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Mensteiner Tageblatt Erscheint «jeden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro «Quartal Mk. 1.40; durch die PostMk. 1.50 frei ins Haus. Geschäfts-Anzeiger Inserate nehmen die Expedition bis Vorm, tv Uh« sowie für Auswärts alle Austräger, detgl. alle Annoncen-Erpeditionen zu Original- Preisen entgegen. Hohenftein-Ernftthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Luga«, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Memsdorf, Rüßdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Leukersdorf, Seifersdorf, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Grumbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Hüttengrund u. s. w. Amtsblatt für den Verwaltungsbezirk des Stadtrathes zu Hohenstein. Nr. 149. Donnerstag den 30. Juni 1892. 42. Jahrgang. Arbeitsbücher betr. Anscheinend bobcn verschiedene Arbeitgeber die vor dem 1. April 1892 atts- aestellt?k Arbeitsbücher ihrer minderjährigen Arbeiter noch nicht gegen neue umgetauscht. ES ergeht daher die Aufforderung, den Umtausch solcher Arbeitsbücher nunmehr schleunigst zu bewirken, und wird darauf bingewiefen, daß Arbeitgeber, welche Minderjährige ohne neue ArbeitKWHer beschäftigen, nach ß 150 Ziffer 1 der Gewerbeordnung bestraft werden. M Hohmstem/den 14. Juni 1892. < Der Stadtrat h. vr. Backofen. A^der Gärtnerei Robert Uebel's in Hohenstein kommen den 30. Juni, Nachmittag 4 Uhr eine große Anzahl Blumenstöcke, zwei Handwagen und Frühbeetfenster gegen Baarzahlung zur Bersteigerung. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts Hohenstein-Ernstthal. Aktuar Kurth. (Q. 539/92.) Im hiesigen Amtsgerichtshofe kommen den 7. Juli, Vormittag 10 Uhr eine Kühe, eine Ziege, ein kl. Schlitten, eine Taschenuhr mit Kette, ein Stoffanzug und eine Marktbude gegen Baarzahlung zur Versteigerung. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts Hohenstein-Ernstthal. Aktuar Kurth. (Q. 545/92.) Den 7. Juli, Nachmittag 3 Uhr kommen im Gasthaus zur Post in Oberlungwitz — dort eingestellt — verschiedene Ketten, Hobeleisen, Feilen, Schlösser, Sensen u. A. m. gegen Baarzahlung zur Versteigerung. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts Hohenstein-Ernstthal. Aktuar Kurth. (Q. 498/92.) Sächsisches. Hoheustein, 29. Juni. Ueber die bevorstehende Reise Ihrer Majestäten des Königs und der Königin nach Bayern verlautet, daß sie auf Sonn abend den 2. Juli festgesetzt ist. Ihre Majestäten reisen mit dem fahrplanmäßigen Schnellzuge 4 Uhr 55 Min. Nachmittags nach München ab und begeben sich von da am folgenden Tage nach Tegernsee, um der am 4. Juli dort stattfindenden Vermählung Ihrer königl. Hoheit der Prinzessin Amalie, Herzogin in Bayern, beizuwohnen. Im Gefolge Ihrer Königl. Majestäten werden sich Hofdame Fräulein von Carlowitz, Se. Excell. Generaladjutant Generallieutenant Freiherr von Hoden- berg und Kammcrherr von Minckwitz befinden. — Nach den Vermählungsfeierlichkeitcn reisen beide Majestäten wieder nach München und von dort, voraussichtlich am 8. Juli, nach Umkirchen zum Besuche Ihrer königl. Hoheit der verwittwetcn Frau Fürstin von Hohenzollern. Von Umkircheu aus wird Se. Majestät der König am 10. oder 11. Juli direkt nach Lustschloß Pillnitz zurückkehren und am 12. die Landesreise innerhalb des Regierungs-Bezirks Zwickau antreten. Ihre Majestät die Königin wird erst am 17. Juli abends Umkircheu verlassen und von dort direkt in das Seebad Schcoeniugeo reisen, um einen dreiwöchigen Aufenthalt daselbst zu nehmen. In Begleitung Ihrer Majestät werden sich Ihre Exccllenzen Frau Oberhofmeisterin von Pflugk und Oberhofmeister Wirkt. Geh. Rath von Watzdorf befinden. Das Gustav - Adolf - Fest des Rezeßherrschaftl. Schön- burgischen Zweigvereins, welches am vergangenen Sonntag in Ziegelheim abgehalten wurde, hatte eine sehr große Anzahl von Festtheilnehmeru aus der Nähe und Ferne zusammen- geführt. Unter den Klängen des LutherliedeS: „Ein feste Burg ist unser Gott" setzte sich Nachmittags 2 Uhr der Festzug vom Weber'schen Gasthof auS nach dem hochgelegenen GotteShause in Bewegung. Die Spitze der Zuges bildeten der Militär- verein und der Jugcndverein von Ziegelheim mit ihren Fahnen. Hinter ihnen gingen die Schulkinoer der Kirchfahrt, geleitet von ihren Lehrern, und die Festjungfraueo. Ihnen folgten der Herr Festprediger k. Hertel in St. Egidien und der Herr ?. Hoffmann im Talar, worauf Herr Superintendent Weidauer und Herr Schulrath Lötzsch mit den Herren deS Vorstandes und weiter die Herren Geistlichen, die Deputationen der Kirchen- vorstände der Ephorie und die Festgäste aus Ziegelheim und Umgegend in langem Zuge. Die Kirche zu Ziegelheim, welche edle gothische Formen aufweist, die leider durch unschöne Malereien entstellt werden, war mit Blumengewinden freund lich geschmückt und wurde durch die Festthcilnehmer bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Liturgi deS FestgotteSdieustes hielt der Herr Ortspfaner. Der Predigt ging ein längerer Chorgesang vorauf, der mit vielem Fleiß auSgeführt wurde von dem Kirchenchor unter Leitung de- Herrn Kirchschullehrer Quietzsch. Die Festpredigt hatte 2. Cor. 13, 8 zum Text. Der Herr Festprediger verstand es, die Herzen zu packen und für die segensreiche Thäligkeit des Gustav-Adolph-VereinS zu erwärmen. An den Festgottesdienst schloß sich Nachmittags 4 Uhr die Nachversammlung im geräumigen Saale des Weber'schen Gasthofes an, welche ebenfalls sehr stark besucht war, so daß eine große Zahl der Erschienenen stehen mußte. Nach einer durch einen Theil des Scminarchores zu Walden- bürg in trefflichster Weise auSgeführten Motette, dirigirt von Herrn königl. Musikdircctor Semivaroberlehrer Reichardt, er öffnete Herr Superintendent Weidauer die Versammlung und gab zunächst eine sehr interessante Schilderung der Lage, in welcher sich der Pflegling des Verein«, die evangelische Ge- meinde Burgerhof bei Leutschau in Oberungaru befindet. Wie in den vergangenen Jahren, so wurde auch in diesem daS dem Verein zur freien Verfügung stehende Drittel der Gesammt- eionahme der Gemeinde Burgerhof zu gewähren, beschlossen. Der Herr Vorsitzende wies ferner auf das am 18 October d. I. in der Ephorie Glauchau geplante Reformationtjubel- fcst hin, bei welchem in den Gemeinden der Ephorie eine Collecte zum Besten des Kirchbaues dieser Gemeinde gesammelt werden soll, die, wie zu erwarten steht, durch eine große Liebesgabe des Hauplvereins der Gustav-Adolph-Stiftung ver- mehrt werden wird, so daß der auf 8000 Gulden veranschlagte einfache Bau möglich werden wird. Gott gebe, daß an seinem Reformationsjubiläum allerorten in unseren Gemeinden diese Bitte offene Herzen und Hände finde, damit die Ephorie Glauchau sich durch dieses Kirchlein im Ungarland ein Denk mal setze ihrer evangelisch brüderlichen Gesinnung und Opfer willigkeil! — Die Jahresrechnung, welche vom Herrn Schatz meister Walther-Glauchau sorgfältig geführt wird, wurde im Auszug vorgelesen und genehmigt. Die Bestimmung des HauptvcrsammlungSorteS für 1893 bleibt offen. Auf Vorschlag deS Herrn k. Hoffmann wurde der bisherige Vorstand wieder- gewäylt. Da besondere Anträge nicht eingebracht worden waren, schloß Herr Sup. Weidauer den geschäftlichen Theil mit der Erwähnung, daß der frühere Bürgermeister von Glauchau, Martini, dem Zweigverein ein ansehnliches Legat testamen tarisch gewährt habe. — Hierauf gab Diac. k. Seyfert-Walden burg in längerer Ansprache einen Bericht über die Tyätigkeit und Organisation deS Gustav-idolph-Berems und über die Reiseerlebnisse dreier evang. Pfarrer in evang. Gemeinden der Diaspora. Mit einem Schlußwort und Gebet des Herrn k. Hoffmann wurde die Versammlung gegen 7 Uhr geschlossen. Die Collecten in der Kirche und in der Nachoersammlung hatten den stattlichen Ertrag von 148 Mark ergeben. Die Hälfte dieser Summe wurde auf Vorschlag des Herrn Schul raths Lötzsch dem treuverdienteu, aber kärglich besoldeten Kirchschullshrer Schoch in Burgerhof gewährt, die andere Hälfte fließt in den Schuldotationsfoud daselbst. Eine Pause der Nachversammluag wurde in daukenSwerther Weise durch einen Gesangsvortrag der Militärgesangvereios unter Leitung der Herrn Lehrers John auSgeführt. DaS Fest nahm einen sehr freundlichen ungetrübten Verlauf, wir wünschen von Herzen, daß es einen nachhaltigen Eindruck auf die Festgäste gemacht und Freunde gewonnen habe dem Gustav-Adolph-Bereiüe, dem gesegneten Werke der Unterstützung unserer GlaubeuSdrüder m ihren Nöthen und Drangsalen draußen in fremden Ländern! Der 9. Deutsche Kreuzbruder-Tag findet am 23., 24. und 25. Juli in Wurzen statt. Bei demselben werden die allge meinen Interessen der Deutschen Kreuzbruderschaff, einer in 288 Tischen über Deutschland, namentlich Sachsen, verbreiteten WohlthätigkeitS-Vereinigung, ernster Berathung unterzogen, während die richtige Zeit der Gesellig^ und dem engeren Anschluß der Brüder unter einander Wbidmet ist. ES steht zu erwarten, daß bei der günstigen Lage der freundlichen Muldcu- stadt Wurzen au obigen Tagen eine große Menge Kreuzbrüder und Kreuzschwestern dort Einkehr halten werden. Die erste Meerturnfahrt der sächsischen Turner erfreut sich einer so allgemeinen Theilnahme, wie, trotz den vorzüglichen Vorbereitungen, nicht vorauLzusehen war; die beiden gemiete ten großen Schiffe sind bereits seit 8 Tagen besetzt, und immer noch laufen Anmeldungen ein, so daß mindestens noch ein Schiff voll besetzt worden wäre; der KreiSturnrath hält er jedoch für richtiger, davon abzuseyen, denn die Führung einer zu großen Theilnehmerzahl dürfte Schwierigkeiten Vieten, welche die pünktliche Ausführung deS festen Reiseplaner in Frage stellt, und das muß vermieden werden, freilich kann die Füh rung auch bei der jetzigen Theilnehmerzahl für Unregelmäßig keiten, welche von dem Einzelnen begangen werde», nicht ver antwortlich gemacht werden, und hat daher Jeder auf strengste Einhaltung der gegebenen Zeiten bei den verschiedenen Land aufenthalten zu sehen, andernfalls etwaige Rachtheile aber sich selbst zuzuschreibeo. Zahlungseinstellungen. Bäckermeister und Ma- terialwaarenhävdler Johann Gottlieb Erler in Langenbach. — Auf gehoben: Tischler Julius Morgner in Falkenstein. Wir erinnern nochmals daran, daß mit Schluß dieses Monats zum ersten Male seit Erlaß der revidirten Gesinde- ordnung Dienstbotenwechsel in größerem Umfange Vorkommen werden. ES seien daher folgende wichtige Bestimmungen dieser Ordnung nochmals besonderer Beachtung empfohlen: Z 105. Der Dienstherrschaft ist bei Geldstrafe bis zu 30 M. unter sagt, einen Dienstboten avzunehmen, welcher nicht im Besitze eines Dienstbuchs ist. Zu Vermeidung gleicher Strafe ist sie verpflichtet, den Tag des Diensteintritts und den Tag des Dienstaustritts des Gesindes in dessen Dienstbuch eiozutragen oder eintragen zu lassen. 8 106. DaS auf gesetzliche Weise abgehende Gesinde kann verlangen, daß von der Diensthen schaft dem den Dienstaustritt betreffenden Einträge in das Dienstbuch ein Zeugniß über die geleisteten Dienste und über sei« Verhalten beigefügt werde. Z 107. Ein solches Zeugniß muß enthalten: 1) die Angabe der Zeit, wie lange der Dienst- bote gedient, 2) die Eigenschaft, in welcher derselbe gedient, 3) das Zeugniß über das Verhalten, namentlich über Fleiß und Ehrlichkeit. Die Dienstherrschaft wird sich also künftig erst vorsichtiger Weise zu vergewissern haben, ob der abgehende Dieostbote ein Zeugniß wünscht oder nicht. Es wird immer amerikanischer! Jetzt machen sich sogar die Häuser auf die Wanderschaft. Ist da neulich ein Steiger haus in Oberlungwitz gewandelt, hat seine Füßlein aus dem Lammgarten herausgezogen und ist bei der neuen Schule den Berg hinaufgekraxelt, wo'S jetzt stolz auf weitlchauender Höhe steht. Leider hat's Unglück gehabt; mußte sich erst eins seiner niedlichen Beinchen amputirev und ein neues eiusetzeu lassen; diese Operation aber ist glücklich geschehen. Bei Gelegenheit des Besuches Sr. Maj. det Königs in Waldenburg am 14. Juli soll eine Zusammenstellung von ge werblichen Zeugnissen des dortigen Ottes und der Umgebung veranstaltet werden. Am Sonntag wurde in Remse der wiederholt bestrafte Dienstknecht Emil Wildenhain m daS kgl. Amtsgericht Walden burg eingcführt, weil er verdächtig ist, mehrere Einbruchsdieb stähle verübt zu haben. Als mau ihn untersuchte, fand man bei ihm viele Schlüssel, Messer und einen Revolver. Zur Erläuterung des gefährlichen CharacterS dieses Patrons mag erwähnt sein, daß derselbe vor mehreren Jahre» seiner mit Grünwaaren nach der Stadt fahrenden Mutter frühmorgens mit geschwärztem Gesicht und mit einer scharfgeladenen Flinte in einem Kornfelde aufgelauert hat. Glücklicherweise war die Mutter an diesem Tage zufällig früher als gewöhnlich in die Stadt gefahren. In der Nähe des Gasthofs Zeißig bei Peuig wurde am Freitag eia zur Reifarth'fchen KunstreitergeseUschuft gehöriger Musiker überfahren. Derselbe wurde ins Krankenhaus nach Penig geschasst, wo er am Montag gestorben ist. Der Eklmiaalpolizei in Chemnitz ist cs am Sonntag ge lungen, eine aus zwei Männern und einer Frauensperson be stehende raffinirtc Diebesbande dingfest zu machen. Schon seit längerer Zett wurden in verschiedenen Theilen der Stadt mit äußerster Frechheit am Tage Bodenkammern, insbesondere auch Schlafkammern von Dienstmädchen rc. erbrochen und daraus Alles, waS nicht niet- und nagelfest war, insbesondere Schmuck sachen, Uhren gestohlen. Vor einigen Wochen wäre eS bei nahe schon gelungen, sich eines der Diebe zu versichern. Der selbe wollte in einer dortigen Pfandleihanstalt eine Uhr ver setzen. Da die Sache dem dortigen Beamten verdächtig vor-