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Hohensteiner Tageblatt : 03.06.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-06-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id184110793X-189306035
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id184110793X-18930603
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-184110793X-18930603
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohensteiner Tageblatt
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-06
- Tag 1893-06-03
-
Monat
1893-06
-
Jahr
1893
- Titel
- Hohensteiner Tageblatt : 03.06.1893
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Die durch den unglücklichen Schuß ums Leben gekommene Frau Löschner war erst 29 Jahre alt und hinterläßt 3 Kinder. Das Königliche Landgericht zu Chemnitz vcrurtheilte am Diens tag Schubert wegen fahrlässiger Tödtung unter Annahme mildernder Umstände zu 6 Monaten Gefänguiß. Nachdem die Erneuerung der Zwickauer St. Marien kirche mit einem Kostenaufwand von nahezu 600 000 Mark beendet ist, haben am Montag die vereinigten Kirchenvvrstünde durch Bewilligung der etwa 300 000 Mark betragenden Bau summe auch die Herstellung der St. Katharinenkirche einstimmig beschlossen. Die Leitung des Baues ist abermals Herrn Baurath Oi>. Mothes übertragen worden. Dr. Erwin Bauer in Leipzig erläßt in der „Neuen Deutschen Zeitung" an leitender Stelle eine geharnischte Er klärung gegen Ahlwardt, welcher vor Kurzem behauptet hatte, Bauer habe Gelder, welche für den Ahlwardtsonds, sowie für die antisemitische Wahlagitation bestimmt gewesen, dieser ihrer Bestimmung vorenthalten. Bauer erklärt die Behauptung Ahlwardts für ebenso unwahr als unehrlich. Er führt aus, daß von den für die Familie Ahlwardt gesammelten Geldern eine erste Rate von 150 Mk. an Frau Ahlwardt abgcsandt worden sei. Die weiteren Sendungen seien auf Verlangen von hierzu berechtigt erscheinenden Persönlichkeiten so lange aufgc- schoben, bis Ahlwardt wieder frei sei. Am Wahltag, den 15. Juni, werden in Leipzig sämmt- liche Schulen geschlossen und die Schulgebäude als Wahllocale benutzt. Die 18. Dresdner Pferde-Ausstellung, welche morgen (Sonnabend) Vormittag eröffnet werden wird, und zwar »och einmal auf dem bekannten alten Terrain der ehemaligen Reiter kaserne an der Wicsenthorstraße in Dresden Neustadt, wird auch in diesem Jahre mit vorzüglichem Material beschickt sein. Die Anmeldungen liefen ebenso zahlreich wie in den früheren Jahren ein; das Komitee sah sich aber, trotzdem znm theilweisen Ersatz für die bereits abgebrochenen Ställe über 200 neue Pserdestände hergestellt worden sind, geiiöthigt, mit Rücksicht aus die gegebenen räumlichen Verhältnisse eine Beschränkung in der Zulassung der angemcldete» Thiere eintreteu zu lassen Demungeachtet konnten aber immer noch gegen 500 Pferde Aufnahme finden. Vertreten sind ungefähr 35) Aussteller, größtentheils alte bekannte Firmen, die sich durch ihr ausge zeichnetcs Material in vortheilhaftcster Weise auf dem Dresdner Handelsmarkt eingesührt haben, wie z. B. Julius Gebhardt Baruth, Gebr. Schwarz-Berlin, Zadeck Breslau, Lajos Weiß Wien, Adolf Grotto Preßbnrg, Großmann und Sohn-Leipzig Cvhn-Kvmotau, Leopold Hauser Wien, Stehle Oschatz, I Rosenfeld Leipzig,Posner Chemnitz,Wilh.Heinze Nossen,Tauber Wien re. Bon Dresden werden u. a. ausstellen die bekannten Firmen Gebrüder Hirschlaff, A. Beyer, Hermann Heinze, S Paukert, Th. Breuning, Tiegel v. Lindenkrvn, Kempe. Der Sächsische Fohlenaufzuchtvercin wird 20 Musterthicre Vorfahren Zum ersten Male auf der Ausstellung werden Universitätsslall meister Sack-Leipzig, der Leipziger Tattersall von Schlupp das Dresdner russische Depot und die spanische Reitschule von Stensbeck-Dresden vertreten sein. Von der Veranstaltung einer gewerblichen Ausstellung mußte leider diesmal aus räum liehen Rücksichten abgesehen werden. Das Ausstellungsfeld bietet in diesem Jahre zwar ein verändertes Bild durch die ai Stelle der abgebrochenen Gebäude errichteten Jnlerimsbauten aber nur dem Platze zum Vortheile. So haben an Stelle des alten bisher zur Wagenhalle und zur Restauration dienenden Gebäudes drei große luftige Zelte, zu beiden Seiten von Tri bünen flankirt, Aufstellung gefunden. Dahinter sind in einen: massiven Holzbau begueme Räume für die Küche geschaffen worden, zugleich wurde darin ein stattlicher Wcinsalou und ein Speisezimmer eingerichtet. Am Dienstag erhing sich in der Nähe von Stolpen der ca. 47 Jahre alte Wirthschaftsbesitzer B. Er hinterläßt eine Wittwe mit 11 Kindern, von denen das jüngste ea. 1^ Jahr alt ist. Die Gasanstalt in Altenburg wird zur Hebung des Kleingewerbes Gasmvtore anschaffcn und dieselben gegen mäßige Verzinsung und unter erlcichtcrndenTilgungsbedingungcn an die Gewerbetreibenden leihweise abgeben. Handel und Gewerbe. Zahlungseinstellungen. Max Perl, Kaufmann, Elbing. Firma Schleicher u. Reuter, Ilmenau. Hugo See mann, Kaufmann, Oschersleben. Rosenbaum u. Lewisvhn, Mechanische Dampf-Wattenfabrik, Berlin. Kartoffelniehlfabrik, Aetiengcsellschaft, Ortrand. Julius Sack, Kaufmann, Thamm. Paul Podszus, Kaufmann, Gumbinnen. August Edclhagen jun., Kaufmann, Goldenberg. S. Liebenthal, Käs-Engrosgeschäft, Schweinfurt. Firma Roedelius u. Comp., Inhaber Oskar Rocdelins, Kaufmann, Trier. Salomon Bauchwitz, Kaufmann, Inhaber des Herrengarderobengeschästs unter der Firma S. Bauchwitz fun, Leipzig. Robert Rößler, Kaufmann, Schandau. Friedrich Otto Zeuner, Baumeister Geringswalde. Caroline Wilhelmine Schlosser, Johann Christian Schlosser und Emil Georg Schlosser, Brauerei- und Gasthossbesitzer, sämmtlich in Bruundöbra (Schlußtermin 26. Juni ds. I.). — Aufgehoben: Franz Otto Glaß, Orchestrionfabrikant, Inhaber der Firma F. O. Glaß, Klingenthal. Karl Robert Friedrich, Tapezirer und Dccorateur, Werdau. Tie Bedeutung der Zahl im Zukuustskriege. Die Waffen der Gegner der Militärvorlage reichen, wie sie selbst spüren, nicht aus, um die Nothwcndigkeit der gefor derten Verstärkung unserer Wehrkraft zu widerlegen, fo greifen sie denn mit Freuden nach jeder sich nur bietenden Hülle. Im Militärwochenblatt glaubten die Herren nun plötzlich Beweise für ihre Ansichten gesunden zu haben, und sic verfehlten nicht, weiblichen Gebrauch davon zu machen. Leider ist der That- bcstaiid aber nicht geeignet, ihnen diese reine Freude zu lassen. Wie alljährlich erschienen auch diesmal in der letzten Nummer des genannten Blattes vor Pfingsten lange religiöse Betrachtungen über das kommende Fest, in denen nebenher auch der gegenwärtige Kampf um die Hcercsvermchrung, leider aber mit nicht sehr viel Geschick gestreift wird. Der Verfasser des Aussatzes sührt ans, daß der alte Ruhm der Streitbarkeit in Frage gestellt ist und daß Willigkeit und Opfermuth für den Bestand des Reiches zu versagen scheinen. Für uns soll damit die hohe Lehre verknüpft sein, „daß cs sich bci jedem guten Kampfe nicht in erster Linie nm die großen Ziffern und die sichtbaren Massen handelt, auch nicht um selbstverständliche Ueberlegenheit, sondern nm den Geist, der das Ganze belebt." Gewiß spielt bci der Entscheidung der Schlachten die Ueberlegenheit eine große Nolle, aber „die deutsche Armee hat ihren Ruhm niemals darin gesucht, mit ihrer Anzahl die Welt zu verblenden und nur gestützt auf die gewaltige Masse den Feind zu erdrücken." Zur Zeit Friedrich des Großen sowie in den Befreiungskriegen sei der Sieg häufig von den an Zahl geringeren Streitkräften errungen worden. Zum Schluffe wird ausgesprochen, daß das Schicksal der großen Militärorganisations- sragc, es möge ausfallen, wie es wolle, die letzte Entscheidung doch nicht bringe. „Wohl mögen dadurch schwere Gefahren heranfbeschworen werden, fremde Staaten mögen höhnen, mancher verrütherische Gedanke mag erstarken, manch falscher Freund wird offenbaren Feinden die Hand bieten, aber der Geist im Volk und Heere wird doch alle Gefahren siegreich überwinden, wenn die alte Treue gegen den König und das Vaterland geheiligt wird von dem Wesen des Geistes, der von oben kommt." Unterzeichnet ist der Pfingstaufsatz, der im nichtamtlichen Theil der Militärwochenblatts erschienen ist, mit dem Namen des Verfassers M. Vorberg. Er ist ein ehemaliger Militär geistlicher, jetzt Superintendent und Kreisschulinspector in Schöneberg bei Berlin, Verfasser mehrererRomane. Im politischen wie im literarischen Kampf erheischt die gute Sitte, daß die Verantwortung für einen Aufsatz, wenn der Verfasser sich nennt, diesem zufällt und nicht dein Blatt, in dem er veröffentlicht wird. Damit haben unsre Radiealen längst gebrochen, wenn es in ihren Kram paßt. Wir müssen aber, schreibt die „K. Ztg.", den Versuch, die Ansichten des Herrn Vorberg nis maßgebend hinzustellenj mit aller Entschiedenheit znrückwciscn. Er mag ein guter Hirte seiner Herde sein, aber seine militärischen und geschichtlichen Kenntnisse reichen nicht aus, um ein Urtheil in per großen Frage zu füllen, die jetzt zur Entscheidung steht. Trotz seiner Ergüsse bildet die Uebermacht im Kriege ein Haupt crsordcrniß znm Siege, und wir verdankten im Kamps gegen das französische Kaiserreich unsere Siege hauptsächlich dem Um stande, daß wir mit der Uebermacht auf den Schlachtfeldern zur Stelle waren. Wenn zur Zeit Friedrich des Großen und auch in den Befreiungskriegen der Sieg häufig den der Zahl nach schwächer» Heere» zuviel, so hat sich seitdem die Kriegführung derart ge ändert, daß eine Gleichstellung mit den früher« Verhältnissen nicht mehr möglich ist. Die Taktik hat sich vollkommen ge ändert. Nahkampf jener Zeit ist nicht mehr vorhanden. Heut gilage aber wird der anrückcndc Gegner schon auf Tausende von Metern von den feindlichen Geschützen beschösse» nnd er leidet auf diese große E»tfcr»»ng schon munhaftc Verluste, die sich mit jedem Schrille vorwärts steigern. Dann beginnt das 'eiudliche Gewehrfeuer zu wirken, immer größer werde» Lücken, welche die feindliche» Geschosse reiße», immer neue Truppen müsse» von hinten vvrgeholt werden, um die entstandenen Lücken anszusüllcn. Endlich hat man sich bis auf etwa 600», an den Feind ferangemacht, und nun erst beginnt die Hauptaufgabe des TageS, denn nach weiten» harten Fencrkampfe soll, nun zur Entscheidung geschritten werden. Wer jetzt, nachdem die vor Serste» Truppe» beinahe zu Schlacke» verbrannt sind, die »leisten Reserven noch hcra»führc» kann, wer vor der letzten Entschei- sung die größten Truppenniassen zur Umgehung des Feindes verwenden kann, dem wird in de» Schlachten der Zukunft der Lieg Zufällen. Daß hierbei die innere Tüchtigkeit des Heeres mit in erster Linie maßgebend ist, das ist selbstverständlich, es würde aber eine Thorheit sein, von Anfang au anzunehmen, daß die sraiizösischen Truppe» u»s in dieser Hinsicht ohne weiteres sehr nachsteheii werden. Wenn wir auch darauf bauen, Saß manches im Jmicrn der französischen Truppen nicht so ist wie bei uns, so ist doch das eine sicher, daß dem französischen Heere von heute an große Liebe zum Vaterlande und brennen der Durst nach Rache mnewohut. Wenn wir aus dem Schlachtielde mit Uebermacht an kommen wollen, so müssen wir von Haus aus mit unsern Heeren dem Gegner an Zahl überlegen sei», de»u »ur dann können wir hoffe», auf Seu verschiedenen Kriegsschauplätze» und auf den verschiedenen Schlachtfeldern die nöthigen Truppen vereinigen zu können. Es ist daher geradezu ein Verbrechen am Heere und am gejammten Volke, wenn im gegenwärtigen Wahlkampfe die Cioilmarschälle der Wählerheere die öffentliche Meinung irreleitcn und eine Verstärkung des Heeres ftir un- »öthig erkläre». Eine solche Irrlehre würde mit dem kostbaren Blute ^vv» vielen Tausenden von Männern, den heutigen Wählern, bezahlt werden müssen. So stark wie möglich, mit größter Uebermacht an den Feind hcranzukommcn, dies wird, wie im Jahre 1870/71, so auch in Zukunft den Ruhm unserer Heerführer ausmachc», und es irrt sich der geistliche Herr ganz gewaltig, wenn er behauptet: den Feind mit Uebermacht zu erdrücken: darin haben die deutschen Heere niemals ihren Ruhm gesucht. Auch hierin bildet der Krieg gegen Frankreich eine gewichtige Lehre. Einer unserer bekanntesten Militärschriftstcller, Fritz Hönig, hat cs als bedeutendste Eigcnthümlichkeit der Feldherrnkuust Kaiser Wilhelms bezeichnet, große Massen zum Vcrnichtungs- schlagc zu vereinige». Jener bekannte Satz: „Getrennt mar schire», vereint schlagen" drückt im Grunde nur das Gleiche aus. Aus dem Schlachtfcldc, wo die Geschicke des Volkes ent schieden werden, kann es sich nur darum handeln, das Ziel unter allen Umständen zu ercicheu, d. h. alle Mittel anzuwenden, um den Feind zu vernichte», u»d das gelingt bci den heutigen Verhältnissen am sichersten durch die Uebermacht. Es ist leider im deutschen Volke, abgesehen von den Fachmännern, nicht genügend bekannt, mit welch' bedeutender Uebermacht au Zahl die drei ersten Schlachten des Jahres 1870/71 von den Deut schen geschlagen wurden, doch kann man sich in den kriegsge schichtlichen Einzelschrifte», herausgcgeben vom Großen General stabe, leicht Rath holen. In der Schlacht bei Weißenburg hatten die Deutschen 44 000 Manu mit 72 Geschützen, wovon die Hälfte ins Feuer kamen, gegen nur 4650 Franzosen mit 18 Geschützen. Bei Wörth hatte nufer unvergeßlicher Kronprinz 89 000 Gewehre mit 7700 Säbeln und 312 Geschütze» zur Verfügung, von denen gegen die nur 32 (>000 Gewehre, 4800 Säbel, 131 Geschütze der Franzosen 72 500 Gewehre, 4200 Säbel und 234 Ge schütze, also annähernd die doppelte Anzahl, in s Feuer kameu. Etwas geringer war die deutsche Uebermacht bei Spichern, wo 38 400 Deutsche mit 120 Geschützen gegen 24 400 Franzosen mit 90 Geschützen in den Kampf traten. Mit diesen ersten gc- wonnencn Schlachten war nicht nur der örtliche Sieg errungen, sondern cs wurde auch das moralische Uebergewicht über den Feind erreicht, der an seinem tollen Siegcsübermuth gewaltig ciubüßte und jetzt schon das Vertrauen zur Heeresleitung verlor. In der Schlacht bci Beaumont am 30. August hatten die Deutschen 61500 Gewehre mit 6100 Säbeln und 276 Ge schützen zur Verfügung, von welchen zum Entschcidungskampf eingesetzt wurden 29 900 Gewehre mit 222 Geschützen gegen 29 700 Franzosen mit 210 Geschützen. In der Schlacht von Verantwortlich für die Redaction: Paul Sedan aber waren auf deutscher Seite zur Stelle 133 500 Gewehre, 21 300 Säbel, 700 Geschütze, während die Franzosen auf engem Schlachtfelde dicht zusammengedrcmgt 90000 Mann, 408 Geschütze vereinigt hatten. In den Schlachten um Metz war die Uebermacht an Zahl allerdings auf Seite der Franzosen, denn es kämpften in der Schlacht bei Colombeh-Nouilly am 14. August auf deutscher Seite 30 5)00 Gewehre mit 150 Geschützcu gegen 50 000 Franzosen mit 206 Geschützen. In der Schlacht bei Mars-la Tour kämpften den Entscheidungskamps 47 000 Deutsche mit 222 Geschützen gegen 85 000 Franzosen mit 432 Geschützen. In beiden Schlachten aber, in welchen auf seiten der Deutschen noch zahlreiche Reserven zur Verfügung standen, war der Sieg nur dadurch möglich, daß der innere Gehalt der deutschen Truppen dem der französischen, welche durch die Niederlagen der französischen Heere im Elsaß schon heftig be rührt waren, weit überlegen war. Das ungünstige Zahlenvcrhältniß aber erforderte auf deutscher Seite auch ungemeine Aufopferung der Truppen und hierdurch Verluste, die nahezu doppelt fo groß waren als die der Franzosen, denn während der d.er Deutschen bei Colombeh- Nouilly 222 Officiere mit 4550 Mann 7,6 Procent der an der Schlacht bctheiligten Trappen betragen hat, war der der Franzosen nur 2700 Mann — 3,79 Proccnt, bei Mars- la-Tonr aber verloren wir 720 Officiere, 15 000 Mann - 22,3 Procent, die Franzosen nur 13 Procent ihrer Stärke. Bei St. Privat war die Ueberlcgenheit an Zahl auf feiten der Deutschen, denn es fochten am 18. August die Deutschen mit 166 600 Gewehren, 21 000 Säbeln mid 732 Geschützen gegen 99500 Franzosen mit 13000 Reiter» cmd 520 Geschütze». Wc»ii dann später im Kriege gegen die französische Re publik die französischen Heere an der Loire, im Norden Frank reichs und in den Ausfallschlachtcn vor Paris de» Deutschen wieder an Zahl überlegen waren nnd beimach den Sieg nicht erringen konnten, so ist dies nur ein Beweis gegen die Miliz heere, denn die von Gambetta aus dem Bade» gestampften Heere bestanden zum größten Theil aus frisch gebildeten Truppe», Seuc» es an tüchtigen Officiere» und Uiitcrvsficiere» fehlte. Daß mcm solche junge Truppen in den Krieg sandte, hat sich für Frankreich schon durch die schweren Verluste bitter gerächt, semi cs verloren die Franzosen mehr als 140 000 Todtc, mit hin dreimal so viel als wir, während die Zahl der Verwundeten auch heute noch nicht angegeben werden kann. Bei diesem Gambctla'schen Heere konnte es auch Vorkommen, daß bis auf Sen heutigen Tag noch ein Divisionsgeneral, mehrere Oberste und zahlreiche Officiere vermißt sind, d. h., daß man nicht weiß, wo ihre Leiche» begraben sind. Auf dein Schlachtielde gefallen, von ihrer zahlreichen Umgebung schmählich im Stiche gelassen, wurden sie von de» Hyänen des Schlachtfeldes ge plündert. Damit solche und ähnliche Vorfälle bci uns niemals mög lich werde», damit wir mit fest geschulte» und fest gefügten Truppcii in de» Krieg gehe» könne», deshalb verlangt die Militärvorlage die Erhöhung der Friedenspräscnz an Ofsicieren, Uiilerofficiereu und Mannschaften. Um aber schon von Haus aus auf alle» Kriegsschauplätze» zu rechter Zeit und mit voller Uebermacht au Zahl auftrcten zu könueii, verlangt die Militärvorlage die jährliche Mchraushebnng von etwa 5)3 000 Mann und die Durchführung der allgemeinen Wehr pflicht. Jeder Mann, der selbst gedient hat und der heute berufen sein kann, zur Vcrtheidigung des Vaterlandes in Sen Krieg zu ziehe», kami mit vollem Rechte verlangen, daß man ihm in de» Kampf so viele Kameraden mitgicbt, daß schon von Haus aus ihm der csieg über den Feind gesichert bleibt, er kann weiter verlangen, daß bei einem Auszug nicht wieder mehr als 400,000 tüchtiger Männer im Alter von 21—32 Jahren ruhig zu Hause sitzen bleiben, während er in den Kugel regen hincingeht. Wer von den zukünftigen Reichstags-Abgeordneten dein Heere heute die Rüstung zur Abwehr, das scharfe Schwert zum Augriff dadurch verweigert, daß er gegen die Militärvvrlage stimmt, der versündigt sich damit am Heere, am deutsche» Volke und an seinen Wühlern selbst, denn diese müssen mit ihrem Blute oder mit demjenigen ihrer Söhne und Brüder die Irr lehre theuer bezahlen. Wir wolle» also, wie wir im Jahre 1870,71 die Ueberlegenheit an Zahl hatten, diese Ueberlegenheit auch in eiiiem zukünftigen Kriege uns bewahren. Diejenigen Herren aber, die dem deutschen Heere hellte diese Ucberlegen- heit nicht geben wolle», mögen, wenn das Vaterland ruft, Leib und Leben cinzusetze», dann auch dem Feinde mit entgegcn- ziehen, nm die Früchte ihrer Lehre» mit ihrem eigenen Blute cmznhcimsen! Wir wollen, um nochmals zu zeigen, was auf dem Spiele steht, nur noch an das Wort erinnern, welches eine angesehene französische Militär Zeitung, Le Progrüs Militaire, am 4. Juni 1890 aussprach: „Wenn unsere Reitergeschwader die Fluren jenseits des Rheins überfluthen, sei werden sie alle Gebote der Menschlichkeir vergessen und mir Rumen hinter sich lassen." Wir sollten glauben, daß dieser menschenfreundliche Aus spruch die Gegner der Vorlage zu nochmaliger Ucbcrlegung stimmen würde. Llrrmischtca. Berlin, 1. Juni. Aus industriellen Kreisen kommen neue Klagen über unerhörte Vorgänge in Chicago. Unter Anderem hatte die Ausstellungsverwaltung die Gewährung der Damps- kraft zum Betriebe der Maschinen für den ganzen Tag zuge sagt, jetzt will sie diese Kraft nur für einzelne Stunden zuge- stehen, worüber heftiger Streit entbrannt ist. Zum Glück werden die deutschen. Aussteller von Dampfmaschinen davon nicht betroffen, da diese Aussteller mit einem Magdeburger Hause, das eine Maschine zur Erzeugung von Dampfkraft aus gestellt hat, einen Vertrag abgeschlossen haben. In dem bisher tiefsten Bohrloch der Erde auf der Feld mark von Paruschowitz im Kreise Nybnik in Obcrschlesien wurde am 17. Mai eine Tiefe von 2000 Metern erreicht. Seitdem ist man noch um 2 Meter tiefer gednmgcn, hat dann aber die Bvhrarbeit vorläufig eingestellt. Jetzt sollen in der Tiefe von 2000 Metern Temperaturmessungcn vorgenvmmen werden. Das Paruschvwitzer Bohrloch hat in seiner tiefsten Tiefe gegenwärtig noch eine lichte Weite von fast sieben Ccntimetcrn. In dieser Tiefe sind jetzt in das Bohrloch Thermometer, genau verglichene und besonders sorgfältig ge arbeitete Instrumente, cmgehängt worden, die dort einige Zeit verbleiben, um möglichst zuverlässige Tcmperatnrangabcn zu erhalten. Späterhin will die Behörde die Bohrarbeit noch so weit als möglich fortsetzen. Ruhr Druck und Verlag von I. Stuhr, Hohenstein. —
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