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Pulsnitzer Anzeiger Nr. 31 91. Jahrgang Montag, den K. Februar 1939 »« «ß d« »« DrrqtzxMchim, Ixr a»««ch«i »«konxtmachuiig-- d« Lmdrat« M Kam-«,, der dürgemiMe> z« Pulsnitz und Dhorn behSrEchersett« bestimutte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Pulsnitz, sowie des Fina z amtes zu Kamenz UWe^AMung «scheim täglich mV »«»nähme der gesetzliche S««. Keiertaak NWMr,»«tpruch auf Rückzahlung der V«z»gap«tse». AewmgaaMgab« für Abholer Vtzr Pr-tse «rd RachlaßsS^ bet Wt-berh-Im,«« «A »tr» — Mr da» Erschein« «m Su^tg«, in bestimmt« Rnnnner« »ob an bestimmt« PlStz« keine Gewühr. Anzeigen stad an den UMcaufzug-be«. - Verlag: Mohr » Hoffmann. Druck: Karl Hoffman«»- ^brübei L MoA H^tschristletter: Walter Mohr, Pulsnitz; Stellv.: Walter Hoffm*««, Pu»«U- Ä veranlwortlich für den Hetmatteil, Sport u. Anzeige« Walter Hoffuuum, Politik, Bilderdienst und b« übrigen T.U Walter Mohr, PulSnitz.-D. A. XL: »> »e,chäft»PMe: «nr Aböls - Hitler - Gtrab. « - M-E » «>' Ohorner Anzeiger Haupt« und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeind« Ohorn England in Marmstimmung . Dle Derichte über dk^BombrnanschlSye Haben England Wetter in Atem gehalten. Die Nachrichten über die geplanten weiteren Anschläge aus öffentliche Gebäude und führende Po- ltzeibeantte haben umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen ausge« .. Ottrnbar bewrchtet di« Polizei, daß auch Anschläge auf die königliche Familie geplant sind, da von dem berühmten Truppenübungsplatz Aldershot berichtet wird, daß die Poli- zri zwei Stunden vor dem Sonntagsgottesdienst die Kirche ""d ihre Umgebung absperren und hierauf auf das grünt» lichste hat durchsuchen kaffen, um festzustellen, daß nirgends Bomben verborgen seien. Persönlichkeiten, die am Gottesdienst der königlichen Fa« mitte teilnehmen wollten, mutzten darüber hinaus Answeise haben und wurden am Eingang genauestens kontrolliert. Auch Schloß Windsor, wo sich die königliche Familie zur Zeit auf- Hält, ist die ganze Zeit über scharf bewacht gewesen. Ferner lst Chequers, wo der Premierminister das Weekend verbringt, ebenfalls unter polizeiliche Bewachung gestellt worden. Dagegen sind zwei weitere Anschläge zu verzeichnen, die wiederum don Aren xuaeschrieben werden. An Liverpool ist Neue Bombenanschläge rin allerdings mißglückter Versuch gemacht worden, die Ge- fnngnismauer in die Luft zu sprengen. Im Walton Gefäng nis explodierte gegen Mitternacht eine Bombe an der Ge- füngnismauer und riß einige Ziegel aus der Mauer. Liverpool hat bekanntlich auch eine zahlreiche irische Ko lonie. Die Polizei veranlaßte daher sofort nach Mitternacht noch eine Reihe von Verhaftungen im irischen Wohnviertel. Tie Explosion der Bombe wurde in einem Umkreis von zwan zig Kilometer« gehört und erregte daher das größte Auf sehen, obwohl der durch die Explosion ungerichtete Schaden nur geringsügig ist. Der zweite Anschlag ereignete sich in London, wo im Stadtviertel von Covcntrv innerhalb einer Stunde vier Feuer in Läden ausbrachen, die jedoch alle innerhalb kürzester Zeit gelöscht werden tonnten. Die Polizei stellte fest, daß m allen Fällen das Feuer durch ein Pulver verursacht wurde, das sich selbsttätig nach kurzer Zeit an der Lust entzündete Die Sonntagsblätter berichten selbstverständlich in größter Auf machung über die Drohnolen der Iren, die man in Belfast gefunden hat. 1OOSV Polizeibeamte auf der Suche England von einer geheimen Tcrroristenvcrschwörung bedroht? Am Wochenende entfaltete Drittland Nard eine fieber hafte Tätigkeit, nm den Bombcnattentätern auf die Spur Zu kommen und nach Möglichkeit neue Anschläge zu ver hindern. 10 00Ü Kriminal- und Polizeibcamte waren unterwegs, um in ganz London, seinen Vororten -und mehreren andere» Städten umfaugrcichc Razzien Lurch- zuführeu. Der Erfolg war verhältnismäßig gering, -nur inzwci FS! lenwurden S streng stosse g e f«n - den. In einem Garten des Londoner Vorortes Stole Ncwington wurden sieben Bomben gefunden, fünf davsn waren geladen. Im Garten eines anderen Vorortes fand man 46 Kartuschen und einen Zünder. Die Londoner Presse beschäftigt sich nach wie vor mit ver ständlicher Intensität mit den Bombenanschlägen und verbreitet sich in sensationell ausgemachten Gerüchte» über die angeb lichen Hintergründe. Nach dem „Daily Tri c g r^z p h".wur- ! den in Ulster Schriftstücke gefunden, aus denen tsmzetyene« über eine weitverzweigte Terroristenverschwörung hervorgchen. Nach diesen Dokumenten war sogar die Ermordung von Polizeiosfizieren in London und anderen Großstädten vorgesehen. Eine Verschwörergruppe in Dublin organisiert nach dem „Daily Telegraph" die Verteilung der Sprengstoffe, von denen Hunderte von Tonnen in den verschiedensten Teilen Eng lands verborgen seien. „Daily Herald" zufolge hat Außenminister Lord Hali fax ein Ultimatum der irischen republikanischen Armee erhal ten, in dem die Zurückziehung der englischen Truppen aus Irland gefordert wird. Diese seien der Anlaß zu den Un ruhen. Der Bries soll mit den Worten schließen: „Wenn diese fundamentale Bedingung abgclehnt wird, werden wir uns gezwungen fühlen, aktiv in das Leben Ihres Landes einzu greifen, wie Ihre Regierung das in unserem Lande tut." Einige Tage nach dem Eintreffen dieses Ultimatums ereigneten sich nach dem „Daily Herald" die ersten Bombenattentate in Eng land. Wie Gerona befreit wurde Die Roten wollten die Stadt einäfchern Die Nachricht von der Einnahme der seit dem Fall Barcelonas zum Hauptquartier der rotspanischen Häupt linge erklärten Stadt Gerona löste in ganz Rational- spanien einen Sturm des Jubels und der Bcgei- stcruug aus. In den Morgenstunden des Sonnabends begann der Angriff auf die Stadt, die schon seit einigen Tagen im Bereich der Artillerie Francos gelegen hatte. Während die Legionärtruppen von Casa de la Selva aus den Vormarsch antraten, begann der Angriff der Na varra-Brigaden des Generals Solchaga von Santa Colonia aus. Südlich von Gerona vereinigten sich die beiden Heeresteile, um dann in gemeinsamer Operatton die Einkreisung der Stadt vorzunehmen. Als bald dar- auf ein nationalspanischer Tank in den Ort selbst vorstleb, wurde schon fast kein Widerstand mehr geleistet. Die Begrüßung der Befreier durch die Bevölkerung war von unbeschreiblicher Herzlichkeit. Festliche Beflag gung und viele geradezu rührende Begrützungsszenen gaben dem Gefühl der Bevölkerung, die unter der Be satzung der letzten Wochen besonders schwer leiden mutzte, äußeren Ausdruck. Die Stadt war in den letzten Tagen ohne jegliche Nahrungsmittel. Die Besatzung war durch die zurück- flutenden roten Truppen und ihren Anhang von Tag zu Tag größer geworden, was naturgemäß eine uner trägliche Belastung mit sich gebracht hatte. Die Berichte geben ein erschütterndes Bild von den Zuständen, wie sie unter den Roten geherrscht haben. Teile der Be völkerung wurden wie Vieh davongetrieben, bevor die nationalen Truppen erschienen, Häuser wurden gesprengt und nur der schnelle Vormarsch Francos verhinderte, datz die ganze Stadt eingeäschert wurde, wie die Roten es be- absichtigt hatten. Daß die Banken ausgeraubt und auch sonst alles gestohlen wurde, was irgendwie mitnehmens- wert erschien, ist selbstverständlich. Aste Lverdomen flüchtete» Vollständige bolschewistische Niederlage nicht mehr aufzuhaltcn. Nach dem Fall Gcronas hat die sowjetspanischen Oberbonzcn völlige Verzweiflung gepackt. Nachdem sie keine Hoffnungen mehr haben können, irgendwie die voll- ständige bolschewistische Niederlage in Katalonien auf zuhaltcn, hat sich der rotspanische „Staatspräsident" Azana mit seiner Familie und seinem ganzen Mit- arbeiterstabc, insgesamt rund 300 Personen, in Kraft wagen über die Grenze nach Frankreich begeben. Der rotspanische „Ministerpräsident" Negrin ist ebenfalls mit den restlichen sowjetspanischcn Oberbonzen auf dem Luftwege von Figueras nach Madrid geflüchtet. Der „Präsident der rotspanischen Republik", Azana, wird nach Erbalt eines besonderen Basses, der ihm vom französischen Botschafter in Rotspanien ausgestellt werden soll, sich nach Paris „zu einer besonderen Mission" be geben. Auch andere Mitglieder der rotspanischen Regie- rung, so der „Arbeitsminister", der „Verkehrsminister*, der „Umerstaatssekretär im Luftfahrtministerium", der ehe malige „Postdirektor" von Barcelona und andere haben sich in Frankreich in Sicherheit gebracht. BerMrste sranzösWe Grenzkontrolle Das Gebiet zwischen Perpignan und der französtsch- rotspanischen Grenze ist eine militärische Zone Frankreichs geworden, die die Zivilbevölkerung nur mit besonderer Erlaubnis der Militärbehörden passieren kann. Die seit einigen Tagen eingerichtete Kontrolle ist außerordentlich verschärft. Sämtliche Straßen sind militärisch besetzt. Alle fünf Kilometer trifft man auf Absperrungen, an denen Fußgänger, Last- und Personenwagen einer scharfen Kon trolle unterzogen werden. Das freie Gelände wird von Patrouillen und Abteilungen der Mobilen Garde eben falls streng überwacht. Neue FliWliugMareu In Perlhus, wo die Ankunft der Flüchtlinge aus Katalonien kurze Zeit etwas nachgelassen hatte, trafen am Sonntag neue Flüchtlingsscharen auf französi schem Gebiet ein, darunter auch eine Anzahl „höherer Offiziere" der rotspanischen Armee. Ferner ist ein Beauf tragter des rotspanischen Generalstabes in Perlhus ein getroffen, um mit den französischen Zivil- und Militär behörden über die Aufnahme einiger tausend Milizsolda- ien zu verhandeln. Die Betreffenden sollen entwaffnet und in das Konzentrationslager von Argeles-sur-Mer be fördert werden mit Ausnahme von denen, die nach Natio nalspanien abrransportiert zu werden wünschen. Der Präsident der katalanischen Generalidad, Com panys. und der Präsident der sogenannten baskischen Negierung, Aguirre, haben in Perpignan einen Diplomatenpaß erhalten und sind dann ohne Angabe des Bestimmungsortes nach Jnnerfrantreich abgercist. Der „I n l r a n s i g e a n t" brandmarkt das feige Verhalten der rotspanischen Minister, die nichts Besseres zu tun gewußt hätten, als sich nach Frankreich zu begeben. Es sei damit bestätigt, datz ihre Sache verloren sei und es sei deshalb schlecht zu verstehen, warum sie nicht wie alle Besiegle um einen Waffenstillstand nachsuchten. Sei nicht schon genug spanisches Blut geflossen und müsse man jetzt noch mehr Leid hinzufügen? Die rotspanischen Minister seien zwar in Sicherheit, aber 200 000 bis 300 000 rotspanische Soldaten müßten den Kampf unter Todes gefahr fortsetzen. Notspanische Flieger flüchte« nach Frankreich Die Zeitung „Pelite Gironde" in Bordeaux berichtet, datz am Sonntagvormittag drei rotspanische Militärflugzeuge in Jllats auf französischem Boden ge landet sind. Die Flieger haben erklärt, datz sie vor einem nationalfpanischen Geschwader die Flucht ergriffen haben. Die Agentur Havas berichtet aus Carcassonne, datz zwei Geschwader von zwölf rotspanischen Jagdflug zeugen auf dem Flugplatz von Salvaza gelandet sind. Di« französischen Zivil- und Militärbehörden haben sich von Carcassonne unmittelbar an Ori und Stelle begeben. Die Abendblätter berichten ferner, daß spanische Flugzeuge am Sonntagvormittag zu wiederholten Malen die französische Grenze überflogen haben. Die Agentur Havas berichtet aus Port Vendres, daß Sonntagvormittag zwei kleinere Fahrzeuge der rot spanischen Marine, von Rosas kommend, in Port Vendres mit etwa 30 „Offizieren" und den „Unter staatssekretären im Marineministerium" mit dem „Admiralstab" eingetroffen sind. Grenziibertritt der rotspanischen Armee Paris. Die Trümmer der geschlagenen Armee der be reits geflohenen katalanischen Machthaber fluten über die französische Grenze. Am Montag morgen traf der erste Haufen an der Grenze bei Perthus ein.