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Ein ehemaliger Minister, der jetzt todt sei, habe darauf 400,000kl- gefordert; dann habe man sich wieder eine Zeitung, die an sich einflußlos sei, mit 400,000kr gekauft (Lärm, und eine politische Persönlichkeit habe für nöthig gehalten, ein ausländisches Blatt mit einer halben Million zu be stechen. Die Panama-Gesellschaft habe alles bezahlt. Der Ausschuß zur Vorberathung derLoosanleihe sei in zwei gleiche Theile gespalten gewesen, nämlich in 5 gegen 5 Stimmen, das elfte Mitglied habe keine Meinung gehabt, es habe sich um 200,000k? von der Panama-Gesellschaft kaufen lassen. (Ruse von verschiedenen Seiten: Beweise!) Delahaye: Hier sind 100 Personen, die wissen, woher der Beweis zu nehmen ist, es ,giebt Leute unter Ihnen, die Geld genommen haben, und solche, die keins genommen haben. (Lärm und Rufe: Namen nennen!) Delahaye: Ihr Ausschuß wird sic nennen! (Erneute und ungestüme Rufe: Namen! Namen! Anhaltender Lärm.» Präsident Floquet erklärt, er nehme an, daß der Redner ihn gemeint habe. Es gebe zwei Untersuchungen, eine private (die der Boulangisten) nnd eine öffentliche des Parlaments, die er mit allen Kräften unterstützen werde. (Beifall) Auf Nath seiner Freunde verläßt alsdann Delahaye unter anhaltendem Lärm die Tribüne. Ein Deputirter geht drohend auf Därou- löde zu, andere schreiten ein und trennen die Wüthcnden. Nachdem die Ruhe soweit wieder hcrgestellt ist, daß er zu Worte kommen kann, erklärt auch Ministerpräsident Loubet, daß die Regierung mit der parlamentarischen Untersuchung einverstanden und der Ansicht sei, daß die Sache aus alle Fälle geklärt wer den müsse. Provost de Launay (Rechte) bringt seinerseits auch noch einige Beispiele zur Sprache, die jedoch gegen die Be hauptungen Delahayes zahm sind. Der Redner ist der An sicht, daß das Land sich durch die Ocffentlichkeit und vor der Oeffentlichkeit zu vcrthcidigcn habe. Er bedauert, daß Ferdi nand Lcsseps in die Angelegenheit hineingczogen worden sei. Lesseps habe mit diesen Dingen nichts zu thun gehabt, denn die Propaganda für den Pananiacanal sei von Finanzleuten und einer erkauften Presse betrieben worden, sodaß das Land nicht habe klar sehen können. Dieser Lage müsse ein Ende gemacht werden, die Leute, die sich dieser Vergewaltigung der Wahrheit schuldig gemacht, müßten gcbraudmarkt werden, da mit sie in Zukunft nicht mehr schaden könnten. Es folgten einige persönliche Bemerkungen zwischen Cassagnac und Boissy d'Auglas. Floquet gicbt Erläuterungen zu dem Bericht des Staatsingenicurs Roussel über der Panainacanal, den der Temps veröffentlichte al§ Floguet Minister war, und erklärt, die Regierung habe der Veröffentlichung ganz fern gestanden. Germain, Dircctor des Oöclit Uvonnuis, und Hely d'Oifsel, Leiter der Locnötä Faiwrab-, erheben Einspruch gegen die Be hauptung Prousts, der Panamagcscllschaft Geldmittel zu 15 Procent geliehen zu haben, cs seien 5^ Proccnt gewesen. Mit 3ll gegen 243 Stimmen wird daraus die Untersuchung beschlossen, der Ausschuß soll morgen in öffentlicher Sitzung gewählt werden. Döroulädc sagt, der heutige Tag sei ein Tag der Trauer für die Republik. Er beantragt Aufhebung der Sitzung, um General Dodds und seinen Soldaten, die so tapfer das Banner Frankreichs in Dahomc hochhieltcn, den Dank der Kammer auszudrücken. Der Marincminister bittet, das Ende des Feldzuges abzuwarteu, er werde dann das Haus um Genehmigung der wohlverdienten Belohnungen bitten. Floguet ersucht die Kammer, durch besondere Abstimmung ihre Zustimmung zu den Worten des Ministers auszudrücken. Der Vorschlag wird einstimmig angenommen. Paris, 21. November. Der Panama-Skandal schlügt noch immer weitere Wellen, obschon die eigentliche Hauptsache noch gar nicht begonnen hat. Von den ungeheuerlichen Gerüchten abgesehen sind seit gestern so viele neue Thatsachen Gemeingut der Ocffentlichkeit geworden, daß es nicht leicht ist, sie alle auf verhältnißmäßig kurzem Raume zu ordnen nnd in Zusammen hang zu bringen. Es wurde bereits bemerkt, daß iu den Abendstunden am Sonnabend die Cocarde den Baron Reinach, einen hier schon seit den Tagen des Kaiserreichs sehr bekannten Finanzmann, in Zusammenhang brachte mit der angeblich vom heutigen Kammerpräsidenten Floquet während seiner Premicr- schast unternommenen Erhebung von 300 000ko aus der Kasse der Panamagesellschaft. Es war das die Antwort auf die Ab leugnung dieser Anschuldigung seitens Floguets, die in der Kammer erfolgt war. Es wurde zu der Mittheilung hinzugc- fügt, was hier allgemein bekannt ist, daß Baron Nteiuach der Mann war, der früher die Geschäfte der Panamagesellschast im Parlament, genauer gesagt, bei den Abgeordneten, aus sich nahm. Niemand wunderte sich daher, daß ini Laufe des gestrigen Tages bekannt wurde, sein Name sei zu den bereits genannten fünf hinzngcsügt worden, an welche die Vorladung vor die Erste Kam mer des Äppellhofcs ergehen wird. Ungeheures Aufsehen aber er regte in den Abendstunden die Kunde daß Baron Reinach am Morgen von seinem Diener todt im Bette aufgefunden worden fei. Am Gehiruschlng gestorben, sagten die einen, andere sprachen von Selbstmord und wollten wissen, der Verstorbene habe sich lange mit Toxikologie beschäftigt und wahrscheinlich oder sicher das Gift selbst hergestcllt. Ja, cs giebt Leute, und der Leiter der Co- cardc sagt sogar, es gebe 192 Parlamentsmitglieder, für deren Ehre cs vor der Welt von höchster Wichtigkeit sei, daß Baron Reinach nicht mehr sprechen könne. Doch zurück zu den trocken sten Thatsachen. Baron Jacques Reinach war ein Sohn des bekannten Frankfurter Hauses. Sein Vater, Adolf Reinach, hatte im Jahre 1866 vom König von Italien die Standes erhöhung zum Baron erhalten, die im Jahre daraus vom König von Preußen bestätigt wurde. Ein Bruder des Ge adelten wohnt in Versailles und seine Söhne, Joseph, Salo mon und Theodor Reinach, befinden sich alle drei in ansehn licher Lebensstellung. Auch Baron Adolf Reinach hatte drei Söhne hinterlassen, außer dem gestern todt gefundenen Baron Jacques, den Baron Joseph, der in Frankfurt seinen Wvhn- und Geschäftssitz hat, und Oskar, der ein Fräulein de Cessac gcheirathct hat, katholisch geworden ist und sich heute Graf Rciuach-Cesfac nennt. Baron Jacques Reinach war bis vor etwa zwei Jahren hier als Haupt der Bankfirmn Reinach, Kohn u. Co. ein äußerst rühriger und rastloser, dabei, wie selbst seine Freunde sagen, ein sehr scharfer und strenger Ge schäftsmann. Er und sein Gcschäftsgcnossc Kohn waren Schwäger. Sie hatten Töchter des Hauses Emden, Nichten Heines, gcheirathct. Die Bankfirma heißt heute Siegfried Proppcr u. Co. und Kohn ist Thcilhaber geblieben. Baron Jacques Reinach beschäftigte sich früher in seinen Mußestunden und später fast ausschließlich mit Kunst, componirte selbst und war in letzter Zeit sehr von einem neuen Ballett in Anspruch «AO KN >Z Vermischt;». Ans München schreibt man der „V. Z." unter dem 20. November: „Gestern Vormittag fand die Trauung des Herzogs Ludwig iu Bayer» mit Fräulein Antonie Barth statt, worauf das morganatisch vermählte Paar eine Hochzeitsreise nach Italien antrat. Die Vorbereitungen zu dieser Ehe wur den so geheim betrieben, daß alle Welt erst durch die officielle genommen, an dessen Musik er einigen Antheil hatte und dessen Jnscenirung ihn lebhaft beschäftigte. Er wird in feinem Privatleben als ein liebenswürdiger Wirth und Familienvater geschildert. Eine von seinen beiden Töchtern ist mit Joseph Reinach, dem Abgeordneten und Chefrcdacteur der Röpubli- que Fran^aise, verbeirathet. Seine beiden Söhne dienen in der Armee, der eine als Cavallerie-Officier, der andere in der Infanterie. Mit dem erstern und einigen von dessen Kameraden hatte der Verstorbene für gestern eine Jagd partie verabredet. Er war, wie es heißt, am Sonnabend Abend um 11 Uhr in guter Laune heimgekehrt, hatte befohlen ihn für die Jagd um 7 Uhr früh zu wecken und wurde zu dieser Stunde von seinem Diener todt gefunden. Diejenigen, die an sein natürliches Ende, an den Gehirnschlag glaubten, erinnern an seine kurze, dicke Gestalt,, den kurzen Hals, das rothe Gesicht und an einen ähnlichen Anfall, den der Ver storbene vor zwei Jahren gehabt haben soll, und bemerken im übrigen, daß es nicht an Ursachen gefehlt habe, die ihn in den letzten paar Tagen in große Aufregung versetzen konnten. Neben der Vorladung und dem directen Angriff der Cocarde, die ihm beide am Sonnabend Abend bekannt geworden sein müssen, wird im einzelnen noch Folgendes erzählt. Reinach hatte die parlamentarischen Angelegenheiten der Panama-Ge sellschaft besorgt und besaß über diese Operationen ein sehr umfangreiches Urkundenmaterial. Alle Papiere, die jene Personen mit welchen er verhandelt hatte, irgendwie in Verlegenheit bringen konnten, soll er rechtzeitig vernichtet haben. Dagegen soll er neuerdings plötzlich die Entdeckung gemacht haben, daß sein Copirbuch, oder seine Cvpirbücher, die für diese Angelegen heit nicht wenig Wichtigkeit und Interesse besaßen, abhanden gekommen seien. Diese Entdeckung habe dann den an sich nn- ruhigen und erregbaren Mann in große Sorge, Unruhe und Angst versetzt. Die Folgen, welche aus den Enthüllungen jenes Buches für alle möglichen Personen entstehen könnten, sollen ihn in so große Aufregung und solche Wuthanfälle versetzt haben, daß ein Schlaganfall oder vielleicht der Entschluß, sich selbst deu Tod zu geben, nicht sehr fern gelegen hätten. Aller dings wird die Angabe des Selbstmordes von den Familien angehörigen und Freunden aufs entschiedenste bestritten: allein das selbe ist bei ähnlichen Füllen hier so ost geschehen, daß das Publikum solche Ableugnungen stets mit starkem Zweifel ent gegennimmt. Die Obduction ist von der Familie entschieden abge lehnt worden mit dem Bemerken, der israelitische Cultus verwerfe dieselbe. Während noch alle Welt über die Beschuldigungen gegen Reinach, Floquet uud andere Leute Vermuthungcn, Be hauptungen und Gerüchte tauschte, war mittlerweile ein neuer Zeitungsaugriff in Sachen der Panama-Augelcgenhcft gegen den Kriegsminister v. Freycinet gemacht worden. Die Librc Parole behauptete frischweg, auch er habe an die Casfe der Panama-Gesellschaft geklopft. Ein Pole Jczierski habe für Frcycincts Rechnung ein wenig bekanntes Blatt, den Tölä- graphe, redigirt, der Tölägraphc sei durstig gewesen, und die Panama-Gesellschaft habe ihn mit einer hübschen Monatszu- lagc tränken müssen. Außerdem habe Herr von Frcycinct 200 000 Franken von dem unglücklichen Lesfcps erpreßt, die in zwei Raten von Herrn Fontane, dem Gencralsccretär der Ge- sellschast, ausgezahlt worden seien. „Die beiden Brüder Herbette — sagt die Libre Parole — kennen diesen Vorfall sehr gut, ebenso wie gewisse Geschichten über den Suczcanal, durch welche die Ersparnisse Frcycincts merkwürdig vergrößert worden sind. Nach Floquet — Freycinet. Morgen kommt wieder ein anderer an die Reihe." Der Kriegsminister hat keine Zeit verloren, auf diese Anschuldigung, die übrigens keinen sonderlichen Eindruck aus das Publikum machte, zu antworten, und die Agentur Havas ver öffentlichte alsbald eine halbamtliche Note, die erklärte, Frey- ciuet habe von der Panama-Gesellschaft niemals etwas ge fordert. Von gerichtlichen Schritten von Seiten des Präsi denten der Kammer gegen Ducret, den Leiter der Cocarde, ist noch nichts bekannt. Dagegen wird viel über die Thatsachc geredet, daß um dieselbe Zeit, als Floquet die Angaben der Cocarde vor dem Hause bestritt, dem Chefrcdacteur des Blattes eine gerichtliche Zahlungsaufforderung für fällige Geldbußen im Betrage von 75881'? zugcstellt wurde. Falls diese Summe nicht innerhalb fünf Tagen erlegt ist, muß Herr Ducret ins Gejängniß wandern. Man kann nicht sagen, daß die Negier ung mit diesem Vorgehen einen glänzenden Zug gemacht habe. Es fehlt hier nämlich nicht an Leuten, die in dem Zn- sammenfallen der Zahlungsaufforderung mit den Mittheilungen der Cocarde einen Versuch erkennen wollen, Ducret mit Ge walt zum Schweigen zu bringen und den Weg des Processes zu vermeiden. Ducret läßt sich inzwischen im Wege des In terviews alle möglichen weiteren Angriffe gegen Floquet uud das Cabinet entlocken, die er in ziemlich gemäßigter Sprache und ohne persönliche Beleidigungen an den Mann zu bringen weiß. Dabei versick ert er hoch und theuer, er habe niemanden hinter sich, sondern handle ganz auf eigene Faust auf Grund eines sehr umfangreichen Materials, welches er hauptsächlich seiner näheren Bekanntschaft mit dem mchrgenannten Arton, dem Helfershelfer bei den Bestechungen Reinachs, verdanke. Ucbrigens sei es ihm auch darum zu thun, den Boulangis- mus, dessen warmer nnd uneigennütziger Verfechter er gewesen, an seinen Feinden zu rächen und die Unschuldigen in der Panama-Angelegenheit gegen die eigentlichen Uebelthäter zu verthcidigen. Erwähnt sei aus der Masse von umlausendcn Gerüchten noch eines, das den srühern Minister des Innern Constans mit den neuesten Enthüllungen in Zusammenhang bringt. Constans soll nicht abgeneigt sein, sich sür die Treu losigkeit zu rächen, die der eine oder andere seiner ehemaligen Collegen bei seinem Sturze bewiesen. Bei den bisherigen Ent hüllungen habe er zwar gar nicht die Hand im Spiele, allein er erachte die Zeit sür günstig, wieder in den Vordergrund zu treten, verfügte über allerlei Material, das in die heutigen Er öffnungen hiueinpasfe, halte sich für den richtigen Mann, um deu Anarchismus zu bekämpfen und trage einiges Verlangen, die Neuwahlen im kommenden Jahre zu leiten. Unsere Blätter vergessen nicht, dem sehr mißliebigen Justizministcr Ricard die überschwengliche Begeisterung vorzuhalten, die er als Bürger meister von Rouen sür Lefseps bewiesen, drucken seine Reben nach, die er gehalten, als Lcsseps das Ehrenbürgerrecht von Rouen erhielt, und erwähnen auch, daß diesem die Vorladung genau am 23. Jahrestage der Eröffnung des Suezcanals zu- gegangen ist. 4 in die Presse lancirte Mittheilung davon erfuhr. Herzog Ludwig in Bayern ist der älteste Sohn des im Jahre 1888 verstorbenen Herzogs Maximilian uitd der im vorigen Jahre verstorbenen Herzogin Ludovica und Bruder der Kaiserin von Oesterreich. Er ist am 31. Juni 1831 geboren und entsagte nach seiner morganatischen Vermählung mit Henriette Freifrau von Wallersee, der ehemaligen Schauspielerin Mendel, im Mai 1859 dem Majorate, das an den gegenwärtigen Chef des Hauses, Herzog v?. Karl Theodor, deu bekannten Augenarzt, überging. Baronin Wallersee, eine geistreiche und liebens würdige Frau, welche stets die größte Zurückhaltung der Oeffentlichkeit gegenüber bewahrte, mit dem ganzen Hofe aber, insbesondere mit der Kaiserin Elisabeth und der Königin von Neapel, ihren Schwägerinnen, aus dem iutimstenFuße stand, starb am 12. Novbr. v. I. an einer sehr schmerzvollen Frauenkrankheit. Bald darauf ging das Gerücht, der Herzog, der sich namentlich in Theaterkreisen einer großen Popularität erfreut, er hat z. B. eins seiner Pferde selbst für den Dienst als Grane in der „Walküre" und „Götterdämmerung" eingeritten, werde sich dem nächst mit unserer Hosschaufpielerin Clara Heese, der ersten Salondame, vermählen, was von beiden Theilen kräftig in Ab rede gestellt wurde. Diese zweite noch mehr überraschende morganatische Vermählung des Herzogs, der mit Ausnahme einer Tochter, der Baronin Larisch, die beim Tode des öster reichischen Kronprinzen eine Rolle gespielt hat, keine Kinder hat, dürste großes Aussehen erregen. Der Prinz-Regent hat der Gemahlin des Herzogs den Adels-Titel von Barthols ver liehen. Die Braut ist die Tochter eines verstorbenen Mechanikers, 21 Jabre alt und gehört dem Ballet unserer Hosoper an. Die Erlaubniß zur Verbindung konnte erst vorgestern erlangt werden. Die Trauung war eine Civiltrauung, der keine kirch liche solgte. Mutter uud Schwestern leben hier. Wie der „Frkf. Ztg." weiter aus München geschrieben wird, erwarb die Mutter sich und ihren Töchtern den Unterhalt fleißig und red lich mit Sticken. Seit etwa zwei Jahren hatten die Mädchen Gehalt, der jedoch nicht groß ist. Die beiden Mädchen galten in ihren Kreisen als brav uud sehr solid. Die nun zur morga natischen Gemahlin des Herzogs aufgesticgene Antonie ist eine schlanke blasse, sichtlich blutarme Brünette, ruhigen Tempera ments, während ihre um 1 Jahr jüngere Schwester von frischer Farbe, lebhaft und muntcr ist. Hübsch sind sie Beide, hübscher die Jüngere. Vor etwa 14 Tagen suchten Beide um Entlassung aus dem Theaterverbande nach, die ihnen vor einigen Tagen gewährt wurde. Berlin, 20. November. Der unbegreifliche Schwindel mit dem „indischen Augenarzt" Golam Kader dauert hier noch immer svrt, und noch unbegreiflicherer Weise scheint unsere doch sonst nicht so schüchterne Polizei sich nicht entschließen zu wollen, dem Wundermann endlich das Handwerk zu lege». Es ist be kannt, daß Golam Kader von Brüssel, Amsterdam und Genua ans wegen Curpsuschcrei und Körperverletzung steckbrieflich ver folgt wird, nnd es sind auch schon in Berlin Anzeigen gegen ihn erstattet worden, weil er Hülfesuchcndc, statt siez» heilen, erst recht blind gemacht hat. Das hindert aber nicht, daß man ihn sein ge meingefährliches Wesen weiter treiben lätzt und daß seine Wohn ung in der Friedrichstraße, in der er am offenen Fenster in einer Hanswurstkleidung seine Operationen vornimmt, von Leidenden umlagert ist. Alle Warnehmnngcn der Presse sind dagegen macht los und immer wieder lausen die Kranken dem Schwindler zu. Seine Kunden kommen aus allen Klassen, hauptsächlich aller dings ans der ärmern Bevölkerung, die aber sür diesen Arzt immer Geld genug hat und ihm oit Honorare zahlt, wie sie ein vielbeschäftigter Arzt kaum zu beanspruchen wagen würde. Die Macht der Rcclame kann cs nicht allein sein, was die Menschen so zu ihm hintrcibt, sondern er muß eine Art von hypnotischem Einflüsse auszuüben verstehen, da cs sonst ganz und gar nnvcrständlich wäre, daß selbst der Director der städti schen Blindenanstalt aus ihu Hereinsallen und ihm die seiner Pflege anvertrauten Kranken zur „Behandlung" ausliefern konnte. Es ist das eigentlich das allertollste an dieser tollen Geschichte, und wenn heute die städtische Verwaltung erklärt, daß sie von dem Versahren des Dircctors der Anstalt nichts gewußt und jetzt alle Vorkehrungen getroffen habe, um diesem Unfug ein Ende zu machen, so weiß man nicht, worüber man sich mehr wundern soll, über den Anstaltsdireetor, der sich oder vielmehr die seiner Pflege Anvertrauten zu solchen Experimenten hcrgicbt, oder über die Verwaltung, die erst durch die Zeitun gen von diesen Vorgängen erfährt. Und inzwischen laufen die Kranken in solchen Haufen in der Friedrichstraße zu dem Schwindler, daß der Verkehr nahezu gestört wird, aber auch das bewegt die Polizei nicht, aus ihrer Ruhe hcrvorzutretcn, obgleich sie doch an dem in bunter Maskentracht am offenen Fenster operirenden Schwindler ein herrliches Object zur An wendung des berühmten Paragraphen vom groben Unfug hätte, Weiß der Himmel, woran es liegt, aber wenn man nicht bald gegen diesen Menschen einschreitet, so machen sich alle, die in der Lage wären, ein solches Treiben zu verhindern, der Mitschuld an diesem groben Unsuge schuldig, der noch dazu in höchstem Grade gemeingefährlich ist. In der letzten Nummer des „Schmiedeberger Sprechers" erlassen mehrere Schmiedebergerinncn folgenden geharnischten Protest: Die Vorträge der letzten Liedertafel sind am Sonn abend bei ziemlicher Betheiligung sehr gut ausgefallen, dagegen wurden wir nach deu Vorträgen sehr enttäuscht. Anstatt daß beim Tanzen die Herren sich den hiesigen Damen widmen, nein, da wurde das Fräulein K. mit als Hauptperson be trachtet, welche gar nicht den Verein in Vortrügen unterstützt, sondern sich nur bei dem Vergnügen bethciligt. Wir wollen ganz von den Ründtänzen absehen, aber bei der Polonaise (!) müßten doch die hiesigen Damen zuerst den Vorzug haben. Gewundert haben wir uns sehr, daß sich auch dieses Jahr wie der eine Großstädterin an unserem kleinstädtischen Vergnügen bethciligt. Sollte auch im nächsten Concert das betreffende Fräulein ihre N. . . . wieder dabei haben, was uns nicht gerade sehr erwünscht wäre, dann hoffen wir mitwirkcnden Damen doch, daß die Herren die Auswärtigen links liegen lassen; denn cs sind nicht nur Großstädter, welche gut tanzen. Mehrere Damen der Liedertafel." Altona, 22. November. Das Schwurgericht vcrurtheilte eine Gesellschaft von 9 Personen, darunter 3 Weiber, welche die Kirchen in der Umgegend Hamburgs beraubte», mit Zucht haus bis zu 8 Jahre!,. Neue serbische Enthüllungen. In London soll demnächst eine Broschüre erscheinen, in welcher von der ehemaligen Königin von Serbien, Natalie, gesammelte, auf deu König Milan bezügliche Dokumente und Briefe veröffentlicht werden sollen. Am Tage des Erscheinens würde Garaschanin, der die Correctur der wichtigeren Stücke dieser Sammlung besorgt, dieselben auch im Belgrader „Vidclo" veröffentlichen. „Magyar Hirlap" publicirt bereits aus dieser Sammlung einen Brief, welchen Milan unter dem unmittelbaren Eindruck der Nicder- -