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Erscheint jeden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1.40; durch die PostMk. 1.50 frei ins Haus. Geschäfts-Anzeiger für Inserate nehmen die Expedition bis Vorm, sv Uhr sowie für Auswärts alle Austräger, detgl, alle Annoncen-Expeditionen zu Original- Preisen entgegen. ' Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Luga«, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rüßdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Leukersdorf, Seisersdorf, Erlbach, Kirchberg, Pleitza, Reichenbach, Grumbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Hüttengrund u. s. w. Amtsblatt für den Verwaltungsbezirk des Stadtrathes zu Hohenstein. M.HW. Nr. 276 Sonntag, den 27. November 1892. 42. Jahrgang. Entrichtung der Gemeindeanlagen. Der am 1. November c. fällig gewesene 4. Termin der Gemeindeanlageu ist nunmehr nngcsänmt zu bezahlen. 14 Tage nach dem erstmaligen Erscheinen dieser Bekanntmachung, demnach am 5. December c., beginnt die zwangsweise Beitreibung aller Rückstände durch den Rathsvollzieher. Hohenstein, den 19. November 1892. Der Stadtrat h. vr Backofen. Bekanntmachung, den öffentlichen Handel an den 4 Adventssonntagen betr. Gemäß 8 105b der Gewerbeordnung, wonach die Polizeibehörden für die letzten 4 Wochen vor Weihnachten den Handel an Sonntagen bis zu 10 Stunden gestatten können, wird die Zeit, während deren an den Adventssonntagen der Handel in offenen Verkaufsstellen stattfinden darf, wie folgt festgesetzt: 1. Für den Handel mit Brod- und Weitzen Backwaaren — ausschließlich der Conditorwaaren — von V26—und 11—12 Uhr vormittags, sowie von 2—8 Uhr nach mittags; 2. mit Fleisch und Fleischwaaren von '^7—>/z9 und 11—12 Uhr vormittags, sowie von 2—8 Uhr nachmittags; 3. mit Milch von V-6—f'29 und 11 Uhr vormittags bis 6 Uhr nachmittags; 4. mit Etz- und Materialwaarcn, ingleichen mit Heiznngs- nnd Belenchtunfls- rnaterial von ^^7-^.,9 und 11 Uhr vormittags bis 7 Uhr nachmittags; 5. nir den übrigen Detailhandel von 11 Uhr vormittags bis 8 Uhr nachmittags 6. Die sonstigen Bestimmungen der Bekanntmachung vom 8. Juli 1892 bleiben allent halben aufrecht erhalten. Hohenstein-, den 23. November 1892. Der Stadtrat h. vr^Backofen. Bekanntmachung. Die diesjährige Ltadtverordneten-Ergänznngswahl findet Mittwoch, den 7. December er. statt. Als Wahllokal ist das N a t h s s i tz « n g s z i m m e r bestimmt. Für die Wahl ist Folgendes zu beobachten: 1. Die Abgabe der Stimmzettel erfolgt in der Zeit von vormittags IO Uhr bis nachnrittags 2 Uhr. 2. Zu wählen sind 4 aitsnssige Stadtverordnete und 3 nnansäsfige, von letzteren einer an Stelle des Herrn Lotze, der die Sächsische Staatsangehörig keit nicht besitzt und deshalb nach tz 65 Rev. Städteordnung auszuscheioen hat, auf die Dauer eines Jahres. Als auf ein Jahr gewählt gilt derjenige Un ansässige, welcher die dritthöchste Zahl der Stimmen auf sich vereinigt. 3. Die Stimmzettel sind von den Stimmberechtigten persönlich abzugeben und sind auf den Stimmzetteln die zu Wählenden so zu bezeichnen, daß über deren Person kein Zweifel entstehen kann. 4. Insoweit Stimmzettel obiger Vorschrift nicht entsprechen oder die Namen von Nichtwählbaren enthalten, sind dieselben ungültig. 5. Die Namen der stimmberechtigten Bürger, welche im Stadtverordneten-Col- legium verbleiben und deshalb nicht wählbar sind, sind unter I zusammen gestellt. Die unter U verzeichneten ausscheidenden Stadtverordneten sind mit Ausnahme des Herrn Lotze wieder wählbar. Hohenstein, den 25. November 1892. Der Stadtrat h. vr. Backosen. I. Herr Appreteur Robert Martin, „ Fabrikant Theodor Lieberknecht, „ Materialwaarenhändler August Voigt, „ Webermeister Louis Albert, „ Privatconzipient Oscar Rau, „ Webermeister Fritz Reinhold, „ Schneidermeister Louis Keilhaus, „ Buchbindermeister Emil Weitmüller, „ Fabrikant Edwin Redslob, „ Privatier Wilhelm Lange, „ Rechtsanwalt Reinhard. U. Herr Oberlehrer Reichardt, „ Schmiedemeister Hermann Schmidt, „ Fabrikant Edmund Reinhard, „ Buchdruckereibesitzer Paul Ruhr, „ Fabrikant Reinhold Fischer, „ Goldarbeiter Emil Apel, „ Fabrikant LouiS Lotze. Sächsisches. Hohenstein, 26. November. Dem Rauhreif, der in den letztvergangenen Tagen Baum uud Strauchwerk mit funkelnden Krystallen bedeckte, ist nun mehr gestern ein tüchtiger Schnellsall gefolgt. Für die liebe Jugend ist das natürlich ein großes Gaudium; andere Gefühle regen sich dagegen in den landwirthschaftlichcn Kreisen, welche von dem lebhaften Wunsche erfüllt sind, daß vor einem gründ lichen Einwintern erst nochmals lindere Lüste zur Geltung gelangen und dann ein ausgiebiges Oeffnen der Himmels schleusen den Drangsalen abhelfe, welche durch den nun schon so lange andauernden Wassermangel bereits vielfach hervor gerufen wurden. Bäche und Teiche sind ausgetrocknet und schlimm ist hierdurch die Lage derjenigen Industriellen geworden, deren Betriebe lediglich aus Wasserkräfte angewiesen sind. Freitag, 2. December, Nachmittags 4 Uhr wird die Oekonomische Gesellschaft im Königreich Sachsen ihre zweite ordentliche Bortragsversammlung im Winterhalbjahr 1892/93 in der Deutschen Schänke zu den „Drei Raben", Dresden.-A,. Marienstraßc 20, abhaltcn. Herr I)r. Steglich, Vorstand der landwirthschaftlichcn Versuchsstation für Pflaurenkultur zu Dresden, wird sprechen über „Verbesserung und Veredlung der landwirthschaftlichcn Kultnrgcwächse durch Züchtung." Dcr Vortrag dürfte für alle praktischen Landwirthe von großem Interesse sein, da durch denselben gewissermaßen beachtens- werthe Hinweise gegeben werden, wie durch geeignete Züchtung und Auswahl des Saatgutes die Erträgnisse in quantitativer und qualitativer Hinsicht zn bessern sind. Eintrittskarten für Nichtmitgliedcr sind in der Kanzlei der Oekonvmischen Gesell schaft im Königreich Sachsen — Wiener Straße Nr. 13, II. — während der Vormittagsstunden kostenlos zu entnehmen. Durch Mitglieder eingeführte Gäste sind jederzeit willkommen. Frau Fortuna war gestern in ganz besonders gnädiger Laune, da sowohl das große Loos als auch der zweite Haupt gewinn der Landeslotterie der Ziehungs-Trommel in Leipzig entnommen worden sind. Die Glücksnummern entfielen in Collectionen zu Leipzig und Stollberg. In die Collection des Herrn I. A. Thierfelder in Stoll berg ist gestern auf Nummer 6791 der 300 000-Mark-Gewinn gefallen. Zwei Zehntel hiervon sind dort und die übrigen in der Umgebung Stollbergs gespielt worden. Am Montag Abend konnte leicht ein Ortseinwohner in Gornsdorf (Vater einer zahlreichen Familie) durch einem ihm zugcsücten Mesterstich ums Leben kommen. Unter lautem Brüllen durchzogen nämlich am Montag Abend eine Anzahl aus Thalheim gebürtige und größtentheils der dortigen Fort bildungsschule angehörende junge Burschen den Ort Gornsdorf und suchten nicht nur mit jeder ihnen begegnenden Person Händel anzufangen, sondern hielten auch in ihrem Ucbcrmuthc daherkommendes Fuhrwerk an. Bei dem Versuche nun, einige dieser Burschen festzunehmen, war einem dortigen Einwohner die Mütze vom Kopfe gefallen. Der hinzukommende Strumpf wirker Br. Köhler, welcher dieselbe suchen wollte, erhielt nun hierbei einen tiefen Messerstich in den Rücken, welcher nach Aussage des herbeigeholten Arztes möglicher Weise auch die Lunge gestreift haben kann. Während man den Schwerver letzten in seine nahe gelegene Wohnung schaffte, wurden einige jener Burschen, darunter wahrscheinlich auch der Messerheld, dingfest gemacht. Am Dienstag Morgen wurde am Thatorte ciu Messer mit zweischneidiger Spitze gefunden, welches jeden falls von dem Verüver der blutigen That weggeworfen worden ist. Zu bemerke» ist noch, daß mehrere dieser Burschen des halb nach Gornsdorf gekommen waren, um die ihnen wegen verbotswidrigen Besuchs des dortigen Tanzlocales auferlegtcn Strafen zu bezahlen. Seit einiger Zeit zeigen sich in der Umgebung von Zwickau Spiritisten, welche geheime Versammlungen abzn- halten Pflegen. Dieselben zeigen sich als wahre Wundermenschen, verkünden u. A. wie viel an der Cholera Verstorbene in Hamburg selig geworden sind und dergl. mehr. Die Versammlungen werden in der Hauptsache von Frauen und Mädchen sehr stark besucht. Es darf daher nicht verwundern, daß solcher Hokus pokus theilweise geglaubt wird. Daß die Einfalt und die Dummheit hierbei eine große Rolle spielen, braucht wohl nicht erst erwähnt zu werden. Aus dem Erzgebirge, 24. November. Unser Erzbergbau ist in den letzten Jahren wieder sehr wenig lohnend geworden, wie schon der billige Verkauf der Abbaurechte von früher be deutenden Erzzechen deutlich beweist. Der Aufschwung, der sich in den 70er Jahren im gesauimten Bergbau bemerklich machte, hat leider nicht lange angehalten. Selbst beim Kohlenbergbau sind Rückschläge vorgekommen und im Luganer Bezirke wird ein Kohlenseld von 287 sächsischen Scheffeln, das schon vor 20 Jahren durch einen halbfertigen Schacht „Reichszcche" ab gebaut werden sollte, zum Verkaufe ausgebotcn. Die staat lichen Silbergruben in der Freiberger Gegend arbeiten seit einigen Jahren auch mit Verlust. Die ungünstige Lage des erzgebirgischen Bergbaues läßt sich vou neuem aus dcr statisti schen Uebersicht auf das Jahr >891 erkenne». Die Zahl der Bergwerke ist vo» 191 auf 186 gesunken, während sich die Belegschaft von 6939 auf 7009 Mann gehoben hat. Im ganzen wurden im vergangenen Jahre 5t,633 Tonnen Erze im Werthe von 5,609,400 Mk. gewonnen; doch haben nur drei Gewerkschaften einen Gewinn von zusammen 177,452 Alk. er zielt. Die übrigen Zechen erforderten einen Zuschuß von 2,091,579 Mk. Was specicll die Silbergruben anlangt, so litten diese unter dem Preisdruck ganz gewaltig; denn das Kilo Silber kostete am 20. Jannar 1891 noch 141,75 Mk., am 1. December aber nur 126,25 Mk. Die staatlichen Silber gruben lieferten an die Hütten 24,499 kg Silber zum Durch schnittspreise von 132,67 Mk„ wogegen im Jahre 1890 ein Preis von 140,83 Mk. gezahlt worden war. Aus diesem Preisunterschiede ergiebt sich allein schon ein Mindergewinn von etwa 280,000 Mk. Infolge des fühlbaren Wasserinangels mnß der Betrieb auf den Kohlenschächtcn zn Hänichen eingeschränkt werden. Zum Füllen der Kessel wird das nöthige Wafser gegenwärtig durch die Rippiener Oekonomen herbeigeschafft. Am Donnerstag Abend ist durch die Criminalpolizei in Dresden der in Chemnitz und Zwickau aufgetretene ge fährliche Dieb in einem dortigen Gasthause ermittelt und in dem Augenblick in Hast genommen worden, als er eben im Begriffe stand, auf und davon zn gehen und sich nach Leipzig