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R'ochrnblntt IU4 für Kulsnitz, Königsbrück, Kadeberg, Kadeburg, Moritzburg und Umgegend. er. DrkiundmmimBtr Jahrgang Verantwortliche Nedaction, Druck und Verlag von Ernst Ludwig Förster in Pulsnitz. Sonnabend den 18. März 1871 Amtsblatt der Königlichen Gerichtsbehörden mW dci städtischen Behörden zu Pulsnitz und Königsbrück. Geschäftsstellen für «öiug-brück: bei Herrn «ans«- Moritz Tschersich, Dresden: Äa- noncenburau von Max NnsLpler, Leip;I,: H. Snzier, Leonbnrd u. liomp. daselbst Haajenftcin und Dogler kablest und vuzen Fort daselbst. Grscheint Mittwochs u. Sonnabends. Abonnementspreis: vierteljährlich I» Ngr., auch bei Bestellungen durcki dle Post. Inserate werde» mit 8 Ps. für den Raum einer gespaltenen liorpuS-Zeile be rechnet und sind bis spätestens Dienstags und Freitags früh S Uhr hier aufzligeben. !lt- an» n-ei^ arn > iw ct< ielblj lt^!' zn- ew. .rL/1 Z. che»' ister- Alv Der auf den 21. März diests Jahres anberaumle Termin zu Subhastation des Hausgrundstück's Carl Friedrich August Kranz's in Großvaun. dcrf wird andurch wieder aufgehoben. Pulßnitz, am 14. Mär; 1871. Das Königliche Gcrichtsamt daselbst. Fcllmcr. In der Zeit zwischen dem 6. lind 10. dieses Monats ist aus hiesiger Walkmühle eine vcusilbcrne Cyliudcruhr mit glattem Gehäuse und gr- nerbtem Rande gestohlen worden. Behufs Ermittelung des Thaters und Wiedererlangung deS gestohlenen Gegenstandes wird dieses audurch bekannt gemacht. Pulpuih, am 16. März 1871. Das Königliche Gerichtsamt daselbst. Fellmer. Sachsen. o Großröhrsdorf, 15. März. In den späten NachmittagS- slunden des gestrigen TagcS kam der aus SchwcSdcrf bei Königsbrück erst 29 Jahr alte Müllergeselle (Name desselben ist Referent nicht be kannt) in der Pauflcr'schcu Mühle aui eine schreckliche und schmerzliche Weise umö Leben, indem er vielleicht beim Stellen des Mühlwerks von einem Haken der Radwelle ain Leibe gepackt und dadurch berumgeschleudert wurde, daß ihm beide Hände und Füße abgeschleift oder geschlagen worden sind, wodurch sein sofortiger Tod erfolgt sein mag. Dresden, 12. März. Heut flatterten wieder lustig die Fahnen vou allen Kirchthürmeu und die Wohnhäuser bliebe» nicht zurück, schmückteu sich vielmehr mit Flaggen, Kränzen und Guirlauden, nm den zurückkchrenden Feldherr«, Se. k. Hoheit den Kronprinzen Albert, festlich zu begrüßen. Kurz vor 1 Uhr traf derselbe in Begleitung Sr. Majestät deS Königs, höchstweicher bis Riesa ihm entgegengefahren, sowie Ihrer k. Hoheit der Frau Kronprin zessin ans dem mit Blumen wunderbar schön geschmückten Leipziger Bahn hofe hierselbst ein, wo sich außer den königlichen nnd städtischen Behörden ein außerordentlich zahlreiches Publicum versammelt hatte. Unter den mancherlei Inschriften der die Ankunftshalle schmückenden Kränze und Blumengewinden lasen wir n. Andern den BerS: Mit Sachsens Söhnen zogest Dn, Wir sah'n den Scheiden bangend zn. Du führtest sie mit Ruhm zum Siege Im frech uns aufgcdrnng'ncn Kriege. Mit Lorbeer kehrst'Dn heut' zurück, Dir folg', o Held, des Friedens Glück! Herr Oberbürgermeister Pfotenhauer begrüßte im Ramen der Residenz den wiedcrkchrenden Helden in einer längeren Ansprache, deren Gcdankengang uugefähr folgender war: „Durchlauchtigster Fürst! Gnädigster, geliebter Prmz und Herr! Mit Dank gegen Gott, der seine schützende nnd schirmende Hand über Ew s. Hoheit breitete nnd Sie jetzt glücklich heim ins Vater- land und Vaterhaus geleitete, mit innigem Dank gegen Gott begrüßen wir Sie mit von Wonnegefühlen dnrchströmter Brust hier aus derselben Stelle, von welcher ans wir Ihnen vor noch nicht ganz 8 Monaten scheidend unsere Segenswünsche nachricfen. Durchdrungen von gläubigem Vertrauen zu Gott nnd Deutschlands gerechter Sache, überzeugt vou der Riesenkraft und Stärke des deutschen Volkes und der deutschen Heere, sprachen wir Cw. k. Hoheit damals die frohe Hoffmmg ans, dereinst "Sic als Sieger zn Ihre» Sachsen zurückkehren zn scheu. Wie groß, wie herrlich, wie wunderbar hat sich das Alles erfüllt. Mit Stolz und Freude stehen wir nun vor dem siegreichen Feldherrn und flechten in den Lorbcerkranz, der seine Heldenstirnc umrankt, mit dankbarem Herzen einen nencn lebendigen Zweig shierbci überreichte der Redner Sr. k. Hoheit einen goldenen Lorbecrkranz), bittend, ihn als bleibendes Zeichen der dankbaren Vaterstadt Ew. k. Hoheit widmen zu dürfen. Fürwahr, in der Weltgeschichte wird für alle Zeiten der Name des erlauchten Herzogs der Sachsen unvergänglich sortlebcn! Wir aber rufe», in Erweis- singen der Liebe u»d Da»kbarkeit mit dem ganzen Volke wetteifernd: Hoch lebe der deutsche Feldherr Albert, der siegreiche und tapfere Heerführer Kron prinz Albert von Sachsen, Hoch!" Jubelnd fiel die Menge in dieses drei malige Hoch ein, und nachdem der Jubelsturm verklungen, erwiedcrtc der Kronprinz: „Sie geben mir zn viel Rnhm nnd Ehre; er gebührt nuferer tapferen Armee — der Hingebung nnd Ausdancr derselbe» smd die Erfolge j zn danken nnd der Opferfreudigkeit des sächsische» Volkes ist rühmend za gedenken.'"*—'Hierauf begrüßte Herr Bürgermeister Müller ans Chemnitz Se. kgl. Hoheit mit einigen herzlichen Worten, die daukbarst erwidert wurden. Nunmehr ging es »ach der Stadt. De» Zug eröffnete Herr Polizcicommissar Nchrhoff zn Pferd; ihm folgte eine Abthcilnng berittener Bürger; dann berittene Fürstbeamten; hinter diesen fahr der Kronprinz mit seiner Gemahlin im offenen mit 4 Pferden bespannten Wagen, dem sich ei» Z»g von einigen, dreißig Wage» cmschloß. Die Mckitair-Vcremc mit ihren MnsikchorS bildete» de» Schluß' des Zuges. Das dichtgedrängte Publikum empfing das kron- priuzlichc Paar überall mit dem herzlichsten Jubel, aus allen Fenstern webten weiße Tücher zum Willkommen nnd Blumen über Blume» bedeckte» den kronprmzliche» Wagen. Omer über die Hcinrichstraßc schwebte ein Füllhorn, welches die holde» Kinder des Frühlings in dem Augenblicke ausschüttete, als daS kronpriuzliche Paar darunter hinfnhr. An der Hauptwachc und der Brnhl'schcn Terrasse begrüßte» Mnsikchörc die Ankommenden. Der Einzug wurde vom hcrlichstcn Wetter begünstigt. Dresden, 15. März. Die Abreise Sr. k. Hoheit deS Kronprinzen Albert ist auf morgen Abend 6L Uhr festgesetzt. Preußen. Berlin, 7. März. Gestern Abends sind hier mit Militär-Escorte 70 Ecntucr Silber und (Sold (ein Theil der Pariser Contribution) angelangt. Berlin, 5. März. In hohem Grade imponirt den englische» Be richtcrstattcrn die »msterhaftc ruhige und großmüthige Haltung, welche die deutschen Truppe», Offiziere »»d Mannschaften, den Provocationcn des Pariser Pöbels gegenüber beobachteten. Der siebemnonatliche, in seiner zweiten Hälfte stellenweise überaus wilde Krieg hat weder die DiScipli», noch die auch für den Feind stets großmüthige, selbst mitfühlende Gesinmmg erheblich zu erschüttern vermocht. Ein schönes weiteres Zengniß dafür entnimmt die i Freiberger Zeitnng dem Feldbriefe eines badischen Militärbeamteu des v. WcrdcLschcn Corps, der ciiicn Appell beschreibt, bei welchem Oberst von Wechmar den cautonnircndeu Truppen den Armeebefehl bezüglich der lieber- gäbe von Paris in kurzer, ergreifender Rede kund gegeben hat. Er schloß damit, „daß sie bedenken sollen, daß der Feind von dem Augenblicke an, wo er besiegt sei, unser Freund sei, nnd daß sic dicserhalb ihrer SicgeS- . srende nicht in roher Weise Ansdruck geben sollem" Als er hieraus die j versammelte Mannschaft zum stillen Gebet mit entblößtem Haupt aufforderte und, während 2000 Männer in stillem Gebet da standen, die Musik im Hmdcrgrundc „Jesus meine Zuversicht" spielte, da rollte wohl Manchen, die Thräne über die Wange in der Eri>mern»g an die Erlebnisse, die Gefallene» und hauptsächlich auch die Lieben i» der Heimath. „Es war einer von s jenen Augenblicke», die ma» erlebt habe» muß, um sie mitfühle» zu könne»' Die Einwohner, welche über die Wendung der Dinge erfreut sind, standen