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Rochenblutt lür Mtsnit;, Könisislirücli, Aadeberg, Aadeßurg, Uorißburg und Umgegend. «rsLcin: Mittwochs u. Sonnabends. Abonnementspreis: »trrtkljSdrlich Id Ngr., au» v« «eficllunges d»r<L die Poft. Inserate «erden mit d Pf. für Raun» einer gespalleneu (f orvnd Zeil« be rcilinel und find bi« spätesten« Dienstags und Freitag« srüft ö Uhr hier aufzngebcn. Amtsblatt der Königlichett Gerichtsbehörden und der städtischen Behörden zu Pulsnitz und Köniqsbrück. DrriunlNm.mmMr Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Ernst Ludwig Förster in Pulsnitz. Geschäftsstellen für Königsbrück: bei Herrn «aufm. Moritz Tschersich. Dresden: Ln- nsncenburan non Mar RuiSpler. Leipzig: H. Segler, Leonhard u. Somp. daselbst ' Haasenftcin und Bögler daselbst und äugen Fort daselbst. Sonnabend den 3. Juni 1871 Lachsen Kamenz, 21. Mai. In Möhrsdorf entstand heut Vormittag Feuer, wodurch, wie uns mitgethcilt wird, das Gesiudehnns und I Stall des da- sigen Ritterguts, sowie eiu dazu gehöriges BaNergut abbranute. Auch einige Stucke Lieh sollen verbrannt sein. Stolpen, l. Juni. In Neustadt bei Stolpen ist der letzte Mai ein furchtbarer Uliglückstag gewesen. Mittags 12^ Uhr brach im dasigen Malz hause Feuer auS, das durch den heftigen Nordwestwind, der bekanntlich an diesem Tage gewaltig hauste, weiter getragen wurde, auch die bei dem Malz- Hause gelegenen drei Scheunen in Braud setzte, dann die Stadtmühlc er griff und mit ihr die Berthelsdorfer Straße grö^tcnthcils vernichtete. Der sogenannte „Graben" wurde bis auf 2 Häuser ganz iu Aiche gelegt. Das Fiugfcucr beruhigte sich in Neustadt nicht. Es ging bis Burkersdorf auf das Uuger'sche Gut, vernichtete die Scheune und kurz darauf alte Bauern tzüter und Häuser bis wo der Weg abbicgt. I« Neustadt, sowie in Bückers darf sind etwa 40 und 5,0 Brandstellen. Merkwürdiger Weise ist das Malzhaus, wo das Feuer ausbrach, unversehrt stehen gehliebcn. Die näheren Details fehlen uns noch, aber soviel sagt der uuS zugcgangeuc Prwalbricf daß das Panorama ein schreckliches und die Trauer und der Schmerz der Betroffenen groß sei, wie sich lecht deuten läßt. Dresden, 30. Mai. Dem Vernehmen nach wird in den nächsten Tagen der Rücktransport der in Dresden noch internirten französischen Gefangenen nunmehr ernstlich in Angriff genommen werden. Es befinden sich zur Zeit in Dresden noch 6800 Gefangene anwesend. — In Dresden sind jetzt nicht weniger als drei Theater im Bau oder doch iu der Vorbereitung begriffen. Zum Hoftheatcr wurde bereits der Grundstein gelegt; für ein in der Neustadt zu erbauendes Actientheater wurde der Bauplatz abgcstcckt, eS soll iu die Promeuadett zwischen Bautzener Platz Und Bautzener Straße zu stehen kommen; das dritte Theater soll in der Circusstraße erbaut werden. — Nach der Lage der Verhältnisse können gegenwärtig Privat- Päckercien für nachbczcichuetc Trnppenkörper zur'Postbefördcrnng zngclassen werden: für das l., 2., 3., 4., 6.. 8., 0., 10., II., 12. und 15«. Armee- corps, für die 25., (Großhcrz. Hess.) Infanterie-Division, so wie für die 1., 2., 6. und l2. Cavallcrie-Division. Dagegen ist die Absendung von Privat Packereien nicht statthaft für das Gardecorps, daS 5. upd 7. Armeecorps, für die 17. Infanterie-Division, so wie für die 3., 4. und 5. Cavallmc- Division. — Die Berichte aus Nord- und Mittel-Deutschland über den Stand der Saaten lauten, nach „Krockers Landw. Corr.", in den ersten Wochen des Mai erfreulicher als iu den Vorwochen, obwohl die Frostschäden wenig gemildert erschein, Jur Norden Frankreichs, Belgien und Zeeland (Nicdcr- wird den Raps geklagt. Oesterreich uud Ungarn litten durch tlcbeiWwcmnmn^. AnS England wird über Frostschäden auf crponirtcu Felder» ger agt; in, Ucbrigeu' ist inan dort befriedigt. — 30. Mm. (D,. I.) Se. Excellenz der Herr Staatsminister Freiherr v. Friesen ist Sonntag Abend von Berlin hierher zurück gekehrt. — Seit gestern Abend sind die Truppen des V. Armcecorps auch hier eingetroffeu und von dem zusammengetretcnen Conniff festlich empfangen worden. Leipzig, 23. Mai. (Dr. I.) Die ständige Deputation des Iu ristentags, welche heut hier zusammengetreten ist, hat beschlossen, daß der diesjährige Iuristentag aus die Tage vom 28. bis 30. August nach Stutt gart einberufen werde. Für die Wahl von Stuttgart entschieden vorzüglich die Rücksichten auf die Ereignisse der Neuzeit. — Unter endlosem Jubel ist Nachmittags 3 Uhr daS erste Bataillon des V. Armeecorpö hier cingetroffen. Die Bahnhöfe haben zu Ehren der heimkehrenden Sieger, welche festlich begrüßt und bewirthet werden, geflaggt. Leipzig, 30. Mai. Gewiß nicht ohne Interesse für die Bewohner Bautzens wird es fein, zu erfahren, daß ein Stadtkind, der stuck. ptrUok. at plülos. Curt Gelbe, Sohn des dasigen Buchbindermeistere Hrn. Gelbe, welcher als Einjährig Freiwilliger im 8. Inf.-Reg. Nr. 107 steht, für die bei Brie und früher bei St. Privat bewiesene Tapferkeit am 27. Mai vor versammeltem Bataillon mit der silbernen St.'Heinrichs-Medaille , decorirt worden ist. In Leipzig sind abermals Imitationen von preußischen Zebnthaler- scheinen aufzetaucht. Man besehe sich daher die Papiere näher. Preuße» Berlin, 25. Mai. Reichstag. 43. Plenarsitzung. Das Haus tritt sofort iu die Tagesordnung ein. Zur strafrechtlichen Verfolgung der „Han noverschen Landeszeitung" wegen eines am 8. April veröffentlichten Artikels, wie zur Verfolgung der sächsischen Zeitschrift „Der Volksstaat" wegen zweier Artikel erklärt daS Haus eS seiner Würde entsprechend, die Ermächtigung zu versagen. Es folgt die dritte Berathuug über den Entwurf, betr. die Vereinigung von Elsaß und Lothringen mit dem Deutschen Reich. Abge- orducrer Bebel protestirt zunächst entschieden gegen einen Satz des Commiffwns- bcrichts, worin cukTW»rochen wird, dafi es Kür emmüthigc Wille des deutschen Volkes gewesen sei, falls dieser Krieg siegreich für Deutschland ausfallr, auch ! die alten deutschen Lande Elsaß-Lothringen zurückzuerobern; redet dann von § „höheren Bestrebungen" (vermuthlich nach dem Galgen), die sich bei den i Pariser Insurgenten geltend machen und schließt: Mögen die Bestrebungen der Commune in Ihren Augen auch »och so verwerfliche oder — wie gestern hier im Hause privatim gcäußerst wurde — verrückte sein, seien Sie erst überzeugt, das ganze europäische Proletariat mrd Alles, was noch ein Gefühl sur Freiheit uud Unabhängigkeit lm^üscu ttd, sieht auf Parisi (Große Heiterkeit.) Meine Herren! und wen» auch im Augenblick Paris unterdrückt > ist, dann erinnere ich Sie daran, daß der Kampf in Paris nur ein kleines Vorpostcugefccht ist, daß die Hauptsache in Europa uns noch bcvorsteht und daß, ehe wenige Jahrzehnte vergehen, der Schlachtcnruf des Pariser Prole tariats: „Krieg den Palästen, Frieden den Hütten, Tod dem Müßiggänge!" der Schlachttou des europäischen Proletariats werden wird. (Heiterkeit.) Tänschen Sic sich nicht, meine Herren, wenn einmal die Annerion unab änderlich ist — uud wir Wenige können sie ja beim besten Willen nicht rückgängig machen gegenüber der Macht, die uns entgegen ist — dann ist der einzige Vortheil, den ich in der Annexion von Elsaß-Lothringen erblicke, der, daß gerade diese revolntionairen und republikanischen Tendenzen, die meiner Ucberzcugnng nach in einein große Theile der Bevölkerung von Elsaß-Lothringen leben, jetzt nach Deutschland init hinübergenommcn werden und Elsaß-Lothringen so den Keil bildet, der es uns möglich macht, nach einiger Zeit das gesammtc monarchische Dentschland aus dcu Fugen zu lr-ibcu. (Braucht Bebel vielleicht noch mehr Redefreiheit?) — Der übrige Theil der Verhandlung war uncrgnicklich. Der rothe Faden der Mißver ständnisse zieht sich durch diese ganze Debatte über die weitere geschäftliche Behandlung der Vorlage; schließlich wird dieselbe mit allen AÜlrägeti an die Commission zur schleimigen Berathnng verwiesen. Gegen die Verweis ung stimmten die Conscrvativcu, die Fortschrittspartei, ein Theil des CentrumS, die Polen. Bertin, 25. Mai. Wie die in ver heutigen Reichstagssitzung er folgten Knnvgebungen des Reichskanzlers Fürsten von Bismarck darthuo, wirv in Elsaß-Lothringen gar keine centrale Verwaltungsstelle errichtet. Die dorthin zu sendenden Beamten sollen nur mit beschränkten Befugnisse« ausgeslailet werden, wogegen die Eentralleitung in Berlin verbleibt. Aa ihrer «spitze steht der Reichskanzler. Zur Ausübung der Verwaltungs- functioncl^ werden in Elsaß Lothringen drei Präfecturen eingesetzt, und zwar in Straßburg, in Colmar und in Metz. Bei dieser Einrichtung ist namentlich auch der Gedanke maßgebend, wegen der Verschiedenheit der Verhältnisse in Elsaß und m Lothringen die dortigen Verwaltungsgebiete