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Hohensteiner Tageblatt Erscheint jeden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1.40; durch die Post Mk. 1.50 frei ins Haus. Geschäfts-Anzeiger für Inserate nehmen die Expedition brS Vorm. IV Uh« sowie für Auswärts alle Austräger, detgl. alle Lnnoncen-Expeditionen zu Originell- Preisen entgegen. Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Luga«, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rußdors, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Leukersdorf, Seifersdorf, Erlbach, Kirchberg, Pleitza, Reichenbach, Grumbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egivic», Hüttengrund u. f. >v. Amtsblatt für den Verwaltungsbezirk des Stadtrathes z« Hohenstein. Nr. 148 Mittwoch den 29. Juni 1882. 42. Jahrgang. Sächsisches. Hohenstein, 28. Juni. Auf dem Baumgärtel'schen Neubau an der nach Ober lungwitz führenden sogenannten Poststraße stürzten heute Nach- mittag zwei Zimmerleute herab und verletzten sich schwer. Einer derselben brach ein Bein, der andere hat scheinbar einen Rippenbruch erhalten. Auch von einem Neubaue in hiesiger Stadt soll ein Maurer herabgestürzt sein. Zahlungseinstellungen. Friedrich August Wil helm MöbiuS, Schnittwaarenhändler, Leipzig. Friedrich Eduard Krause, Bäckermeister, Leipzig-Gohlis. Carl Friedrich Philipp Stendebach, Mechaniker, Inhaber einer elektrotechnischen mechanischen Werkstatt zu Leipzig-Plagwitz. Carl Friedrich Hermann Voigt, Kohlenhändler, Leipzig. Carl Ehregott Oehme, GarteogutSbcsitzer, Taura (ZwangrvergleichStermin 18. Juli d. I.) August CahauSz, Kau'mann, Inhaber der Firma Bernard Vrede, Nordwalde. Ignaz Birner, Kaufmann, Laura- Hütte. Wilh. Lauter, Kaufmann, in Firma Th. Bilstein Nachf., Köln. Johann Schwitalla, Kaufmann, Königshütte. Gustav Bodderas, Möbelhändler, Lüdenscheid. Äugust Graul. Kaufmann, Wörlitz. Wilhelm List, Fabrikant (Nachlaß), Pforzheim. Wilhelm Heinrich Hammer, Bauunternehmer und Inhaber eines ZimmereigcschäflS, Leipzig - Neusellerhausen. Marie Wilhelmine Auguste verw. Siengel geb. Ohrtmann, Inhaberin der Spritfabrik unter der Firma: „Wilhelm Stengel", Leipzig. Offene Handelsgesellschaft zum Betriebe einer Maschinen fabrik unter der Firma: „Richter u. Winkler", L.-Reudnitz (Zwangsvergleichstermin 8. Juli d. I.) Christiane Juliane verw. Rösler geb. Köhler, Seifhennersdorf (Zwangsvergleichs- termiu 13. Juli d. I.) Hubert Luce, Schneider, Aue (Schluß termin 23. Juli d. I) Gustav Schmidt, Buchdruckercibesitzer, Inhaber der Buchdruckerei unter der Firma: „Gustav Schmidt", Leipzig (Schlußtermin 21. Juli d. I) G. I. Stierle, Schuh fabrik, Ebingen. Commanditges. JarocynSkr u. Co., Berlin. Otto Doser, Kaufmann, Kempten. Hermann Rudolph, Kauf mann, Gr.-Steinh. Firma Elschenbroich u. Cie., Inh. H. u. C. Elschenbroich, Kaufleute, Rheydt. Handelsgesellschaft Cuno u. Davids, Stettin. Meyer Heyum, Kaufmann, Eberstadt. Albert Brandenburger, Kaufmann, Gnesen. Wilhelm Radocaj, Glashäodler, Gr.-Strehlitz. Hermann Schlüper, Fabrikant, Bösebecke. Johannes Stöhlcke jun., Kaufmann, Lauenburg. Christian Gottlieb Mühlhäuser, Kaufmann, Weißwaarengeschäst, Stuttgart. — Aufgehoben: Paul Bruno Tzschöckell," Kaufmann, Inhaber der Schuhfabrik unter der Firma: „B, Tzschöckell", Leipzig. Offene Handelsgesellschaft in Firma: „Köhler u. Co.", Crimmitschau. LouiS Ferdinand Gubelt, Fabrikant, Crimmitschau. Eduard Ferdinand Kunze, Strumpf- waarenfabrikant, in Firma: „Ferd. Kunze", Oberlungwitz. Chemnitzer Schlacht- und Viehhof, vom 27. Juni. Auftrieb: 204 Rinder, 518 Landschweinc, 127 Ungar. Schweine, 62 Kälber, 326 Hammel. Der Austrieb zum heutigen Haupt markt war wesentlich kleiner als vor acht Tagen. Er beziffert sich der Minderauflrieb auf 43 Rinder, 160 Landschwcrne, 10 ungar. Schweine, 50 Kälber und 201 Hammel. DaS Ge schäft gestaltete sich in Rindern, Schweinen und Kälbern mittelmäßig und in Hammeln langsam und die Preise für Rinder und Kälber stellten sich höher, als vorige Woche. In folge des verhältnißmätzig kleinen Auftriebs ist der verbliebene Ueberstand nicht groß. Preise: Rinder 1. Qual. 64—66 M., 2. 53- 60 M. und 3. 45—50 M. für 100 Pfd. Schlacht- gewicht. Landschweive 55—58 Mk. für 100 Pfd. leb. Gewicht bei 40 Pfd. Tara per Stück. Ungar. Schweine 49—50 Mk. für 100 Pfd. Schlachtgewicht. Kälber 56-60 Mk. für 100 Pfd. Schlachtgewicht. Hammel 30—33 M. für 100 Pfd. leb. Gewicht. Zwickau, 25. Juni. Die umfänglichste Verhandlung in heutiger Sitzung det König!. Landgerichts, Strafkammer II war die Wider den 1828 in Oberhermsdorf geborenen, in BrrnSdorf wohnhaften Gutsbesitzer und Pferdehändler Karl Friedrich Vogel. Dieselbe währte bis Abends gegen 6 Uhr und endete mit der Verurtheilung Vogels wegen verschiedener Wechselsälschungen und Betrügereien zu einer Zuchthausstrafe von 5 Jahren und 10 Jahren Verlust der bürgerlichen Ehren rechte, obgleich derselbe wegen einiger ihm beigemcffener Fälsch ungen und wegen widerrechtlicher Begünstigung von vier Gläubigern freizusprechen war. Ueber das Vermögen desselben ist übrigens bereits unter dem 16. August vorigen Jahres das Konkursverfahren eröffnet worden. Der im Jahre 1871 in Lößnitz geborene Bergarbeiter Gustav Hermann Georgi in Oelsnitz unterschlug während der Zeit, während welcher er die Stellung als Kassirer des Jugend vereines „Germania" zu Oelsnitz bekleidete, von den hierbei in seine Hände gelangten Vereinsqeldern nach und nach einen Betrag von inSgesammt ca. 70 Mk. und machte sich überdies zum Nachtheile deS Gastwirthes L. in Oelsnitz eines durch Ein bruch und Einsteigen qualifizirten Diebstahls schuldig. Er wurde dieser Stasthaten halber, da ihm wegen deS letztgedachten Verbrechens mildernde Umstände nicht versagt blieben, am 25. Juni d. I. von der I. Strafkammer des König!. Landgerichts zu Chemnitz zu einer Gesängnißstrafe von 7 Monate, auf welche ihm jedoch 1 Monat der erlittenen Untersuchungshaft als ver büßt in Anrechnung gebracht wurde, vcrurcheilt. Aus Stollberg wird untcrm 27. dsr. berichtet: Begünstigt vom schönsten Welter nahm am Sonnabend Abend das hiesige Jubel-Schützenrest programmgemäß seinen Anfang. Sonntag Nachmittag sand der Auszug statt, an dem sich schon eine An zahl Schützenbrüder in fchmucker Joppe betheiliqten. DaS Wetter war so Liebenswürdig, mit einem Regengüsse zu warten, bis alles auf dem Schützenplatze und unter Dach und Fach war. Der im ganzen, herrliche Tag hatte die Menschen von Auswärts zu Tausenden hsreingelock: in unsere Stadt; gegen Abend war eine förmliche Völkerwanderung zu sehen: theilweise mit fremden Schätzen reich beladen" zogen Väter und Mütter mit ihren Sprößlingen, junge Leute mit ihren Freunden und Freundinnen wieder nach Hause. — Der Montag Morgen fand die Stadt in festlichem Schmucke. Die Bürgerschaft hatte es sich auch diesmal nicht nehmen lassen, mit Ehrenpforten, Guir- landen, Kränzen, Birken, Fahnen und Flaggen der Stadt ein Festgewand anzulegen, an dem sich Heimische wie Fremde er freuen konnten. Am Vormittag zogen auswärtige Schützen- gescllschaften, die ihre Theiloahme an dem Feste zugesagt, zu Fuß, zu Pferd und Wagen ein. Mittags 2 Uhr wurde der Festzug auf dem Markte gestellt. Die Zugsordnung war fol gende: Kommandeur und Reiter, Jaloueure, Pioniere, Stadt- inusikchor, ein Zug hiesiger Schützen, beide Fahnen, beide Königs wagen, Gäste, Spitzen der Behörden, Stadtvertreter, nicht uni- formirte Schützen und die Schützengesellschaft Oberwürschnitz in Landauern, Musikchor, die Schützengesellschaften Zwönitz, Lichtenstein, Lugau, Buchholz, Gryn; Militär- und Vereranen- verein, Militärverein „Kronprinz Albert", Gesangverein, Real schule, Turnverein und Turoerfeuerwehr von Stollberg; die Schützengesellschaften Thalheim, Grüna, Lößnitz, Mülsen, Reichenbrand, Niederwürschnitz; Historischer Festzug, 2 Herolde, 16 Mann Musik in Tracht, 6 Gruppen Teschin-, Lanzen- und Armbrust-Schützen, 3 Gruppen aus Anfang und M^te dieses Jahrhunderts, Schütz en in alter Stollberger Uniform, ein Vier spänner, (2 führende Pagen, auf dem Bock ein Mohr, König und Minister im Wagen), ein Zweispänner mit zwei Raths- herrev; die Schützengesellschaften Brünlos, Mittelbach, Siegmar, Kirchberg, Oelsnitz, Hohenstein, Ernstthal und ein Zag hiesige Schützen. Nachdem der Zug gestellt war, wurde der Jubel- festaklus abgehalten. Derselbe begann mit einer warmen Be grüßungsansprache des Oberhauptes unserer Stadt an die Festtheilnehmer. Zum Schluß dieser Ansprache bekleidete Bürgermeister Lösch die Schützenfahne mit dem herrlichen Schmucke, den unseres König- Huld und Gnade der Schützengesell schaft gespendet. Nach einem Gesänge unseres trefflichen Männer- gesangvereins ergriff Realschuldirector v. Brause da« Wort zu einer kurzen kernigen Festrede. Nach einem Schlußgesanze setzte sich der Festzug in Bewegung. Es wurden durch den selben folgende Straßen berührt: Markt, Hohensteinerstraße, Bahnhof, Zwickauerstraße, Marienstraßc, linke und rechte Brückeustraße, Gchloßquerstraße, Schloßstraße, Roßmarkt, Kirch- strotze, innere Chemnitzerstraße, Postplatz, Wiescnstraße, R-uter- gasse, äußere und innere Chemnitzerstraße, Pfarrstraße, Markt, Herreustraße und Schneebergerstraße. Im Zuge waren im ganzen 23 Fahnen, 15 Landauer und gegen 1000 Mann ver treten. Aus allen Fenstern wurde von schönen Händen förm licher Regen von Blumen auf die Zugtheilnehmer gestreut. Auf der Festwiese wurde der Zug noch einmal gestellt und dann vom Kommandanten Sladtrath Wendler aufgelöst. Un mittelbar daran schloß sich im Schütz-nhause ein Commers, bei dem die Schützengesellschaft mit reichen Geschenken und Glückwünschen von vielen Seiten beehrt wurde. Die Nachricht, daß in Chemnitz Falschmünzer verhaftet seien, ist besten Informationen zufolge unzutreffend. Gestern Montag Nachmittags 2 Uhr wurde in Chemnitz rin Raubmordversuch verübt. Eine in der Therefenstraße wohnende, etwa 40 Jahre alte Wittwe, Namens Anna Walther, wurde von einem Mann, der sich früher bei ihr im Logis be funden hatte und der von ihr Geld verlangte, mit einem Ham mer, einem sogenannten Fäustel, derart über den Kopf ge schlagen, daß sie schwer verletzt und blutüberströmt zusammen- brach. Von Hausgenossen, welche die Hülserufe der Walther gehört hatten, wurde sie an der Stubeolhüre, in einer Blut lache kniecnd aufgefundcn. Der Raubmörder, ein Maurer mit Namen Anton Schlüge! aus Kaden in Böhmen, entfloh, wurde aber Nachmittags gegen 5 Uhr von der Schutzmanoschaft in dortiger Stadt festgcnommeu und an die zuständige Behörde abgeliesert. Die Wittwe Walther wurde ärztlicher Hülfe übergeben. CH. T. Eine rabiate Schwiegermutter, die ihren gutmüthigen aber Willensschwächen Schwiegersohn, dessen ihre Tochter überdrüssig ist, durch Pistolenschüsse zu beseitige» sucht, stand am Sonn abend, des Mordversuchs angetlagt, vor dem Schwurgericht zu Freiberg. Die 45 Jahre alre Bretschneiders-Ehefrau Auguste Ernestine Kaden geb. Seifert in Kleinneuschönberg überredete den fleißigen und ordentlichen, aber etwas beschränkten Bret- schnerder Paul Martin aus Hallbach Anfangs des vorige» Jahres ihre älteste Tochter zu heirathen, die sich mit einem leichtsinnigen Schneider eingelassen hatte, für Marttn aber wenig Neigung empfand. Der junge Mann war gutmüthig genug, nicht nur über daS frühere Verhältniß mit dem Schnei der hinwegzuschen, sondern ihr auch noch einen später m Olbernhau begangenen Act der Untreue zu verzeihen. Er zog mit seiner Frau zu seinen Schwiegereltern im Dcccmber 1891 nach Kleinneuschönberg und arbeitete von Neujahr 1892 an in der eine halbe Stunde entfernten Seifcrt'fchcn Schneidemühle in Hallbach als Bretschneider, Wochentags dort essend und schlafend und nur am Sonntag bei seiner Familie in Kleinneu- schönbcrg verweilend, seiner Frau dann aber gutwillig sein ganzes Wochenlohn hingebevd. Trotzdem übertrug sich die sich nur zeitweilig bekundende Abneigung seiner Frau auf seine ihm früher freundlicher gesinnte Schwiegermutter, die ihm seine Energielosigkeit gegen seine Frau und ohne allen Grund Träg- heit vorwarf, weil er am Sonntag nicht auch noch in ihrer Wirthschaft mithalf. Die Kaden nahm schließlich ein ihrem Manne gehöriges Pistol, lud es mit Pulver und Schrot und feuerte dasselbe, als sie am Abend deS 5. Apr.l d. I. Martin in der Mühle besuchte, um Rinden zu holen, in nächster Nähe auf ihren ahnungslosen Schwiegersohn derart ab, daß er im Nacken getroffen wurde. Nur der Umstand, daß die Ladung eine zu schwache und der Kragen den Hals schützte, verhütete ernstes Unheil. An einem der nächsten Abende hätte sie, ihren Schwiegersohn aus seinem gewohnten Wege durch den Wald bei Hallbach auflauernd, beinahe einen falschen, den Stuhlbauer Sattler aus Hallbach, angeschossen. Am Sonn abend, den 10. April, aber kam sie Abend- wieder in die Seifert'schc Mühle, um Rinden zu holen und m Begleitung des Schwiegersohnes nach Kleinneuschönberg zurückzukehren. Beim Eintritt in den Busch veranlaßte sie Martin, unter dem Vorwand, sich indeß etwas Reisig aus dem Walde zu holen, nach der Straße zu zu sehen und benutzte das, um wieder das heimlich mitgenommene Pistol auf ihn abzu'euern. Wieder streifte ihn der Schuß nur, worauf er diesmal über den Ur heber klar war und, seine Schwiegermutter fürchtend, Fersen geld gab. Während der eisten Vernehmung und auch am Sonnabend vor dem Schwurgerichte behauptete die Kaden theils, sie habe den Martin nur „ausmuntern" und „Courage machen", theils, sie habe ihn nur „einschüchtern" wollen. Während die Staatsanwaltschaft die Ansicht vertrat, die Kaden habe den ihr und ihrer Tochter lästig gewordenen Menschen durch Mord vorsätzlich und planvoll beseitigen wollen, be hauptete der Vertheidiger, seine Clientin habe den ihr trotz seiner Gutmüthigkeit unangenehm gewordenen, ihre Tochter nicht glücklich machenden Schwiegersohn durch die abgeseuerten Schüsse nur ängstigen und zum Verlassen ihres Hauses zwinge» wollen. Die Geschworenen neigte» sich aber der erstere» An schauung zu und bejahten die auf Mordversuch gerichtete» Schuldsragen, worauf die „lebensgefährliche Schwiegermutter" zu 7 Jahren Zuchthaus, 10 Jahren Ehrenrecht-verlust und Stellung unter Polizeiaufsicht verurthM wurde. Am 25. d. M. ist die neue Feuerlösch-Oiduuug der Stadt Mittweida amtlich veröffentlicht worden und damit i» Kraft getreten. Als vou weiterem Interesse ist daraus zu erwähne», daß zwar jedes im Stadtbezirke wesentlich wohnhafte Gemeinde- Mitglied, welches das 23. Lebensjahr erfüllt und dar 38. Lebens jahr noch nicht überschritten und seinen Wohnsitz seit mindestens einem Jahre daselbst hat feuerwchrdienstpflichtig ist, jeder