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Hohensteiner Tageblatt Erscheint ^eden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro -Quartal Mk. 1.40; durch die Post Mk. 1.50 frei ins Haus. Geschäfts-Anzeiger für Inserate nehmen die Expedition bis Vorm. 1V Uh« sowie für Auswärts alle Austräger, de »gl. alle Annoncen-Expeditionen zu Original- Preisen entgegen. Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Luga«, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rüßdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Leukersdorf, Seifersdorf, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Grumbach, Callenberg, Tirschheiur- Kuhschnappel, St. Egidien, Hüttengrund u. s. w. Amtsblatt für den Verwaltungsbezirk des Stadtrathes zu Hohenstein. Freitag, den 18. November IM 2. 42. Jahrgang. Zwangsversteigerung. Das im Grundbuchc auf den Namen Ferdinand Moritz Mehlhorn eingetragene Grundstück, Pferdefrohngut, Folinm 328 des Grundbuchs für Oberlungwitz, Parzellen Nr. 370a, 370b, 646, 682, 683, 684, 685, 686, 687, 688 nnd 689 des Flurbuchs, 13 6 55,2 u groß, mit 476,gZ Stcncreinhciteu belegt und auf 35 000 M. geschätzt, soll im hiesigen Amtsgerichte zwangsweise versteigert werden und ist der 21. December 1882, vormittags 10 Uhr als Anmeldetermin, ferner der 7. Januar 1888, vormittags 10 Uhr als Versteigerungstcrmin, sowie der 14. Januar 1883, vormittags 10 Uhr als Termin zu Berkundung des Vertheiluugsplaus anüeraumt worden. Die Realbercchtigten werden auigefordcrt, die auf dem Grundstücke lastenden Rück stände an wiederkehrenden Leistnngen, sowie Kostcnwrdcrungen, spätestens im Anmeldetermine anzumelden. Eine Uebersicht der aui dem Grundstücke lastenden Ansprüche und ihres Rang- verhältnisscs kann nach dem Anmeldetermine in der Gerichtsfchrciberei des unterzeichneten Amts gerichts eingesehen werden. Hohenstein-Ernstthal, am 9. November 1892. Königliches Amtsgericht. von Feilitzsch. Auct i 0 N. Aui Antrag des Königlichen Amtsgerichtes sollen nächsten M o n t a g, den 21. November, von Vormittag 9 Uhr ab die zum Nachlasse des verstorbenen Fischer gehörigen Gegenstände, als Kleider, Wäsche, Betten, Möbels u. s. w. im Felgner'scheu Hause in bZersdorf Nr. 193 aufs Meistgebot versteigert werden. Ebersbach, Ortsrichter. Concursverfahren. In dem Concursverfahren über das Vermögen des Bäckermeisters Wilhelm Gustav Schobert in Hohenstein ist infolge eines von dem Gemeinschuldner gemachten Vor schlags zu einem Zwangsvergleiche Vergleichstermin auf den 8. December 1882, vormittags ^11 Uhr vor dem Königlichen Amtsgerichte hierselbst anberaumt. Hohenstein-Ernstthal, den 12. November 1892. Jrmschler, Gerichtsschreiber des Königlichen Amtsgerichts. In dem Eoncnrsvcrfahren über den Nachlaß des verstorbenen Nadelmmhers Hermann Julins Temmler in Ernstthal soll mit Genehmigung des Concursgcrichts die Schluß- vcrtheilung erfolgen. Der verfügbare Massebestand beläuft sich aus 1734 M. 40 Pf., während die Summe der zu berücksichtigenden Forderungen, unter denen sich 2 bevorzugte in Höhe von 11 M. 92 Pf. befinden, 8l88 M. 67 Pf. beträgt. Ein Verzeichniß der zu berücksichtigenden Forderungen liegt am der Gerichtsschreiberei des Königl. Amtsgerichts Hohenstein-Ernstthal. Hohenstein, am 14. November 1892. Rechtsanwalt Reinhard, Verwalter im Semmler'schen Nachlaß-Concurse. Bekanntmachung. Die Listen der Stimmberechtigten zur Gemeinderathswahl liegen vom 18. No vember bis 2. December d. I. in hiesiger Gemeinde-Expedition zur Einsicht aus. Bis zum Ende des siebenten Tages nach Bekanntmachung und Beginn der Auslegung steht es jedem Betheiligten frei, gegen die Wahllisten bei dem unterzeichneten Gemeindevor- stande Einspruch zu erheben. Oberlungwitz, am 14. November 1892. Der G e m e i n d e v o r st a n d. Oppermann. . mit der Sommerzeit verbundenen Unterbrechungen in den Ge- ^agesgeiancyie. schäften hemmend gewirkt, so daß es erst in der jüngsten Zeit Deutsches Reich. möglich gewesen wäre, die Verhandlungen in Gang zu bringen. Berlin, 16. November. Dem Bnndesrath ist jetzt nun Unter diesen Umständen schien es zweckmäßig, die mit dem auch das Etatsgesetz und damit der gejammte Etatsstoff znge- Eintritt eines gänzlich vertragslosen Zustandes möglicherweise gangen. Der Etat für 1893 94 balancirt in Einnahme und verbundenen Störungen thunlichst zu vermeiden, solange auf ein Ausgabe mit rund 1,277,000,000 Mark. Die fortdauernden befriedigendes Ergebniß der Verhandlungen über einen defini- Ausgabcn betragen rund 1 Milliarde 6 Millionen Mark. Die tiven Vertrag gerechnet werden kann. Die Möglichkeit eines einmaligen Ausgaben des ordentlichen Etats erreichen eine Höhe solchen befriedigenden Ergebnisses der Verhandlungen in Ab- von rund 82 Million und die einmaligen Ausgaben des rede zu stellen, liegt znr Zeit weder hinsichtlich Spaniens noch außerordentlichen Etats betragen rund 188 Millionen Mark, hinsichtlich Rumäniens ein genügender Anlaß vor. Mit Rück- Mit dem Etat wird gleichzeitig dem Reichstage, wie in früheren sicht auf die Gewinnung weiterer Zeit für ungestörte Verhand- Jahren, ein Anleihcgcsetz für Zwecke der Armee, der Marine lnno.cn ist das Provisorium bis zum 1. April 1893 verlängert und der Rcichseisenbahnen sowie zur Erhöhung des Betriebs- worden. fonds der Reichskasse zngchen. Die Höhe der Anleihe dürfte Berlin, 15. November. Wenn die socialdemokratische Partei- sich auf gegen 149 Millionen Mark belaufen. Wie bereits leitung geglaubt hat, die Abhaltung des Parteitages in Berlin mitgetheilt wurde, erfolgt auch die Vorlage eines Etatsgesetzes zu einem glänzenden Schaustück zu machen, so hat sie sich arg für die Schutzgebiete Kamerun, Togo und das südwcstafrikanische geirrt. Bis jetzt sind die Verhandlungen absoluter Theilnahm- Schutzgcbiet, wonach diese Etats balanciren mit 580,000 bezw. losigkeit begegnet, Die Andreasstraße, wo die Eoncordiasäle 143,000 und 273,400 Mark. liegen, in deren prächtigen Räumen das „Proletarierparlament" Wie anderweit bereits gemeldet worden, wird dem Reichs- tagt, trägt ihr Alltagsaussehen. Der Verkehr auf der Pferde tage auch ein Gesetzentwurf zugehen wegen Verlängerung der bahn ist nicht reger geworden. Mißlicher ist noch, daß der provisorischen Handelsbeziehungen mit Spanien nnd Rnmänicn. Besuch der Zuschauerplätze gleichfalls sehr zu wünschen übrig Der Gesetzentwurf ermächtigt den Bnndesrath, vom 1. Decem- läßt. Auf der Gallerte, die den schönen Saal auf drei Seiten ber 1892 ab die für die Einfuhr nach Deutschland Vertrags- umgiebt, waren ein paar Hundert Neugierige erschienen. Arbeiter mäßig bestehenden Zollbefreiungen und Zollermäßigungen auch waren auch hier nur wenige zn bemerken, kaum mehr als solchen Staaten, die einen vertragsmäßigen Anspruch hierauf drunten in der Versammlung, in der sich die „berufenen Ver nicht haben, gegen Erneuerung angemessener Vortheile ganz trctcr" der deutschen Arbeiter znsammengefunden. Und die oder theilweise bis längstens zum 1. April 1893 zuzugestehen. Delegirten aus dem Ausland werden nicht wenig erstaunt ge- Das Gesetz soll mit dem Tage seiner Verkündigung in Kraft wesen sein, daß der Parteitag der größten Partei des Reiches treten. In der Begründung des Entwurfes, den noch der nicht mehr Beachtung gefunden hat. Auffallend ist die Zahl Bnndesrath festzustcllen hat, wird des Weiteren dargethan, wie jugendlicher Delegirter. Man bemerkt Dutzende, die das 20. die Versuche, zu dem Abschluß eines endgültigen Zoll- und Lebensjahr nur wenig überschritten haben können. Nicht min- Handels-Vertrages mit Spanien zu gelangen, erfolglos geblieben der bemerkenswerth ist, daß gerade sie Vertreter der schärferen sind, während die spanischeRcgierungwiederholtdcnWunschansge- Tonart sind, die trotz des Ketzergerichts in Erfurt nicht nnter- sprochen hätte, wiederum freundliche und gute Handelsbeziehungen drückt ist. Herr Liebknecht wird noch Manchen „fliegen" auf längere Zeit mit Deutschland anzubahnen. Die gleiche lassen müssens wenn er Ruhe bekommen will; denn gc- Bereitwilligkeit hätte Rumänien ansgcsprochen gegenüber den radc ihm ist wieder scharf zngcsetzt worden. Man hat ge- Schwierigkeiten, die ihr aus der Meistbegünstigung der deut- fanden, daß das Gehalt, welches er als Chefredactenr schcn Einfuhr in Rumänien gegenüber der Behandlung der des „Vorwärts" bezieht, mit den Gehältern der „unteren rumänischen Einfuhr, namentlich des rumänischen Getreides in Beamten der Partei" nicht im Einklang stände, nnd noch Deutschland, seit dem 1. Febrnar ds. Js. mit Einführung der weniger mit dem der Provinzialrcdaetcnre, von denen mancher, Differentialzölle erwachsen sind. Gegenüber dem besonderen wie Genosse Hosfmann-Zeitz meinte, gern mit dem Hausdiener Werth, den die deutsche Industrie aus die Fortdauer freund- des „Vorwärts" tauschen möchte. Vergebens versuchten ältere lichcr Handelsbeziehungen zu beiden Ländern legte, schien es Genossen, auch Bebel, dem Bedrängten bcizuspringen. Letz nothwendig, den jetzigen provisorischen Znstand hcrbcizusührcn terer wies auf die hohe» Gehälter der Rcdacteure der bürger- und Verhandlungen über den Abschluß eines endgültigen neuen liehen Presse hin und auf die Rcpräsentativnspflichten des Handelsvertrages cinzuleiten. Die Erwartung, diese Verhand- Chefredacteurs des „Vorwärts", eine ganz bürgerliche Mvti- lungen, bis zum Ablauf des jetziges Prvvisoripms, d. h. bis virung, die den Sturm der Neidische« nur wenig besänftigen zum 30. d. M., zum Abschluß zu bringen, habe sich nicht er- konnte. Auch der Mangel au Agitationslust der Äbgeord- füllt. Äußer den in der Sache selbst liegenden Schwierig- neten wurde gerügt, wennschon von anderer Seite gewarnt ketten hatten insbesondere auch die in den genannten Ländern wurde, die Thätigkeit und Agitationskraft der „Parteiprima ¬ donnen" nicht zu hoch anzuschlagen. Die diplomatische Sprache, die sich die meisten Abgeordneten angewöhnt, anch Bebel, werde von den Arbeitern, zumal auf dem Lande, meist nicht ver standen. Das heutige Geplänkel soll indessen nichts sein als das Vorspiel zn dem Duell zwischen v. Vollmar und Lieb knecht über die Stellung der Socialdemokratie zum Staats- svcialismus. Trotz des Entgegenkommens, das der Erstere ge zeigt, erwartet man heftige Auseinandersetzungen, deren Folgen noch nicht abzusehen sind. Jeder neue Parteitag zeigt nur neue und immer tiefer gehende Widersprüche innerhalb der durch das Ausnahmegesetz bisher zusammengehaltenen Partei. Berlin, 15. November. Socialdemokratischer Parteitag. Die heutige Nachmittagssitzung wurde um 3'^ Uhr init einer Begrüßungsansprache des schwedischen Vertreters Axel Daniclston eröffnet, der die deutsche Socialdemokratie als Biuster auch für die schwedische Arbeiterbewegung hinstellte. Auf der Tages ordnung stand zunächst die Mandatsprüfung. Nach dem Be richte der Commission sind 231 Delegirte anwesend, ferner die Mitglieder der Reichstagsfraction und der Parteileitung. Von den Vertretern haben 199 je ein Mandat, 16 je zwei, 4 je drei, 3 je vier und 1 fünf Mandate. Das Mandat Thier bachs wurde für ungültig erklärt, da cs ihm nicht von einer zuständigen Versammlung, sondern lediglich von einigen Ver trauensmännern übertragen worden sei, eben so die Mandate der Genossen Wahlen und Reichstagsabgeordneter Schuhmacher, die als vierter und fünfter Delegirter vom Wahlkreise Solingen entsandt worden waren, während nach dein Organisationsstatut jedem Wahlkreise in der Regel nur drei Delegirte zustehcn. Ein Antrag des Abg. Ancr, mit Rücksicht auf die Zwistigkeiten in Solingen und nm allen dortigen Richtungen die Vertretung ihres Standpunktes zu ermöglichen, in diesem Falle eine Aus nahme zu machen, wurde fast einstimmig abgelehnt. Herr Schuhmacher kaun jedoch als Reichstagsabgeordneter am Partei tage Theil nehmen und Genosse Wahlen wurde ersucht, zu bleiben, um sich eventuell zu der schwebende» Streitfrage zu äußern. Für ungültig wurde auch das Mandat des Genossen Krebs-Berlin erklärt, der von den Berliner Landsmannschaften für Schweidnitz rc. gewählt worden war. Diederich-Dortmund beantragte hierauf, den Antrag der Parteigenossen aus dem Wahlkreise Solingen: der Parteitag möge der Reichstagsfraction den Auftrag geben, den Abg. Schuhmacher aus der Fraction auszuschließen, zog jedoch den Antrag zurück, nachdem Abg. Bebel dagegen gesprochen hatte. Dagegen wurde beschlossen, morgen eine Commission von 7 Genossen zur Voruntersuchung der Solinger Zwistigkeiten zu erwählen. Nunmehr wurde die Besprechung über den Parteibericht fortgesetzt. Hille-Erfurt erklärte sich mit der Gesammtrichtung des „Vorwärts" einver standen, hatte aber im Einzelnen Manches anszusetzen. In weiten Parteikreisen habe cs sehr unangenehm berührt, daß der „Vorwärts" die Februar-Tumultuanten jammt und sonders zu den Ballonmützen- Lumpenproletariern geworfen habe, ob wohl manche ehrliche und brave Genossen darunter gewesen