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Erscheint frei ins Haus. Inserate nehmen die Expedition bis Vorm, 19 Uhl sowie für Auswärts alle Austräger, deSgl. alle Annoncen-Expeditionen zu Original- Preisen entgegen. Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Luga«, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Fallen, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rüßdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Leukersdorf, Seifersdorf, Erlbach, Kirchberg, Pleitza, Reichenbach, Grumbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Hüttengrund u. s. w. MMeiner Tageblatt v < L. 'I <ti, , »I »E. H ' ls Ä ff ! a <8 Erscheint Inserate jeden Wochentag abends für den folgenden WW Tag und kostet durch die Austräger pro M UMIV I I I 1111^ R Quartal Mk. 1.40; durch die Post Mk. 1.50 V ...> ui », ,-iii-,«,,«. ..^i Amtsblatt für den Verwaltungsbezirk des Stadtrathes zn Hohenstein. Rr^47 Dienstag den 28. Juni 1892. 42. Jahrgang. ,, Bekanntmachung, die allgemeine Impfung der Kinder betreffend. Die diesjährige Impfung »er Kinder nimmt Montag, den 27. Juni cr. ihren Anfang and wird am 1. Juli beendet. , Wir fordern Eltern, Pflegeeltern und Vormünder hierdurch auf, mit ihren Kindern in folgender Ordnung zur Impfung im hiesigen Waisenhaussaale, parterre, nach mittags zwischen 3 und 4 Uhr zu erscheinen und zwar: Dienstag, am 28. Juni, Diejenigen, deren Geschlechtsname von r—« ansängt, Mittwoch, am 29. Juni, Diejenigen, deren Geschlechtsname von I—0 anfäogt, Donnerstag, am 3V. Juni, Diejenigen, deren Geschlechtsname von I»—8 anfängt, und Freitag, am 1. Juli, Diejenigen, deren Geschlechtsname von V-2 anfängt. Der Impfung mit Schutzpocken müssen in diesem Jahre unterzogen werden: a) alle im Jahre 1891 geborenen Kinder, d) alle Diejenigen, welche im Jahre 1891 oder noch früher von der Impfung zurückgestrllt worden sind, oder deren Impfung von den Erziehungspflichtigen hinterzogen worden ist, c) Diejenigen, welche im Jahre 1891 ihr 12. Lebensjahr zurücklegen, und ä) die bereits 12 Jahre alt gewesenen, von der Impfung aber nn Jahre 1891 zurückgestellten oder derselben entzogenen Kinder. Befreit von der Impfung sind nur solche Kinder, welche innerhalb der letzten 5 Jahre die natürlichen Blattern überstanden haben oder bereits mit Ecfolg geimpft worden sind, waS durch ärztliches Zeugniß zu bescheinigen ist. Ueberhaupt haben Diejenigen, welche die Zurückstellung ihrer Kinder wünschen, durch ärztliches Zeugniß den Grund der Zurückstellung nachzuweisen. Jedes geimpfte Kiud ist am achten Tage nach der Impfung dem Jmpfarzte zur Revision (Nachschau) im Jmpsloeale Nachmittag von 3—4 Uhr wieder vorzuführen. Eltern, Pflegeeltern oder Vormünder, welche den Nachweis zu führen unterlassen, daß ihre Kinder oder Pflegbesohlenen bereits geimpft sind oder deren Impfung aus einem gesetzlichen Grunde unterbleiben darf, werden mit Geldstrafe bis zu 20 Mark und Diejenigen, welche ihre Kinder ohne gesetzlichen Grund der Impfung oder der Revision entziehen, mit Geldstrafe bis zu 59 Mark oder mit Haft bis zu drei Tagen belegt. Den bereits bekannt gemachten Verhaltungsvorschriften ist allenthalben pünktlich nachzugehen. Hohenstein, den 25. Juni 1892. Der Stadtrat h. vr. Backofen. An der Wohnung des Gutsbesitzers Ernst Friedrich Uhlig In Gersdorf, oberen Theils, kommen den 7. Juli, nachmittags 3 Uhr Ochsen, Kühe, Kalben, Schweine, ein Pferd, Schlitten und Wage« gegen Baarzahlung zur Versteigerung. Der Gerichtsvollzieher deS Königlichen Amtsgerichts Hohenstein-Ernstthal. Aktuar Kurth. (Q. 516/92.) Sächsisches. Hohenstein, 27. Juni. Zur Erleichterung des Besuches der herrlichen Erzgebirgs gegenden läßt die sächs. StaatSeisenbahnvnwaltung auch in diesem Jahre wieder einen Sonderzug zu ermäßigten Fahr preisen von Chemnitz, Niederwiesa, Flöha und Oederan nach Bienenmühle, Moldau, Eichwald und zurück ver kehren. Derselbe wird Sonntag, den 3. Juli in Chemnitz früh 5 Uhr 30 Min., in Niederwiesa 5 Uhr 48 Min., in Flöha 6 Uhr — Min. und in Oederan 6 Uhr 25 Mia. ab- gehen, um in Bienenmühle Vorm. 7 Uhr 53 Min., in Moldau 8 Uhr 58 Min. und in Eichwald um 9 Uhr 45 Min. einzu- trcffcn. Am Abend wird der Sonderzug von Eichwald 8 Uhr 26 Min., von Moldau 9 Uhr 13 Min., von Bienenmühle 9 Uhr 53 Min. zurückfahren und Oederan 11 Uhr 16 Min., Flöha 11 Uhr 39 Min., Niederwiesa 11 Uhr 50 Min. und Chemnitz 12 Uhr 7 Mio. Nachts erreichen. Die ermäßigten Fahrkartenpreise für Hin- und Rückfahrt betragen von Chem nitz, Niederwiesa und Flöha nach Bienenmühle 3,70 Mk. in II. und 2,50 Mk. in III. Klasse, nach Mol- dau bcz. Eich Wald 4,50 Mk. bez. 5,00 Mk. in II. und 3,00 Mk. bez. 3,50 Mk. in III. Klasse; von Oederan nach Bienenmühle 3,00 Mk. in II. und 2,00 Mk. in III. Klasse, nach Moldau bez. Eichwald 4,00 Mk. bez. 4,50 Mk. tu II. und 2,50 Mk. bez. 3,00 Mk. in III. Klasse. Die Fahr karten nach Bienenmühle, Moldau und Eichwald gelten zur Rückfahrt am 3. Juli nur mi» dem Sonderzuge, am 4. und 5. Juli dagegen auch mit den fahrplanmäßigen Per- sonevzügen von den betreffenden Stationen aus. UeberdieS können die Fahrkarten nach Biencnmühle auch zur Rückfahrt von Olbernhau und die Fahrkarten nach Moldau und Eichwald auch zur Rückfahrt von den Verkehrs st eilen der Linie Kipsdorf-Hainsberg und der Station Tharandt und zwar am 3., 4. und 5. Juli mit den fahr planmäßigen Personeozüzen beuutzt werden. Der Fahrkarten verkauf beginnt bei den Fahrkartenausgaben, sowie bei Herrn Rich. Zschocke in Chemnitz (Moritzstraße 25) bereits Freitag, den 1. Juli. Das königl. Hoflager zu Pillnitz ist am Sonnabend er öffnet worden. Ihre Majestäten der König und die Königin dmirten Nachmittags 3 Uhr erstmalig in den schmuck vorge- richteteu Appartements des herrlichen Elbsitzes. Die Vermählung Ihrer köuigl. Hoheit Herzogin Amelie in Bayern mit Sr. Hoheit dem Herzog von Urach findet am 4. Julr in der Schlvtzpfarrkirche zu Tegernsee statt. Zu dieser Feierlichkeit werden auch Kaiser Franz Joseph von Oesterreich, König Albert von Sachsen, König Wilhelm von Württemberg, Prinzregent Luitpold von Bayern rc. persönlich erscheinen. Große nationale Volkskundgebungen finden statt. Die seit vorigem Herbst dem köuigl. sächs. 3. Infanterie- Regiment „Prinz-Regent Luitpold von Bayern" zur Anstellung von Trageversuchen übttwieseuen Mäntel grauer Färbung sollen dem Vernehmen nach sich bis jetzt bewährt habe», und werden weitere Versuche mit denselben angestellt, die aber auf die Möglichkeit einer Gewichtserleichterung dieses Kleidungs stückes ausgedehnt werden sollen. Um diese zu erreichen, wird an einem Theil der Mäntel der Schnitt und die Fütterung etwas verändert, und zwar soll der Rückentheil schmäler ge ischnitten werden, so daß der Mantel mehr die Form eines UeberzieherS annehmen wird, durch Verschmälern der Aermel- aufschläge und der Riegel, sowie das Weglassen des Futters wird eine weitere Gewichtsverminderung angestrebt, ohne den Zweck des Mantels, einen wärmenden Schutz des ManneL »ährend deS Liegens auf freiem Felde zu bilden, zu beein trächtigen. Auch bei den Stiefeln und Schnürschuhen sind eine Gewichtsverminderung bezweckende Veränderungen in'S Auge gefaßt, und werden einzelne Truppcntheile mit Versuchen in dieser Richtung demnächst beauftragt werden. An Stelle der weißen Helm- bezw. Tschako-Ueberzüge, welche während der Manöver zur Kenntlichmachung des markirten Feindes ver wendet wurden, treten von jetzt ab Ueberzüge von wasser dichtem Schilfleinen. Der Selbstmord einer Solotänzerin auS dem Circus Renz in Berlin macht viel von sich reden. Fräulein Martha Chmelicke, genannt Herzog, welche am 25. Januar 1869 in Dresden geboren ist, wurde, nachdem sie einige Zeit an dem Hoftheater ihres HeimachSortes und dann in Petersburg ver pflichtet gewesen war, am 15. Januar d. I. im CircuS Renz angestellt und ging auch nach dem Tode deS Altmeisters mir dem neuen Directör nach BreSlau. In der russischen Haupt stadt hatte die bildschöne Tänzerin den Geueralsecretär des Fürsten von Galitzin, Namens Valentini, kennen gelernt, und Beide faßten zu einander eine tiefe Herzensneigung. Valen tini verlobte sich mit der Herzog öffentlich, stellte aber die Be dingung, daß sie ihrer Künstlerlaufbahn sofort für immer ent sagen sollte. Der Vertrag mit Renz wurde gekündigt, und die Tänzerin verließ am 15. d. M. den Circus in BreSlau, um sich mit ihrer Pflegemutter, der Frau Herzog, nach Peters burg zu begeben. Kaum hatte sie den Kontrakt gelöst, da traf ein Brief von einer Freundin aus Petersburg bet ihr in BrcS- lau ein, inhaltlich dessen Valentini ein verrätherischeS Spiel mit ihr treibe. Er sei anderweitig gebunden, und eS könne aus der Heirath mit ihr nichts werden. Seit diesem Augen blick überließ sich die Herzog der Verzweiflung und bat wieder holt ihre Pflegemutter, mit ihr gemeinsam in den Tod zu gehen. Frau Herzog wußte aber die Erregte zu beruhigen und veranlaßte sie, einen Brief an ihren Verlobten nach Peters burg zu richten und um Aufklärung zu bitten. Pflegemutter und Tochter begaben sich nun zunächst nach Berlin, nahmen bei Verwandten Wohnung und erwarteten sehnsüchtig die Ant wort, welche Freitag Vormittag spätestens in Berlin cintrcffen mußte. Da aber Valentini bis Nachmittags um 4 Uhr nichts hatte von sich hören lassen, verfiel die Tänzerin vollständig mit sich selbst. Sie wußte ihre Pflegemutter zu bewegen, sie im Zimmer allein zu lassen, da sie schlafen wolle. Diese Zeit benutzte sie, um sich mittelst eines Strickes, den sie von einem Reisekorb gelöst hatte, an der Thürzange zu erhängen. Die fünfjährige Tochter des gastgeberischen Verwandten rief eine halbe Stunde später der Pflegemutter die Worte zu: „Tante hat sich angebunden", und als Frau Herzog hinzueilte, fand sie die unglückliche Tänzerin als Leiche vor. Kaum hatte man die Tode auf das Sopha gebettet, als ein Brief von Valen- tini's Hand eiulief, in welchem dieser erklärte, daß er an seinem Eheoersprechen festhalte und seine Braut in Peters burg erwarte! Aus dem vierten Stockwerk eines Hauses der Elisenstraße in Chemnitz stürzte am Sonnabend Vormittag ein 4 Jahre altes Kind herab auf den Fußweg. Durch den hierdurch er littenen Schädelbruch trat sofort der Tod des bedauernS- wcrthen Kindes ein. Während die Mutter auf dem Wäsch boden beschäftigt gewesen, war das von ihr schlafend zurück gelassene Kind erwacht, auf daS Fenster gestiegen und durch dasselbe herabgestürzt. Dieser beklagenswerthe Unfall — seit Kurzem der zweite in demselben Stadttheile — mahnt dringend zur Vorsicht, mit aller Strenge auch schon kleine Kinder von offenen Fenstern zurückzuhalten. Vor Allem vermeide man eS durchaus, mit Kindern zum offenen Fenster hinauSzusehen, denn die Kinder werden dadurch zu sehr mit der Gefahr ver traut und gehen nicht bloS dann ans Fenster, wenn sie die schützende Hand der Mutter hinter sich wissen. In Chemnitz wurde eine Falschmünzerbande verhaftet, Welche namentlich falsche SilberMdcn hergestellt und veraus gabt hatte. Er war eine Gesellschaft vom Stamme „Nimm", welche am 23. und 24. Juni vor der zweiten Strafkammer der König lichen Landgerichts zu Chemnitz auf der Anklagebank erschien. Dieselbe bestand aus dem 1842 geborenen und schon vorbe straften Fabrikarbeiter Franz LouiS Langer aus Burkhardts dorf, der 1854 geborenen, bisher noch unbestraften Lina Wil helmine verehel. Langer geb. Viehweger auS Meinersdorf, dem 1849 geborenen und einmal vorbestraften Strumpfwirker Fried rich August Viehweger aus Meinersdorf, der 1851 geborenen und einmal vorbestraften Marie Wilhelmine verehel. Viehweger geb. Klaus aus Gclenau, dem 1859 geborenen und noch un bestraften Fabrikarbeiter Franz Adolf Klaus daher, dem 1854 geborenen und einmal vorbestraften Bergarbeiter Ernst Otto Klaus daher, der 1867 geborenen und bisher noch unbestraften Amalie Auguste verehel. Klaus geb. Seinige daher, dem 1865 geborenen und einmal vorbestraften Strumpfwirker Mox Julius Leistner auS Burkhardtsdorf und der 1865 geborenen, noch unbestraften Ernestine Milda verehel. Leistner geb. Langer da her. Die Angeklagten bilden zusammen eine Verwandtschaft, die sich auch auf die moralischen Defccte ausgedehnt hat, denn sonst wäre eS unmöglich gewesen, daß eine so große Anzahl Familienangehöriger sich zu einem höchst verbrecherischen Trei ben hätte zusammenfinden können. Die Anklage erstreckte sich aus folgende Thatsachen: Louis Langer war beschuldigt, im Jahre 1891 in Burkhardtsdorf seinem damaligen Arbeitsgeber B. 22 Pfund Strumpfabschnitte und 72 Pfund Garnabsälle im Gesammtwerthe von 85 M. 50 Pf. und vor Weihnachten o. I. dem Schnittwaarenhändler R. daselbst einen wollenen Shawl im Werthe von 2 Mark gestohlen zu haben. Marie Viehweger lag zur Last vor ca. 2 Jahren 21 Dtzd. Strümpfe im Werthe von 30 M. unterschlagen zu haben. Franz Klaus war beschuldigt, in der Nacht zum 27. Juli 1891 dem Guts besitzer B. in Burkhardtsdorf nach Erbrechen des Kellers 7 Flaschen Wein im Werthe von 14 M. und einen im Keller eingange stehenden Topf, am Abend des 13. Decbr. v. I. aus einer Hausflur in Einsiedel weg einen Kinderfahrstuhl im Werthe von 3 Mk., in der Nacht zum 20. Decbr. auS dem Hofe des Schankwirths N. in Burkhardtsdorf einen Kinder schlitten im Werthe von 4 M. 70 Pf., am 27. Dccember der Schnittwaarenhändlerin R. in Neukirchen aus dem Laden 31 Meter Bettzeug im Werthe von 17 M, am 2. Januar 1892 dem Fleischer Ü. in Gclenau vom Fensterstock des Ladens weg 10 Pfund gewiegtes Fleisch und 3 Würste im Gesammtwerthe von 9 M., sowie am 16. Januar d.J. Abends dem Brauerei- besitzer B. in Oclsnitz bei Stollberg von einem auf der Straße stehenden Wagen weg eine Pferdedecke im Werthe von 5 M.