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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt. und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn 91. Jahrgang Nr. 51 Mittwoch, den 1. März 1939 bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen sind an den ErscheinungStag«, bi» om». 10 Uhr aufzugeben. — Verlag: Mohr 8- Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann «. Gebrüder Mohr. Hauptschriftlelter: Walter Mohr, Pulsnitz; Stello.: Walter Hoffman«, Pulsnitz- Verantwortlich für den Heimatteil, Sport u. Anzeigen Walter Hoffmann, PuWnttz^f»« Politik, Bilderdienst und den übrigen Teil Walter Mohr, PulSnttz. — D. A-l-i 227». Geschäftsstelle: Nur Adolf - Hitler - Straß, 2 — Fernruf nur «1 Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur Deröffenttichung der amtlichen Bekanntmachungen des Landrates zu Kamenz, der Bürgermeister M Pulsnitz und Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Pulsnitz, sowie des Finanz amtes zu Kamenz Haltung «scheint täglich mit AuSnahm, der gesrtzllcheu Don», und Feiertag,. Dme voMg»pr«i» beträgt bei Abholung wöchentlich SO Rys., bei Lieferung fr«t Hau« » «Pf- Postbezug monatlich 2cki0 RM. Di« Behinderung der Lieferung rechtferttgt kttn« Anspruch auf Rückzahlung des Bezugspreise». AetttmgsauSgab« sür Abholer ägvch »—« Uhr nachmittag». Preise und Nachlaßsätz, bei Wiederholungen nach - rei-list« Nr. S — Für da» Erscheinen non Anzeigen in bestimmte« Nummern und aa „Den Tatsachen angeglichen!" Chamberlain über die Anerkennung Francos In der Unterhausaussprache über die Anerkennung Francos durch die britische Regierung wies Premier minister Chamberlain zunächst die heftigen Anschul dingungen Attlees und die einzelnen Punkte des Miß- trauensantrages der Labour-Partei in entschiedener Form zurück. Dabei erklärte er u. a., daß niemand heute wisse, wo die rotspanische „Regierung" sich befinde. Der „Präsident" sei tatsächlich zurückgetreten. Einige der „Minister" seien in Frankreich, einige in Spanien, und viele von Negrins Freunden und militärischen Beratern drängten ihn, die Feindseligkeiten einzustellcn. Es sei daher zweifelhaft, ob man diese Regierung überhaupt als legal ansehen könne. »Ach sage das, weil unser Schritt angeblich ein grober Bruch internationaler Traditionen gewesen sein soll. Tat sächlich würden wir uns eines solchen Bruches aber schul dig machen, wenn wir unS geweigert hätten, Franco an- zuerkennen." (Beifall auf den Regierungsbänken.) Chamberlain erklärte zum Schluß, daß England mit der Anerkennung Francos kein Schulbeispiel schaffe. 19 andere Länder hätten Franco bereits anerkannt, und wenn England noch lange gezögert hätte, hätte es sich schließlich allein befunden. Die Lage Frankreichs sei genau die gleiche wie die Englands. Die Anerkennung sei ein formaler Akt, durch den die Beziehungen zwischen England jund Nationalspanien den Tatsachen an geglichen werden. Von 24 Staaten anerkannt Nachdem sich die beiden Wcstmächte zur Anerkennung der Regierung Francos entschlossen haben, ist die natio- malspanische Regierung nunmehr von 24 Nationen äe jure anerkannt worden. Es sind dies in zeitlicher Reihenfolge: Deutsch land und Italien, die diesen Schritt am 18. November 1936 taten. Es folgten dann Guatemala, San Salvador, Albanien, Nicaragua, der Vatikan, Japan, Mandschukuo, Ungarn, Portugal und die Tschecho-Slowakei, ferner Irland, die Schweiz, Uruguay, Polen, Peru, die Türkei, Holland, Bolivien, Venezuela, Argentinien sowie Frank reich und England. Die Anerkennung Francos durch Schweden und die übrigen Nord-Länder dürste voraussichtlich dieser Tage erfolgen. Der australisch« Ministerpräsident Lyons gab be kannt, daß die australische Regierung beschlossen habe, Franco äs jurs anzuerkennen. Jr mischen haben auch Jugoslawien und Litauen die Anerkennung Francos endgültig beschlos sen. Die gleiche Entscheidung dürften Lettland, Estland und die Mitglieder des Balkanbundes treffen. Azanas salbungsvoller Abgang In seinem Rücktrittsschreiben sagt Azana, der ver antwortliche Leiter der militärischen Operationen habe ihn in Gegenwart des Ministerpräsidenten am 27. 2. Wissen lassen, daß der Krieg unweigerlich für Rotspanien ver loren sei. Noch bevor die rotspanische Regierung als Folge der Niederlage seine Abreise aus Spanien Empfohlen und organisiert habe, habe er „seine Pflicht erfüllt", indem er der Regierung in der Person ihres Chefs den sofortigen Abs hluß eines Friedens unter menschlichen Bedingungen nahegelegt und vorgeschlagen habe, um den Verteidigern des rotspanischen Regimes und dem ganzen Lande neue nutzlose Opfer zu ersparen. Persönlich habe er in diesem Sinn« gearbeitet, soweit »seine „beschränkten Akttonsmittel" es ihm gestattet hätten. ^Er habe aber nichts Positives erreicht. Salbungsvoll legt dann Azana dar, „daß die Vor« Bedingungen für die Wetterführung seines Amtes nicht mehr gegeben seien", wobei er auch die Anerkennung der 'Franco-Regierung durch Frankreich und England erwähnt. Machtvoller denn je Siegesfeier in Burgos Nach der Bekanntgabe der bedingungslosen Aner kennung Nationalspaniens durch England und Frank reich fand in Burgos eine große Kundgebung der Falange statt. Der Platz war mit den Flaggen Nationalspaniens und der befteundeten Nationen ausgeschmückt. Fast die! gesamte Bevölkerung der Stadt hatte sich versammelt. General Franco richtete eine kurze Ansprache an die! ^Volksmenge, die ihn mit stürmischem Jubel begrüßte.! Heute fühle in Spanien wieder jeder den Stolz,! Spanier zu sein, erklärte Franco. Die spanische Armee! sei machtvoller denn je; das habe sich vor allem' gezeigt bei der eindrucksvollen Parade der nationalen Truppen in Barcelona. Noch vor kurzem seien die natio-j nalen Spanier in einem großen Teil des Auslandes als "„Rebellen" bezeichnet worden. Erst nach der verheeren den Niederlage der Roten seien sich jene Männer des Auslandes bewußt geworden, was eigentlich das wirk liche Spanien ist. Erst nachdem die Roten unsägliche Greueltaten be- !gangen und Ströme unschuldigen Blutes vergossen hatten, hätten jene Nationen die Wirklichkeit erkannt. Nun überstürze sich das Ausland mit Anerkennungen! Diese Anerkennungen seien eine notwendige Folge des hcldhastcn Einsatzes der Jugend Spaniens, die sich allen Widerständen zum Trotz durchgesetzt habe. Der Liess über die Roten bedeute gleichzeitig einen Sieg über Frei maurer und internationalen Kommunismus. Der Staatsches gedachte dann jener Nationen, die seit Anbeginn des Krieges sich vorbehaltlos auf die Seite der I nationalen Sache stellten: der Schwesternation Portugal I und der befreundeten Mächte Italien und Deutschland. Franco schloß mit dem Dank an die Mütter der spanischen Soldaten und ihre heldenhaften Söhne. Die Rede Francos wurde von der Menge mit be geistertem Jubel ausgenommen. Besonderen Beifall fand aber die Stelle, an der Franco den befreundeten Nationen den Dank Nationalspaniens zollte. Deutliches Zeichen des Selbstbewußtseins In politischen Kreisen in Burgos wird die Ansprache des Staatschess General Franco als ein deutliches Zeichen des Selbstbewusstseins Nationalspaniens bezeichnet. Im Augenblick der Anerkennung durch Frankreich und Eng land fühle Nationalspanien keinerlei Verpflichtung gegen- über diesen Nationen, sondern empfinde es eher als be fremdend, dass die Anerkennung nicht bereits früher, erfolgte. Besonders beachtet wird der erneute Ausdruck der Dankbarkeit Spaniens gegenüber Italien, Deutschland und Portugal als den Nationen, die dem Herzen des spanischen Volkes immer am nächsten stehen werden. Das habe auch der riesige Beifall an den entsprechenden Stellen der Rede Francos bewiesen. Der nationale Sender in Burgos geht in seinem Kommentar so weit, zu behaupten, Franco habe von Frankreich und England mit kühler Verachtung gesprochen. Während Frankreich noch vor kurzem glaubte, die Anerkennung Francos mit gewissen Bedingungen ver knüpfen zu können, habe der Gana der Ereianisse be wiesen, dass nunmehr Spanien an der Reihe sei, Bedin gungen zu stellen. Zustimmung in England Wie verlautet, hat die englische Regierung gleichzeitig mit der Anerkennung General Francos auch einen Vor schlag für die Entsendung eines englischen Botschafters nach Nationalspanien unterbreitet. Frankreich hat den Botschafterposten zunächst dem Senator Bärard ange boten, der jedoch das Angebot aus persönlichen Gründen abgelehnt haben soll. Die Anerkennung Nationalsvaniens hat im britischen Weltreich die allgemeine Zustimmung der Dominions und der Kolonien Pfunden. In südafrttanisHcn Regierungskreisen ist die Anerttanung geradezu m> Befriedigung' ausgenommen worden. Abgesehen von den Lmkskreisen, die sich auch jetzt noch gegen die Anerkennung der Wirklichkeit sträuben, wird die Ausnahme der Beziehungen zu Nattonalspanien allgemein als „unvermeidliche und reale Schlussfolgerung aus der be stehenden Lage" angesehen. So meint der „Daily Telegraph", die Klugheit habe geboten, sich dem Unvermeidlichen zu veug-n. Nach dem „Daily Telegraph" sollen Parts und London die, bedingungslose Uebergabe der Roten an Franco vorbereiten. Negrin sei mitgeteilt worden, dass die beiden Regierungen bereit seien, ihm beim Abtransport der Bonzen, denen „Gefahr" drohe, behilflich zu sein. Dem bisherigen rotspanischcn Ver«! treter in London, Azkarate, wurde mitgeteilt, daß seine Mission beendet ist. Azkarate verliess daraus die Botschaft, aus der die rotspanische Flagge eingezogen wurde. »Selbstverständlichkeit, aber keine Ruhmestat" Die italienischen Zeitungen betrachten die Anerkennung Nationalspaniens durch Frankreich und England als eine durch den Gang der Ereignisse zur Selbstverständlichkeit ge wordene Sache. Es fehlt nicht an sehr deutlichen Hinweisen, daß diese im letzten Augenblick erfolgte Anerkennung von den Westmachkcn nicht als eine Ruhmestat angesehen werden könne. Mit lakoni scher Kürze stellt der „Corriere della Sera" fest, daß die An erkennung ohne die Erfüllung irgendwelcher Bedingungen durch Franco erfolgt sei, und daß Frankreich, England nach ahmend, die Regierung des neuen Spaniens nun ebenfalls anerkannt habe. Die „Gazzetta del Popolo" spricht von einer Uebergabe der Demokratien aus Gnade und Ungnade. Wenn man daran denke, daß Italien und Deutschland die Anerkennung bereits am 18. November 1936 ausgesprochen hätten, könne man nicht behaupten, daß England und Frank reich sehr schnell damit gekommen seien. Nun ergebe sich aber ein Zweifel: Werden England und Frankreich, nachdem sie die Regierung Franco als legitim anerkannt haben und nach- dem sie Franco bisher als Rebellen bezeichneten, Negrin und die anderen Häuptlinge der Roten, die auf französischen Boden entwischt seien, in Zukunft als die Rebellen behandeln? Was Frankreich zurückgeben muß In dem Abkommen, das zwischen Nattonalspanien und Frankreich getroffen wurde, erkennt die französische Regierung die Berechtigung der nationalspanischen For derung auf Rückerstattung des gesamten spanischen Be sitzes an, der sich zur Zeit gegen den Willen der recht mäßigen Eigentümer in Frankreich befindet. Die Rück gabe wird verbindlich zugesagt. Von der nationalspanischen Regierung ist als zurück- zuerstattendes Gut u. a. aufgesührt worden: das spanische Golddepot in der Bank von Frankreich, das Kriegsmate rial, das den Sowjctspaniern gehörte oder für sie be- stimmt war, das verschleppte Vieh, spanische Schiffe und Kunstschatze, ferner Gold, Schmuck, Edelsteine, Münzen, Banknoten, Effekten usw., soweit sie nach dem 18. Juli 1936 in Spanien gegen den Willen der Eigentümer auS- geführt worden sind. Beide Regierungen beschließen, gutnachbarliche Be- Ziehungen zu pflegen und verpflichten sich, jegliche Tätig- keil, die gegen die Ruhe des Nachbarlandes gerichtet ist, Zu überwachen. Insbesondere übernimmt Frank- reich dle Verpflichtung, irgendwelche Aktionen von Spa niern m der Nähe der Grenze auf französischer Seite zu verhindern.