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HohMeiner Tageblatt Erscheint dd 4 LUM' d Inserate jeden Wochentag abends für den folgenden VM W MM U nehmen die Expedition bis Vorm. 10 Uh, Tag und kostet durch die Austräger pro WMAI^ W VA KUN W M V HA ^ZÄ, 11 1111^ I sowie für Auswärts alle Austräger, deSgl. Quartal Mk. 1.40; durch die PostMt. 1.50 U U U alle Annoncen-Expeditionen zu Original- frei ins Haus. r V Preisen entgegen. Hohensterrr-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Luga«, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rurdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Leukersdorf, Seisersdorf, Erlbach, Kirchberg, Pleisza, Reichenbach, Gmmbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Hüttengrund u. s. w. Amtsblatt für den Verwaltungsbezirk -es Stadtrathes zu Hohenstein. Rr. 204 Freitag den 2. September 1882. 42. Jahrgang. Alldeutschland hat den Bau geweiht Mit seinen! besten Blute. Nun hält es fest für alle Zeit An dein errung'nen Gute. Es hat zur Einheit und zur Kraft Den Weg zurück gesunden Und freut sich der Errungenschaft Zn dieses Festes Stunden. — Alldeutschland will der Herzen Dank Des Reichs Erbauern spenden, Dank will es auch im Glockenklang Empor zum Himmel senden. Und wenn zum Jubel sich erhebt Das Denken und Empfinden: Es ist der Dank, -er uns belebt, Und den wir laut verkünden. — Nicht nur im Wort und Liedersang Laßt diesen Tag uns preisen: Wir wollen unsrer Herzen Dank Durch unser Thun beweisen. — Treu, einig und unwandelbar Seid für das ganze Leben Zm Glück, in Noth und in Gefahr Dem Vaterland ergeben! Nicht Ruhmesdurst und Thatenlust Soll unser Handeln lenken, Doch stolz hebt sich -es Mannes Brust Zn freu-igem Gedenken. Und braust es einst dem Sturme gleich, Dann kämpfen wir auf's Neue „Mit Gott für Kaiser und für Reich" Zn alter deutscher Treue! — Und wieder klingt's von Thurm zu Thurm Und hallt Lurch alle Lande. — Heut gilt es keinem Kriegessturm Und keinem Weltenbrande. Nicht Ruhmesdurst und Kampfeslust Soll unser Handeln lenken, Doch stolz hebt sich des Mannes Brust Zn freudigem Gedenken. Wohl rauscht die Fluth, wohl braust das Meer, Die Zeit wogt auf und nieder, Und manches Werk, so hoch und hehr, Versank und kehrt nicht wieder. Doch wie der Fels im Meere ragt, Germania, sturm-verbündet, Und wie die Fluth auch spült und nagt: Zhr Reich steht festbegründet! Bekanntmachung. Aus Anlaß der Sedanseier werden die RathScxpeditionen am 2. September cr. 4 Uhr nachmittags geschloffen. Hohenstein, den 31. August 1892. Der Stadtrat h. vr. Backofen. Bekanntmachung. Am heutigen Tage ist Herr Max Löffler, bisher Stadtkassenkontroleur in Puls nitz, als Stadttaffenkontroleur in Pflicht genommen worden. Hohenstein, den 1. September 1892. Der Stadtrat h. vr. Backofen. Sedanfeier in der Schule zu Hohenstein. Die hiesige Volksschule veranstaltet Freitag, den L. September, von vor mittags Itt Uhr an im Schulsaale zur Erinnerung an die siegieiche Erhebung unseres Volkes in den Jahren 1870 und 71 einen öffentlichen Festakttts. Zur Theilnahme an demselben beehren wir uns hierdurch crgebenst eiuzuladeu. Hohenstein, den 29. August 1892. Das Lehrerkollegium. F. Dietze, Direktor. Bekanntmachung. Nachdem auch in diesem Jahre wieder seitens des Publikums die Hochfürstlich Schön- burgischen Waldungen und spccicll die jüngeren und jüngsten Waldculturflächen in der über triebensten und schonungslosesten Weise gelegentlich des Sammelns von Beeren und eventuell Pilzen be- und zertreten worden, so wird hiermit am Hohen Befehl bekannt gegeben, daß es, vom Tage dieser Bekanntmachung ab, nur noch gestattet ist, Montags, Mittwochs und Sonnabends Beeren und Pilze in den fürstlichen Waldungen zu sammel«. Zuwiderhandlungen, sowie Beschädigungen der Waldsudstanz rc. werden unoachsichtlich zur Bestrafung anhängig gemacht werden. Fürstliche Revierverwaltung Oberwaldenburg, am 30. August 1892. Schrödter. Ein überschlagenes Blatt Geschichte. Zur Erinnerung an die Tage von Sedan. Einst war Waterloo das Ziel vieler Reisenden, die das Schlachtfeld besuchten, «uf welchem Napoleon 1815 seine letzte entscheidende Niederlage durch die verbündete englisch-preußische Waffenmacht erhalten hatte. Seit 22 Jahren ist cS in ähn lichem Sinne Sedan. Wohl ein jeder dieser Besucher folgt auch da den Spuren der Geschichte, die in weitem Umkreis der Festung unter dem Blitz und Donner der furchtbarsten Artilleriemaffe, die jemals ein Schlachtfeld gesehen, der napoleonischenKomödie einen hcroischtragischen Abschluß bereitete. Es sind die Stationen, die Louis Napoleon nach seinem Golgatha abschrciten mußte. Nach dem brennenden Sedan kam Donchery mit dem Hause des Webers, wo der seiner Armee rechtzeitig entwichene Kaiser in der Frühe des 2. September mit dem Grafen Bis marck unterhandelte. Alles war für ihn verloren, die Macht und auch die Ehre; aber der abenteuerliche, phantastische Geist LouiS Napoleons hoffte im Geheimen doch noch, daß ihm die angerusenc Großmuly des Siegers einen Weg zur Rettung seiner Dynastie öffnen werde. Der deutsche Staatsmann, der sich nur au die Thatsache hielt, enttäuschte ihn. Er sah nur einen Kriegsgefangenen vor sich und nichts weiter. Louis Napoleon, dem Politik stets nur ein leichtfertiges Spiel ge wesen, wurde cs schwer, auch das Verlorene tragisch zu nehmen. Aber es war ihm doch schmerzlich, auf einmal all' die Herrlich keit von achtzehn Jahren in Nichts zerflossen sehen zu müssen. Zum Abschied schenkte er der Webersfrau, in deren Sonntags stube er seine Kaisermacht als verwirkt erkannte, fünf Napoleon dors. Doch eS waren gar keine. Die Goldstücke tragen nicht sein Bildniß; nicht einmal dies konnte er einer französischen Frau noch zum Andenken hinterlassen. Es waren italienische, belgische und Zwanzig-FrancSstücke aus der Zeit Karls X., die er ihr gab. Nach Donchery war die nächste Station, das Schlößchen Bellevue. Hier kamen der besiegte Kaiser und König Wilhelm zu einer Unterredung zusammen. Auch hierbei eröffnete sich für Louis Napoleon keine andere Aussicht, als aut die Kriegs gefangenschaft auf WilhelmShöhe. Der König verließ ihn, um seine siegreichen Truppen zu begrüßen; der Kaiser blieb in Bellevue, um am nächsten Morgen von preußischen Soldaten nach dem Ort seinerBestimmung inDeutschland gebracht zu werden. Um sieben Uhr in der Frühe am 3. September bestieg er seinen Wagen. In demselben war er TagS zuvor mit einigen Beglertern gekommen. Statt ihrer nahmen j'tzt General von Boyen und Graf von Lynar darin Platz Ein Zug preußischer Gardehusaren zog vorauf, ein anderer hinter her. So ging es der nahen belgischen Grenze zu, um die Eisenbahn nach Lüttich zu erreichen. Auf dieser Fahrt mußten fast alle Hauptpunkte des Schlachtfeldes berührt werden. Aber Louis Napoleon hatte den Wagen schließen lassen, weil es stark und anhaltend regnete. Langsam nur ging es vorwärts, denn die Landstraße war überfüllt von deutschen Truppen, die bereits zum Marsch nach Paris aufgebrochen waren. Das letzte französische Dorf war La Chapelle; eine kleine Slein- brücke führt von da auf belgisches Gebiet. Belgische Ulanen unter Oberst Chazal empfingen den Gefangenen und bildeten statt der zurückgebliebenen preußischen Husaren die Eskorte nach Bouillon. Erst um fünf Uhr Nachmittags kam man dort an, und hier sollte vor der Eisenbahnfahrt nach Deutschland die letzte Station LouiS Napoleon sein, wenig beachtet von Den jenigen, welche in Sedan und BazaillcS, bei Donchery und Bellevue in der Erinnerung den Verlauf des großen Ereignisses vom 2. September 1870 verfolgen, last vergessen oder als nur noch bedeutungslos mclstentheilS gar nicht gekannt. N ich dem 2 September, der alle Welt in die höchste Bewegung versetzte, war ja kaum der 4. September, an dem in Parr» das Nach- jprel von Sedan mit der Proklamirung der R publik statlfand, von allgemeiner, tiefgreifender Wirkung. Bouillon ist eine kleine Stadt im belgischen Luxemburg zwischen steilen Ardcnncnbergen und mit einem alten Schloß auf hohem Felskopf, von wo einst Gottfried von Bouillon sein kleines Herzogtum beherrschte, ehe er an die Spitze des ersten Kreuzzuges trat und Eroberer Jerusalems wurde. Der sonst so stille und friedliche Ort hatte durch die Kämpfe um Sedan ein kriegerisches und äußerst belebtes Aussehen erhalten. Von den nahen französischen Grenzorten war dahin entflohen, wer konnte, eine Menge Bauern vor Allem, jdie mit ihrem mit genommenen Vieh bei der Stadt im Freien ihr Lager errichtet hallen. Dazu eine kleine Besatzung zum Schutz der neutralen Grenze, und viele Fremde, welche bereits daS Schlachtfeld be sucht hatten oder dre cs jetzt erst besuchen wollten. Alles war natürlich überfüllt und ein Qrarticr nicht um schweres Geld zu finden. Jndrssen wurde mit militärischem Machtwort ein solches sür Louis Napoleon und seine preußische Eskorte in dem be scheidenen Gasthof „zur Post" beschafft. Er erhielt im ersten Geschoß ein großes Zimmer mit drei Fenstern und einem Bett, schlicht ausgestatlet, wie es in solchen ländlichen Gasthöfen zu sein pflegt, über dem Kamin auch eine Lithographie in Rah men, welche Rougct de l'Jsle darstellte, wie er die von ihm gedichtete Marseillaise vortrug.