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WMeiner Tageblatt Amtshlatt für den Verwaltungsbezirk des Stadtrathes zu Hohenstein. 42. Jahrgang. Freitag, den 28. Oktober 1892 vr. Vackofcn. I» s IL li - 4 Brandkassen-Reste betr. An die Bezahlung des 2. Termins vcr Brandkassen-Beiträge wird hier mit nochmals unter dem Bemerken erinnert, daß wegen aller nunmehr nicht bis zum 29. October d. I. berichtigten Beiträge sofort das Zwangsvollstrecknngsberfahren cirrgcleitet werden muß» Hohenstein, am 24. Oktober l892. A u c t i o n. Auf Antrag des Königlichen Amtsgerichts sollen nächsten Sonnabend, den 29. October, vormittags 10 Uhr das Brnnner'sche Wohnhaus in Gers dorf, Brandkatastcr dir. 178, und nächsten Dienstag, den 1. November, vor mittags 9 Uhr folgende Gegenstände, als Kleider, Wäsche, Betten, Möbel u. s. w. ebendaselbst aufs Meistgebot versteigert werden. Ebersbach, Ortsrichter. Das „Leipz. Tagebl.", dem die gestrige Mittheilung über den Kaufmann Kleemann entnommen ist, schreibt heute: „Die gestrige Notiz, betreffend das Verschwinden des Kaufmanns Kleemann, beruht, wie uns heute Herr Kleemann selbst ver sichert, auf Unwahrheit. Herr Kleemann ist allerdings in Kon kurs verfallen, allein an ein Verschwinden hat er nicht gedacht, wie überhaupt Einzelheiten der gestrigen Notiz auf Uebcrtreib- uug beruhen." Von dem Chemnitzer Schwurgerichte wurde jetzt der viel fach vorbestrafte Zimmermaler Gleißberg aus Altmittweida wegen Münzverbrcchens und Rückfallsdiebstahls unter Aus schluß mildernder Umstände zu 6 Jahren Zuchthaus, 10 Jah ren Ehrverlust uud Stellung unter Polizeiaufsicht verurtheilt. Gleißberg hatte sich kurz nach seiner am 24. November vorigen Jahres erfolgten Entlassung aus dem Zuchthause, woselbst er zuletzt 10 Jahre zugebracht, mit der Anfertigung falscher preußischer Thaler, Zweimark-, Einmark- und 20-Pfg.-Stücken beschäftigt und dieselben theilweise in Verkehr gebracht. In einem Seitengebäude des Harthauer Lehngutes, in welchem sich recht erhebliche Futtcrvorräthe, Heu, Kartoffeln re. sowie Schweine, Hühner nnd Tauben befanden, entstand am Montag Abend nach 6 Uhr ein Braud, welcher das genannte Gebäude völlig einäscherte, während die übrigen Gebäude er halten blieben. Die Thiere wurden bis auf eine größere An zahl Tauben, die in den Flammen umkameu, gerettet, dagegen wurden die Futtcrvorräthe zum weitaus größten Theile ver nichtet. Leider ist, wie verlautet, die Erfeuschlager Feuerwehr, als sie dem Brandplatze zueilte, vou einem bedauerlichen Miß geschick betroffen worden, indem die Spritze umstürzte, wobei ein Mitglied der Feuerwehr erheblich verletzt wurde. In Hallbach bei Olbernhau wurde am Sonntag durch den Distriktsgendarm aus Schönfeld ein Einwohner verhaftet, weil er verdächtig ist, die in letzter Zeit vvrgekommenen Brände angelegt zu haben. Drei Schneeberger Einwohner, die Gebrüder Seifert, erklären im ..Erzgeb. Volksfreund" ihren Austritt aus der socialdemokratischen Partei, indem sie bemerken, daß sich ihre Anschauungen mit den Tendenzen der Soeialdemokratie nicht mehr vereinbaren. Am Montag Nachts 'Z3 Uhr wurden die Bewohner der Stadt Weida ichou wieder durch Feuerlärm erschreckt. Es brannte das neuerbaute Niederlagengcbäude des Spediteur Luther, welches bis aut die Umfassungsmauern ein Raub der Flammen wurde. Das Feuer, das durch die im Jnneru lagern den, bedeutenden Heu- und Strohvorräthe reichlich genährt wurde, bedrohte ernstlich die angrenzenden Gebände. Hinsicht lich der Entstehungsurfachc ist mit Sicherheit anzunehmen, daß auch in diesem Falle Brandstiftung vorliegt, die zweifellos wiederum von jener ruchlosen Hand hcrbeigeführt wurde, welche die vorhergeheudcn vier Brände entfachte. Gegenüber den in verschiedenen Zeitungen falsch oder ent stellt gebrachten Mittheiluugen über die Ergreifung der Thäter des am Briefträger Knöfel begangenen Attentates ist das . Lpz. Tgbl." in der Lage, folgende authentische Mitthcilnngeu zu machen. Absolut falsch ist es, wenu behauptet worden ist, es sei durch den Schreiber des mit U. 8. unterzeichneten Briefes die Aufmerksamkeit der Behörde auf die beiden Thäter gelenkt worden. Der fragliche Brief ist erst am Freitag Abend bei der königlichen Staatsanwaltschaft eingegangen, während der ältere und am meisten belastete der beiden Räuber bereits am Freitag früh von der Polizei festgenommen und der königlichen Staatsanwaltschaft zugesührt worden war. Der andere, jüngere Räuber, ist allerdings erst am Sonnabend Vormittag verhaftet worden. Diese Verzögerung hatte aber ihren Grund darin, daß ein Zeuge, sei es wissentlich, sei es irrthümlich unrichtige Angaben gemacht und hierdurch die Ausmittelung des Gesuchten verzögert hatte. Auf seiner Spur war die Polizei längst vor dem Empfange des erwähnten Briefes. Ein Geständniß der grausen That hat zunächst vorgestern Abend der jüngere der beiden Verhafteten abgelegt, während seitens des älteren erst gestern Abend ein solches erfolgt ist. Eine sehr lebhafte Bewegung gegen den Impfzwang macht sich in Meißen bemerklich. Dort sungirt als behördlicher Such lisch es. Hohenstein, 27. October. Wie wir erfahren, wird von nächsten Sonntag ab, zu nächst für die Zeit des Winterhalbjahres, unser Evaug.-luth. Jüngliugsverein seine regelmäßig Sonntag Abend stattfindcudeu Zusammenkünfte im RathhauSsaale abhalten. Es ist dadurch deu Lchrherreu uud Meistern nnd allen denen, die sich für die Sache dieses Vereines interessiren, leichter gemacht, die Zusam menkünfte einmal mit zu besuchen und dadurch fördernd, auch durch Zuführung älterer Mitglieder, auf den Jüngliugsverein einzuwirkcn. Vor allem sind auswärtige Lehrlinge nnd Ge sellen, für die ja in erster Linie der Jünglingsverein eine Stätte gemeinsamer Erholung und Erbauung sein will, herzlich will kommen geheißen. Wir wünschen dem Verein bei diesem Ein zug iu die Stadt ein wahres Blühen uud Gedeihen nach Innen und Außen. Dem Vernehmen nach steht die Einberufung einer außer ordentlichen Synode im Anfang des Deeember bevor. Die Zusammenlegung der Bnßtagsseier für sämmtliche evangelische Kirchen Deutschlands auf einen Tag macht die Einberufung nothwendig. Gestern erfolgte die Abnahme der technischen Prüfung der Ncubanlinie Taubenheim-Dürrhennersdorf der sächsischen Staatsciscnbahnen durch Mitglieder des Königl. Finanzministe riums uud der Königl. Geueraidircctivn der Staatsbahnen. Unter den an der Prüfungs-Abnahme Thcilnehmenden befan den sich von Seiten des Königl. Finanzministeriums der Geh. Finanzrath Meusel, Director der III. Abtheilnng des Königl. Finanzministeriums, sowie die Geh. Finanzräthe Köpke und Dr. Ritterstüdt, nnd von Seiten der Königl. Gencraldircction der Staatsbahncn Generaldirector Hoffmann, sowie die Ober- sinanzräthe Zieger, Strick nnd Finanzrath Gasterstädt, ferner der Baucommissar Finanzrath Ur. Kürsten und Bau-Ober- ingenieur Poppe. Ein neues Frachtsormular wird voraussichtlich am 1. Januar 1893 in Kraft treten. Wie das Reichs-Eiseubahnamt bestimmt, ist zu den Frachtbriefen Schreibpapier zn verwenden von beliebiger Stoffzusammcnsetzuug, jedoch ohne Zusatz von Holzschliff, mit nicht mehr als 15 "ch Asche, einer mittleren Reißlänge von 3,z„o in, einer mittleren Dehnung von 2,75 und ziemlich großem Widerstande gegen Zerknittern. Die Farbe des Papieres muß entschieden weiß sein und daS Ge wicht bei der für Frachtbriefe durch die Verkehrs-Ordnung vor geschriebenen Bogengröße von 76x60 Ccntimeter für je 1000 Bogen (4000 Frachtbriefe» 39 kg betragen. Das Papier der Frachtbriefe ist zum Zeichen dafür, daß es den vorstehenden Anforderungen entspricht, mit einem Wasserzeichen zu versehen, das die Firma des Herstellers enthalten muß. Fabrikanten, die Frachtbriefpapier Herstellen, haben ihr Wasserzeichen bei einer mit der Prüfung von Papier zu amtlichen Zwecken bei einem Bundesstaat beauftragten Behörde anzumelden. Aus Leipzig, 26. October, wird bericht«: Professor Hubert Wiudscheid, Deutschlands berühmtester Pandektist, ist diese Nacht um halb zwei Uhr verschieden. Die Maul- und Klauenseuche ist ausgcbrochen in den Gehöften Nr. 6 des Brandversicherungs-Catasters für Tirsch- hcim und Nr. 121 des Brandversicherungs-Catasters für Oberlungwitz. Langenberg, 25. October. Der 350jährige Gedenktag der Einführnng der Reformation in den Schönburgischen Landen wurde in hiesiger Gemeinde früh durch einen Festgottesdienst mit Festzug in die Kirche, sowie abends durch einen liturgischen Gottesdienst in erleuchteter Kirche gefeiert. Die bei beiden Feiern gesammelte Collecte für die evangelische Gemeinde Burgcrhof in Ungarn betrug rund 20 Mark. — In der am letzten Sonntage abgehaltenen Kirchcnvorstandswahl wurden die Herren Bäckermstr. und Hausbes. Johann Georg Suhr und Gutsbesitzer Johann Friedrich Müller von hier sowie Friedens richter August Seifert von Meinsdorf zu Kirchenvorstehern ge wählt bez. wiedergewählt. Die erste der beiden gestrigen Verhandlungen vor dem Schwurgericht zu Chemnitz hatte Verbrechen gegen die Sitt lichkeit im Sinne von 88 177 und 176, Ziff. 1, bezw. Beihülfe dazu zum Gegenstände, deren der am 7. October 1868 in Burkhardtsdorf geborene, wegen Diebstahls 1 Mal vorbestrafte Strumpfwirker Friedrich Hcrmaun Beckert in Limbach und der nm 28. Mürz 1872 in Ernstthal geborene, noch nicht vor bestrafte Tischlergeselle Gustav Adolf Weigelt iu Limbach au geklagt waren. Die Verhandlung fand unter Ausschluß der Oeffentlichkeit statt. Dem Wahrspruche der Geschworenen ge mäß wurde der Angeklagte Beckert wegen versuchten, nicht vollendeten Verbrechens gegen die Sittlichkeit im Sinne von 8 177 R.-Str.-G.-B. im einheitlichen Zusammentreffen mit dem vollendeten Verbrechen gegen die Sittlichkeit im Sinne von 8 HO, Ziff. 1 R.-Str.-G.-B. unter Ausschluß mildernder Umstände zu 3 Jahre» Zuchthausstraße uud 3 Jahren Ehrenrechtsverlust, der Angeklagte Weigelt dagegen wegen Beihülfe zum versuchte!: Sittlichkeitsverbrechcn nach 8 177 R.-Str.-G.-B. im einheit lichen Zusammentreffen mit vollendetem Verbrechen gegen die Sittlichkeit im Sinne von 8 176, Ziff. 1 R.-Str.-G.-B. unter Annahme mildernder Umstände zn 2 Jahren Gefängnißstrafe nnd 2 Jahren Ehrenrcchtsverlust verurtheilt. Nicht die Noth, sondern die Habsucht hat den 1848 iu Nittersgrün bei Schwarzenberg geborenen Kohlenschrciber Carl Erdmann Rothe und den l 860 in Limbach geborenen Rechnungs- führer Carl Heinrich Friebel zur Veruntreuung ihnen anver tranter Gelder verführt. Beide standen seit einer Reihe von Jahren im Dienste des Kohlenwerks „Rhenania" in Lngait Bei dem Baarverkaufe von Kohlen hatte Rothe Zettel auszn- fertigen, deren Inhalt das Quantum und die Preise der ver kauften Kohlen aufwies. Alsdann hatte er dieselben Einträge in ein Verkaufsbnch zu bewirken. Gegen diese Zettel erhielten die Käufer die Kohlen vom Aufseher ausgcliefert uud Letzterer gab nun die Zettel an das Contor ab, woselbst Friebel die Vergleichung derselben mit dem Bcrkanfsbuche voruahm und dem Director des Werks von dem Resultate Kenutniß gab. Die Friebel'sche Controlle war aber recht zweifelhafter Natur, denn derselbe hatte sich mit Rothe verabredet, vereinnahmte Gelder zu unterschlagen und in Folge dessen fälschte Rothe die Einträge im Verkaufsbuche, während Friebel für die Fälschung der auf höher: Quantitätcu lautenden Zettel sorgte. Auf diese Weise haben die Angeklagten im Frühling d. I. die Summe von 700 Mk. veruntreut. Der Krug geht aber nur so lauge zu Wasser, bis er zerbricht und so war es auch hier, denn ein vernichteter und halbverbrannter Zettel wurde von einem anderen Beamten gefunden und dem Director übergeben, welcher nun mehr Anordnung zur Entlarvung der Thäter traf, indem er die verabreichten Kohlenzettel mit Nadelstichen versah. Als sich nun unter den zurückgcbrachten und ausgefüllten Zetteln solche ohne Nadelstiche befanden, war es klar, daß Rothe und Friebel Fälschungen und Veruntreuungen begangen. Weiter hat Rothe in den Jahren 1888/90 vou vereinnahmten Geldern mehr als 300 Mk. unterschlagen. Die ungetreuen Beamten wurden nach ihrer Entdeckung zur strafrechtlichen Verantwortung gezogen nnd es erscheint ihre Untreue iu um so verwerflicherem Lichte, als Beide gut situirte Leute und im Besitze von Hansgrund- stückcn sind. Der Gerichtshof der ersten Strafkammer des königl. Landgerichts trug diesem Umstande auch Rechnung und verurtheilte die Angeklagten wie folgt: Rothe zu 1 Jahr 3 Monateu Gefängniß und 3 Jahren Ehrverlust und Friebel zu 1 Jahr Gefängniß und 3 Jahren Ehrverlust. Bei der Höhe der ausgeworfenen Strafe erfolgte die sofortige Verhaftung der Verurtheilten. Beim Bau der Centralschule in Grüna bei Chemnitz stürzte ein Handarbeiter Namens Müller aus dem 3. Stock werk in den Keller und durchschlug dabei zwei sogenannte Fach boden. Seine Verletzungen sind sehr schwere. Herr Weinstubeninhaber Ihle in Chemnitz, welcher am 2. Juni d. I. wegen Betrugs verurtheilt worden war, war beim Reichsgericht zu Leipzig um Revision dieses Urtheils ein gekommen. Dieselbe ist als begründet erachtet worden. Das Reichsgericht hat das Urthcil des Chemnitzer Landgerichts ver worfen und den Angeklagten freigesprochcn. Die Kosten fallen der Staatskasse zur Last. Aus Chemnitz wird untern: 25. October geschrieben: Erscheint M M d Inserate jeden Wochentag abends für den folgenden W nehmen die Expedition bis Vorm. 10 Uh« Tag und koste: durch die Austräger pro MWWDWW W W AHA M W 8 Ui sowie für Auswärts alle Austräger, deSgl. Quartal Mk. 1.40; durch die Post Mk. 1.50 U V"/ alle Annoncen-Expeditionen zu Original« frei ins Haus. V ' r " -- vMx, " Preisen entgegen. sür Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Lugau, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rutzdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach- Ursprung, Leukersdorf, Seifersdorf, Erlbach, Kirchberg, Pleisza, Reichenbach, Grumbach, Callenberg, Tirschheim- Kuhschnappel, St. Egidien, Hüttengrund u. s. w.