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N'o ck e ul'Ui t t für Uutsnitz, Königsbrück, Aadeberg, Kadeburg, Moritzburg und Umgegend. Erschein! Mittwochs u. Sonnabends. Abonnemcntspreis: ÄicrteljLbrlich 10 Ngr., auch bei Bestellungen durch die Pest. Inserate «erden mit 8 Ps. für den Raum einer gespaltenen liorpus-Zeile be^ rechnet und find bis spätesten» Dienstags und Freitag« früh s Uhr hier auszugcben. Sonnabend Amtsblatt der Königlichen Gerichtsbehörden und der städtischen Behörden zu Pulsnitz und Königsbrück. DrciundmmmiBtr Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Ernst Ludwig Förster in Pulsnitz. - Geschäftsstellen für Königsbrück: bei Herrn Kauf». Montz Tschersich, Dresden: Su- nonccnburau von Max Ruschpler Leipzig: H. Engler, Leonhard u. Comp. daselbst Haasenstein und Bögler daselbst und Eugen Fort daselbst. den 5. August 1871. Sachsen. Pulsnitz, 3. August. Jahresversammlung des Dresdner Hauptvereins der Gustav-Adolph-Stiftung, den 31. Juli, 1.. und 2. August. Noch prangt in reichem Kranz- und Guirlanvenschmuck unsre Stadt und gemahnt uns des herrlichen protestantischen Festes, welches hier während dreier, vom Himmel begünstigter Tage begangen worden ist, und unter diesem frischen Eindrücke mögen auch diese Zeilen geschrieben werden. Bereits voriges Jahr waren schon in umfänglicher Weise die Vorbereitungen zu diesem Feste der Liebe getroffen worden, indeß der un- l vermeidliche Krieg legte sein Veto ein, während der dießjährige segensreiche Friede die Abhaltung in voller Ruhe und Muße gestattete. Die Tbätig- keit zur Ausschmückung der Stadt beschränkte sich aber nicht allein auf Kränze und Guirlanken, welche letztere vielfach über die Straßen gezogen wurden, sondern auch reicher Fahnen- und Flaggenschmuck, Erbauung-von zwei prächtigen Ehrenpforten und mitunter ein ganzer Wald von grünen Maien und Tannen wuchs aus dem Boden empor, so daß das Auge sich ergötzte und den Sinn erheiterte. Den Herren Abgeordneten, welche in ! der Zahl von 45 — 50 erschienen, war die gehörige Anzahl Wagen nach Radeberg entzegengesandt worden, in denen dieselben am 31. Juli Abends 7 Uhr auf dem Marktplätze einlrafen und hier vom Cemile und den Quartierwirthen aus das Freudigste empfangen wurden. .Von Abends .^9 Uhr an fand im Saale des Gasthofes „zum grauen Wolf" die allgemeine Begrüßung durch Herrn Oberpfarrer Dr. Richter statt, welche im Laufe des gemüthlichen Abends durch Herrn Di. Fiebiger aus Riesa mit Dank erwiebert wurde. Dienstag den 1. August früh nach 10 Uhr wurden die belachenden Sitzungen im Saale des Gasthauses „zum Herrnhause" mit dem Liede: „Ach bleib' mit deiner'Gnade", Gebet des Herrn Consistorial- ralh Dr. Kohlschütter und kurzer Begrüßung eröffnet, worauf der Letztere einen gedrängten Ueberblick über die Gesammtlage des „Gustav Avolph- VereinS" überhaupt, sowie auch speciell des „Dresdner Haupt-VereinS" gab. Durch Acclamation wurden gewählt: Herr Ccnsistcrialrath, Sup. Ur. Kohlschütter aus Dresden, zum Vorsitzenden, zu dessen Stellvertreter Herr Oberpfarrer Ur. Richter von hier und zum Protokollführer Herr Oberlehrer Pache aus Bischofswerda. Auch batten sich drei Pfarrer aus böhmischen protestantischen Gemeinden und drei Mitglieder der sächsischen Diaspora Ostritz und Schirgiswalde als Gäste eingefunden. Nach einigen allgemeinen, geschäftlichen Bemerkungen erfolgte die Feststellung der Tages ordnung, die Wahl der Deputationen zur Prüfung der Jahresrechnung und zur Beurtheilung der Vorschläge über die Bertheilung der vorhandenen Gelder. Ueber die zahlreichen und erfreulichen Vermächtnisse, welche dem Gustav-Adolph-Verein im vergangenen Jahre zugeflossen, wurden ebenfalls die umfänglichsten Mittheilungen gemacht. Hieran knüpfte sich die erfreu liche Kunde, daß die erwachsene Jugend der Parochie Pulsnitz zu Gunsten des Vereins 74 Thlr. 27H Ngr. gesammelt hat, welcher Betrag auf An trag von Pulsnitz der bedrängten Gemeinde Ostritz überwiesen wurde. Nach weiteren geschäftlichen Mittheilungen empfahl Herr Pastor Lehmann aus Rumburg in Böhmen (geb. Pulsnitzer) in sehr warmen und beredten Worten die Gründung einer evangelischen Schule in seiner Gemeinde, während darauf Herr Dr. Schneider aus Ostritz den Bau eines Schul- hauseS mit Betsaal zur Gründung einer protestantischen Gemeinde inmitten seiner katholischen Umgebung befürwortete. Herr Pastor Grieshammer aus Gablonz in Böhmen bittet um fernere Unterstützung feiner Gemeinde dringend und inständig, da noch eine Schulrevmasse von 7000 Fl. aus Kirche und Schule laste und die dortige protestantische Gemeinde nur aus 300 Seelen (meist armen Leuten) bestände; eine gleiche innige und herz liche Bitte spricht Herr Pastor Klemm aus Reichenberg in Böhmen aus, da seine ebenfalls nicht große Gemeinde für die veuerbaute Kirche noch in diesem Jahre 6l00 Fl. beschaffen müsse. Nachdem man sich auch für die sächsische Diaspora Luppa und desgl. für Schirgiswalde verwendet und der Vorsitzende allen Ansprüchen möglichste Berücksichtigung zugesagt und Pulsnitz den Wunsch ausgesprochen hatte, daß die morgige Kircheu- collekte für Rumburg bestimmt werden möge, wurde die Sitzung ^1 Uhr geschloffen und Nachmittag 3 Uhr wieder eröffnet. Es wurde zunächst die Justification der Jahresrechnung ausgesprochen, die von Seiten mehrerer Vereine gestellten Anträge erledigt und sodann die Bertheilung der Gelder an hilfsbedürftige Gemeinden nach Vorschlag der gewählten Deputation, wie folgt, beschlossen; es erhalten vom Dresdner Haupt-Verein: Ostritz 700 Thlr. Schirgiswalde 75 Thlr. Luppa 200 Thlr. österreichische Schulen 150 Thlr. Budweis 25 Thlr. Gablonz 300 Thlr. Reichenberg 500 Thlr. Rumburg 140 Thlr. Scenonitz 60 Thlr. Tcplitz 40 Thlr. Schmöllnitz 25 Thlr. Frankreich, Elsaß-Lothringen I0O Thlr. Hohenbach 10 Thlr. Außig 21 Thlr. 20 Ngr. Eger 10 Thlr. Görkau 48 Thlr. 20 Ngr. Kamnitz 35 Tblr. Liebschütz-Löthschütz 48 Thlr. Innsbruck 50 Thlr. Clausthal 50 Thlr. Reichhain (Gallizien) 19 Thlr. Nizza 50 Thlr. außerdem extra: von der erwachsenen Jugend in Pulsnitzer Parochie als Festgabe für die Gemeinde Ostritz als sächsische Diaspora 74 Thlr. 27.^ Ngr., kirchliche Festcollecte in Pulsnitz für die Gemeinde Rumburg 66 Thlr. 23 Ngr., Collecte beim Festmahl in Pulsnitz für die Gemeind« Böhm. Aicha 22 Thlr. Der Abend dieses Tages vereinigte die Theil nehmer der Jahresversammlung zu einem Concerte aus dem Schützenhause, wobei ein zahlreicher Flor von Damen und die beiden Gesangvereine zur Verschönerung des Festes lebhaft beitrugen. Der dritte Tag war der kirchlichen Feier gewidmet und vom Himmel durch die heiterste Witterung begünstigt; der höchst imposante Festzug, bei welchem das Glockengeläut« mit dem Blasen vom Thurme von „Ein' feste Burg ist unser Gott" sehr erbebend abwechselte, bestand aus dem Schützenjägercorps, der erste» Mädchenklasse, der ersten Knabenklasse, den Lehrern der Parochie, dem Männergesangverein, dem Sängerbund, den Jungfrauen, dem Vorsitzen den des Hauptvereins, Festprediger und Geistlichen (theilS im Ornat), Kirchenvorstand der Parochie unter Vortritt des Herrn Landesältesten, den Abgeordneten der Zweigvereine, den königl. und theilweise städtischen Be hörden, Bürgern der Stadt Pulsnitz, den Gemeinderathsmitgliedern und Einwohnern der eingepjarrten Ortschaften, sowie schließlich dem Militär- Verein von Pulsnitz und Umgegend. Die äußerst geschmackvoll, unter der Leitung des Herrn Diac. Kretschmar, decorirte schöne alte Kirche ver mochte nicht die Menge zu fassen, welche dieser Feier beiwohnen wollte, so daß eine große Anzahl theils in den Straßen der Stadt, theils auf dem Marktplatze dem Auszug« enlgegenharrte. In der Kirche wurde der Gottes dienst durch den Gesang einer Motette noch verherrlicht und die gediegene Predigt des Herrn Prof. Dr. Ackermann zu St. Afra, Text Matth, b, 16, mit großer Erbauung vernommen, denn derselbe legte diesen Text im Sinne des Gustav-Adolph-Bereins so aus : „Wenn treibt der Gustav-Adolph- Verein seine Arbeit und sein gutes Werk im Sinne des Herrn?" wen«