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HolMemer Tageblatt Erscheint ^jeden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro -Quartal Mk. 1.40; durch die Post Mk. 1.50 frei ins Haus. Geschäfts-Anzeiger für Inserate nehmen die Expedition bis Vorm. 1v Uh« sowie für Auswärts alle Austräger, desgl. alle Annoncen-Erpeditionen zu Original- Preisen entgegen. Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Luga«, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rüßdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Leukersdorf, Seifersdorf, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Grumbach, Callenberg, Tirschheim Kuhschnappel, St. Egidien, Hüttengrund u. f. w. Amtsblatt für den Verwaltungsbezirk -es Stadtrathes zu Hohenstein. Nr. 257 Freitag, den 4. November 1M2 42. Jahrgang. Bekanntmachung, die Einkommensdeklaration betr. Aus Anlaß der im Laufe des nächsten Jahres stattfindenden allgemeinen Ein schätzung zur Einkommensteuer werden zur Zeit Aufforderungen zur Deklaration an diejenigen Steuerpflichtigen ausgescndct, deren Einkommen nicht zweifellos unter dem Betrage von 1600 Mark jährlich bleibt. Denjenigen, welchen eine derartige Aufforderung nicht zugesendet werden wird, steht es frei, eine Deklaration über ihr Einkommen bis zum 12. November ds. Js. bei dem unterzeichneten Stadtrath einzureichen. Zu diesem Zwecke werden bei Letzterem Dcklarationsformulare unentgeltlich verabfolgt. (Gleichzeitig werden alle Vormünder, inglcichcn alle Vertreter von Stiftungen, An stalten, Personenvereinen, liegenden Erbschaften und anderen mit dem Rechte des Vermögens- erwerbs ausgestatteten Vcrmögensmassen aufgefordert, für die von ihnen bevormundeten Per sonen bez. für die von ihnen vertretenen Stiftungen, Anstalten u. s. w., soweit dieselben ein steuerpflichtiges Einkommen haben, innerhalb der obgedachten Frist Deklaration bei dem unterzeichneten Stadtrathe auch dann einzurcichcn, wenn ihnen deshalb besondere Auf forderungen nicht zugehen sollten. Falls der Beitragspflichtige nicht aus eine nach kaufmännischen Grundsätzen aufge stellte Bilanz Bezug nimmt, sind die Schuldzinsen, sowie die sonst zulässigen Abzüge ihrer Höhe nach in der Deklaration genau mit anzugeben. Hohenstein, am 29. October 1892. Der Stadtrath. vr. Backofen. Die auf deu 9. November anberaumte Versteigerung einer Kuh an der Wohnung Emil Frischmann s in Langenberg findet nicht statt Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts Hohenstein-Ernstthal. Aktuar Kurth. Sächsisches. Hohenstein, 3. November. Anläßlich des nächste Woche stattfindendcn Chemnitzer Jahrmarktes läßt die Staatscisenbahnverwaltung am Sonn abend, Sonntag, Montag, Dienstag und Mittwoch je einen Extrazug von Hohenstein-Ernstthal nach Chemnitz Vormittag 11 Uhr und von Chemnitz nach Hohenstein-Ernstthal Nach mittags 5 Uhr 59 Min. abgehcn. Als Punkt 15 der Tagesordnung für die am 9. November in Zwickau stattfindeude Sitzung des Kreisauschusses ist der Recurs des Produktcu-Verthcilungsvcrcins in Hohenstein wegen Heranziehung zu den Gcmeindcanlagcn verzeichnet. Montag, den 3l. October, fand das Vereinswettturncn der Turnerschast Hohenstein statt. Angctretcn waren 30 Tnrncr. Das Turnen bestand für Mitglieder in volksthümlichen Ueb- nngen — Steinstvßcn, Schnellläufen, Handelstcmmen, Weit- und Hochsprung — für Schüler in Gerätheturnen — Reck, Barren und Pferd. — Von den Mitgliedern errangen die höchste Punktzahl O. Winter 33 (z, E. Großer 3I, M. Schörner 29, R. Wilde 29, — von den Schülern — Wcißpflog 43, Vicweg 36'/«, Sonntag 35, Wendler 32^. — Diesen 8 Siegern wurde von Seiten des Vorsitzenden und Turnwarts eine Auszeichnung in je 1 Lorbeerkranz mit Schleife überreicht mit der Mahnung, weiter vorwärts zu streben in den gesteckten Ziele». Wie deutschfreisinnige Blätter schreiben, scheinen die Be strebungen der Socialdcmokratcn, einen svcialdcmokratischen Turnerbund zu gründen, in Sachsen am ersten Erfolg zu haben. Diese Thatsache finde nach den genannten Blättern ihre Er klärung darin, daß die sächsischen Turner cs am wenigsten verstanden haben, die Politik der Turnsachc fernzuhalten. Bei Bismarck-Empfängen und ähnlichen Anlässen wären die Turner immer die Ersten in der Bethätigung sogenannter patriotischer Gefühle gewesen. Diese Tendenz schreibe sich besonders von dem Dresdner Turnfeste von 1885 her, bei welchem der Reichs tagsabgeordnete Ackermann Vorsitzender des Festausschusses war. Seit dieser Zeit unternähmen die sächsischen Turner all jährlich eine größere Turnfahrt, welche nicht selten, wie die diesjährige Reise nach dem Orient, weit über den Rahmen einer „Turnfahrt" im alten guten Sinne hinausging und zu unliebsamen Vorkommnissen nicht selten Anlaß geboten habe. Daß sich bei einem derartigen Treiben der sächsischen Turner selbst freisinnige Elemente von ihnen zurückzögen, sei daher ganz erklärlich. — Auch nicht übel. Am 31/October tagte in Grüna die diesjährige Hcrbst- versammlung des Verbandes Gabelsbergerscher Stenographen vereine von Chemnitz und Umgebung. Die Versammlung war, ausschließlich Grüna von 9 Vereinen mit 64 Mitglieder» be sucht. De» Mittelpunkt der Versammlung bildete das Wett schreiben, welches in drei Abtheilungen stattfand und aus wel chem folgende Herren als Sieger hervorgingen, bezw. mit Preisen bedacht wurden. In der 1. Äbtheilung erhielt den ersten Preis Herr Rich. Röder-Neukirchen, znr Zeit in Chemnitz; ein zweiter Preis konnte in dieser Äbtheilung nicht vergeben werden. In der zweiten Äbtheilung erhielt den ersten Preis Herr Georg Beyer-Hohenstein, den zweiten Preis Herr Halbauer-Grüna. In der dritten Äbtheilung wurde der erste Preis Herrn Rud. Zschoche-Einsiedel, der zweite Preis Herrn Max Neidhardt- Schönau zuerkannt. Die Leistungen waren l 6o Sylben in der ersten, 120 Sylben in der zweiten und 80 Sylben in der dritten Äbtheilung.. Als Preisrichter fungirten die Herren Vieweg-Chemnitz, Kuntze-Hohenstein, nnd Seim-Grüna. Zum Vorort der nächsten Verdandsversammlung wählte man Ein siedel. Der Stenographenverein zu Gersdorf wurde in den Verband ausgenommen: es zählt nunmehr der Verband 11 Vereine mit 242 Mitgliedern. Nach Schluß der Versammlung fand Concert mit sehr gut arrangirten theatralischen und Ge- snngsvorträgen statt, ein Ball schloß sich an und hielt die Kunst genossen und Gäste bis zum frühen Morgen in ungetrübter Stimmung beisammen. Das .Leipziger Tageblatt" schreibt in seiner jüngster Nummer: Wir haben unsern Lesern eine Neuigkeit mitzutheilen, welche in ihnen gewiß eigenthümliche Empfindungen Hervor rufen wird. Eine Abordnung katholischer Männer, an ihrer Spitze Herr Oberiuspector Jung, verhandelt wegen Beschaffung einer genügend großen Localität zur Abhaltung eines deutschen Katholikentages in Leipzig und zwar noch während des Monats November. Die Herren Graf Ballcstrem, Freiherr von Schorlemer-Alst, vr. Lieber und andere hervorragende Mit glieder der Centrumspartei haben ihr Erscheinen zugesagt. Die Direction des Krystallpalastes hat die Einräumung der Albert halle und anderer Räume ihres Etablissements zu dein ge dachten Zweck verweigert und es ist dadurch die Verwirklich ung des Unternehmens auf große Schwierigkeiten gestoßen, worüber die gut protestantisch gesinnte Einwohnerschaft unserer Stadt gewiß nicht sehr betrübt sein wird. Wahrscheinlich soll der so plötzlich geplante Leipziger Katholikentag eine Vergeltung für Wittenberg sein. Nach einer Verordnung des Königl. Sachs. Ministeriums des Innern ist die bloße Ablieferung auf vorherige Bestellung gefertigter Waaren seitens der Conditoren nicht zu dem Handcls- gewerbe der Letzteren zu rechnen und daher nicht nach den die Sonn- und Festtagsrnhe im Handelsgewerbe betreffenden Vor schriften, sondern nach denjenigen Bestimmungen zu beurtheilen, welche de» Gewerbebetrieb an Sonn- und Festtagen mit Ein schluß der Waarenablieferung, abgesehen vom Handelsgcwerbe, betreffen. Nach einer Wanderung von 5 Jahren 8V2 Monaten ist letzt eine in Leipzig nach Zwickau aufgegebene Postkarte endlich an die richtige Adresse gelangt. Die Post hat sich aber groß- müthig gezeigt und dem Adressaten dafür, daß die Postkarte die abgeschaffte alte Marke trägt, ei» Strafporto nicht abverlangt. Die „Th. Z." schreibt: „Bauer", der stolze, urdeutschc Name, verschwindet immer mehr. . Landwirth" oder „Oekonom" heißt es jetzt, das klingt zeitgemäßer. Und doch ist der Land wirth noch lange kein Bauer. Landwirth kann Man sein, ohne eine Elle Feld sein Eigen zu nennen; der Bauer (vom althoch deutschen „Bur" gleich cingefriedigter Hof") ist aber der Be sitzer eines Hofes. Drum halte, wer wirklich Bauer ist, seinen Namen hoch, er ist der bessere, besser jedenfalls, als das fremd ländische .Oekonom". Tirschheim. Unsere Gemeinde wurde im Laufe voriger Woche durch eine Diebesbande beunruhigt. Dieselbe hat zu nächst einen Einbruch beim Gutsbesitzer Friedrich Rudolph ver übt, ist dann weiter bei», Gartengutsbcsitzer Reinhard Helbig eingedrungen und hat bei diesem Fleisch- und Wurstvorräthe von einem srischgeschlachteten Schweine an sich geiiommen. Ebenso wurde dem Gartengutsbesitzer Bucher ein Besuch ab gestattet. Die Vorgefundenen Eßwaaren haben die Raubgesellen an Ort und Stelle verspeist. Kuhschnappel. Unser am vorigen Montag gefeiertes Kirchweihfest nahm leider einen recht beklagenswerthen Verlauf. Mehrere Besucher aus Bernsdorf veranlaßten eine blutige Schlägerei. Dem Gastwirth Lahl, welcher Ruhe bieten wollte, wurde mittelsMesserS eine Wunde beigebracht. Die Untersuchung ist eingeleitet. Am Sonnabend früh wurde der in Langenchnrsdors wohnende Schneider Eduard Vettermann in dem wasserlccren Dorfbach, auf dem Gesicht liegend, todt aufgefunden. Wahr scheinlich hatte V. auf dem Nachhausewege mit seiner Näh maschine bei dem Wege über die Brüae das Gleichgewicht ver loren und war in den Bach gestürzt. Eine zweite Person trägt keine Schuld an dem Unglüasfall. Auf einem Steinkohlenwerke in Oelsnih verunglückte gestern Mittwoch der Häuer Otto Hüttenrauch aus Oelsnitz dadurch tödtlich, daß hereinbrcchende Kohle ihm die Schädel decke zertrümmerte und ihm auch noch sonstige Verletzungen beibrachte. Am Sonntag Nachmittag stürzte ein junger Mensch vom Rande eines nahe der Stadt Ehemnih gelegenen Stein bruches in den gegen drei Stockwerke tiefen Bruch und blieb bewußtlos liegen. Mehrere Männer trugen den Verunglückten in ein nahegelegenes Haus. Ein schnell herbeigeholter Arzt stellte den Bruch mehrerer Rippen, sowie des rechten Armes fest, auch scheint der junge Mensch innere Verletzungen sich zugezogen zu haben. Von einem räuberischen Anfall, der vorgestern Nachmittag zwischen Treuen und Weißcnsand stattgefunden hat, wird Fol gendes gemeldet: Die Tischlersehefrau W. von Treuen war im Begriffe über Schneidenbach nach Reichenbach zu gehen, bevor nun selbige oberhalb Weißcnsand das Stück Waldung passirt hatte, trat ein noch junger Mann, anscheinend noch keine 30 Jahre alt, aus dem Gehölz hervor, der von der Frau das Geld abforderte. Als Letztere darauf nicht cinging, machte der Mensch eine Haudbewegung nach der Stelle, wo die üblichen Außentaschen angebracht sind. Die erschrockene Frau suchte den Fremden abzuwehren und kaum hatte die Gegenwehr be gonnen, als glücklicherweise ein Bauer in Sicht kam. Dadurch wurde der Mensch verscheucht, und im nächsten Augenblicke war er im Gehölz verschwunden. Der freche Patron soll mit grauer Joppe, braungestreisten Hosen und einem grünlichen Hut be kleidet gewesen sein. Jedenfalls ist der Vorgang zur Anzeige gekommen. Am Montag brannten in Nieder-Neukirch in der Nähe der Schule zwei einstöckige Häuser nieder. Bei dem Brande fand ein älterer Mann seinen Tod. Derselbe wollte das brennende Haus noch einmal betreten, um etwas von den Habseligkeiten zu rette»; mittlerweile stürzte jedoch das Dach ein und begrub den Bedauernswerthen unter den Trümmern. Aus Dresden: Dienstag Nachmittag erhielt die Feuer wehr, wie schon kurz berichtet, die Meldung, daß am Neubau des Kgl. Amtsgerichtsgebäudes iu der Neustadt ein Arbeiter, der Brunnenbauer Caro, in einen: 10 Meter tiefen Brunnen verschüttet sei und es wurde uni die Hilse der Feuerwehr ge beten. Es rückten infolge dessen sofort die Mannschafts- und Geräthewagen vom Haupt- und Nebendepot unter Führung des Branddirectors Thomas nach der Unglücksstetle ab. Bei Ankunft daselbst ergab sich, daß behufs Einscnkung der Erd leitung einer Blitzableiteranlage in das Grundwasser ein circa 10 Meter tiefer Schacht von 1,30 Meter im Quadrate gegraben worden und die Erdleitung auch eiugeseukt war. Der mit der bezüglichen Arbeit betraute Brunneuarbciter Caro war damit beschäftigt, die einzelnen Rahmenhölzer des Schachtes von unten nach oben wegzunehmen. Auf bis jetzt noch nicht ermittelte Weise stürzte dabei der Schacht in sich zusammen und der Ar beiter wurde in einer Tiefe von 6 Metern verschüttet. Ein zweiter Arbeiter stand während dessen außerhalb des Schachtes am sogenannten Bockzeug und wollte im Augenblicke des Zu sammensturzes den an einem Seile befestigten Caro an der Winde noch schnell Heraufziehen, wurde dabei mit in den Schacht gezogen und bis an die Brust verschüttet, blieb aber unverletzt und wurde bald aus seiner Lage befreit. Es mußte nun so schnell wie möglich an ein erneutes Abteufen des zusammenge brochenen Schachtes gegangen werden, welche Arbeit mit großen Schwierigkeiten und mit außerordentlichen Anstrengungen ver bunden war, da zunächst Böcke von 3,5 Meter im Quadrat und 3 Meter Tiefe herzustellen waren, um ein Nachrutschen des lockeren Sandes zu verhüten. In Folge der großen An strengungen mußten die Feuerwehrmannschaftcn nm 10 Uhr abends und 4 Uhr früh abgclöst, resp. gewechselt werden. Nach dem der 2. Bock eingetrieben und auf etwa 5 Meter ausge schachtet war, vernahmen die arbeitenden Feuerwehrleute ein Klopfen in der Tiefe und erhielten auf Rufen auch Antwort