Volltext Seite (XML)
Amtsblatt für den Verwaltungsbezirk des Stadtrathes zu Hohenstein. Sonntag, den 11. September 1892. 42. Jahrgang. Erscheint GV W d Inserate jeden Wochentag abends für den folgenden W nehmen die Expedition bis Vorm. 1v Uh« Tag und kostet durch die Austräger pro W^MU W « W «Ä W W W « 8 888 8 sowie für Auswärts alle Austräger, deSgh Quartal Mk. 1.40; durch die Post Äik. 1.50 U AWD AW U W A A/ alle Annoncen-Expeditionen zu Original- frei ins Haus. s V Preisen entgegen. für Hohenftem-Ernftthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Luga«, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rüßdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Leukersdorf, Seifersdorf, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Grumbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Hüttengrund u. s. w. bis zu werken ist, Herr H. de Kerohant im heutigen „Soleil" mit einem Vorschlag, welcher nicht direct ausführbar, aber auch nicht unbedingt unausführbar ist und der, so wunderbar sein Gesicht in das neunzehnte Jahrhundert hineinzupassen scheint, doch der Beachtung Werth ist. Herr de Kerohant schlägt vor, aus dem „europäischen Frankreich" und aus dem „afrikanischen Frankreich" ein „Groß-Frankreich" zu machen und die afri kanische Bevölkerung, soweit sie unter französischer Herrschaft steht, alfo die Eingeborenen Algiers und Tunis mit zur all gemeinen Wehrpflicht heranzuziehen. Es rechnet aus, und die Rechnung stimmt allerdings, soweit Zahlen in diesem Falle beweisen, daß dadurch, aber auch dadurch allein, die deutsche Superiorität wett gemacht werden könnte. Zuwiderhandlungen werden nach Z 366>o deS ReichSstrafgesetzbucheS mit Geldstrafe zu 60 Mk. oder mit Hast bis zu 14 Tagen bestraft. Hohenstein, den 3. September 1892. Der Stadtrat h. vr. Backofen. Im Interesse einer größeren Reinlichkeit der Straßen wird hiermit angeordnet, daß die Reinigung in der gleichen Weise wie Sonnabends auch jeden Dienstag zu erfolgen hat. und 28 Tage gedient haben); oder man sagt sich und sagt andern, wenn die zweijährige Dienstzeit sich in Deutschland bewährt, so wird man sie auch in Frankreich einsühren. Man wird dann zwar nummerisch nicht ganz die deutsche Concurrenz be stehen können, man wird aber dann alle Welt zwei Jahre dienen lassen und wird, ohne die Gesammtlasten deS Volker zu steigern, eine wesentlich gleichförmiger ausgebildete Armee erhalten, als man heute hat, und dies, nachdem Deutschland das Risiko des ersten Versuches allein getragen. Jetzt nun gesellt sich zu der Partei der Bestürzten und zu der der Resignirten eine dritte: eine solche der Nctionslustigen hinzu. Diese sind nicht Anhänger einer Action ü la Rochefort, sondern Radical. Ob aber darum viel vernünftiger, wird erst die Erfahrung lehren. Die bedenkliche Seite in dem Raisonnement derer, welche ich vorstehend als die Resignirten bezeichnet habe und welche zu nächst mit Gewehr bei Fuß warten wollen, was die Dienstzeit reform iu Deutschland für Resultate zeitigen wird, liegt darin, daß die Franzosen nicht nur mit ihrer jetzigen jährlichen Aus- hcbungSziffer bei dem Maximum dessen angelangt sind, was die Nation überhaupt an waffenfähigen Mannschaften herzu geben vermag, sondern daß die Bevölkerung nicht einmal mehr im Stande ist, den Militärbehörden das budgetmäßige Con- tingent an Rekruten zu liefern. Abgesehen davon, daß hier seit Jahren schon gewohnheitsmäßig in der Noth Leute in die Armee eingestellt werden, welche selbst den immer mehr herab- geschraubtcn Ansprüchen der Militärbehörden an körperliche Rüstigkeit nicht mehr genügen, bleibt auch selbst dann, wenn man körperlich eigentlich Unfähige für fähig erklärt, noch ein Ausfall zu decken, der beispielsweise im laufenden Jahre nicht weniger als 12,000 Mann beträgt. Wie viel schwächliche Leute bereits eingestellt werden, dafür mag als Illustration der Armeebefehl des KriegsministerS vom letzten Winter sprechen, in welchem den Truppenführern aufgegeben wird, Acht zu haben, daß nicht gm: so viele Fälle von Jnvalidisirung im ersten Jahre der Dienstzeit zu verzeichnen wären, und daß nicht gar so viele Leute schwindsüchtig marschirt würden. Frankreich, welches so gern behauptet, die Staaten des Dreibundes gingen bei ihren Kriegsrüstungen über ihre natürlichen Kräfte hinaus, überschreitet selbst das Maß dieser natürlichen Kräfte noch viel bedeutender. ES bringt nicht nur finanzielle Opfer, die über sein Vermögen hinauSgehen, sondern eL erschöpft auch phy sisch seine Bevölkerung. Hierfür ein kurzer Zahlenbeweis. Frankreich beansprucht noch heute dieselbe präponderirende Rolle in Europa zu spielen, welche cs in vergangenen Jahrhunderten gespielt hat. ES vergißt aber dabei einmal, daß die Eultur- vcrhältnisse in Europa sich seit jener Zeit bedeutend verschoben haben, und cs vergißt noch mehr, daß sich die materiellen Verhältnisse verschoben. Um das Jahr 1700 kamen in Europa nur in Betracht drei große Mächte, Deutschland, England, Frankreich. Deutschland zählte 19 500 000, England 9 000 000 und Frankreich 19 000 000 Einwohner. Frankreich repräscn- tirte somit 39 Proz. der gesammtcn, bei dem Kampf um die Hegemonie in Frage kommenden Bevölkerung. Mit dem Schluß der napoleonischen Kriege waren aus den drei „großen Mächten" fünf „Großmächte" geworden: Rußland, Oester reich, Preußen, Frankreich, England. Rußland hatte 45000000 Einwohner, Oesterreich 30 OM 000, Preußen 11 OM OM, Frankreich 29 MO OM, England 19 OM OM. Frankreich ver fügte somit nur noch über etwas weniger als 20 Proz. der Gcsammtmacht Europas. Jetzt ist daS Berhältniß noch weit ungünstiger geworden. Zu den alte« fünf ist eine neue sechste Großmacht hinzugckommcn, Italien. Und überall haben die BevölkerungSzahlen weit bedeutender als in Frankreich zuge nommen. Derart, daß Frankreich heute nur noch mit 12 Proz. der Gesammtbevölkerungszahl in die politische Wagschale fällt, während es für über 50 Proz. Ansprüche in den euro päischen Areopag mitbringt. In fünfzig Jahren wird nach menschlicher Berechnung das Mißvcrhältniß zwischen dem, was Frankreich will, und zwischen dem was er kann und wozu es berechtigt ist, noch weit größer sein. Da kommt nun ein Mann, der nicht unbedingt unter die Schwärmer und Schwätzer Italien. Wie eS kommt, daß die gegenwärtigen Festlichkeiten so erscheinen, als fänden sie zu Ehren deS französischen Geschwaders statt, das sich gestattet, anläßlich des Columbus-Jubiläums dem König von Italien seine Auiwartung zu machen? Die französische Regierung hatte bemerkt, daß einer der Dreibuud- staaren aus Furcht vor der Mehrausgabe für Bunkerkohle von der Flottenkundgebung ferngehalten hatte, die am 3. August von den Kriegsschiffen aller Völker in Palos stattfand zur Er innerung an die denkwürdige Ausfahrt der drei Caravellen. In Huelva drängten die Franzosen sich noch nicht vor, sie waren eben noch nicht vorbereitet, und die Südspanier erinnern sich noch zu gut, daß einst ein gewisser Admiral Villeneuve ihre Flotte mit befehligte und vernichten ließ. Aber in Genua, da lagen di- Dinge anders: eine leicht erregbare Presse im Verein mit dem unvermeidlichen Pöbel einer großen Hafen stadt war zu bearbeiten, eine politische Fraction steht den Franzosen in Italien zur Verfügung iür jede offene oder ge heime Action, und Geld ist stets vorhanden, wenn man von Paris aus etwas will. Es ist den Franzosen denn auch alles nach Wunsch gelungen, der Pöbel läßt Frankreich leben, so laut, daß man sich auf dem Admiralschiffe Rieuuicrs die Ohren zuhalten muß, trotz des Kanonendonners, und drinnen in der Stadt, in ganz Italien, wo es radicale Blätter und Blättchen gicbt, die während 8—14 Tagen die Bevölkerung in schwul stigen Aufsätzen auf das Herannahen des französischen Ge schwaders aufmerksam gemacht und ihr die großmüthig er wiesene Ehre dieses Besuches dargelegt hatten, wird das Material für die Berichterstattung nach außen dadurch fertig- gestellt, daß ein bisher völlig unbekanntes Blatt einen inaß- und würdevollen Aufsatz schreibt, des Inhalts, man möge vorsichtig sein und seine Sympathien nicht allzu laut kundgeben — die Sympathien für Frankreich natür lich —, der Augenblick sei ernst und der kleinste Zwischen fall könnte den Zweck vereiteln. Dieser vielleicht in Paris vereinbarte Aufsatz macht die Franzosen glauben, eS sei gewesen wie in Kronstadt, mit dem alleinigen Unterschied, daß diesmal die Kundgebungen gleichsam über die Köpfe der italie nischen Behörden hinweggingen. Wir wissen ganz genau, daß der Dämpfer nicht sehr nöthwendig war, daß die Zuschauer aus den mittleren und den besseren Ständen den Mob in Fransquillonismus, künstlichem oder echtem, zerschmelzen lassen und trotz des Hin- und HerfahrenS des französischen Geschwa ders, daS in solchen Fällen keine Sperren und Ketten kennt, auch die bescheiden dahinter liegenden Kriegsschiffe anderer Völker bemerken, worunter sich diesmal auch ein deutsches be finden soll, von dem man in diesem Falle aber wenig hört. Wer nun einigermaßen mit Preßverhältniffen vertraut ist, wird wahrnchmen können, wie die eingangs erwähnte Täuschung sich allenthalben verbreiten wird, mit Ausnahme Deutschlands, dem gegenüber die Telegraphen-Agentureu sich in acht nehmen, mit Ausnahme Oesterreichs und vielleicht mit Ausnahme Eng lands, wenn dessen Presse sich über de» wahren Thatbestand unterrichten will. Sonst überall wird die französische LcSart durchgehen. Wir wollten einmal unsere modernen Diplomaten, die sich mit realistischer Gleichgültigkeit über anscheinende Tagesgeschichle Deutsches Reich. Berlin, 9. September. Am 10. October d. I. werden die seit dem 6. Juli ruhenden Arbeiten der Commission für das bürgerliche Gesetzbuch wieder ausgenommen. Der «staats- secreiär im Reichsjustizamt, Geh. Rath Hanauer, dem bekannt lich aui einer Gebirgsrcise ein bedauerlicher Unfall zugestoßen war, ist vor einigen Tagen nahezu hergestellt, wieder hierher zurückgckehrt. Es steht zu hoffen, daß bis zum Wiederbeginn der Commissionsarbeiten der Staatssecretäc völlig in der Lage sein wird, dir Geschäfte der Commission weiter zu leiten. Diese hat, wie bekannt, am 1. April 1891 ihre Thätigkeit begonnen und zwar unter dem Vorsitz des damaligen Staatssecretürs im Reichsjustizamt von Oehlschläger, jetzigen Präsidenten des Reichsgerichts in Leipzig, von dem die Zusammensetzung und der Arbeitsplan der Commission ausgegangen war. Seine beiden Nachfolger Dr. Bosse und Geh. Rath Hanauer über- nahmen darauf den Vorsitz. Nach den übereinstimmenden Mittheilungen aus den Tabaksbau treibenden Gegenden werden wir, so schreibt man der „Volks-Zeitung" von fachmännischer Seite, in diesem Jahre mit einer Mißernte im Tabak zu rechnen haben. Da gleich zeitig ein sehr starker Rückgang der mit Tabak bebauten Flächen gegen die Vorjahre eingetreten ist, so wird der Ertrag der Tabakssteuer sehr bedeutend hinter dem Durchschnitt der letzten Jahre Zurückbleiben. Der Ausfall, welchen man wohl auf zwei bis drei Millionen Mark wird veranschlagen können, wird sich, da ein Theil der Steuer gestundet wird, aus die Etats der Jahre 1892/93 und 1893/94 verthcilcn. Es wäre aber ein Jrrthum, wenn man annehmen wollte, daß darunter die Ge- sammteinnahme des Reichs aus dem Tabak leiden würde, denn der Ausfall an inländischen Tabak wird wenigstens theilweise durch Mehreinfuhr fremder Tabake gedeckt werden müssen. Wahrscheinlich wird diese Mchreinfuhr allerdings in diesem Etatsjahr noch nicht in die Erscheinung treten. Um so größer wird aber die Mehreinfuhr von Tabak im EtatSjahr 1893/94 sein. Aus Paris wird uns geschrieben: „Mehr vielleicht noch als in Deutschland wird die bevorstehende deutsche Armeereform hier in Frankreich discutirt; weniger in der politischen TageS- prcsse, aber um so eifriger in den einschlägigen Fachkreisen und von demjenigen Theil der Nation, welcher, um mit dem Prä sidenten Carnot zu reden, mehr Patriotismus als Politik de- treibt. Die erste Nachricht von den gewaltigen Reformplänen der deutschen Regierungen schlug hier mit ähnlicher Wirkung in die Massen hinein, wie etwa der Blitz in eine friedlich weidende Hammclheerde. Alle Welt war covsternirt; niemand kam mit einer Ansicht heraus. Die Zeitungen brachten nur die nackte Notiz. Doch nein; zwei Leute hatten schnell einen Entschluß gefaßt: Rochefort im „Jntransigeant" und Cassagnac in der „Autoriio". Beide forderten Carnot und den Czarcn auf, aus der Sache einen oasu8 bolli zu machen und sofort an Deutschland den Krieg zu erklären. Die Militärs und auch diejenigen Politiker, welche etwas größere Politik treiben als Cassagnac'sche und Rochefort'sche Fractionspolitik, waren kalt blütiger. Bei ihnen hieß cs, man solle Deutschland nur vor- angehcn lassen; Frankreich werde das Resultat der Bestrebungen seines östlichen Nachbars abwarten. Entweder werde die zwei- . jährige Dienstzeit in Deutschland — denn die Einführung der zweijährigen Dienstzeit, gleich ob auf dem Wege der Gesetzgeb ung oder der der Verordnung, betrachtet man Hierals den Kern der deutschen Reform. — Entweder werde die zweijährige Dienstzeit in Deutschland die deutschen Armeen, an denen man in militärischen Kreisen hier bisher weit mehr die Qualität als die Quantität fürchtet, auf den Stand der französischen herabdrücken, als deren Schwäche alle Eingeweihten und Nicht- chauvinisten sehr gut die geringere Disciplin und die Ungleich artigkeit der Ausbildung kennen (eS stehen auf dem Papier nebeneinander Leute, welche drei Jahr, zwei Jahr, ein Jahr Straszenreinigung. Nach Z8 11 und 12 der Straßenordnung hat der Eigenthümer oder Verwalter eines Hauses, Gartens oder Gehöftes daiür zu sorgen, daß die Straße vor solchem jederzeit rein gehalten, bezw. gereinigt werde. ES muß dies in der ganzen Frontlänge deS Grundstücks, und zwar, sofern ein anderes HauS, Gehöfte oder Gartengrundstück gegenüber liegt, bis zur Mitte der Straße, wenn dies nicht der Fall, in deren voller Breite geschehen. Die Straße muß Sonnabends vor Eintritt der Dunkelheit und bei trockener Witterung nach vorherigem Besprengen gekehrt werden.