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Erscheint jüien Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1.40; durch die Post Mk. 1.50 frei ins Haus. Geschäfts-Anzeiger für Inserate nehmen die Expedition bis Vorm. 10 Uhr sowie für Auswärts alle Austräger, de»A alle Annonccn-Expeditionen zu Original- Preisen entgegen. Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Luga«, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Nußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Leukersdorf, Seifersdorf, Erlbach, Kirchberg, Pleisza, Neichenbach, Grumbach, Callenberg, Tirschheim- Kuhschnappel, St. Egidien, Hüttengrund u. s. w. Amtsblatt für den Verwaltungsbezirk des Stadtrathes zu Hohenstein. Nr. 40 Freitag, den 17. Februar 1893 43. Jahrgang. 5. öffentliche Stadtgememderaths-Sitzung Freitag, den 17. d. M., tt Uhr abends. Hohenstein, den 16. Februar 1893. Der Stadtrat h. vr. Backofen. Tagesordnung: 1. Wahl von Mitgliedern des Krankenhaus-Ausschusses aus der Bürgerschaft. 2. Anträge des Schulausschusses: a. Besetzung des Cantorats, 6. Verwendung von 750 M. Schulbeihilse betr. 3. Rathsbeschluß, Verkauf städtischen Areals an den Kaufmann Max Hempel betr. 4. Desgl., Gewährung einer Gratification an den vormal. Wassermeister Rehnert betr. 5. Desgl., Errichtung eines Gewerbegerichts betr. 6. Ev. Bcrathung des Haushaltplans. Das Hwangsbersteigerungsverfahren, betreffend die dem Handelsmann Eduard Julins Reinhold in Hermsdorf gehörigen Grundstücke Fol. 65 des Grundbuchs für Hermsdorf und Fol. 906 des Grundbuchs für Oberlungwitz wird unter Aufhebung der anstehenden Termine eingestellt. Hohenstein-Ernstthal, am 11. Februar 1893. Königliches Amtsgericht, von Feilitzsch. Sächsisches. Hohenstein, 16. Februar. Se. Majestät der König unternahm am Dienstag einen Jagdausflug uach Grillenburg. Auf dem Bahnhof Klingen berg ward Se. Majestät vom Herrn Oberforstmcistcr Tittmann empfangen. Sc. Majestät begab sich zunächst nach dem Spcchts- hausener und Grillenburger Forstrevier und schoß auf dem erstgenannten Revier einen braven Vierzehnender, auf dem letzt genannten dagegen einen starken Zehnender. Hierauf fuhr Se. Majestät auf das Naundorfer Forstrevier, woselbst es galt, einen der ältesten und stärksten Hirsche des Grillenburger Waldes zu erlegen. Nach jahrelangem vergeblichen Mühen ist cs Sr. Majestät endlich gelungen, auch diesen alten, schlauen Gesellen, der sich bei mehreren, seinetwegen besonders ange stellten Jagden bisher regelmäßig wegzuschnüren verstand, zur Strecke zu bringen, und herrschte unter den Wachmännern des vorgenannten Waldes die denkbar größte Freude darüber. Der Naundorfer Hirsch trug ebenfalls ein sehr starkes und hohes Geweih von 14 Enden. Vor fünf Jahren hat derselbe 16, vor vier und drei Jahren 14, im vorletzten Jahre nur 12 und und im letzten Jahre wieder 14 Enden getragen. Der Hirsch hat sonach, was sehr alte Hirsche nicht selten zu thun pflegen, zeitweilig zurückgcsetzt. In der neuesten Zeit sind verschiedene Mitthcilungcn durch die Presse gegangen, wonach in einer ganzen Reihe von sächsi schen Städten sehr lebhafte Anstrengungen zur Erlangung von Garnisonen gemacht werden. Auf eine vom Rathe zu Freiberg im Herbste v. I. bei dein köuigl. Kriegsministerium deshalb gehaltene Anfrage hat ersterer aber abschlägigen Bescheid er halten, da die jetzige Militärvorlage in keiner Weise geeignet sei, die Schaffung neuer Garnisonen zu ermöglichen. Wie ja nunmehr bekannt, sollen durch die neue Vorlage die soge nannten vierten Bataillone bei den bereits bestehenden Truppen- theileu formirt und dadurch in der Hauptsache die schnellere feldmäßige Ausbildung der Truppen unter Abkürzung der Dienstzeit ermöglicht werden. Es handelt sich darnach nicht um Bildung neuer selbstständiger Truppentheilc mit neuen Garnisonen, vielmehr müssen diese vierten Bataillone natur gemäß in den Garnisonen ihrer Regimenter bleiben. Soweit es sich um berittene Truppen handelt, so bestehen in dieser Hinsicht die früheren Bedenken gegen die Wahl gebirgiger Gegenden als Garnisonorte nach wie vor fort. Das neueste, fünfte Verzeichniß der an den Reichstag ge langten Petitionen enthält nicht weniger als 3105 Eingaben gegen die Wiederzulassung der Jesuiten mit über 300,000 Unterschriften, meist aus Württemberg und Sachsen. Die bisher dem katholischen Pfarrbezirke Zwickau zuge hörigen a. in den evangelisch-lutherischen Parochien Lichtenstein, Hohndorf, Bernsdorf mit Rüsdorf und einem Theile von Hermsdorf, Gersdorf mit einem Theile von Hermsdorf, Calln- berg, St. Egidien, Hohenstein, Ernstthal, Heinrichsort, Rödlitz und Zschockcn, sowie die b. in dem Orte Neudörfel bei Ort mannsdorf wohnhaften Katholiken sind der katholischen Parochic Chemnitz und die dermalen dem katholischen Psarrbezirke Anna- bcrg zugehörigen, in den evangelisch-lutherischen Parochien Hartenstein und Thierfeld wohnhaften Katholiken der katholischen Parochie Zwickau zugewiesen worden. Auf der Versammlung von Landwirthen der Obcrlausitz in Bautzen, über die bereits berichtet wurde, empfahl Herr Oekonomierath Hähnel weiter, aus jeder Amtshauptmannschaft 3 Delegirte nach Berlin zu schicken, denen zweckmäßige Direk tiven mit auf den Weg zu geben seien, und welche diesbezüg lich an der Statutenberathung theilzunehmen haben. Erst wenn die Statuten entworfen seien, könne eine endgültige Zustimmung erfolgen, dann aber dürfe auch das Feuer, mit welchem diese Angelegenheit jetzt in die Hand genommen worden sei, nicht nachlassen, wenn wirklich etwas Gedeihliches geschaffen werden solle. Sollte es zur Begründung der geplanten großen Wirth- schaftspartei kommen, jo empfehle es sich, den zu entrichtenden Beitrag nach dem Flächeninhalt des Grundbesitzes der Mit- glieder fcstzusetzen. Herr Domgutspüchter Schwarz-Grubschütz verwies auf den Ausspruch des Fürsten Bismarck, daß die Laudwirthschaft nur dann etwas erreichen könne, wenn sie im Parlament kräftig vertreten sei; Redner empfiehlt daher Ver schmelzung der schon bestehenden landwirthschnftlichcn Vereinig ungen mit der neu zu gründenden Wirthschaftspartei. Nach Schluß der Debatte verliest Herr Hetzer folgende Resolution: Die heute in Bautzen versammelten Landwirthe und Vertreter der landwirthschaftlichen Vereine der Oberlausitz erklären sich mit den in dem Aufrufe: „Eine Frage an die Regierung; eine Mahnung an die deutschen Landwirthe!" ausgesprochenen Ansichten und Zielen vollständig einverstanden und beschließen demgemäß, an der Gründung eines ganz Deutschland umfassen den Wirthschaftsvereins am 18. Februar d. I. in Berlin durch Delegirte theilzunehmen." Diese Resolution wurde dem In halte nach von der Versammlung einstimmig angenommen. Auf Antrag des Herrn Landtagsabgcordneten Oekonomieraths Hähnel beschließt jedoch die Versammlung, der Resolution eine kürzere Fassung zu geben, und die von Herrn Äreisvereins- vorsitzenden Pfannenstiel beantragte Zustimmung zu den Maß nahme» des Landeskultnrrathes, welche derselbe zur Verhinder ung des Abschlusses eines Handelsvertrages mit Rußland und gegen erneute Schädigung des landwirthschaftlichen Brennerei gewerbes getroffen hat, mit in dieselbe aufzunchmen. Die endgültige Redaktion der Resolution wird dem Komitee über lassen. Die nun vorgenommene Wahl der Delegirten ergab folgende Herren: Für die Amtshauptmannschäft Bautzen: Gras zur Lippe-Baruth, Rittergutsbesitzer Hetzer-Niederkaina; Amts hauptmannschaft Löbau: Rittergutsbesitzer Richter-Bischdorf, Rittergutsbesitzer Rcichcl-Oberstrahwaldc; Amtshauptmannschaft Kamenz: Rittergutsbesitzer Otto - Döbra, Rittergutspächter Blümich-Räckelwitz, Rittergutspächter Schuster-Elstra; Amts- hauptmannschaft Zittau: Kretschambesitzer Korselt-Mittelherwigs- dorf, Rittergutsbesitzer von Sandersleben-Althörnitz, Ritter gutspächter Lucius-Burgersdorf. Herr Oekonomierath Steiger erklärte sodann den Schluß der Versammlung, indem er noch mals hervorhob, daß die Bestrebungen der Landwirthe, ihre wirthschastliche Lage zu verbessern, durchaus nicht eine Beweg ung gegen die Regierung sei, sondern daß die Landwirthe stets auf dem Boden des Rechtes bleiben und immer Treue zu Kaiser und Reich, König und Vaterland bewahren würden, was die Versammlung auch bekundete, indem sie in das Hoch, welches Herr Oekonomierath Steiger auf Se. Majestät den König Albert nusbrachte, begeistert einstimmte. Wie der „S. L.-A." vernimmt, hat die Organisation der Weber in Berlin die Absicht, in allen Orten, die von Berliner Geschäften mit Aufträgen in Webwaaren, versehen werden, eine Lohnbewegung einzuleiten. Der Vorsitzende des Agi- tationscomitees des „Verbands der Textilarbeiter und -Ar beiterinnen Deutschlands" hat an geeignete Personen in den betreffenden Orten kdie Aufforderung gerichtet, die Berliner Weber bei ihrem Vorhaben zu unterstützen. Der Wunsch jencrjBcrliner Arbeiter ist jedenfalls, durch eine Lohnbewegung in den Bezugsgebieten der Berliner Webwaarenkaufleute die Möglichkeit zu schaffen, daß auch die Berliner Löhne in die Höhe gehen, denn eine Lohnbewegung ist dort aussichtslos, wenn nicht in den mit Berlin in Geschäftsbezichungen stehen den deutschen Webereibezirken die Löhne gleichfalls erhöht wer den. Bekanntlich ist der Chemnitzer Bezirk ein sehr hervor ragender Lieferant der Berliner Geschäftshäuser; er würde also bei einer derartigen Lohnbewegung am ehesten mit in Betracht kommen. Die deutschen Textilarbeiter und Arbeiterinnen haben be schlossen, in jedem Staat Deutschlands bezw. in jeder Provinz einen Delegierten zu wählen, der sie sowohl auf dem'Züricher Socialisteucongrcß wie auf dem ebenfalls dort abzuhaltenden internationalen Textilarbeitercongreß vertreten soll. Der ge plant gewesene Textilarbeitercongreß ist aufgegeben; die spcciellen deutschen Interessen sollen von den Delegierten in Zürich be- rathen werden. Nach einer Entscheidung des königl. Oberlandesgerichts werden Scat-Turniere als zur Kategorie der Ausspielungen rc gehörig betrachtet und bedürfen der polizeilichen Genehmigung. 's Gersdorf, 15. Februar. Zu der Correspondenz Spar kasse in Gersdorf betreffend, sei richtigstellend bemerkt, daß ja Schuldiktor Pfeifer für Gründung einer Sparkasse stets ein lebhaftes Interesse gehabt hat und dieses bekundete, wo sich Gelegenheit bot, für die Sache zu begeistern. Aber doch ist mein Einfluß auf und bei Gründung der Sparkasse eigentlich gar keiner und mein Verdienst dem entsprechend, da ich nicht die Ehre habe, Mitglied des Gemeinderathes zu sein, der allein in dieser Angelegenheit maßgebend ist. Zur Personen frage des verdienstvollen Anstifters sei bemerkt, daß schon vor etwa 5 Jahren ein sehr rühriges, die Ortsinteressen eifrig wahrendes, jetzt leider dem Gemeinderathe nicht mehr auge hörendes Mitglied die Gründung einer Sparkasse auregtc. Von der Zeit an behielt der Gemeinderath die Angelegenheit im Auge. Und wenn auch äußere Umstände die Verwirklichung des Planes hinderten, so orientirte sich doch unser Herr Ge meindevorstand in betreffender Sache, stellte sie wiederholt auf die Tagesordnung, ließ sich Statuten kommen u. s. w., bis nun kürzlich ein für das Ortswohl ebenfalls begeistertes Mitglied einen erneuten Anstoß gab, dem der Gemeinderath gern und freudig folgte. Dem gesammten Gemeinderathe also gebührt voll und ganz Ehre und Dank, wenn wir uns eines neuen segensreichen Instituts, einer Ortssparkasse erfreuen werden! Lassen wir also die Frage dahin gestellt, wer nun eigentlich wegen Gründung der Oersdorfer Sparkasse ausgehauen werden muß d. h. in Stein! Denn erstlich haben wir noch gar keine, und zweitens mag auch hier das Werk selbst den Meister in der Stille loben! Und nun nur noch einige kleine Richtigstellungen zu den von warmem Ortspatriotismus zeugenden Ausführungen des Herrn Korrespondenten: Es lag nicht in der Machtsphäre der betreffen den 5gliedrigen Commiffion, die Sparkassengründung zu be schließen; dies ist Sache des Gemeinderathes. Die Com mission hat nur einen Statutenentwurf fertiggestellt, den dann der Gemeinderath zu dem seinigen machte, um ihn der Ober behörde behufs Genehmigung zu unterbreiten. Auch betreffs der neben äußerster Gcwissenbaftigkeit strengste Verschwiegen heit selbst gegen Einschätzungsbchördcu fordernde Kassirer- und Controlleurpvsten ist kein Beschluß gefaßt worden, da wir über haupt noch keine zu controllireude Sparkasse besitzen. Nachdem Herr Bürgermeister Fröhlich in Lichtenstein, wie wir bereits früher berichtet, in den Ruhestand zu treten sich entschlossen hat, ist das dortige Bürgermeisteramt nunmehr in der „Leipziger Zeitung" zur Bewerbung ausgeschrieben. Der künftige Bürgermeister wird zunächst auf 6 Jahre gewählt. Sein Jahresgehalt ist auf 4500 M. festgesetzt und erhöht sich, sosern er nach 6 Jahren oder auch früher auf Lebenszeit ge wählt wird, auf 5000 M. In verschiedenen Gasthäusern in Langenhennersdorf, Markersbach rc. kehrte unlängst ein Herr ein, der sich als Ingenieur, Rittmeister rc. ausgab, und ließ ordentlich was draufgehen. Die Handwerksburschen und Gäste wurden mit Champagner freigehalten. Die so entstandenen Zechen waren recht erheblich. Der unbekannte Geber verfügte über eine voll gespickte Geldbörse. Auf Wieraer Flur fand man die Leiche eines aus Meerane stammenden Mädchens, das anscheinend erfroren war. Es soll die Absicht gehabt haben, seine Verwandten in der dortigen Umgegend zu besuchen, hat sich wahrscheinlich in dem Dunkel der Nacht verirrt und ist der Kälte zum Opfer gefallen. Am Sonnabend kam am Wehr in der Mulde in Penig ein männlicher Leichnam angcschwommen, welcher gut bekleidet war und kaum einen Tag nn Wasser gelegen haben mag. Eine bei der Leiche vorgefundene unter Penig, 8. Februar, datirte Postkarte war an die Frau des Todten adressirt. In dieser Karte theilte der Unglückliche seiner Frau mit, daß ihm sein Leiden nicht mehr ermöglichte, für genügenden Unterhalt zu sorgen; er bitte für die Kinder besorgt zu sein.