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Diethensdors: 1) Gartengut (Wohn- und WirthschaftSgebäude und Flurstücke), 4950 M.; 2) Feld, Wiese und Holz, 2732 Mark. Lichtenstein: Strumpfwirker Gustav Adolpb Windisch'- Grundstück (Wohnhaus mit Garten) in Rödlitz, 7672 Mark. Freitag, den 15. Juli. Dresden: Baugewerke Johann Carl Grundmann's Grundstück (Wohngebäude mit Seitenflügel und Schuppen, Hoiraum und Gartenland) daselbst (Kaulbachstraße Rr. 15), 98,020 M. Freiberg: Auguste Emilie verw. H-y-t geb. Börneri's Haus- und Gartengrundstück in Friedebura, 9000 M. Scheibenberg: Anton Moritz Riedel'S Grundstück (Wohnhaus mit Garten) in Crottendorf, 9800 M. Grimma: Johann Hermann Bade'S Grundstück (Gebäude, Garten und Feld) in Beiersdorf, 3600 M. Burgstädt: Fleischer Franz Linus Hößler's Grundstück (Wohn- und Nebengebäude mit Schlachtanlage) daselbst, 8750 M. Colditz: Bahnarbeiter Carl Moritz Weise's Nachlaßgrundstücke in Leisenau bez. Kleinbothen: 1) Hausgrundstück 4000 M.; 2) Feld- und Wicsenqrundstück, 750 M.; 3) Fcldgrundstück, 1200 M. Sonnabend, den 16 Juli. Bautzen: Marie verchel. Lehmaunn geb. Lorenz gehör., im wirthschaftlichen Zusammenhänge stehenden Grundstücke in Cortnitz bez. Baruth: 1) Kleingärtnernahrung; 2) Feldgrund stück, 3) Wiesen- und Feldgrundstück, zusammen 3670 Mark. Dresden: Ernestine Mane v-rehel. Neumann geb. Ehrentram'S Grundstück (Wohnhaus nebst Garten) in Strehlen (an der Hermannstraße gelegen), 23,709 M. Rochlitz: Friedrich Oswald Helbig'S Grundstück in Dölitzsch, 10,000 M. Auerbach: Fabrik arbeiter Christian Robert Georgi's Hausgrundstück in Rothen kirchen, 2800 M. Burgstädt: Friedrich Wilhelm Wächtler'- Grundstück (Mühle mit Wirthschaftsgebäude und Garten) in Burkersdorf, 19,430 M. Borna: Julius Franz Buschmann'» Grundstück (Wohn-, Stall-, Scheunen- und Schuppengebäude) in Haulwitz (bez. Borna), 7628 M. 50 Pf. Zahlungseinstellungen. Firma R. Schmidt u. Co., Inhaber R. Schmidt und G. Siemers, selterwaffer- sabrikantcn, Altona, Hamburg. Louis Papcnberg, Huihändler, Braunschweig. Edmund Babel, Kaufmann, Rengerrdorf. A. Riechers u. Co., Comm.-Geschäft, Hamburg. L. Hiltmann, in Firma Gebr. Hiltmann, Fabrikant, Luckenwalde. Gustav MarowSki, Kaufmann, Magdeburg. Stewart Schrader (in Firma Wiegand u. Röer, Kaufmann, Nordhausen. Josef Richard Liese, Kaufmann, Osnabrück. Friedrich Moritz, Handels gesellschaft, Peiskretscham. Tobias Löffler, Samenhändler, Gönningen. Carl Salinger, Kaufmann, Berlin. Jacob Wil helm Werner, Kaufmann, Erfurt. Franz Rakoczy, Kaufmann, Zawodzie. Anton Saenger, Holz- und Kohlenhändler (Nach laß), Königsberg. Firma Albert Steynes, Inhaber A. SteyneS und L. Heunannsberg, Kaufleute, Crefeld. Friedrich Flügge, Kaufmann, Lüchow. Otto Kasel, Kaufmann, Beckingen. Georg Gebhardt, Kaufmann, Straßburg i. E. Franz Julius Richter, Kaufmann, Inhaber der Drahtwaarenfabrik unter der Firma: „F. I. Richter", Leipzig-Reudnitz. Adolf Friedrich Jährling, Boaiabrikant, Inhaber einer Bvafabrik zu Leipzig-Lindenau und eine- Boavcrkaufsgeschästes on gro8 in Leipzig. Johanne Friederike Wilhelmine verchel. Otto geb. Hemmann, Inhaberin eines Herrenschneidereigeschäftes, Nachlaß, Leipzig. Otto Paul Teichwitz, Bäckermeister, Leipzig-Neustadt. Karl Ferdinand Heger, Mühlenbesitzer, Hainewalde. Friedrich Richard Bey reuther, Maschinen-Fabrikant, Lommatzsch. Johann Gottlieb Heinke, Maurer und Strumpfwirker, Nachlaß, Chursdorf. — Aufgehoben: Carl Gustav Otto, Korbmacher und Korb- waarenhändler, Meißen. Friedrich Ernst Hofmann, Haus besitzer und Bauunternehmer, Stockhausen. August Reinhard Geipel, Strumpfsabrikant, in Firma „R. Geipel", Zwönitz. Chemnitzer Schlacht- und Viehhof, vom 11. Juli. Auftrieb: 244 Rinder, 493 Landschweine, 173 ungar. Schweine, 100 Kälber, 178 Hammel. Dem Markte waren heute 47 Rinder, 55 Landschwcine mehr, dagegen 25 ungar. Schweine, 30 Kälber und 128 Hammel weniger zugeführt worden, als vor 8 Tagen. Das Geschäft war in Rindern mittelmäßig, in Schweinen und Kälbern gut und in Hammeln langsam. Für Rinder, ungar. Schweine und Hammel zahlte man an nähernd dieselben, sür Kälber niedrigere und für Landschweine höhere Preise al- damals. In Rindern, ungarischen Schweinen und Hammeln blieb Ueberstand. Preise: Rinder 1. Qual. 62—65 M, Ausnahmen höher, 2. Qual. 53- 60 M. und 3. 45—50 M. sür 100 Pfd. Schlachtgewicht. Landschweine 57—61 M. sür 100 Pfd. leb. Gewicht bei 40 Pfd. Tara pro Stück. Ungar. Schweine: 50—52 M. für 100 Pfd. Schlachtgewicht. Kälber 56—59 M für 100 Pfd. Schlachtgewicht. Hammel 28—32 M. sür 100 Pfd. leb. Gewicht. In öffentlicher Verhandlung vor dem König!. Landgericht zu Zwickau räumte der wegen Diebstahls rückfällige, am 28. Ium 1872 zu Ernstthal geborene und daselbst wohnhafte Hand arbeiter Leon Louis Lange ein, in Langenberg am 16. Juni d. I. dem Feuermann Anton Mox Hahn aus dessen Wohnung einen demselben gehörigen Geldbetrag von 26 Mark gestohlen zu haben. Der Gerichtshof erkannte deshalb auf eine Gefäng- nißstrafe von 9 Monaten. Oberlungwitz, 12. Juli. Gestern wurde auf dem Trinitatis- kirchhof zu Dresden ein Mann zur kühlen Ruh' gebracht, der sich um unsern Ort hochverdient gemacht hat und dessen An denken noch lange im Gedächtniß unserer Ortsbewohner leben wird. Es war Herr Pastor emor. Lange, der in vergangner Woche nach langem und schwerem Leiden verschieden war. Von Oberlungwitz gaben ihm das letzte Geleite Herr Pastor Laube, Cantor Kühnert, Oberlehrer Scheffler, sowie eine Depu tation des Klichenvorstanves, bestehend aus den Herren Franke, Werner und Löffler. Herr Pastor Laube rief dem selig Ent schlafenen die letzten Scheidegrüße der Gemeinde Oberlungwitz nach. — Das Gedenken des Gerechten bleibet in Segen. Unter Ausschluß der Oeffentlichkeit kam am Montag eine Strafsache gegen den am 11. Mai 1863 in Nödliy bei Lichten stein geborenen, im Jahre 1880 mit 3 Monaten Gefängniß vorbestraften Tischler und Gergmvaliden August Friedrich Meyer aus Oelsnitz im Erzgebirge zur Verhandlung, welcher angcklagt war, am Nachmittag deS 24. März 1892 auf dem Wege zwischen Höhlteich und Zschocken zum Nachtheile der 66 Jahre alten verw. W. aus Zschocke» eines Verbrechens gegen die Sittlichkeit im Sinne des § 177 des Reichsstrafgesetzvuchs sich schuldig gemacht zu haben. Gemäß dem die einzige Schuld- srage bejahenden Wahrspruche der Geschworenen wurde der Angeklagte, welcher bereits im Jahre 1887 wegen gleichen Verbrechens sich vor dem Chemnitzer Schwurgerichte zu ver antworten hatte, damals aber freigefpwchcn wurde, wegen des gedachten Verbrechens mit achtjähriger Zuchthausstrafe belegt, auch der Ausübung der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 10 Jahren für verlustig erklärt. Bei dem am Sonntag Vormittag aus dem Marktplatz in Waldenburg vorgenommenen Probereiten des Reiterzugcs, welcher nächsten Donnerstag den Wagen Sr. Majestät des Königs bei seiner Fahrt in die Stadt vorangehen soll, ereignete sich leider ein bedauerlicher Unfall. Als der Zug am Rath. Hause angekommen war, bäumte sich plötzlich ein Pferd, das selbe verlor das Gleichgewicht und stürzte seitwärts nieber, wobei eS am Kopfe derartige Verletzungen davontrug, daß es todt liegen blieb. Das Bockwaer PulvcrhauS, welcher am Sonnabend in die Lust flog, war von Herrn Kausmann Julius Friedrich in Zwickau erpachtet und es befanden sich ca. 80 Centuer Pulver darin. Dynamit wurde dort nicht auibewahrt, wie dies über haupt seit Erbauen des Pulverhauses dort noch nicht geschehen ist. Die Explosionsstätte zeigt eine kesselartige Vertiefung. Die umliegenden Felder sind wie abrasirt, mit Steinen und Schutt überdeckt. Wie mitgetheilt wird, ist Herr Friedrich nicht verflichtst, den Besitzern von Grundstücken etwaigen durch die Explosion verursachten Schaden zu ersetzen. Die Ursache der Explosion konnte nicht festgestcllt werden. Bei Betreten des Pulverhauses ist stets die größte Vorsicht beobachtet worden, fo auch am Sonnabend Vormittag, wo noch um 11 Uhr zwei Leute, welche seit vielen Jahren mit der Entnahme von Pulver betraut, das Pulverhaus verlassen haben. Die Explosion er folgte bekanntlich erst um 1 Uhr. Wie geschrieben wird, befand sich bei der Explosion ein Maulwurfsfänger in der Nähe des PulverhauseS; oerselbe wurde durch den Luftdruck umgeworfen und ihm das Schurzleder, da- er umgebunden, vollständig zer rissen, sonst aber kam er mit dem bloßen Schrecken davon. Häuser in ziemlicher Entfernung sind stark mitgenommen, die Dächer zerstört und alle Fenster eingedrückt. Bis Wilkau und Cainsdorf sind die Spuren der Explosion zu bemerken, auch in Zwickau sind Fensterscheiben zersprungen. Die Fabrikarbeiterin Josepha Tschach, geboren am 5. März 1868 zu Platten in Böhmen, seit 5 Jahren in Crimmitschau in Arbeit, hatte sich am 9. Juli vor dem König!. Schwurge- richlLhofe zu Zwickau deshalb zu verantworten, weil sie versucht hat, ihr am 30. Januar d. I. außer der Ehe geborenes Kind zu ermorden. Diese- Kind wurde von ihr der Christiane Ca roline verchel. Schnorr in Crimmitschau zur Pflege übergeben. Sie hatte ihr dafür wöchentlich 4 Mark zu entrichten. Ihr eigener Wochenlohn, den sie in einer Buckskinfabrik als Wolferin verdiente, betrug 9 Mark. ErziehungSbeiträge hat sie von dem Vater ihres Kindes, einem jetzt in Zwickau aufhältlichen Musiker, nicht erhalten, weil dieser die Vaterschait ablehnte. Sie ist in Schulden gerathen, dos Kind ist ihr zur Last geworden und schließlich ist ihr, wie sie selbst zugiebt, der Gedanke gekommen, das Kinb aus der Welt zu schaffen. Dem Gedanken folgte nur zu bald die That, doch gelang ihr der Versuch, ihr Kind mit einem flüssigen Phosphorbrei zu vergiften und zu tödten nicht, weil das Kind unruhig gewesen und die Pflegemutter desselben, die verchel. Schnorr, hinzugekommen ist. Der tödt- liche Brei ist anscheinend nur an die Backe des Kindes, viel leicht auch an die Lippen desselben gekommen, irgend welchen Schaden hat dasselbe aber nicht gehabt. — Die Schuldstage wurde bejaht und die Angeklagte demzufolge wegen versuchten Mordes zu einer Zuchthausstrafe von 4 Jahren verunheilt, auch der bürgerlichen Ehrenrechte auf 6 Jahre für verlustig er klärt. Von der erlittenen Untersuchungshaft rechnete man ihr 1 Monat auf die erkannte Strast an. Der am 5. Dezember 1849 in Gösau geborene, in Crimmitschau wohnhafte Kutscher Hermann Baumgärtel, welcher die Absicht gehabt haben soll, seine Ehefrau mit sieben Kindern sitzen zu lassen, und mit einer ledigen Frauensperson nach Amerika auszuwandcrn, wird diesen Plan für längere Zeit aufgeben müssen, da man ihn am 9. Juli vor der Schwurge- richtSsitzung zu Zwickau des Meineides schuldig erklärte und wider ihn auf 4 Jahre Zuchthausstrafe und 6 Jahre Ehrcn- rechtSverluste erkannte. Man wies ihm nach, daß er am 18. August 1884 in Crimmitschau wissentlich einen ihm austrlegten Eid, einen sogenannten OffenbarungSeid, falsch geschworen hat. Diesen Eid hat er abgcleistet, nachdem er im SchwörungStermine ein Vermögensverzeichniß vorgelegt hatte, nach welchem er nur eine Anzahl Kleidungsstücke und Möbels, besitzen sollte. In Wahrheit war er aber damals noch im Besitze einer Sparkassen buchs mit einer Einlage von 949 Mark 30Pfg. und hat die selbe nur verschwiegen, um sie den Angriffen eines Gläubigers zu entziehen. Seine Ausflüchte waren völlig nutzlos. Ucbrigens erhielt er auf seine Strast einen Monat der erlittenen Unter suchungshaft angcrcchnet. Dcr Geschirrsührer Gustav Wilhelm Weißflog aus Raschau wurde am 9. Juli von der Strafkammer II des König!. Land gerichts zu Zwickau wegen fahrlässiger Gefährdung eines Eisen bahntransportes zu einer Gcfängnißstrafe von 3 Monaten ver- urtheilt. Aus der Beweisaufnahme ging Folgendes hervor: Weißflog ist am 19. April d. I, vormittags gegen 11 Uhr, auf dec Straße von Wildenau nach Grünstädtel zu mit einem hohen, mit etwa 40 Centncr Kohlen beladenen und von zwei Pferden gezogenen Lastwagen gefahren gekommen. Trotzdem er nun wußte, daß um die angegebene Zeit ein Zug der Annaberg-Schwarzcnberger Staatseisenbahn, bei Station 228 die von Wildenau nach Grünstädtel führende Straße schneidet, hat er ben dort befindlichen Bahnübergang aus dcr Fahrt von Annaberg nach Schwarzenberg passirt und auf den herankom- mendcn und von der Straße vor dem Bahnübergänge aus au' eine Entfernung von mindestens 300 bis 400 Meter sichtbaren Personenzug nicht geachtet, weiter auch vor dem Bahnübergänge nicht gehalten, vielmehr ohne Rücksicht auf den nur etwa 30 bis 40 Meter entfernten Zug sein Fuhrwerk auf den Uebergang geführt. Die Folge ist gewesen, daß die Lokomotive, deren Führer den Zug bei dem großen Gefälle der Bahnstrecke trotz wiederholten Bremsens nicht rechtzeitig zum Halten bringen konnte, den Hinteren Theil des Wcißflog'schcn „Lastwagens" erfaßt und das rechte Hinterrad von demselben abgerissen Hai. Außerdem sind von der Lokomotive ein Puffer und ein an der Aufstcigestelle anzebrachier Tritt weggerissen worden. Eine Zugsentgleisung würde wahrscheinlich stattgcfundcn haben, wenn nicht zum Glück durch das Bremsen die Fahrgeschwindigkeit des Zuges erheblich vermindert worden wäre. Einen größeren Menschcnauflauf veranlaßte am Sonntag Nachmittag die Fortschaffung einer KindeSlcichc aus dem Hause Schießberg Nr. 21 zu Plauen i. V. Wie gemeldet wird, han delte es sich um die polizeilichcrseits veranlaßte Ucbcrführung der Leiche bes Schulknabcn Paul Teichmann der zweiten-Bezirks- schule in die Leichenhalle, welche die Angehörigen nicht gleich zugeben wollten, weil sic der Meinung sind, daß das Kind infolge von Züchtigungen, die cS von seinen Lehrern in der Schule erfahren hat, verstorben sei. Erst, nachdem der anwe sende Polizcibcamte den Leuten wiederholt vorgestcllt hatte, daß die Uebersührung dcr Leiche ja gerade zu dem Zwecke ge schehe, um die gerichtliche Untersuchung und die Sektion der Leiche in die Wege leiten zu können, und daß die Lehrer ge- wiß streng bestraft werden würden, falls sich ihre Schuld wirk ¬ lich ergäbe, willigte man in die Fortschaffung der Leiche. — Das Gerücht, daß ein 13jährigcr Knabe von seinen Lchreru in der Schule schwer gezüchtigt und infolge dieser Züchtigung noch an demselben Tage verstorben sei, verbreitete sich übrigen» am Sonntag Morgen bald in der ganzen Stadt. Die Schuld dcr Lehrer ist jedoch noch keineswegs erwiesen. Die Nacht zum Sonntag war für die Bewohner Zschopaus sehr aufregend. Gegen VzH Uhr verkündeten Alarmsignale den Ausbruch eines Schadenfeuers in der Stadt, als desseS Herd man bald das dem Getreidehändler Weigelt gehörige und am Brühl gelegene Hausgrundstück fand. DaS Feuer, dar sich innerhalb weniger Minuten nicht nur über da» ganze Haus, sondern auch über die an beiden Seiten angrenzenden Wohnhäuser des Webermeisters Rösch und der Schuhmacher- meisterswittwe Fritzsche verbreitete und einem ungeheuren Gluth- Herd glich, vermochten die sofort herbeigeeilte freiwillige Feuer wehr und die Bodemersche Fabrikfeuerwehr nicht mehr zu löschen. Die Rettungsmannschaften beschränkten sich lediglich auf mög lichste Rettung der angrenzenden, sowie der gegenüberliegenden Häuser. Doch auch dies gelang trotz äußerster Anstrengung nur zum Theil. Mit unglaublicher Schnelligkeit lief das Feuer von HauS zu Haus und ergriff außer den genannten auch noch die Hausgrundstücke des Schuhmachermeisters Seitz und des Kürschners Weber. Um dem Brande Einhalt zu thun, sah sich die Feuerwehr gcvöthigt, nicht nur das Dach des Bäckermeister Rcichelschcn Hauses abzudecken, sondern auch mit dem Nieder reißen des in der Rosengasse gelegenen Tuchmachermeister Gcyfchen Wohnhauses zu beginnen. Ja kurzer Zeit war trotz der herrschenden Windstille fast ein ganzer Häuserkomplcx in einen rauchenden Trümmerhaufen verwandelt. Das so rasche Umsichgreifen des Feuers erklärt sich wohl dadurch, daß eS auf den Oberböden fast aller Häuser durch die aufgespeicherten Waaren reichliche Nahrung fand, daß außerdem die einzelnen Häußer nicht durch eine steinerne Brandgiebclmauer, sondern nur durch Bretterverschlag von einander getrennt sind. Leider war auch nicht genügend Wasser zum Löschen vorhanden. Be troffen sind 15 Familien, von denen glücklicherweise die meisten versichert haben. 6 auswärtige Spritzen waren auf dem Brand platze erschienen. Auch zwei Unglücksfälle sind vorgekommen. Einem Handarbeiter fiel beim AuSräumeu ein Schiefer aus dem Kopf der ihm die Kopfhaut durchschlug, sodaß sie vom Arzte zugenäht werden mußte, und einem Feuerwehrmann fiel ein solcher auf die Hand und schnitt ihm eine Schlagader ent zwei. Eagesgeschichte Deutsches Reich. Berlin, 11. Juli. Seit einiger Zeit haben die Gerüchte, daß über eine einheitliche neue Militärstrafgerichtsordnung eine Verständigung unter den Regierungen herbeigesührt sei, mehr und mehr Gestalt angenommen. Jetzt werden die Grundsätze derselben mitgetheilt und, wie versichert wird, in einer durchaus corrccten Form. Sie bringen sür Norddeutschland in manchen Punkten eine Verbesserung gegenüber dem bisherigen Verfahren, indem sie dem Angeklagten das Recht der Vertheidigung durch einen Dritten gewährleisten und sestsetzen, daß die Gerichte nicht mehr aui Grund der Acten, sondern auf Grund der vor dem Gericht stattfindenden neuerlichen Verhandlungen mit dem Angeklagten und den etwa vorhandenen Zeugen zu urtheilen haben. Aber so weit die vorliegenden Mitrheilungen erkennen lassen, ist die Einführung des Privcips der Oeffentlichkeit der Verhandlungen nicht mit beschlossen, und doch war gerade sie gewidert worden. Aus diesem Grunde erscheint es uns frag lich, ob die jetzt getroffcne^egclung auch die Zustimmung des Reichstags finden wird. Sie bedeutet sür Baiern einen Rück schritt gegen den bisherigen Zustand. Aber auch in Norddeutsch« land dürste, abgesehen von den Conservativcn, eine Militär- strw'proceßordnung ohne Oeffentlichkeit des Verfahrens kaum auf Zustimmung zu rechnen haben. Die Erörterung über die Berliner Weltausstellungsfrage nehmen einen ziemlich überraschenden Verlauf. Die Mittheilung, daß Graf Caprivi eine Rundfrage über das Ob und Wann an die Regierungen gerichtet habe, müßte die Annahme Her vorrufen, daß der Reichskanzler von der Beantwortung dieser Frage das weitere Vorgehen abhängig machen wolle. Inso weit eine formelle Entscheidung in Frage kommt, mag bas auch richtig sein. Inzwischen aber werden, wie schon der Be schluß des Berliner Magistrats, der Stadtverordnetenversamm lung die Bewilligung eines Garantiefonds von 10 Millionen Mark vorzuschlagen, beweist, alle Vorkehrungen zur Ausführung des Projects getroffen. Die Rundfrage an die Regierungen scheint demnach in dcr Hauptsache den Zweck gehabt zu haben, dem Reichskanzler ein Abschwenken von der früheren abwarten den Haltung zu ermöglichen. In der Besprechung mit dem Bürgermeister Zelle am Sonnabend ist sogar schon die Frage des Platzes iür die Ausstellung erörtert worden. Daß man dabei möglichst ein Gebiet auswählen möchte, welches nicht fetzt schon Privaleigenthum ist, erklärt sich unschwer. Die Gegner >er Ausstellung, wie die „Kreuz-Ztg." und Genossen haben ihre besten Gründe zur Bekämpfung des Project» aus die VorauSsttzung gebaut, daß die Ausstellung einen kolossalen Grundstücksschwindcl ins Leben rufen werde. Deshalb aus eine Ausstellung überhaupt zu verzichten, wäre übertrieben, aber wenn das Project zur Ausführung kommen kann ohne jene unan genehme Beigabe, so wäre das ein entschiedener Gewinn. Unter diesen Umständen ist die Aufmerksamkeit auf denjenigen Theil des Grunewalds gerichtet worden, der zwischen der Sladtbahn- tation Grunewald, der Havel und Charlottenburg liegt. Das Gebiet ist bisher fiScalisches Eigenthum, und es würde sich also vor Allem darum handeln, ob dcr Fiscus zu einer Abtretung an die Commune bereit ist. Daß beider rasch wachsenden Aus dehnung der Stadt nach dem Westen dcr Grunewald in seiner bisherigen Verfassung nicht lange mehr verbleiben kann, darauf ist früher schon ganz unabhängig von dem Weltausstcllungs- projcct hingcwicsen worden. Einzelne an das oben bezeichnete Gebiet nach Süden anschließende Theile des Grunewalds sind in den letzten Jahren bereits zur Anlage von Villcncolonien verwendet worden. Soll der Grunewald, in dem jetzt schon namentlich an Sonntagen Tausende von Berlinern Erholung suchen, zu diesem Zwecke dauernd erhalten bleiben, so wird sein Uebergang in den Besitz der Gemeinde ohnehin nicht vermieden werden können. Unter dieser Voraussetzung hätte die Wahl des Platzes sür die Weltausstellung den Vorzug, daß das HauptauSstellungsgebäude nicht nur für die Ausstellung von 1898, sondern auch sür künstige ähnliche Veranstaltungen er richtet werden könnte. Wie es heißt, haben Erwägungen dieser Art bereits das pr. Staatsministerium in seiner letzten Sitzung beschäftigt, natürlich nur in vorläufiger Weise, da bindende Beschlüsse irgend welcher Art erst nach der Rückkehr deS Kaiser»