auch auf der Hoftafel zu sehen. Parmentier mußte ihm einen Teil der ersten Ernte überlasten, und König Ludwig XVI., der das Gericht bei seinen Höflingen beliebt zu machen gedachte, lud sie zu einem Diner ein, dessen Clou ein Gericht aus der neuen Frucht sein sollte. Aber der Küchenchef hatte die unglückliche Idee, an Stelle der Kartoffelknollen die Kartoffelfrüchte, d. h. die Kartoffel- beeren, die die Staude trägt, zu kochen. Trotz ihrem leb haften Wunsche, den Gastgeber nicht zu verletzen, brachten es nur wenige der Geladenen fertig, die ungeachtet der herrlichen Zutaten ganz verteufelt schmeckenden Kartoffel beeren herunterzuwürgen. Des Königs Enttäuschung und Aerger waren natür lich groß. Von der Kartoffel wollte er nichts mehr wissen, und Parmentier war bei ihm in Ungnade. Da spazierte, so wird erzählt, Ludwig eines Tages im Park von Ver sailles und traf einen Gärtner, der in einem Kessel über offenem Feuer gerade einige Kartoffeln kochte. Diesmal waren es aber die schmackhaften Kartoffelknollen und nicht die widerlichen Kartoffelbeeren. Erstaunt fragt der König den Gärtner nach seinem Gericht, zertrat dann eine der ihm überreichten Kartoffeln und sah zu seiner Ueberra- schung aus der Schale eine Art „gelben Mehles" heraus- quillen. Darauf mußte der Gärtner einen Vortrag über die Zubereitung der Kartoffel halten. Er erfuhr, daß der schmackhafte Teil der neuen Frucht nicht die an der Staude sitzenden Beeren, sondern die an den Wurzeln hängenden Knollen seien. Es sei also bei der Kartoffel gerade das Umgekehrte der Fall wie bei der Tomate. Ein neues Ban kett fand bald darauf statt, und diesmal wurden die könig lichen Gäste mit gekochten Kartoffeln bewirtet, dte allge mein als überaus schmackhaft gerühmt wurden. Bald eroberte sich die Kartoffel ihren Platz auch auf den Tafeln der Adligen, nachdem der König selbst einmal damit den Anfang gemacht hatte, und sie hörte gegen Ende des 18. Jahrhunderts bei den Franzosen auf, nur ein Gericht der armen Leute zu sein. Allerdings hat die Kar toffel sich bei unseren westlichen Nachbarn nie der Gunst erfreuen können, die sie bei uns genießt.
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