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Raclirnblutk für Mtsrütz, Königsbrück, Aadeöerg, Aadeburg, Moritzburg und Umgegend. Sricheint Mittwochs u. Sonnabends. Abonneinentspreis: Lisrteljährlich w Ngr., auch bet Bestellungen durch die Post. Inserate werden mit 8 Ps. für den Raum einer gespaltenen UorpuS-Zcile be rechnet und sind bis spätestens Dienstags und Freitag« srsth S Ubr hier auszugeben. WmLsMatt der Königlichen Gerichtsbehörden und der städtischen Behörden zu Pulsnitz und Königsbrück. NmmMwanriBrr Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Ernst Ludwig Förster in Pulsnitz. Geschäftsstellen fite Königsbrück: bet Herrn Kaufm. Moritz Tschersich, Dresden: An- «oncenbnrau von Max Rusckpler, Leipzig: H. Lngter, Leonhard u. Comp. dasetbst Haascnstein und Vogler daselbst und Sugen Fort daselbst. Smmübend 56. lieu 15. Jnü l87f. , «—7-'"'.-» — - — - .n i— Auf Antrag wird der für den 2. August 1871 anbemumte Teriniu zur Subhastation des, denk Schänkwirth Friedrich August Hörnig in Bretnig gehörigen Hausgrundstückes Ar. 237 des Brand-Catasters und Folium 465 des Grund- und Hypothekenbuchs für Bretnig andurch wieder aufgehoben ' Pul Huitz, reu 13. Juli 1871. Das Königliche Gerichtsamr daselbst. Hellmer. Nundschau. Wer ein heruntergekommenes Hauswesen wieder aufbringen will, dem suchen zwei Wege offen, entweder daß er die Ausgaben vermindert oder die Einnahmen vermehr!; kann er beides zusammen, noch besser. Auch Frankreich ist so eine verluderte Wirtschaft und der kleine gescheitste ThiedS hat es übernommen, ihr wieder auf. die Strümpfe zu helfen. Aber welchen der beiden Wege er dabei einschlagen wolle und ob überhaupt einen, das sieht man noch nicht recht. Boni Sparen war wohl namentlich im Anfänge viel die Rede, aber bis jetzt ist blutwenig davon zu bemerken. Herr Thiers und seine Minister wollen angeblich, das ist das Einzige, alle Staatsgehalte — § versteht sich mir Ausnahme ihrer eigenen — auf den höchsten Betrag von ; 4000 Thir. herabsetzen. Nun, dos wäre schon Etwas und könnte in Frank reich, wo unter der Kaiserwirkhschaft die Herren Marschälle z. B. an sich - schon glänzend dctirt durch die Vereinigung mit anderen Ae'mtern wie etwa der Senatorwürde nahezu fürstlich gestellt waren, ein ganz erkleckliches Sümmchen ausmachen. Aber da gleichzeitig, wogegen sich freilich nicht viel k erinnern läßt, die faule Maxime des CäsarismuS abgethan werden soll, die ' Inhaber der höchsten Stellen zu mästen und die Unterbeamten hungern zu lassen, da mau alle StaatSgehalte unter ZOO Thlr. aus dieses Minimum, was beiläufig in Deutschland schon nicht viel, in Frankreich aber zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel ist, zu erhöhen beabsichtigt, so wird bei dieser projectirten Besoldung der Staatsdiener kaum Etwas herauskommen, was eine merkliche Veränderung bei einem Budget zu Stande brächte, das sich nach den jetzt so beliebten Milliarden berechnet. Löfflig, nicht schesflig, wie der Deutsche sagt, oder pfennigweise und thalerthöricht nach dem Sprüch- wort der Engländer nimmt sich das Sparshstem des Herrn Thiers vollends aus, wenn er uns gar kaltblütig und als müßte das nur so fein zu ver stehen giebt, daß er weder bei der Armee noch bei der Flotte an eine Ver minderung des kolossalen Aufwandes denke. Daß er das nicht thue, hat er uns auch schon Lurch die That gezeigt. Bei der großen Musterung, die er kürzlich über die nun wieder ruhmreiche Armee gehalten, prangte Liefe wie ein Blumenbeet in allen möglichen Farben, in braun und blau, in grün und roth und allen Nüancen, die noch dazwischen liegen; kurz, es sah aus, als - wollte Herr Thiers mit der neuen Unisormirung die Färbung verewigen, mit, per die deutschen Wallmeister die weiland erste Armee der Welt ange- swicheu hatten. Und noch ehe man Etwas von einem Entwürfe hört, nach welchem die Brandtrümmer und die entsetzlichen Schäden, mit Lenen die französischen Weltverbesserer in der Metropole aller menschlichen Cultur das ! Geheimniß ihrer Zukunftspläne geoffenbart haben, beseitigt und in neue Hexrlichkeit umgewandelt werden sollen, da wird schon ganz eingehend darüber verhandelt, Paris von Neuem und viel stärker zu befestigen, indem man die Forts noch viel weiter hinausschiebcn, noch viel fester errichten und sc aus Paris eine, wie man sich schmeichel!, geradezu unbezwingliche Slädteburg machen will. Das sieht nun eben nicht aus wie Sparen; das sieht eher ans als könnte Reinecke Fuchs seine Ducke nicht lassen und wolle sich seine Burg Malepartus wieder Herrichten, in der er sür den äußersten Nolhfall vor der Rache derer geschützt ist, .die er bei seinem Räuberhandwerke ge schädigt hat. solchem Argwohne ist man bei Thiers schon berechtigt, renn männiglich weiß, pgß Kaiser-Gloire und Rheingelüste von Niemand mehr dem Franzoseuvclke jn das allerdings dafür äußerst empfängliche Blut eingeimpft sind, als vom Verfasser der Geschichte des ConsulatS und des Kaiserreiches, und zudem hat er auch jetzt wieder gezeigt, raß sein Sinn und fein Ziel noch immer dieselben sind. Ec bat ja erst kürzlich jedem französischen Regiments ein Exemplar dieses Werkes geschenkt und damit den evidenten Beweis gegeben, was man von seiner Bescheidenheit als Schrift steller sowohl, wie als Staatsmann zu halten hat; einer Bescheidenheit. Lie auch dadurch eine eigenthümliche Beleuchtung empfängt, daß er bei der Revue im Großcordon der Ehrenlegion geprunkt hat, obwohl ihm nur das Grcß-Offizier- kreuz eigentlich zustehl! Die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht, die dem französischen Bourgeois wohl als die härteste Hinterlassenschaft der deutschen Invasion vorkommen wird, und die Organisation des Gensral- stabes nach preußischem Muster, wie es Oberst Stoffel so prächtig, aber auch so vergeblich abccnterfeit hat, sind auch nicht gerade Maaßregeln, die für ein absonderlich friedliches Programm Ler französischen Regierung, sprechen, wenn man schon zugeben kann, daß Meister Thiers gar nicht so Unrecht hak, eine größere wissenschaftliche Bildung seitens der französischen Offiziere, namentlich ein bischen mehrKenntniß in der Geographie zu verlangen, raß nicht wieder ein General, wenn er au eine Brücke über die Mosil kommt, wo sie noch im eigenen Lande fließt, einen maulsperrendeu Gaffer fragt; He, Bauer, was ist denn das sür ein Wasser? Aber Herr Thiers fühlt es lelber, daß seine militärischen Maaßuahmen so einen gewissen Duft von Revanche und von Wiekerauffrischuug der fo jämmerlich verblaßten militärischen Gloire haben; wie hätte er sonst auf den Einfall kommen können, nach seiner großen Budgetrede den Cabineten der europäischen Großmächte die vertrau liche Erklärung zu machen, er bedürfe eines starken Heeres nicht im Hinblicke auf irgend einen seiner Nachbarstaaten, sondern zur Wahrung der Ruhe im eigenen Lande? Ob er auch wohl die Marine zur Ruhe im Lande braucht? Denu auch an dieser soll Nichts gespart werden, so über alle Maaßen theuer die Liebhaberei an ihr dem Lande zu stehen kommt. Es ist schon richtig, Frankreich braucht eine Kriegsflotte und noch mehr, als Deutschland. Denn hat es auch keine Handelsmarine, die mit der deutschen in die Schranken treten könnte, so hat es doch Algier, dessen Behauptung eine maritime Macht verlangt, und ein Nestchen Colonien in Amerika, Asien und Australien und den großen Vorzug vor Deutschland, daß es seinen inter nationalen, socialdcmokratischen und anderen Krakehlern und Petroleumhslden in Neu-Caledonien und Cochinchina friedliche Hütten anweisen kann, während wir sie im Lande behalten müßten, wenn sie bei uns etwas Weiteres thun wollten und könnten, als — schwafeln und schwatzen. Immerhin aber sieht es so aus, als wollte Frankreich auch unter der Republik, wie unter dem Kaiserreiche, eine Flotte halten, die über sein Bedürfniß hinausgeht, wenn es nur selbst Frieden halten will; zum bloße« Putze aber ist das Loch ein etwas zu theurer Artikel und, man sollte denken, durch seine bescheidene Wirkung im Kriege mit Deutschland auch etwas in seiner Geltung gesunken. Darüber ist man auch schon her und trägt sich mit allerlei Plänen. Als ergiebigstes Mittel hat man eine Einkommensteuer vorgeschlagen. Zu dieser aber haben die reichen Herren keine Lust, die in der Nationalversammlung sitzen und sie zu votiren hätten; sie haben keine Lust, weil sie selber am stärksten dabei herhalten müßten. Darum sollen Andere die Last tragen und die Eingaugszölle erhöht werden. Und Liese Erhöhung ist, wie vorläufig verlaute!, gar nicht unbedeutend. Wenn schon das Rohprodukt bei seinem Eingänge nach Frankreich mit einem Zolle von 20 vom Hundert seine« Werthes beleg! werden und der Kafsee eine Steuer von 150 Francs geben soll, was werden da die Industrie-Erzeugnisse erst zahlen müssen! Damit ist nun ein Streit angefrischt, der schon einmal unter dem Exkaiser sehr lebhaft