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10908 «isinilatt s. d. Dychl,. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 221. 23. September 1910. werke aus Frankreich. Belgien und Deutschland und ein heimische Erzeugnisse findet. Zwei Drittel aller Bücher werden aus Deutschland ein- gesührt; es find namentlich Abhandlungen aus dem Gebiete der Philologie. Naturwissenschaft und Nationalökonomie. Frankreich liefert uns insbesondere Werke aus dem Bereiche der schönen Literatur und des Rechts. Der ausgezeichnet organisierte und in Leipzig zentrali sierte deutsche Buchhandel vermittelt uns seine Erzeug nisse rasch und mit wenig Kosten. Der unseren Sortimentern gewährte Verlegerrabatt ist wesentlich höher als der von ihren französischen Kollegen eingeräumte. Ferner gewähren die Deutschen für den Bücherverkauf dem Handel große und sehr geschätzte Erleichterungen. So brauchen die in Kommission gesandten Bücher nur einmal im Jahre, zur Ostermesse in Leipzig, zurückgesandt oder beglichen werden, während die französischen Verleger eine dreimonatliche Deckung verlangen. Der jährliche Bllcherverkauf schwankt zwischen 180 000 und 200 000 Franken. Die französischen Zeitungen stehen in hoher Gunst; ihr Absatz ist zwanzigmal größer als derjenige der aus Deutsch land kommenden Zeitungen. b) Verlag. Unser Verlagsbuchhandel ist ohne be- sondern Wert, da die Einheimischen gegenüber den Geistes produkten ihrer Landsleute eine gewisse Scheu an den Tag legen, ist doch niemand Prophet in seinem Vaterland; daher ist der Ertrag einer solchen Unternehmung oft vom Zufall abhängig. Dagegen sind die Schulbücher sehr gangbar; die verbreitetsten Schulbücher erleben Auflagen von 4000. ja 12 000 Exemplaren. Die Verfasser sind luxemburgische Lehrer. Unsere wissenschaftlichen Werke werden durch die ver schiedenen Abteilungen des 'Großherzoglichen Institut', das staatlich subventioniert ist, veröffentlicht. Die Kodifizierungs- ausgabe der Gesetze kam nur dank einer beträchtlichen finanziellen Beteiligung der Regierung zustande. Wir sagten oben, die dramatisch-musikalischen Werke im Luxemburger Idiom stehen beim Publikum in hoher Gunst Deren Herausgabe erfolgt aus folgenden Grundlagen: Der Verleger übernimmt die Druckkosten, und durch Anschaffung einer Anzahl Exemplare erwerben die Beteiligten, meist Musik- gesellschaslen, das Aufführungsrecht. Der Verfasser seinerseits bekommt vom Verleger eine bestimmte vereinbarte Summe. Die Zollstatistik ergibt für das Jahr 1909 folgende Zahlen: Einfuhr aus Frankreich 31 018 Bände .. ., Belgien 30 333 .. .. .. Österreich 10K8 „ .. ,. der Schweiz 1 008 .. Da Luxemburg zum deutschen Zollverein gehört, so ist die Einfuhr von Büchern in unser Gebiet zollfrei Deshalb haben wir auch keine exakten statistischen Angaben hierüber. Wir nehmen an. die Zahl der so eingeführten Bände bewege sich zwischen 55 000 und 65 000. Unsere Aus fuhr für den gleichen Zeitraum betrug 2000 Bände. Aus dieser Darlegung erhellt, daß wir uns hauptsächlich vom geistigen Leben Deutschlands, Frankreichs und Belgiens nähren. Die einheimische Presse. Wir zählen über vierzig Zeitungen, worunter eine ein zige in französischer Sprache, sowie einige literarische und wissenschaftliche Zeitschriften sind; im Vergleich zu der Be völkerung von 250 000 Seelen erscheint die Zahl vierzig sehr hoch. Es braucht wohl kaum darauf hingewiesen zu werden, daß die Qualität einer ganzen Anzahl dieser Zeitungen zu wünschen übrig läßt. Druckereien. Die Zahl der Druckereien ist sehr bedeutend; sie beträgt 28, wozu noch zwei lithographische und ein phototypischer Betrieb kommen. Alle Druckereien des Landes gehören zum sogenannten -Verein luxemburgischer Buchdruckereien-, der mit dem Arbeiterbund eine Tarisunion abgeschlossen hat. Diese Tarifunion unterliegt periodischen Revisionen; sie be währt sich tadellos. Bemerkt sei noch, daß der analytische Bericht über die Verhandlungen der Deputiertcnkammer. der jedem Wähler unentgeltlich zugesandt wird, die höchste Druckziffer aller Druckerzeugnisse überhaupt, nämlich 24 000 Exemplare erreicht. Da die Druckereien mit ihren Einrichtungen allen be rechtigten Ansprüchen des Publikums genügen, so stände es unseren Autoren und besonders unseren Verwaltungen unb unseren gewerblichen Betrieben schlecht an, sich ans Ausland zu wenden. Der Bericht über die Lage der Industrie und des Handels, der über das Jahr 1909 von unserer Handels kammer veröffentlicht wurde, beklagt sich bitter über das Hausieren. Wir entnehmen ihm folgendes: »Der Hausierhandel, auf den wir stetsfort in allen unseren Jahresberichten die Aufmerksamkeit der Behörden lenken, wird noch immer schwunghaft betrieben, namentlich im Minenbezirk, und zwar auf Kosten der Druckereien und des Buchhandels des Inlandes. Obgleich das Hausieren dem Konsumenten keinen ernstlichen Vorteil bietet, so sichern ihm doch die von ihm angewandten Handels gebräuche eine ziemlich beträchtliche Kundschaft, welche sich durch die anscheinende, aber unvermeidlich täuschende Billig keit ködern läßt, denn unter gleichen Bedingungen kann der Hausierhandel den Wettbewerb mit den luxemburgischen Firmen nicht aushalten. Namentlich zu bedauern ist. daß die Kaufleute ihn durch ihre Bestellungen unterstützen.» Landesbtbliothek. Diese hat ungefähr 800 000 Bände, wovon ein Viertel Philologie und schöne Literatur, ein anderes Viertel Geschichte und Hilfswissenschaften, der Rest Sozialwissen- schaften. Mathematik, Physik. Medizin, schöne Künste. Philo sophie und Theologie betreffen. Sie zählt fast 400 In kunabeln aus den Jahren 1480 bis 1510. Unter den Schätzen finden wir zwei Gebetbücher aus dem sünfzehnten Jahrhundert von unvergleichlicher Schönheit, sowie einem großen Folianten aus dem Ende des eisten Jahrhunderts und eine Abschrift der Naturgeschichte des Plinius. Dieses letztere Werk, das zur Bibliothek der Abtei von Oroal gehörte, wurde für unsere Bibliothek für 12 Florin erworben, ist aber heute vielleicht 3000 Mal mehr wert. Wir haben noch andere öffentliche und private Biblio theken. unter denen wir hauptsächlich die Fachbibliothek der Handwerker und die der »Volkserziehung« erwähnen. Postalisches. Mit unsern drei Nachbarn haben wir folgendes Brief porto: mit Deutschland 10 mit Belgien und Frankreich 10 Centimes. Die Zahl der im Jahre 1908 gewechselten gewöhnlichen Korrespondenz (Briefe. Karten und Geschäftspapiere) war nach der osfiziellen Statistik folgende: Aus dem Ausland: Nach dem Ausland: Von Deutschland 4 411 600. Nach Deutschland 3 173 000. ., Frankreich 1147 300. ., Frankreich 1 057 900. ., Belgien 1 072 300. — Landschaftsbilder. Die Assoziation hat eine gute Idee gehabt, als sie dis Frage des Schutzes der malerischen Landschaflsbilder, die