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HolMlleiner Tageblatt Erscheint jeden Wochentag abends für den folgenden Lag und kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1.40; durch die Post M. 1.50 frei ins Haus. Geschäfts-Anzeiger für Inserate nehmen die Expedition bis Vorm. IN Uh« sowie für Auswärts alle Austräger, de »gl. alle Annoncen-Expeditionen zu Original- Preisen entgegen. Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Lugau, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Nußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Leukersdorf, Seifersdorf, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Grumbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Hüttengrund u. s. w. Amtsblatt sirr den Verwaltungsbezirk des Stadtrathes zu Hohenstein. Dienstag, den 4. Oetober 1892. Nr. 231. 42. Jahrgang. Bekanntmachung. Ter 2. vermin Einkommensteuer, sowie die Beiträge zur.Sandels- und Gewerbckammer sollen Mittwoch, deu 5. Oetbr., ' Nachm. „ Donnerstag,,, 6 vereinnahmt werden. 8—12 Uhr in Ackermann s Restauration, 2-0 „ im Easthof zum Lamm und 2—«; „ in Borwerk's Restauration Oberlungwitz, den 3. Oetober 1892. Tie Ort s st enerei n n a h in e. Kranke. Bekanntmachung. Ter 2. Termin Einkommensteuer, desgleichen Beiträge zur Handels- und Eewerbckammer sind bis zum 2t. Oktober d. I. zn entrichten. Einnahincstellen für Einkommensteuer: uathmlttagv o o „ „ v ,, ,7 vormittags 11—2 „ „ Enderlein's ,, " ' " " nachmittags 3—6 „ „ Wustltch's ,, Steuereinnahme Gersdorf, den 26. September 1892. Bochmann, E. A u c t t 0 N. Donnerstag, den 6. Oetober 1892, vormittags 9 Uhr sollen am dem Feldgrundstücke der Frau Pauline geschiedenen Resch im Hüttengruude li» Furchen anstehende .Kartoffeln gegen Baarzahlung versteigert werden. Käufer wollen sich im Gasthose der Frau verw. Otto im Hüttengrund einfinden. Lichtenstein, am 1. Oetober 1892. Ter Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts daselbst. Act. Oeser. S'ächfilcheo. Hohenstein, 3. Oetober. lieber die nunmehr im vollen Gange befindliche Kartoffel ernte kann größteutheils nur Erfreuliches berichtet werden. Tie allgemein gehegten Befürchtungen, daß infolge der großen Hitze und anhaltenden Trockenheit das Wachsthum dieser noth- wendigen Erdfrucht gelitten habe, bestätigen sich glücklicherweise nicht. In einigen Orten haben die Kartoffeln sogar eine außer gewöhnliche Größe nnd es kommen vereinzelt Riesenkartopeln im Gewicht von lh'2 bis 2 Pfd. vor. Ein Hanptvvrzug der henrigen Kartoffeln besteht darin, daß die Trockenheit keine seifigen und wässerigen Früchte aufkommcn ließ, sondern durch gängig, auch in schwerem Boden, eine gute mchlrciche Kartoffel erzeugte. Auf manchen Feldern könnte zwar die Menge eine größere sein, die Güte hingegen läßt nirgends zu wünschen übrig. Allgemein wird- angenommen, daß der Preis der Kar toffeln in diesem Jahre niedriger als im Vorjahre werden wird. Dieser Tage überbrachte man uns 4 Kartoffeln von außer gewöhnlicher Größe, sic wogen in Summe 3I30 Gramm. Mit Ende dieses Jahres haben nach K 16 des Gesetzes vom 21. April 1873, die Bildung von Bezirksvcrbänden pp. betreffend, aus der Bezirksversammlung zu Glauchau anszu scheiden. 1. Der Abgeordnete des die Ortschaften AlbcrGthal, Berthelsdorf, Niedermülsen, Rothenbach, Schlnnzig, Voigtlaide. Wernsdorf mit Hölzel nnd Wnlm umfassenden IV. ländlichen Wahlbezirk, Herr Gemeindevorstand Heinrich Ferdinand Köhler in Wernsdorf, 2. der Abgeordnete des die Ortschaften Breiten bach, Eauritz, Crotenlaidc, Dennheritz, Dittrich, Götzcnthal, Neukirchen, Oberdorf, Pfaffroda, Schönberg, Seiferch, Tettan, Waldsachsen und Wünschendors umfassenden VIII. ländlichen Wahlbezirks, Herr Gcmeindevorstand Hermann Leithold in Tettan, 3. der Abgeordnete des die Ortschaften Falken, Langen bcrg, nnd Langenchursdorf umfassenden IX. ländlichen Wahl bezirk», Herr Gemeindevorstand Johann Samncl Martin in Falken, 4. der Abgeordnete des XI. ländlichen Wahlbezirks — Oberlungwitz, Herr Gemeindevorstand Bernhard Oppermann in Oberlungwitz, 5. der Abgeordnete des XII. ländlichen Wahl bezirks — Gersdorf, Herr Baumeister Wilhelm Hoffmann in Gersdorf, 6. der Abgeordnete des die Ortschaften Gesau, Höcken dorf, Jcrisan, Lipprandis, Niederschindmaas, Obcrschindmaas, Reinholdshain mit Kleinbcrnsdvrf, Schönbörnchen und Weidens dorf umfassenden XIV. ländlichen Wahlbezirks. Herr Gemeinde- Vorstand August Schädel in Weidensdvrf, 7. der Abgeordnete des die Ortschaften Hermsdorf und Bernsdorf umfassenden XV. ländlichen Wahlbezirks, Herr Gcmeindevorstand August Götze in Hermsdorf. Zur Leitung dieser Wahlen, ist auf Gruud von ß 14 des Eingangs genannten Gesetzes Herr Bc- zirkssekretür Poppe in Glauchau als Wahlkommissar bestellt worden. — b'. — Der Verband Deutscher Handlungsgehülfen zu Leipzig hat kürzlich den Bericht über sein elftes Geschäftsjahr versandt. Nach dem Abschluße vom 30. Juni 1892 hat der Betrieb Mk. 25 000.— Uebcrschuß ergeben, wovon den Vcr- bands-Pcnsionskassen Mk. 10000.— und den Unterstützungs kasfen Mk. 6000.— überwiesen worden sind. Es sind bisher über 46 000 Berufsgenossen in den Verband eingetreten. Neben den Pcusions-, Untcrstützungs-, Kranken- und Bcgräbnißkassen betreibt der Verband hauptsächlich die kaufmännische Stellen vermittelung mit außerordentlich günstigen Erfolgen. Im Be richtsjahre allein wurden 2026 Stellen durch den Verband besetzt, während in den verflossenen elf Jahren insaesammt 8753 Engagements vermittelt worden sind. Dem Verbände erwächst durch seine Stellenvermittelung ein Aufwand von jährlich gegen Mk. 10000.—, ein Beweis, daß er diese Thätig- keit nicht als gewinnbringende Vereinseinrichtung benutzt. Durch Errichtung ständiger Geschäftsstellen in Berlin, Breslau, Dres den, Düsseldorf, Frankfurt a. M., Königsberg i. P., Leipzig nnd Nürnberg, sowie außerdem durch in nahe an 300 Orten bestehende Kreisvereine, kann der Verband ganz Deutschland bearbeiten, weshalb jedem stellesuchcnden Kaufmanne der Bei tritt zu dem Verbände Deutscher Handlnugsgehülfeu zu em pfehlen ist. Zahlungseinstellungen. H. CH. Heinssen, Bildhauer, Altona. Handelsgesellschaft I. Rieser, Danzig. Max Reinhardt, Kaufmann, Gieboldehausen. EornelinS Kreutzberg, Kaufmann, Köln. E. Kämpfe, Schnittwaarenhändler, Lichtenstein. Casper Grünbaum, Kaufmann, Neumark. R. Rogätz, Kaufmann, Nachlaß, Neu-Ruppin. Franz Lonis Roth, Schankwirth, Nach laß, Netzschkau. Gotthilf Moritz Sachse, Stadtgutsbesitzer, Zwönitz. Adolph Robert Ernst Paul Moritz, Tischlermeister, Zauckervda. Karl Ferdinand Otto Schiller, Kaufmann, in Firma: .Otto Schiller vorm. Otto Selbmann", Burgstädt (Zwangsvergleichstermiu 25. October ds. Js.) Karl August Hebold, Kleidcrfabrikant, Ebersbach (Zwangsvcrgleichstermin 24. Oetober ds. Js. — Aufgehoben: Friedrich Ernst Müller, Gutsbesitzer, Clausnitz. Iakob Franz Schäfer, Klempner und Materialwaarenhändler, Meerane. Ain Sonnabend Mittag wurde in der Nähe der Bahn station von Wnstenbrauv ein 10-jähriges Mädchen von dem nach Lngau fahrenden Pcrsoncnzug überfahren zum größte» Schmerz ihrer Mutter, einer Wittwe. Dem unglücklichen Kinde waren beide Beine abgeschnitten und der Unterleib auf- gcrisfen, das Kind verstarb ans der Stelle. Dem Bahnbeamten dürfte keine Schuld treffen. Verbrecherische Snbjecte scheinen mit dem Erfolge ihrer bisherigen Brandstiftungen noch nicht befriedigt zu sein, denn es sind Anzeichen vorhanden, daß im Laufe voriger Woche iu JeriSau zwei Mal versucht worden ist, Feuer anzulegcn. In der Nacht vom Sonntag zum Montag hat der Gutsbesitzer R. eine Störung vernommen und früh morgens das Thor aufgefunden, daß am Abend zuvor geschlossen worden ist. Wahrscheinlich wurde der Eindringling gestört und ist erfolg los wieder davon gegangen. — Als der Gutsbesitzer W. am Donnerstag srüh aufstand, bemerkte er, daß sich jemand an der Scheune zu schaffen gemacht hatte, denn es war die Lehmwand znm Theil durchgeschlagen, auch Stroh herausgezogen. In diesem Falle ist ebenfalls zu vcrmutheu, daß die betreffende Person in ihrem Thun gestört und sich resultatlos ent fernt hat. Am Freitag in den Mittagsstunden verbreitete sich in Zwickau die Kunde von einem in der Nacht zum Freitag verübten Raubmorde. Der Thatbestand ist, soweit bis jetzt ermittelt, svlgcuder: In der Carolastraße Nr. 8 wohnte im ersten Stocke die ledige, am 17. October 1858 in Naundorf in Bayern geborene Bertha Zergiebel mit ihrem Kinde, einem acht Monate alten Mädchen. Der Vater des Kindes hat vor seinem Tode demselben 50000 M., der Zergiebel 30000 M. vermacht. Während das Geld des Kindes ein Rechtsanwalt verwaltet, hat die Zergiebel das ihrige in einer Kasette in ihrer Schlafkammer, welche nach der Straße heraus liegt, auf bewahrt. Am Freitag Vormittag wurden die Hausbewohner, durch das lange Schreien des Kindes aufmerksam gemacht, veranlaßt, nach der Wohnung der Zergiebel zu sehen. Sie fanden die Stubenthür offen und in der Karniner neben dem Bette die Leiche der Zergiebel in einer Blutlache liegend vor. Anfangs glaubte man an einen Blutsturz und ließ den Vor mittag verstreichen, ehe man die Polizei benachrichtigte. Der dann alsbald herbeigerufene Polizeiarzt stellte zunächst kleinere Verletzungen an den Fingern und nm Hinterkopfe, aber un mittelbar hinter dem linken Ohr nach dem Nacken zn eine 3 am lange, sehr tiefe, bis auf den Knochen reichende Wunde, die nach sachverständigem Gutachten den Tod herbeigeführt hat. Ein Geldtäschchen mit 10 M. und die goldene Uhr der Zergiebel fanden sich vor, die Kassette mit den 30000 M. wurde ver mißt. Neben der Leiche lag eine sehr spitze, mit Blut befleckte Schcere, mit der der Mörder zweifellos den tödtlichen Stich hinter dem linken Ohre ausgeführt hat, während die Verletz ungen an den Fingern darauf deuten, daß die Zergiebel bei dem erfolgten Stiche nach dem Kopfe die Hände dahin gebracht hat. Ueber den Mörder fehlt bis jetzt jede Spur. Verkehr hat die Zergiebel fast gar nicht unterhalten; in den letzten Tagen hat man aber einen jungen Menschen einmal dort ein- und ausgehen gesehen, nachdem zunächst gefahndet wird, wie selbstverständlich auch die ganze Gendarmerie und die größeren Polizeibehörden benachrichtigt wnrden. Die Zergiebel genoß einen guten Ruf uud hat ihre Behausung nur selten verlassen. Die Nummern der geraubten Werthpapiere (preußische Konsols) sind folgende: 356,431; 356, 437; 356, 438; 356,439: 356, 440 bis 356, 415 ü 2000 M., nnd 339, 107; 371, 307 bis 371, 312; 518, 935 bis 518, 937. Bei der letzten Alarmverquartierung, bei der über 1500 Mann und 150 Pferde nach Mylau zu liegen gekommen waren, ist ein bcmerkenswerthes und erfreuliches Abenteuer vorgekommeu. Hauptmann K. konnte das ihm bei einem dortigen wohlhabenden Fabrikbesitzer angewiesene Quartier nicht finden, und so wollte es der Zufall, daß er irrthümlicher Weise zu einem gewöhnlichen, nicht mit Reichthnmern gesegneten Weber zu liegen kam, der gar keine Einquartierung bekommen sollte. Der betreffende Herr Hauptmann wurde von seinen Quartierwirthsleuten nach Möglichkeit sehr gut ausgenommen, so daß der erstere seine große Frende nnd Zufriedenheit über die ihm zu Theil gewordene Aufnahme knnd gab. Daß cs ihm thatsüchlich in seinem unerwartet erhaltenen Quartiere überaus gut gefiel, kanu man daraus ersehen, daß er die bei ihm nach einigen Stunden seiner Einquartierung gemeldete Ordonnanz, welche ihm sein richtiges Quartier bekannt gab und ihn dahin zu kommen ersuchte, mit dem Bemerke» iortschickte, er werde bleibe», wo er sei; die Leute hier wären so aufmerk sam gegen ihn gewesen, daß es ihm sehr wohl gefiele. Gesagt, gethan; er blieb zur Freude dieser Webersleute in seinem Quartier. Bei dem Ausbruche am Morgen beschenkte er zur Anerkennung der lvbenswcrthen Ausnahme den kleinen Sohn seines liebenswürdigen Quartiergebers mit einem ansehnlichen Geldstücke und empsahl sich auf des Herzlichste. Alle Ehre für beide Theile. Die für dieses Jahr beim Reichsgerichtsbau zu Leipzig vorgesehenen Ansführnngsarbeitcn gehen mit dem Abschlusse der Bauzeit ihrer Fertigstellung entgegen. Im zweiten Hofe mit einer gesammten Frontlänge von 150 m, einer Ausdehnung, welche einer Fassadenlänge von 8—10 Wohnhäusern entspricht, wurden die Sandsteinarbciten schon jetzt zu Ende geführt, so daß die beiden Höfe bis auf die Anlage der Fontainen und der Anpflanzung der Gewächse sertiggestellt sind. Die Außenfronten mit einer gesammten Fassadenlänge von nahezu 500 m werden in kurzer Zeit die Höhe des Hauptgesimses erreicht haben. Einen richtigen Eindruck dieser riesigen Bauanlage wird man jedoch erst dann gewinnen, wenn mit den Giebeln, Attiken und dem Kuppelaufbau die bildhauerischen Theile der Fassade sertiggestellt sein werden. Vorerst deuten an den Fassaden mächtige Steinbossen die Stellen an, welche später mit figür lichem und ornamentalem Schmucke versehen werden sollen.