Suche löschen...
Hohensteiner Tageblatt : 26.08.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-08-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id184110793X-189208266
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id184110793X-18920826
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-184110793X-18920826
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohensteiner Tageblatt
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-08
- Tag 1892-08-26
-
Monat
1892-08
-
Jahr
1892
- Titel
- Hohensteiner Tageblatt : 26.08.1892
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
ihm eine Doktrin und Ideen bekämpfen, welche die meinigen find, und weil Stambulow mein Freund ist." Der Fürst fügte hinzu, daß er sich ein wenig al- Autokrat fühle und daß die- vielleicht sein Hauptfehler sei. „Da- große Verdienst Stambulow'S besteht darin, daß eS ihm vorzüglich gelungen ist, als Minister meinen Ideen eine constitutionclle Form zu geben!" Der Fürst erklärt die häufigen Komplotte in den letzten sechs Jahren durch die Lebhaftigkeit der politischen Eifersüchteleien und die Ungeduld einer panslawistischen Gruppe, welcher der Widerstand eines Fürsten hinderlich ist, der nur bulgarisch sein will. Er zweifelt nicht an seiner Popularität und seiner Macht. Er ist sicher, daß wenn er unterliegt, er nur durch den Dolch oder die Kugel eines Mörders falle und« weiß, von welcher Seite Europas sie kommen. Nichts desto- weniger ist er in seinen Ausdrücken bcz. Rußlands nicht so heftig wie Stambulow. Ei erklärt, daß sein Heer und die Staatseiorichtungen des Landes daS Werk des Ezaren Alexander II. seien und daß dieses Werk unangetastet geblieben ser. Er verlangt nur die Achtung seiner Unabhängigkeit; um diesen Preis würde Rußland keinen besseren Freund als tyn haben." Der Finanzminister Ratchowitch bestätigte bez. der letzten Ereignisse die Aeußerungen Stambulow'S und des Fürsten. Auch ersuchte die letzten Hinrichtungen zu rechtfertigen und wies darauf hin, mit welcher Loyalität und mit welchem Ernst die Gerichtsverhand lungen in dem letzten Proccsse geführt wurden. „Das Gesetz," so sagte er wörtlich, „muß in diesem Lande die Gewohnheit unterdrücken, sich politische Gegner durch den Dolch oder den Revolver vom Halse zu schaffen. Ich selbst wäre in dieser Weise beinahe in Giurgewo gefallen, wic Mantow in Rustschuk, Vulkowitsch in Konstantinopel und Bcltscheff in Sofia. Das muß endlich aushören!" Ja ähnlicher Weise äußerte sich der Minister des Auswärtigen Grecow, der hinzusügte, daß die Kriegsgerichte keine diabolische Erfindung Stambulow'S seien. Der Ministerpräsident habe sich von der türkischen Gesetzgebung beeinflussen lassen, welche noch iheilweise in diesem Lande in Kraft ist und strenger als überall daS politische Attentat be straft, und das sei eine nothwendige Vorsichtsmaßregel in einem Lande, wo die Opposition die schlechte Gewohnheit hat, mit den Waffen in der Hand ihr Endziel zu verfolgen. „Wir hätten, werden sie sagen, auf die türkische Tradition verzichten können. Aber wir haben das nicht gethan, weil die Sachlage uns dies nicht gestattete. Sie sind hier in Bulgarien und nicht in Frankreich. Haben Sie übrigens nicht auch bei Ihnen io Frankreich in gewissen Fällen gegen gewisse Personen Aus- nahmSgesctz: geschaffen? Ist Ihr Gesetz über den Aufenthalt der Prätendenten in Frankreich nicht eme Verletzung des ge meinen Rechts? Sie haben daS aber gethan, weil dieStaats- raisou Sie dazu »öthizte und Sie sind deshalb kein „Henker"! — ein Ausdruck, den gewisse französische Organe für die bul garischen Machthaber mit Vorliebe anwendco. Paris, 23. August. Das russisch-französische Fest im Tuileriengarten ist nun eodgiltig vcrunglückc. Nach den Er kundigungen, welche der „Figaro" beim Liquidator angcstellt hat, wird sich daS Defizit auf 92,000 Fres, belaufen. Gleich viel hält dieser Liquidator dafür, daß dem Festunternchmer Perrin keine Unehrtichkeit, sondern nur Leichtsinn zur Last zu legen sei. Dieser Perrin war gestern in Fontainebleau, um eine Audienz beim Präsidenten Carnot nachzusuchen, der ihn jedoch durch einen Hausofficier an den Arbeilsministcr Vielte verweisen ließ. Auch von diesem wurde er nicht empfangen. Die Existenz Perrio'S ist keine bcneidcnswerthe. Wenn er sich im Tuileriengarten zeigt, um mit dem Liquidator zu ver handeln, muß ihn die Polizei gegen die wüthenden Budeo desitzer, die ihr Geld in diesem Abenteuer verloren haben, be schützen. Er liefe sonst Gefahr, ins Wasser geworfen zu wer den. Umsonst versichert der Polizeicommissär V^con, der mit der Beaufsichtigung des Festes betraut worden war, daß Perrin bei weitem nicht so schuldig sei, wie behauptet worden, und daß er eS mit einer wahren Kabale zu thun gehabt Hobe. In der nächsten Zeit werden sich für Feste dieser Art nicht leicht Unternehmer finden. Stutzlanv. Petersburg, 21. August. Der Rcichsrath hat einem gegen den Kornwuchcr gerichteten Gesetz seine Zustimmung ertheilt, welches darauf auSgcht, den russischen Bauer vor der Land plage der Kulaks einigermaßen zu schützen. Danach wird mit Arrest und im Falle der Wiederholung mit Gefängnißstrase bedroht, wer sich damit beschäftigt, von Bauern Korn aufzu- kaufcn und dabei wissentlich die Nothlage des Verkäufers auS- nutzt. Die Festsitzung der Thatfragc ist vollkommen dem richterlichen Ermessen anheimgegeben, was, gewissenhafte Richter vorausgesetzt, als eia entschiedener Fortschritt bezeichnet wer de» muß. Doch kann man darüber sehr zweifelhaft sein, ob dieses Gesetz von wesentlichen Folgen >ür den Bauernstand sein wird. Denn zuvörderst darf nicht übersehen werden, daß der Dorfwuchcrer sich keineswegs darauf beschränkt, seine Opfer beim Ankauf von Korn auszusaugen, sondern die Pferde, das Vieh, das Ackergeräth und Feldsrüchle, wie Flachs, Hanf u. dgl. m, die nicht unter den Begriff des KornS fallen, kauft er auf oder läßt er sich gegen Lieferung von Branntwein und anderer Waare verpfänden, und hiergegen bietet jenes Gesetz keinen Schutz. Eine der beliebtesten Manipulationen besteht in Folgendem. Der Wucherer und Bauer treten vor Ge richt auf. Ersterer bringt eine Klage wegen Rückzahlung eines bestimmten Darlehns vor. Der Bauer erkennt die Forderung an, erklärt aber zugleich seine momentane Zahlung-- Unfähigkeit. Kläger siegt und erhält vom Friedensrichter einen VollstreckungSbe'ehl. Hat er denselben in der Tasche, dann erst wird zwischen den Contrahentcu das DarlchnSgeschäft, natürlich in einem bedeutend geringeren Betrage, als worauf der Voll- streckungSbefehl lautet, vollzogen. Das Wuchergeschäft ist mit hochobrigkeillicher Hülfe geschlossen. Gegen derartige Manipu lationen ist allerdings kein Kraut gewachsen, sie können nur beseitigt werden, wenn die ganze ökonomische Lage des Bauern gesunder würde, wenn man ihm anderweitig und billigeren Credit schaffte, wenn er namentlich von den drückendsten Steuern befreit würve, die meist die Veranlassung dazu bieten, daß er sich lieber dem Wucherer in die Arme wirft, als der die Steuer erhebenden Polizei zu verfallen, welche in ihren Steucrbeitrcib- ungSmittcln nicht sehr wählerisch ist. Ob die gegenwärtige Regierung, welche das „Bcamtenthum" immer mehr und mehr zur Alleinherrscherin macht, die Fähigkeit besitzt, die materielle Lage des Bauern zu heben, das ist eben die Frage. Das neue Gesetz ist noch kein Schritt auf dieser Bahn. Amerika. N^wyork, 24. August. Die Ordre ist jetzt erlassen, welche die Quarantainc über Hawburger Schiffe verhängt. Die Ver treter der Hamburger Linie befürchten, daß ihr Geschäft schwer geschädigt werde, da sitzt die Touristen heimkchren. Auch die Vertreter auderer Linieu besorgen, daß die Quarantainc bald auch auf ihre Schiffe ausgedehnt werde. Die erste Nachricht vom Auftreten der asiatischen Cholera in Hamburg hat hier eine kleine Panik verursucht. Vermischtes. DaS „B. T." schreibt: Der bekannte Kneipp'sche Malz kaffee bildete gestern die Veranlassung zu einer vor derFerien- strafkammer des Landgericht- I gefällten principiell wichtigen Entscheidung. Der Pfarrer Kneipp hat der Firma Franz Kath reiner'- Nachf. in München das alleinige Recht übertragen, den nach seiner Erfindung hergestellten „Kneipp'sche» Malzkaffee" in den Handel zu bringen und bei der Verpackung de- Fabri kat- sich seine- Bildnisse- und seiner Unterschrift als Schutz marke zu bedienen. Die Firma hat in Folge dessen ein Waarenzeichen gerichtlich eintragen lassen, in dessen Mitte das runde Medaillonbild de- Pfarrers Kneipp angebracht ist. Eine ganz ähnliche Verpackung, mit einem dem Kneipp'sche» gleich falls sehr ähnlichen Bildniß, wurde von dem Kaufmann Robert Baer in Berlin gleichfalls in den Handel gebracht. Hiergegen unternahm die Firma Kathreiner's Nachf. durch den Rechtsanwalt Dr. Haase gerichtliche Schritte, und dieser stellte gestern den Antrag auf einstweilige Verfügung. Der Kläger führte aus, daß cs gleich gültig sei, ob der Aufdruck und das in der Mitte befindliche Medaillovportrait von der echten Verpackung etwa- abweiche, denn jedenfalls habe die Absicht vorgewaltet, das Laienpublikum, welches die einzelnen Nüancen der Verpackung nicht so genau studire, in den Glauben zu versetzen, daß es den echten „Kneipp- fchen Malzkaffee" kaufe. Ein vom Gericht vernommener Zeuge bekundete nebenbei ausdrücklich, dak ihm beim Kaufe eines solchen Packeis versichert worden sei, daß dies „der echte Kueipp- sche Malzkaffee" sei. Auf Befragen des Vorsitzenden erklärte der Beklagte, daß der auf seiner Verpackung verewigte Herr Niels Detlefsen sein Schwiegervater sei. Im Uebrigen wurde von demVertreterdesBeklagtenauSgeführsidaßzwischen denbeiden Verpackungen doch erhebliche Unterschiede beständen, die dem Publi kum auffallen müßten. Der Gerichtshof, dem sowohl die beiden qu. Verpackungen als auch zahlreiche Verpackungen anderer Kaffcesurrozate zur Vergleichung vorgclegt wurden, entschied sich nach längerer Berathung dahin, daß, selbst wenn die beiden Verpackungen nicht in allen Punkten übereinstimmen sollte», doch im Sinne des Gesetzes schon um deswillen eine unbe fugte Nachahmung vorliege, weil zweifellos der Angeklagte lediglich die Absicht verfolgt habe, eine Täuschung des Publi kums Hervorzurusen. Es wurde deshalb dem Anträge des Klägers statlgcgeben und im Wege der einstweiligen Verfügung ausgesprochen, daß Beklagter sich fortan des Gebrauchs der qu. nachgeahmten Verpackung zu enthalten habe, widrigenfalls für jeden Fall dcS ZuwidcrhandelnS eine fiskalische Strafe von 30 Mark angedroyt wurde. Hamburg, 24. August. Die cholerineartigen Erkrankungen waren gestern Nachmittag noch im Zunchmcn begriffen, wo gegen, wie schon erwähnt, die Todesfälle etwas nachgelassen haben. Besonders stark heimgesucht sind die engeren Straßen und Höse. Aus einen, Hofe der Steinstraße allein wurde» gestern Nachmittag sechs erkrankte Personen abgeholt, von welchen eine gestorben ist. Auf recht mangelhafter Informa tion muß eine anderweitige Mittheilung beruhen, nach welcher gestern Morgen von 9—12 Uhr kein Todesfall coustatlrt worden ist, während doch an einer einzigen hiesigen Meldc- station nicht weniger als 35 Sterbefälle in Folge der Krank heit von Morgens 9 bis Mittags 1 Uhr bekannt gegeben worden sind, sowie 48 Erkrankungen; Fälle von starker Chole- rine nicht einmal gerechnet. In einzelnen Fällen haben Aerzte bereit- ohne Weiteres als Todesursache asiatische Cholera be zeichnet. Rücksichtslose Kenntnißgabc über den Stand der Dinge dürfte das einzig Richtige sein, damit das Publikum weiß, io welcher Gefahr cs schwebt. Da- städtische Kranken haus an der Lohmühlenstraße nahm gestern ebenfalls Kranke aus, indem das Eppeodorser Krankenhaus erheblich gefüllt sein soll. Uebrigens Hal auch die Krankheit bereits ihren Weg nach dem Hammerbrook und St. Georg genommen, selbst in die höher belegenen Gegenden. Aus einer Wohnung in derHohen- straße in St. Georg wurden gestern Nachmittag eine Frau mit ihren beiden noch jugendlichen Töchtern im Krankenwagen abgcholt, desgleichen Personen aus der Victoriastraße. In einigen Fällen ist auch heftige Choleriue durch unvernüostlgc Lebensweise constatirt worden. Jene Frau soll mit ihren beiden Töchtern nach Angabe von Nachbaren mehrere Pfund Zwetschen und Brod als MittagScssen genossen und Bier dazu getrunken haben. Einen recht unheimlichen Eindruck machten gestern die Kreuz und Quer durch die Straßen fahrenden Krankenwagen, sowie die einzelnen Gruppen von Menschen, welche namentlich vor den Höfen sich an,am melten und eifrig über die verheerende Krankheit debattirtcn. Heber die Zahl der Cholerafälle in Hamburg erhalten wir do: nachstehende Statistik von der Medicinalbehörde: Choleraverdächtige Erkrankungen und Todesfälle: 18 August 13 2 19. „ 16 6 20. „ 24 14 21. „ 31 15 22. „ 86 20 23. „ 49 18— 219 75 Altona, 23. August. Das Auftreten der asiatischen Cho lera ist auch in Altona amtlich in mehreren Fällen constatirt. Die Polizeibehörde hat sofort Maßregeln ergriffen, um eine Ausbreitung der Seuche zu verhindern. Um die städtischen Sanitäts-Einrichtungen und Krankcn-Jnstitute persönlich zu inspiciren, war Herr Regierungspräsident Zimmermann aus Schleswig in Altona anwesend. Besichtigt wurden die Haupt- Feuerwache und daS städtische Krankenhaus. Eine Poiizei- verordnung wird erlassen, die darauf hinweist, daß der Reinig ung der Rinnsteine, Höfe und Gänge, der Aborte in Her bergen, Schulen, Gasthöfen die größte Aufmerksamkeit zuge- wendet werden solle. Für die Beförderung von erkrankten Personen, die an Cholera oder Brechdurchfall leiden, in die Krankenhäuser kann jeder Zeit polizeiliche Hülfe in Anspruch genommen werden. Der Transport erfolgt innerhalb dez «Stadtbezirks Altona jeder Zeit kostenfrei durch die SanitätS- eolonnc der Feuerwache. Der Transport solcher Personen darf weder in Droschken noch durch die Pferdebahn erfolgen. Zuwiderhandlungen gegen diese Bestimmungen werden streng bestraft. Aus Schlesien, 22. August. Seit Menschcngedcnkcn er eignete sich nicht eine so große Menge von Feuersbrünsten und Wirbelstürmen, von Gewitter und Hagelschlägen als in den letzten sieben Tagen. Am allerschwersteu wurde die Ge gend von Rosdzin-Schoppinitz heimgesucht. Dort wüthete ein schrecklicher Orkan. In kurzer Zeit waren in Burowitz, Rosdzin und Schoppiuitz 20 Gebäude ihrer Dächer beraubt, Bäume, Sträucher, Zäune geknickt und Gebälk und Bcettcr bunt um« hergeworfen. In JosephSdors wurde der Arbeiter Pietzrba aus Klcin-Dombrowka von einem niederfallende» Dach erschlagen. Ein Mädchen und eine Frau wurden durch umherfliegcnde Holzstücke lebensgefährlich verletzt. Verheerende Windhosen und Hagelschläge werden aus Grünberg, Kreuzburg und O-lS gemeldet. Hier hatten die Hagelstücke die Größe von 8^/,em und ein Gewicht von 80g. Feuersbrünste und Waldbrände werden von der Riesevbaude am Fuße der Schneekoppe, aus Hermsdorf u. K., Raumburg a. B., Sachwitz, KönigSzclt, Wi- chendorf, Groß-Schmagrow, GebhardSdorf, Schreibersdorf und vielen anderen Ortschaften gemeldet. Sämmtliche Brände wur den durch die große Hitze begünstigt. Eisleben, 23. August. Der seinerzeit gemeldete Pcoceß wegen eines Gewinnes in der Schloßsreiheit - Lotterie ist jetzt vom Reichsgericht zu Gunsten deS Kläger- entschieden worden. Der Beklagte, ein Kaufmann m Mansfeld, ist zur Auszahlung deS Gcwinnavtheils nebst Zinse» und Zahlung der bedeuten den Kosten verurtheilt. Er handelte sich um ein Gesellschafts spiel von b/g verschiedenen Losen. Einem Spieler wurden die Nummern durch Postkarte mitgctheilt. Als in der ersten Zieh ung eine dieser Nummern mit 300000 Mk. gezogen war und der betreffend seinen Gewinnanthcil forderte, wurde ihm die überraschende Nachricht, daß ihm durch Adrcssenverwechslung Nummern mitgctheilt seien, an welchen er nicht bcthciligt wäre, er mithin auch keinen Antheil an dem Gewinne hätte. In dem Proccsse hatte die zweite Instanz, das OberlandeSgericht Naumburg, zu Gunsten des Beklagten entschieden. Aus Klausenburg wird über tollkühne Erlebnisse in einem Eisenbahn-Tunnel geschrieben: Zwei Studenten machten dieser Tage einen Ferienautflug nach Sztana bei Klauscnburg. Sie sollten auf ihrer Tour die langgestreckte Höhe von Sztana überschreiten, um zur Station zu gelangen, glaubten aber die Sache klüger anzustellen, wenn sie, statt über sden Berg zu schreiten, lieber den Tunnel benützten, den sich die Lokomotive Vorbehalten hat. Die beiden jungen Leute trabten denn Wohl gemuth, wenn auch im Finstern, durch den langen Tunnel, als sie von fernher daS Brausen des herankommenden SchncllzugeS vernahmcn. Im Tunnel gab es aber nur für die Lokomotive Raum, und die vorbeisauscnde Maschine mußte die beiden Wanderer nothwendig zermalmen. In der Todesangst rannten die jungen Leute vorwärts, dem freilich noch feroen Licht schimmer zu; der Eine von ihnen erinnerte sich, daß wohl eine und die andere Nische in der Felswand sein müsse, wohin sich die Bahnarbeiter zurückziehen können; er tastete sich also an der Wand hin ; er riß sich dabei die Finger blutig, aber er fand noch zeitig genug eine solche Nische, in welcher er sich unterbrachte. Sein Kamerad hatte diese Geistesgegenwart nicht; er raste vorwärts und in der Todesangst, die ihn erfaßt hatte, verlor er bald die Besinnung und stürzte hin. Aber der Maschinenführer des Schnellzuges hatte diesen Kampf um- Leben von der Ferne bemerkt; cr bremste mit allen ihm zur Verfügung stehenden Gewalten und — knapp einen Meter vor dem bewußtlos daliegcndcn Jüngling stand die Lokomo tive still. Die beiden jungen Leute werden wohl in rhrem Leben keine verbotenen Wege mehr gehen. Man schreibt der Frkf. Ztg.: Die Sceschlange hat diescs Jahr etwas lange aus sich warten lassen, aber dafür entspricht sie nun auch allen Forderungen, welche man an ein wirklich modernes Meerungeheucr stellen kann. Sie ist, dem Zuge unserer Zeit folgend, elektrisch geworden, wie man sich aus dem nachstehenden, augenscheinlich höchst wahrheitsgetreuen Bericht der „Progrcsso Jtalo-Americano" von New Jork überzeugen kann. „Der Kapitän Sullivan vom Lootsensqiff Jessie Cavill Nr. 10, welcher am Freitag Abend in diesem Hasen eingetroffen ist, hat in der Nacht auf den 25. Juli die seltsamste elektrische Erscheinung beobachtet, welche sich erdenken läßt. Er befand sich in jener Nacht 41° 28' nördlicher Breite und 65* westlicher Länge von Greenwich. Gegen 11 Uhr NachtS nahm cr einige Stöße wahr, die von einem Meerbebcn herzurühren schienen und denen einige Fluthwellen folgten. Dann erschien über dem Meere ein langer Lichtstreisen, welcher die Form einer vielfach gewundenen Schlange annahm. DaS Meer, welcher bi- dahin ziemlich hoch ging, fing an sich zu beruhigen und wurde sehr bald völlig glatt. Kein Lüftchen bewegte sich. Das Baro meter, welches seit achtundvierzig Stunden keinerlei Bewegung gezeigt hatte, begann auf einmal rasch zu steigen und dann wieder zu sinken. Der Lichtstreifen in Form einer Schlange begann um das Schiff heiumzukreiscn und eS ganz zu um schlingen. Uebcr dem Maste konnte man deutlich einen un geheuren Schlangenkopf wahrnchmcn. Das Ungethüm krümmte sich, als ob es nach einer Heute zu splingen beabsichtige. Dann aber verblaßte es nach und nach und verschwand zuletzt gänz lich. Die Erscheinung währte eme volle Stunde." Magdeburg, 21. August. Die Ernte an Gurken ist in unserer Provinz, die auf dem Gebiet der Gurkenconserven- Jndustrie tonangebend ist, vorzüglich. Der Handel ist in diesem Jahre sehr belebt. DaS Schock wird mit 1,10 mit 1,35 Mark bezahlt. Chicago, Ende Juli. Im Lager der Miliz von Penn- sylvanien war bekannt geworden, daß Frick, der Vertreter Carnegies, von einem Mörder schwer verwundet worden sei. Als der Oberstlieulenant Srreator, der das 10. Regiment be fehligt, auch feineu Soldaten hiervon MitthOlung machte, rief der 20jährige Jams, der in Fricke einen Tyrannen fah und keine Ahnung davon hatte, daß der Attentäter ein anarchistischer Tollhäusler sei: „Jungen, wir wollen ein dreimalige- Hoch ausblingen auf den Mann, der auf Frack geschossen hat. Hurrah!" Wie schwer der junge, aus guter Familie stammende Milizsoldat, ein Kaufmann, diesen Rui dügen mußte, bevor cr mit Schimpf und Schande aus dem Lager sortgejagt wurde, wird in einem Artikel der „Köln. Ztg.", d.r überschriebe» ist: „Spaziergänge in Amerika. Von Wilhelm dem Jrrfahrer" wie folgt geschildert: „. . . . I tzt war das Regiment bei sammen, und Oberst Sleator sprach die Truppen an: „Als vor wenigen Minuten der Angriff auf das Leben dcS Herrn Frick gemeldet wurde, wollte ein Mitglied des Regiments den Mörder dreimal hochlebcn lassen. Ich wünsche, daß dieser Mann zwei Schritte vortrete." Ein Nesis Schweigen folgte. Niemand rührte sich. „Ich kenne den Mann", fuhr der Oberst wn, „und es kann ihm nicht- nützen, wenn er schweigt. Ich befehle ihm, soion vorzutreten." Noch ein banger Augenblick schweigender Erwartung, und nun trat Thomas Jams vor, falutirte und verblieb in der Haltung einer Manne-, der eine» Beiehl erwartet. Der Oberst ging auf Jams zu. Er nahm sein Taschenmesser heraus und schnitt, während die Truppe in schwülem Schweigen zusah, bedächtig die Knöpfe von der Uniform des Soldaten. Nun war der Oberst fertig und steckte sein Messer wieder ein. Er trat zurück und blickte auf den entehrten jungen Manu. Dieser salutirte in der achtungS-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)