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Erscheint Men Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro . ^Quartal Mk. 1.40; durch die Post Mk. 1.50 frei ins Haus. GeschSfts-Anzeiger für Inserate nehmen die Expedition bis Vorm, tv Uh« sowie für Auswärts alle Austräger, deS^l. alle Annoncen-Expeditionen zu Original- Preisen entgegen. Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gers-ors, Luga«, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Nußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Leukersdorf, Seifersdorf, Erlbach, Kirchberg, Pleitza, Reichenbach, Grumbach, Callenberg, Tirschheim. Kuhschnappel, St. Egidien, Hüttengrund u. s. w. Amtsblatt für den Verwaltungsbezirk des Stadtrathes z« Hohenstein. Nr. 126 Sonnabend, den 3. Juni 1893. 43. Jahrgang. Versteigerung. Die zum Nachlasse der Christiane Wilhelmine verw. Rother geb. Schmidt in Hohen stein gehörigen Grundstücke, als: , 1. das .Hausgrnndstück, Nr. 369 des Brandkatasters, Nr. 294» und 2945 des Flurbuchs und Folium 227 des Grundbuchs für Hohenstein, 2. das Feldgrundstuck (in der Nähe der Windmühle^, Nr. 198 des Flurbuchs für Hohenstein und Folium 1020 des Grundbuchs für Oberlungwitz, sollen am 7. Juni 1893, vormittags 11 Uhr erbtheilungshalber in dem unter 1 bezeichneten, auf der neuen Straße in Hohenstein gelegenen Hansgrundstücke meistbietend versteigert werden. Die Versteigcrungsbedingungen sind an der hiesigen Gerichtstafel und im Gasthause zur Linde in Hohenstein angeschlagen. Königliches Amtsgericht Hohenstein-Ernstthal, am 17. Mai 1893. Constantin. Eagesgeschichte. Deutsches Reich. Berlin, 1. Juni. Dem Bundesrath wird morgen in seiner Plenarsitzung die Vorlage, betreffend die auf der inter nationalen Sanitäts-Conferenz zu Dresden am 15. April d. I. unterzeichnete Uebereinkunft, zugehcn und den zustehenden Aus schüssen unterbreitet werden. Außerdem wird ein Antrag, be treffend die Wahl eines Mitglieds der Disciplinarkcmmer für elsaß-lothringische Beamten und Lehrer in Straßburg, verhandelt, und durch mündlichen Ausschußbericht die Vorlage, betreffend die Anwendung der vertragsmäßigen Zollsätze auf die Erzeug nisse der deutschen Colonien und Schutzgebiete, erledigt werden. Außerdem wird mau sich über eine ansehnliche Zahl von Ein gaben schlüssig machen und laufende Geschäfte abwickeln. Der „Reichsanzeiger" schreibt: Am 5. d. M. wird in Bern eine Conicrenz von Vertretern der am internationalen Ucber- einkommcn über den Eisenbahnfrachtverkehr betheiligtcn Staaten zu dem Zweck stattfinden, die Bestimmungen dieses Ueverein- kommcs wegen der Beförderung solcher Gegenstände, die bis jetzt vom internationalen Verkehr ausgeschlossen oder dazu nur bedinguugswcise zugelassen sind, aus Grund der in den letzten Jahre» gemachten Erfahrungen einer Durchsicht im Sinne möglichster Erleichterung zu unterziehen. Derartige erleichternde Vorschriften sind bereits zwischen einzelnen Vertragsstaaten, namentlich zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn sowie zwischen Deutschland und Luxemburg vereinbart zwischen anderen Staaten worden und cs hat sich nunmehr als erwünscht herausgestellt, ähnliche Vereinbarungen, soweit angängig, für sämmtliche Vertragsstaatcn gemeinsam zu treffen. Von deutscher Seite werden die Geh. Obcr-Regieruugsräthe Dr. Gerstner und Dr. von der Leven, Oberregierungsrath Hauck und Regierungs- rath Dr. Rösing an den Verhandlungen Theil nehmen. Das preußische Abgeordnetenhaus hat das Wahlgesetz nach den Beschlüssen des Herrenhauses angenommen. Es werden also künftig stir die Wahlen zum Abgeordnetenhause die Ur wähler nach Maßgabe der von ihnen zu entrichtenden directen Staats-, Gemeinde-, Kreis-, Bezirks- und Provinzialsteuern in drei Abtheilungen getheilt, und zwar in der Art, daß auf jede Abthcilung ein Drittheil der Gesammtsumme der Steuerbe träge aller Urwühler fällt. Die von der konservativ-klerikalen Mehrheit früher beschlossene Nichtanrechnung der den Betrag von 2000 Mk. übersteigenden Steuerbcträge ist wieder beseitigt worden. Leider hat das Herrenhaus auch noch eine andere Aenderung vorgenommen, die nun gleichfalls aufrecht erhalten ist. Um der aus den neuen Steuergesetzen zu erwartenden abermaligen Verschiebung des Wahlrechts vorzubeugen, hatte die Regierung vorgeschlagen, daß die Bildung der Wählerabthei- lungen so erfolgen solle, daß von der Gesammtsumme der Steuerbeträge aller Urwähler fünf Zwölftel auf die erste Abthei- lung, vier Zwölftel auf die zweite und drei auf die dritte Abthei- lung entfallen sollten. Damit sollte einer Verschiebung des Wahl rechts zu Gunsten der Plutokratie vorgebeugt werden. Das Herrenhaus aber hat an Stelle der Zwölftelung wieder die jetzt zu Recht bestehende Drittelung gesetzt, und mit dieser ist das Wahlgesetz angenommen. Es kann nur bedauert werden, daß die Regierung nicht im Herrenhause energischere Anstren gungen gemacht hat, um ihre Vorschläge aufrecht zu erhalten. Jetzt im Abgeordnetenhause war man vor die Frage gestellt, ob, nachdem sich die conservative Partei entschlossen, für die Herrcnhausbeschlüsse einzutrcten, durch einen neuen Aenderungs- versuch auch das Steucrreformwerk in Frage gestellt werden solle. In dieser Lage ist auch der wenig angenehme Drittel weg hingcnommen worden; denn die in letzter Stunde von Herrn Huene gemachte Erklärung, daß bei der Wiederherstellung der Zwölftelung auch die Centrumspartei dem Wahl- und Steuergesetze bcistimmen werde, hatte wohl kaum mehr als eine taktische Bedeutung. Als bedeutsam ist dabei indessen die von dem Herrn Ministerpräsidenten abgegebene Erklärung zu bezeichnen, daß die Regierung sich mit der jetzt angenommenen Wahlgesetznovelle nicht die Verpflichtungen überhoben glaube, die sie bei Einbringung der Steuergesetze übernommen habe, jeder Verschiebung des Wahlrechts nach der plutokratischen Seite hin vorbeugen zu wollen. Es soll vielmehr sorgsam darüber gewacht werden, ob sich vielleicht doch als eine Wirkung der neuen Steuergesetze eine solche Verschiebung noch Heraus stellen wird und ihr eventuell mit einem neuen Abänderungs gesetz entgegen getreten werden. Danach läßt sich erwarten, daß in einer der nächsten Sessionen die jetzt abgelehnten Forde rungen bezüglich der Bildung der Wählerabtheilungen werden nachgeholt werden können. Immer fester und ausgedehnter wird die Opposition, welche in den Ccntrumskreisen Herrn Dr. Lieber bezüglich seiner Be strebungen auf Verwerfung der Militärvorlage entgegengesetzt wird. Herrn von Schorlemer-Alst, welcher mit anerkennens- werther Offenheit zuerst gegen den Fraktionswahlaufruf Stellung nahm und auch zuerst den Muth hatte, seine demselben ent gegengesetzte Meinung zu bethätigen, hat sich ein großer Theil angesehener Centrumsmänner Westfalens angeschlosscn. Die selben haben in einigen Wahlkreisen eigene Kandidaten für die Neichstagswahl ausgestellt. Sodann aber hat das Beispiel Schorlemers anfeuerud und belebend auch auf andere Freunde der Militärvorlage im Centrum gewirkt. Herr von Huene hat nun gleichfalls erklärt, daß er ein Reichstagsmandat annehmen werde, um eventuell für die Militärvorlage zu stimmen. Der frühere Abgeordnete Graf Matuschka hat der Centrumsfraktion, wie sie jetzt von Herrn Dr. Lieber geführt wird, einen kräfti gen Absagebrief geschrieben, aus dessen nationalen Worten man darauf schließen kann, wie wenig nationaler Sinn in den Reihen der Lieberschen Centrumsleute zu finden ist. Zudem finden sich immer mehr Centrumscandidaten und zwar solche, welche mit Dr. Lieber nicht gebrochen haben, die sich die Frei heit der Entschließung bei der dcmnächstigen Abstimmung über die Militärvorlage Vorbehalten, die sich also an den auf die Ablehnung 'der letzteren verpflichtenden Fraktionswahlaufruf nicht kehren. Nach alldem erscheint es wahrscheinlich, daß auch in dem neuen Reichstage sich in Centrumskreisen einige Stim men für die Militärvorlage vernehmen lassen werden. Damit sind die Aussichten sür das Zustandekommen der Militär- vorlage noch keine glänzenden geworden. Man muß bedenken, daß sich im alten Reichstage zwölf Centrumsstimmen auf den Komprvmißantrag Huene vereinigt hatten. Es ist nicht wahr scheinlich, daß die Schorlemcrsche Richtung im ersten Anläufe soviel Sitze erringen wird. Zunächst gilt es deshalb, darauf Bedacht zü nehmen, daß die Anhänger der Militärvorlage sich in den einzelnen Wahlkreisen nicht wegen anderweitiger poli tischen Fragen bekämpfen und durch Aufstellung mehrerer Kandidaten die Aussichten der Gegner der Vorlage verbessern. Namentlich sollte hiervon überall abgesehen werden, wo dadurch dem Gegner erst das Hineinkommen in die Stichwahl ermög licht wird. Und wenn schon mehrere Kandidat nominirt sein sollten, sollten über das Fallenlassen der einzelnen Kandidaturen Verständigungen zwischen den Parteien stattfinden, bei denen ja ein Ausgleich für die verschiedenen Wahlkreise stattfinden könnte. Die Opposition könnte in dieser Beziehung zum Muster dienen. Volkspartei, Socialdemokratie und Liebersche Richtung haben sich bereits vielfach dahin stillschweigend ver ständigt, daß die Partei, welche in einem Kreise geringere Chancen als die andere hat, gar keinen Kandidaten aufstellt. Sodann aber ist nun die Zeit gekommen, wo die Einzelagi- tativu ausgenommen werden sollte. Gewiß ist das Verbreiten von Flugblättern, das Abhalten von Versammlungen, wie überhaupt die Wahlagitation nach Außen sehr verdienstlich und wird, richtig betrieben, ihren Zweck nicht verfehlen. Jedoch die Anhänger der Militärvorlage, welche in die Versammlungen gehen, brauchen nicht erst zum Gang zur Wahlurne bestimmt zu werden. Es sind dies zielbewußte Politiker, welche sich aus den Versammlungen nur neue Anregung holen. Dagegen ist die Schaar Derer, welche einer Wahl indifferent gegenüber stehen, immer groß gewesen. Unter diesen muß die Werbung von Haus zu Haus vorgenommen werden. Die Anhänger der Militärvorlagc haben dem Vaterlande gegenüber nicht bloß die Pflicht, am Wahltage ihre Wahlzettel für einen Kandidaten ihrer Gesinnung abzugeben, sie müssen auch, falls sie ihrer Anschauung zum Siege verhelfen wollen, bei jeder nur mög lichen Gelegenheit diese indifferenten Elemente zur Stimmab gabe sür einen der Vorlage günstig gesinnten Kandidaten zu bewegen suchen. Nur wenn die Agitation von Haus zu Haus energisch betrieben wird, kann auf die Wahl einer Mehrheit für die Militärvorlage gerechnet werden. Aus Baiern, 1. Juni. Als Symptom für die gänzliche Zerfahrenheit innerhalb der bairischen Centrumspartci ist zu verzeichnen, daß unter dem gestrigen Datum plötzlich das offi- cielle Fractionsoigan, das „Münchener Fremdenblatt", sein Er scheinen eingestellt hat. Die Verhandlungen über seinen An kauf durch die Partei von der das Organ herausgebenden Actiengesellschaft sind lange hinaus gezogen worden, haben sich aber zuletzt endgültig zerschlagen, wie es heißt, weil sich Graf Conrad Preysing und der Münchener Universitätsprofessor Frhr. v. Hertling, früher langjähriges Centrumsmitglied für Koblenz, nicht über die dem Organ zu gebende Specialrichtung einigen konnten; auch wünschte angeblich Herr v. Hertling den früheren Chefredacteur Dr. Arnim Kausen, einen geborenen Rheinländer, und später im extremen Sinne in der badischen Centrums- publicistik thätig, von Neuem an die Spitze zu stellen, was aber aus autochthonen Rücksichten der niederbairische Magnat ablehnte. Dr. Sigl wird dem verschwundenen officiellen Cent ruinsorgan in München wohl keine Thränc nachweinen. Der Charakter der jetzigen bairischen Wahlbewegung zeigt sich übrigens darin, daß außer dem Grafen Conrad Preysing auf der Cent rumsseite nur ein Adliger candidirt und zwar ein junger Graf Fugger-Kirchberg für Kaufbeuren. Gegen den Grafen Prey sing ist in Straubing übrigens Herrn Dr. Sigl eine Kandidatur angeboten worden, der sie aber im Hinblick auf das erhoffte Kelheimer Mandat abgelehnt hat; man spricht dort jetzt von einem Oekonomcn Wieland, der am 28. Mai bei der Siglschen Versammlung iin niederbairischen Markte Pfaffenberg sich be sonders hervorgethan haben soll. Der nationalgesinnte und sympathische Graf Conrad Preysing hat sich mit seiner dies maligen Stellungnahme zu der Militärfrage anscheinend zwischen zwei Stühle gesetzt. Im Hinblick auf die Siglsche Agitation wollte er am 6. Mai nicht für den Antrag Huene stimmen; was er nicht überlegt hatte, war, daß diese Agitation bei einer Auflösung in der Militärfrage unvermeidlich viel gewaltthätiger und wirksamer sein mußte, als 1895 bei einer regulären Neu wahl am Schluß einer Legislaturperiode. Dieser Jrrthum hat ihn bereits sein Ansehen als Politiker gekostet und wird ihn jetzt auch noch vielleicht das Reichstagsmandat kosten. Wie cs übrigens in Baiern bei der Wahlagitation zugeht, be weist die Notiz, daß im niederbairischen Rotthal kürzlich einem Bauern nach der Beichte die Absolution verweigert worden ist, weil er dem Bauernbunde angehörte. Das „Vaterland" theilt dies mit großer Entrüstung mit, während es früher über der gleichen Mißbrauch des geistlichen Amtes zu Wahlzwecken wohl milder geurtheilt hat. Aber als Eingeständniß von ultramontaner Seite ist diese Notiz doch recht werthvoll. Schweiz. Bern, 1. Juni. Der Chef des Militärcabinets, Bundes rath Frey, erklärte, daß, falls im nächste Kriege die Neutralität der Schweiz verletzt werden sollte, die Schweizer Armee sofort zu der gegnerischen Partei stoßen werde. Vermischtes. Wegen verleumderischer Beleidigung ist auf Antrag des Landgerichts Leipzig der „gewesene Talmudschüler, jetzt Schrift steller und Orientalist" Paulus Meyer, geboren 1862 inWraz- lawek in Rußland, evangelisch getauft 1887, in Wien verhaftet worden. Das Ansuchen, ihn zu verhaften, erfolgte, dem .,W. Frcmd.-Bl." zufolge, auf Giund einer von Meyer verfaßten Broschüre: „Schafe im Wolfspelz und Wölfe im Schafspelz", in welcher der Verfasser gegen die protestantischen Missions geistlichen zu Felde zog und insbesondere dem gewesenen Hof- prcdiger Stöcker sowie dem Prof. Strack Verbrechen, die nicht näher bezeichnet werden können, zum Vorwurf macht. Der Verhaftete hat sich vor einigen Wochen durch die in einem Wiener Journale erfolgte Schilderung eines Ritualmordes, der sich angeblich im Jahre 1875 in „Ostrowo" im Gouvernement Lublin zugetragen haben soll, bemerkbar gemacht. Meyer, der Empfehlungen des Pros. Rohling in Prag vorwies, erzählte in dem betreffenden Artikel, daß er selbst Augen- und Ohrcn- zeuge jenes Ostrow er Ritualmordes gewesen sei und führte so gar den Namen des Rabbiners, der den Ritualmord geleitet, sowie die Namen aller bei demselben Anwesenden an. Selbst verständlich nannte er auch den Namen des ermordeten Knaben. Die bisherigen Erhebungen haben ergeben, daß der von Meyer