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Hohensteiner Tageblatt : 19.05.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-05-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id184110793X-189205199
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id184110793X-18920519
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-184110793X-18920519
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohensteiner Tageblatt
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-05
- Tag 1892-05-19
-
Monat
1892-05
-
Jahr
1892
- Titel
- Hohensteiner Tageblatt : 19.05.1892
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leicht. Rußland Italien. Rom, 18. Mai. Die Anklagekammer sprach sämmtliche am 1. Mai verhafteten Anarchisten frei. Mailand, 18. Mai. In dem gegen 25 Anarchisten ein- gelciteten Proceß werden große Enthüllungen erwartet. Der Hauptangeklagte, Advocat Georgi, gehört der vornehmsten Gesellschaft an. Berlin, 17. Mai. Die Bildung eines Garantiefonds für die Weltausstellung wird jetzt von den in erster Linie be- theiligten industriellen und Handelskreisen mit Nachdruck be trieben. Die großen Vereine der hiesigen Industriellen und Kaufleute haben sich zur Bildung einer freien Vereinigung entschlossen, deren Zusammentritt schon in den nächsten Tagen erfolgen soll. Ihr wird die Bildung des Garantlefonds ob liegen, und diese wieder bezeichnet den ersten praktischen that- sächlichen und zugleich entscheidenden Schritt aus dem Wege zur Ausstellung. Die Schaffung eines solchen Fonds von ge nügender Höhe wird wohl das entschiedene Eingreifen von Stadt, Staat und Reich zur Folge haben. Es sind folgende Vereine, die sich zu dem obigen Zwecke zusammengethan haben: Der Verein Berliner Kaufleute und Industrieller, aus mehr als 1000 angesehenen Gewerbetreibenden bestehend; der Verein sür Gcwerbcfleiß, dessen Vorsitzender der ehemalige Staats minister Dr. Delbrück ist; der Kuustgewerbeverein, für dessen erfolgreiche Thätigkeit auf diesem Gebiete das Kunstgewerbe museum und der Aufschwung des Kunsthandwerks in der Hauptstadt während der letzten 20 Jahre genügend Zeugniß ablegt, endlich der um das AusstellungSwesen hochverdiente „Verein der 79er", welcher unter Leitung Fr. Kühnemanns die erste große Berliner Gewcrbeausstellung von 1879 ins Leben rief und mit dem glänzenden finanziellen Ueberschusse derselben weiter für die Hebung der Berliner Industrie und des Aus- stellungswesens, das er stetig im Auge behielt, gewirkt hat. Freiwillige Anmeldungen zum Garantirfonds sind bereits er folgt und dürften noch weiter eingehen. Die Stimmung für die Weltausstellung ist in den Kreisen, auf die es aukommt, eine durchaus gehobene, und mau erwartet nur die Zeichnungs listen. Das Counts, das sich hierfür alsbald bilden wird, dürfte in kurzer Frist in der Lage sein, mit einem sehr ge wichtigen Ergebuiß vor die Reichsregierung zu treten, welche alsdann (so viel darf versichert werden) nicht zögern wird, eine hat nuu ein unzweifelhaft nicht dem Dreibünde angehöriger, die Ansicht vieler französischer Katholiken vertretender Mann genau dasselbe gesagt und den Italienern zu Gemülhe geführt, daß bei gewissen, heute allerdings nicht wahrscheinlichen Aende- rungen doch einmal eine Lage eintreten könne, in der Frank reich sich bewogen fühlen könnte, eine zweite Auflage der desto, ckei per kraneos zu veranstalten, die sich naturgemäß nur gegen Italien richten könnten. Ob Papst Leo nicht wenigstens bls zu einem gewissen Grade denselben Glauben thcilt, ist auch nicht ausgemacht. Die große Liebenswürdig keit, die er der französischen Republik beweist, erklärt sich ja auch dadurch, daß er befürchtet, daß bei wciterm Widerstande gegen die Republik die katholische Kirche in Frankreich ganz und gar um allen Einfluß kommen kann; aber es ist auch nicht ausgeschlossen, daß er noch weiter steht und Lagen ins Auge faßt, wo sich das Ucbelwollen Frankreichs gegen Italien bis zu dem Grade steigern könnte, daß auch dem atheistischsten Franzosen die Wiederherstellung dcS Kirchenstaates nur als eine gerechte Bestrafung Italiens erscheinen würde. Daß einer solchen Stimmung, die heute allerdings nur in einer kaum be merkbaren Unterstiömung vorhanden ist, durch wohlwollende Behandlung der Republik durch den Papst Vorschub geleistet wird, liegt auf der Hand. Der Heercshaushalt sür das Jahr 1893 schließt mit einem Betrage von 645,156,698 kr ab, wovon rund 585 Millionen auf das Ordinarium und 60 Mill, auf das Extraordinarium entfallen. Gegen das Vorfahr ist eine Verminderung der Gesammtsumme um 597,727 kr eingetreten, die sich daraus erglebt, daß einer Vermehrung von 5.369,773 kr mr Ordi narium eine Verminderung von 5,967,500 kr im Extraordi narium gegenüberstcht. Diese letztere Summe bezeichnet einen Ueberschlag, der ohne jeden Nachtheil für den HeereshauShalt beliebig hcruntergesetzt werden kann; die eigentlichen Ausgaben sind im Ordinarium enthalten, und hier erscheint die angegebene Vermehrung um so auffallender, als die Präsenzstärke für 1893 um mehr als 4000 Mann geringer angesetzt ist als die für 1892. Diese verminderte Stärke rührt daher, daß nach den Angaben des Kriegsministeriums die Zahl der im nächsten Jahre elnzustellenden Mannschaften um 5094 hinter der ge setzlichen Jahrekquote zurückbleibt. Diese Schwäche des Jahres- contingents ist noch als eine Folge des französisch - deutschen Krieges anzusehen. Eine Vermehrung an Truppen für 1893 ist insofern vorgesehen, als ein bis zwei neue Reiter-Regi menter zur Ausstellung gelangen, wofür eine Vermehrung um 1458 Pferde in Ansatz gebracht ist. Der neue Etat ist auch insofern von Bedeutung, als mit ihm die auf drei EtatSjahre vertheilte Umbildung des GeneralstabcS ihren Abschluß erreicht. Paris, 18. Mai. Exkönig Milan ist infolge der letzten Vorgänge gesellschaftlich hier unmöglich geworden und wird Frankreich daher verlassen. Paris, 18. Mai. Die gerichtliche Untersuchung gegen Wilson ist eingelcitct, da behauptet wird, daß Hunderte von Stimmen zu einer Wahl gekauft gewesen sein sollen. Wilson beabsichtigt, in die Kammer einzutreten; er hat das hervor ragendste republikanische Journal der Stadt, das „Journal de Paris" gekauft. Paris, 18. Mai. In Chamberg sand bei dem Wahlbankett ein blutiges Handgemenge statt. Eine Person wurde dabei getödtel, 8 schwer verwundet und zahlreiche weitere Personen bleibenden, zu gewerblichen Zwecken denatunrtcn Spiritus ein solcher Zuschlag einfach uneihoben bleibt. Deshalb erscheint auch der oben eiwähnte Antrag der württcmbergischen Regier ung übeiflüisig. Da die Stcuerverwaltung den sämmtlichcn in den Brennereien erzeugten Branntwein unter amtlichem Ver schluß hält, so daß die Brennereibesitzer in ihre eigenen Keller, welche die Sammelbassins enthalten, nicht zu jeder Zeit gelangen und auch nicht frei über ihr Erzeugniß verfügen können, so hat erstere es in der Hand, nur von dem in den Consum des In landes übergehenden Spiritus die VerbrauchSabgabc zu erheben, den cxportirten oder denaturirten Spiritus aber davon zu be freien. Da au die Stelle der Maischrarmstcucr d-.r Zuschlag treten würde, so wäre damit allerdings die Aushebung der Aussuhrvergütung facttsch ausgesprochen. Aber das Verhältniß bliebe doch dem gegenwärtigen ganz gleich. Es würde durch diese Aenderuogen nur eine Menge von Arbeiten der Staats behörden sortfallen, welche in den aufzustcllenden Nachweisungen der auszufertigcnden Vergütungsscheine, den Buchungen und Auszahlungen der Vergütungen bestehen und ein nicht unerheb liches Schreibwerk verursachen. Unter der Ueberschrift, Graf Herbert Bismarck, schreiben die „Hamburger Nachrichten" an der Spitze des Blatte-: „An läßlich der Veilobung des Grafen Herbert Bismarck sind in der Presse verschiedene Erfindungen in Umlauf gesetzt, deren Inhalt seiner übereinstimmenden Fassung nach aus Einheit des Ursprungs schließen läßt und die Unwahrheit verbreitet, als ob seit dem Austritt dcS Grafen Herbert aus dem StaatSministe- rium der Wiedereintritt desselben von ihm oder seinem Vater jemals gewünscht oder auch nur iür möglich gehalten worden wäre. Wie eine mit den politischen Verhältnissen vertraute Zeitung den Nonsens drucken kann, Graf H- Bismarck habe einen Botschaflerposten „gefordert", ist vollkommen unbegreif lich. Schon die sprachliche Fassung dieser Erfindungen läßt Zweifel darüber auskommen, ob ihr Ursprung sie der Ehre werth macht, in achtbare Blätter ausgenommen zu werden. Worte wie „Rchabilitirung", „Ansprüche fallen lassen", „unter handeln" würde kein Sachkundiger auf solche Vorgänge an wenden, wenn sie stattfänden. Allen Eingeweihten sind die Gründe bekannt, welche den Grasen Bismarck Ende März 1890 bestimmten, zurückzutretcn, und die Versuche, welche stattfanden, um ihn zum Verbleiben im Amte zu bewegen; er ist aber auch von allen wohl Jnformirten verstanden worden, weshalb er dauernd ablchnte, zu bleiben. Daß nun der Graf nach träglich von dem streberhaften Ehrgeize erfaßt sein sollte, auf dem Posten eines Agenten der heutigen Leitung dcS Aus wärtigen Amtes ein Vollstrecker der Instruktionen desselben zu werden, das zu glauben, vcrrälh Anschauungen von Leuten, die mit der Denkungsart unabhängiger und chrliebender Männer nicht hinreichend vertraut sind, um ein Urtheil darüber zu haben. Wir haben zu Ende des vorigen Jahres schon einmal Veran lassung gehabt, den damals auftauchenden Verdächtigungen über den Grafen Bismarck entgegen zu treten. Nachdem die bezüglichen Insinuationen nunmehr und sogar in achtbaren Blättern wiederholt werden, haben wir nicht unterlassen wollen, es von neuem als eine willkürliche Erfindung zu kennzeichnen, wenn über den Grasen behauptet wird, daß er seit seinem Ausscheiden aus dem Ministerium irgendwelche Anstellung er strebt, gewünscht, oder gar wie einige Blätter sagen „bean sprucht" habe. Die Versuche, auch seinem Vater Unterhand lungen über diese Frage zuzumuthen, können wir unbeachtet lassen". Frankreich. Paris, 16. Mai. Wenn es wirklich wahr ist, daß das Gemüth des Menschen durch Prüfungen geläutert wird, so darf man sich vielleicht der Hoffnung hingeben, daß die Schick ungen der letzten Tage auf die Monarchisten einen höchst vor- theilhaftcn Einfluß haben werden. Rom, für das sie seit Jahren kämpften oder doch zu kämpfen vorgaben, hat ihnen im letzten Monate viel Ungemach bereitet, und das schlimmste dabei ist, daß sie nicht wohl offen ihrer Mißstimmung Aus druck geben können und sich so stellen müssen, als ob sie nach wie vor gehorsame und achtungsvolle Söhne des hl. Stuhles geblieben wären. Wenn die Leute unter sich sind, ergehen sie sich freilich in Ausdrücken, die das grade Gegentheil von Acht ung und Gehorsam sind; aber die Etiquette erfordert, daß mau das nicht zeigt, sondern den Aerger im Innern verbirgt. Rechtschaffenen Aerger hat es nun gestern den Bonapartisten gemacht, daß ein Geistlicher sich weigerte, die ihm vorgeführte, mit dem napoleonischen Adler geschmückte Fahne zu weihen, nicht etwa weil die Bonapartisten so sromme Leute sind, das ihnen an einer kirchlichen Weihe ihrer Fahne besonders viel gelegen wäre, sondern weil sie darin den Anfang einer neuen Haltung des Clerus erblicken, der sich nun doch entschlossen hat, den Weisungen des Papstes wenigstens der Form nach zu gehorchen. Der plebliscitarischc Ausschuß sür das 7. Arron- oisicment scheint nämlich die Absicht gehabt zu haben, dem Papst und der Republik zugleich dadurch ein Schnippchen zu schlagen, daß man eine neue, von dem kaiserlichen Adler über ragte Fahne kirchlich weihen ließ. Die Bonapartisten hatten sich zu dem Zweck den Pfarrer Fauvagc an der Kirche St. Pierre du Gros-CaiLou ausgcsuchi; als sie aber den Geist lichen um den kirchlichen Segen sür ihre Fahne baten, er klärte ihnen dieser, sie müßten vorher das Futteral ab nehmen, damit er wisse, um was cs sich handle. Nachdem das geschehen war und der Geistliche den bonapartistischen Adler gesehen hatte, verweigerte er den Segen, weil der Adler „als ein aufrührisches Abzeichen betrachtet werde." Mau mußte also mit der ungeweihten Fahne wieder ab ziehen. Recht bezeichnend ist es übrigens, daß der bonapar- tistische Redner, Baron Legoux, auf dem „Punsch", der der verunglückten Fahnenweihe folgte, erklärte, daß, wenn auch die Geistlichkeit die Weihe verweigere, „Gott selbst die Fahne ge segnet habe". Damit hätte der Papst nun seinen ersten Ver- weis weg, und der zweite, verstärkt durch den Vorwurf der Undankbarkeit, wird ihm in folgender Form ertheilt: „Wenn der Papst bis 1870 in Rom bleiben konnte, so hatte er das dem französischen Heere zu danken; wenn er jetzt nicht mehr die Freiheit genießt, so wird das nur dadurch verschuldet, daß der napoleonische Adler nicht mehr über der französischen Fahne weht." Mit diesen Worten hat Legoux übrigens auch den Republikanern einen schlechten Gefallen gelhan, denn diese wollen cs immer nicht wahr haben, daß Frankreich jemals, unter welcher Regierung er sich auch befinden möge, den ge ringsten Schritt zur Wiederherstellung des Kirchenstaates thun könne. Niemand, so sagen sie, denke in Frankreich daran, Italien in seinem gegenwärtigen Besitzstände zu bcdohen, und gegentheilige Behauptungen würden lediglich von den Freunden des Dreibundes verlcumderischerweise in Umlauf gesetzt. Hier i Oesterreich-Ungar«. Wien, 18. Mai. In der gestrigen Sitzung des Abgeord netenhauses über die Wiener Verkchrsanlagen wurde die Um wandlung des Donaubaucs in einen Handels- und Winterhafen mit großer Majorität angenommen. Wien, 18. Mai. Nach einer Meldung, welche der „Pol Corresp." aus Petersburg zugeht, wird in diesem Jahre au Beseh! des Czarcn zu Ersparungszwecken von der Abhaltunc der Herbstmanöver bei Petersburg und Westrußland abgesehen werden. Wien, 18. Mai. Wie derselben Correspondenz aus Berlin gemeldet wird, ist es fraglich, ob diejenigen deutschen Staaten, welche sich guter Währungszustände erfreuen, sich an der von Nordamerika angeregten, internationalen Münzconferenz be theiligen werden, da wegen Mangels an einem concreten Con- ferenzprogramm die Befürchtung einer agitatorischen Ausnützung volliege. Triest, 18. Mai. Nach Depeschen, welche aus Massaua! eingetroffen, soll die Cholera furchtbar in Harwas wüthen Täglich werden über 100 Todesfälle verzeichnet. Die Behörden haben strengste Maßregeln gegen eine ev. Einschleppung der Krankheit getroffen. bündige Erklärung über ^ie Abhaltung der Weltausstellung in Berlin abzugeben und die zunächst uöthigen Schritte zu ver anlassen. Dasselbe gilt von den städtischen Behörde», die der Ausstellung durchaus günstig gesinnt sind. Es handelt sich dann um die Anzeige an die auswärtigen Staaten, daß und wann tue Ausstellung in Berlin statlfinden soll, und um die Gewährung eines Reichszuschusscs durch den Reichstag wie eines städtischen Zuschusses durch die Stadt Berlin. Berlin, 18. Mai. Die „Beil. Börsenztg." erfährt aus vertrauenswürdiger Quelle, daß Reichskanzler Caprivi in letzter Zeit verschiedene Male geäußert habe, daß er, wenn cs in seinem Belieben stünde, die Geschäfte des Reichskanzleramtes gern und baldigst niederlegen würde. Die genannte Zeitung erfährt auch weiter, daß ein bewegter parlamentarischer Winter bevorstehc, welcher über dar Gehe» oder Bleiben des Kanzlers die Entscheidung bringen werde. Berlin, 18. Mai. Rach Meldungen aus Wien die noch der Bestätigung bedürfen, soll der russische Botschafter, Herr von Mohrevheim in Paris, angewiesen sein, dem Pariser Cabinct die bevorstehende Begegnung des Czaren mit dem deutschen Kaiser zu notificiren, jedoch mit dem Bemerken, da dieselbe ohne jeden politischen Hintergrund sei. Berlin, 18. Mai. Infolge der jüngsten Nachricht über das Befinden des Sultan- wurde der Herausgeber der „Allg ReichScorresp." Woselitzki-Bojaroowitzsch ausgewiesen. Derselb wird beschuldigt, geheimer Agent einer paaslavistisch-russischen Nebcnrcgierung gewesen zu sein und seine „Correspondenz" zu diesem Zwecke benutzt zu haben. Hamburg, 17 Mai. Hiesigen Nachrichten zufolge begicbt sich Prinz Albert von SchleSwig-Holstein-GlückSburg Ramen des deutschen Kaisers zur Beglückwünschung des dänischen König-Paares nach Kopenhagen. setzen, wie sic ja freilich von vielen Seiten gewünscht wird, während an die Verwirklichung augenblicklich kaum zu denken ist. Es kann sich bei den jetzigen Angaben höchstens um An regungen handeln, die von der einen oder der anderen Seite ausgegangen sind, zu greifbaren Erörterungen aber bis jetzt nicht geführt haben. Wie verlautet, hängt die Begleitung des Kaisers bei seiner jetzigen Anwesenheit in Wcstprcußen seitens mehrerer Mitglieder des StaatSministeriumS mit der Absicht zusammen, Material für mehrere zur Hebung der wirthschaftlichen und gewerblichen Zustände der Provinz geplante Maßregeln zu gewinnen. Zur Reform der Branntweinsteuer wird dem „Berl. Tagcbl." geschrieben: „Wenn tue „Frankfurter Zeitung" erfährt, die württembergische Regierung habe beim Bundcsrathe einen An trag auf Aufhebung der Ausfuhrvergütung für exportirten Branntwein an die Brcnnereibesitzcr nicht gestellt, so steht dies der Nachricht auf Reform der Malschraumsteuer keineswegs entgegen. Denn wenn an die Stelle der Malschraumsteuer ein Zuschlag zur Verbrauchsabgabe gesetzt wiri), so fällt damit die Zahtung der Aussuhrvergütung ganz von selbst Letztere ist nur eine Zurückzahlung der Maischraumsteuer. Wenn also an Stelle der letzteren ein Zuschlag zur Verbrauchsabgabe tritt, der jedoch nur Mr solchen Branntwein erhoben wird, welcher im Jnlande in den Consum übergeht, so ist es selbstverständlich, daß für den ins Ausland gehenden oder den im Jnlande ver ' Von der russischen Grenze, 12. Mai. Die RussificirungS- maßregeln werden mir wachsender Schärfe angewendel. Eine Anzahl deutscher Lehrer, welche in der gestellten kurzen Frist ! die russische Sprache sich nicht in dem gewünschten Umfange > aneignen konnte, wurden ausgewiesen. Die Fristen werden so - kurz bemessen, daß die Leute ihre Habe verschleudern müssen; mittel- und muthlos überschreiten sie die Grenze. Unerträglich ist der Druck, welcher auf den Deutschen lastet. Der Leiter einer Privatschule ist, obgleich er das russische Bürgerrecht be sitzt, ausgewiesen worden, weil er sein Privatzimmcr mit den Bildern der deutschen Kaiser geschmückt hatte. Die Schulen, fast immer Schöpfungen der deutschen Gemeinden, werden in rücksichtslosester Weise russificirt. Im Zusammenhang damit gewinnt die Thatsache an Bedeutung, daß der 3. Mai, die 100- jährige Erinnerungsfeier an die polnische Verfassung, von den Polen allgemein gefeiert worden ist. Alle Stände wohnten zahlreich den Festgottesdiensten bei. In geheimen Versamm lungen wurde der patriotische Eiier durch glühende Ansprachen geweckt. Es geht ein gewitterschwüles Schweigen durch die polnischen Gauen, der Glaube an einen nahen Krieg zwischen Deutschland und Rußland befestigt sich immer mehr. Die Polen erhoffen von ihm den Wiedergewinn ihrer nationalen Selbständigkeit. Ihr Zorn gegen das MoSkowiterthum ver schärft sich von Tag zu Tage; denn auch die Polen werden von den Russen als Feinde betrachtet, zu deren Niederhaltung jedes Mittel erlaubt ist. Die Lasten der Einquartierung, ver schärft durch die Noth der Zeit, werden um so drückender em pfunden, als zu der Ansammlung so großer Truppenmassen in den Grenzgebieten ein Anlaß ja nicht gegeben ist. Petersburg, 14. Mai. Die Rückkehr der Kaiserin, die bereits morgen aus Abbastuman erwartet wurde, ist um einige Tage hinausgeschoben worden. Die hohe Frau hoffte, ihren kranken Sohn Georg, süc welchen ein Sommeraufenthalt in Finland in Aussicht genommen ist, selbst hierher geleiten zu können. Die rauhe Witterung machte aber eine solche Nord- iahrt für den Kranken vorläufig nicht räthlich, und so ist die Kaiserin denn gestern ohne ihren Sohn von Abbastuman ab- gereist. Am 22. Mai tritt das Kaiserpaar die Reise nach Kopenhagen an. Die Kaiserin soll, wie verlautet, ihren Aufenthalt in Dänemark länger ausdehnen als ihr Gemahl, weil ihre Nervosität sich in der letzten Zeit wieder ver schlimmert habe. Die hohe Frau, so heißt es, leide noch unter den Nachwirkungen der furchtbaren Katastrophe von Borki. Dazu kommt die Sorge um das Wohl zweier Kinder, des Großfürsten Georg und der kleinen Großfürstin Olga, bei welcher die im letzten Winter vorgenommene Knetcur sich nicht so bewährt hat, wie die Aerzte gehofft hatten. Seit dem schändlichen japanischen Attentat ist hie Kaiserin nun auch des Thronfolgers wegen viel in Unruhe. Ein Anlaß zu wirk licher Sorge liegt allerdings nicht vor, denn der japanische Schwerthieb ist längst vernarbt. Der Cäsarewitsch hat sich gerade im letzten Jahre körperlich ungemein vortheilhaft ent wickelt und sicht in seiner schmucken Gardchusarcnuniform jetzt echt männlich und stattlich aus. Aber das stets sorgende Mutterherz ist seit jenem Attentatstage mißtrauisch geworden, und schon vor der Reise nach Abbastuman wurde erzählt, nicht elten frage die Kaiserin mehrere Mal an einem Tage durch )en Fernsprecher bei ihrem ältesten Sohne an, wie es ihm gehe. Sehr nahe ist endlich dem Kaiscrpaar der jähe Tod des
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