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Hohensteiner Tageblatt Erscheint jeden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1.40; durch die Post Mk. 1.50 frei ins Haus. Geschäfts-Anzeiger Inserate nehmen die Expedition bis Vorm. LV Uh» sowie für Auswärts alle Austräger, de »gl. alle Annoncen-Expeditionen zu Original- Preisen entgegen. Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Lugau, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rüßdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Leukersdorf, Seisersdorf, Erlbach, Kirchberg, PleiW, Reichenbach, Grumbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Hüttengrund u. f. w. Amtsblatt für de« Verwaltungsbezirk des Stadtrathes zu Hohenstein. Nr. 122 Sonnabend, den 28. Mai 1892. 42. Jahrgang Zwangsversteigerung. Das im Grundbuche auf den Namen des Tischlers Eduard Hermann Baldauf eingetragene Grundstück, ein Wohnhaus mit Anbau sammt Hofraum und Hutung, Folium 436 deS Grundbuchs für Ernstthal, bestehend aus der Parzelle Nr. 26a des Flurbuchs, nach diesem 7,, a groß, mit 260,gz Steuereinheiten belegt und auf 23 400,gg M. geschätzt, soll rm hiesigen Amtsgerichte zwangsweise versteigert werden und es ist der 4. Juni 1892, vormittags 10 Uhr als Bersteigerungstermin, sowie der 11. Juni 1892, vormittags 10 Uhr als Termin zu Verkündung des Verthetlungsplans anberaumt worden. Eine Uebersicht der auf dem Grundstücke lastenden Ansprüche und ihres Rangverhält- msseS kann in der Gerichtsschreiberei des unterzeichneten Amtsgerichts eingesehen werden. Hohenstein-Ernstthal, am 31. März 1892. Königliches Amtsgericht. vr. Waurick, Ass , In dem Concursverfahren über das Vermögen des Handelsmanns Friedrich Louis Löbel in Hohenstein, in Firma Louis Löbel daselbst,. ist zur Prüfung der nachträglich angemeldeten Forderungen Termin auf den 4. Juni 1892, vormittags 9 Uhr vor dem Königlichen Amtsgerichte hierselbst anbcraumt. Hohenstein-Ernstthal, den 24. Mai 1892. Jrmschler, Gerichtsschreiber des Königlichen Amtsgerichts. . Bekanntmachung, die Katechismusunterredungen in Gersdorf betr. Die gesetzlich vorgeschriebenen UnterredungenmitderconfirmirtenJuge nd, an welchen die hier sich wesentlich aushaltcnden Jünglinge und Jungfrauen bis zum 18. Lebensjahre theilzunehmen verpflichtet sind, finden im Jahre 1892 noch an fol genden Tagen (Nachmittag ^2 Uhr) statt: a) für die Jünglinge: Dom. Hxancki den 29. Mai, „ VH. p. Trin. den 31. Juli, „ XV. p. Trin. den 25. September, „ I. Advent den 27. November, b) für die Jungfrauen: Dom. I. p. Trin. den 19. Juni (XU. nicht am 26. Juni, wie ursprünglich bestimmt war), Dom. XI. p. Trin. den 28. August, „ XIX. p. Trin. den 23. October, „ III, Advent den 11. December. Etwa sich nöthig machende Aenderungen werden in den Kirchennachrichten rechtzeitig bekannt gegeben. Die confirmirten Jünglinge und Jungfrauen (auch die von Auswärts herein gezogenen) werden zu fleißigem Besuche dieser Unterredungen mit dem Bemerken, daß genaue Controle geübt wird, herzlich eingcladcn, die Eltern, Lehrmeister und Dienst herrschaften aber im Verein mit allen treuen Gliedern der Gemeinde um Förderung des guten Werkes, Vas Gott segnen wolle, inständig gebeten. Gersdorf, den 25. Mai 1892. Der Kirchenvorstand. E. Ponickau, Pfarrer, Bors. Sächsisches. Hohenstein, 27. Mai. Am 16. Mai hat die erste Kiuderschaar für dieses Jahr in der Kinderhcilstütte „Bechlehemstn't" im Hüttengrunde ihren Einzug gehalten. Mittwoch, 1. Juni, Nachmittags 2 Uhr soll dort eine kleine Feier ftattfinden. Herr Superinten dent Or. Michael aus Chemnitz hat die Ansprache zu über nehmen die Güte gehabt. Der Leiter des Stiftes, Pastor Siebenhauer aus Ottendorf, wird den Bericht geben. Unter den 30 Kindern stammen 10 aus Chemnitz und gerade unter diesen besonders elende und hülfsbedürftige. Wenn nur die Mittel reichlicher flössen, würde noch einer großen Anzahl von dringenden Gesuchen um Aufnahme entsprochen werden können. Das königl. Finanzministerium hat beschlossen, die schmal spurige Sekundärersenbahn von Wolkenstein nach Jöhstadt am 1. Juni d. I. dem allgemeinen Verkehre zu übergeben. An dieser Bahn befinden sich außer dem Anschiußbahnhose Wolken stein und dem Endbahnhofe Jöhstadt die Haltestellen für Personen- und Güterverkehr Streckewalde, Boden bei Wolken stein, Niederschmiedeberg, Oberschmiedeberg, Steinbach bei Jöh stadt und Schmalzgrube, sowie der Haltepunkt für Personen verkehr Schlöffel. Die Leitung des Betriebes auf der ge nannten neuen Bahnlinie erfolgt durch die Generaldirection der StaatSeisenbahnen, welche auch die Tarife und Fahrpläne bekannt machen wird; dagegen verbleibt die Erledigung der Bauangelegenheiten und die Regelung der Besitzverhältnisse im Bereiche der neuen Bahnstrecke zunächst noch dem Kom missar für Staatseisenbahubau, Finanzrath vr. Kürsten in Dresden. Wie wir vernehmen, ist die Einführung des neuen Fracht- briefformulares im laufenden Jahre nicht mehr zu erwarten, vielmehr für den 1. Januar 1893 in Aussicht genommen. Das Reichsgesetz von 1888 bedroht Jede», welcher Eier oder Junge aus Nestern der Singvögel nimmt, oder überhaupt Singvögel (also auch Amseln) fängt oder tödtet, mit 150 Mk. Geldbuße oder mit Haft. Das Gesetz droht dieselbe Strafe auch Jedem an, welcher es unterläßt, Kinder oder andere seiner Aufsicht unterstellte Personen von der Uebertretung obiger Vor schrift abzuhalten. lieber die Lausitzer Textilindustrie berichtet die „L. Z.": Noch immer will kein rechtes Leben ins Geschäft kommen und in den Fabriken wird noch vielfach die Arbeitszeit beschränkt, auch in jenen Fabrikorten, wo das Geschäft in letzter Zeit flotter gehen soll, arbeitet man noch nicht die volle Stunden zahl. Mit den bedeutenden Vergrößerungen verschiedener mechanischer Webereien der Lausitz vermochte die Nachfrage nicht Schritt zu halten und eine beträchtliche Anzahl mechanischer Stühle standen über Winter still. Bessere Baumwollenpreise, welche das Geschäft beleben würden, lassen noch immer auf sich warten, unbeträchtliche höhere Notirungeu gab er nur vorübergehend, sie waren auch nur gekünstelte und der Preis beharrte im Allgemeinen fest auf seinem niederen Niveau. Die Baumwollweberci braucht jetzt viele Jaquardmaschinen, Decken, Schürzen, Kleider, Rock- uud Beitstoffe werden gegen wärtig sehr viel in Jaqaardmustern verlangt, und es grenzt an das Wilnderbare, was hierin geleistet wird. Schürzenstoffe z. B., welche anscheinend mit feinster Spitzeustickerei bedeckt sind, erhält man für swenige Pfennige und cs sind wohl in der Baumwollweberei noch nie so hohe Ansprüche in Bezug auf Muster gestellt worden, wie heute, selten aber auch waren die Preise so gedrückt. Kleiderflanelle, im vorigen Jahre eine starkgesragte Nouveaute und großer Artikel, haben ihre Rolle ausgespielt. Kaum taucht irgendwo eine Neuheit aus, so wirft sich die Concurrenz daraus und es beginnt oft ein tolles Jagen um die Oberherrschaft. Kleinere Fabrikanten, welche sich an diesem Kampf betheiligten, haben es mitunter schwer büßen müssen und werden lange an ihre Schmerzenskinder mit Weh- mmh gedenken. Die schmalen, sehr bunten Gewebe für den Orient, für welche Fabrikanten oft mehrere Tausend Hand stöhle gehen hatten, werden jetzt, nachdem der Preis herunter- gebracht ist, nur noch von kleinen Fabrikanten hergestellt, weit größere der höheren Spesen wegen nicht mehr auf die Kosten kommen. Einzelne leistungsfähige Lmsitzer Firmen erhielten ganz bedeutende Aufträge auf halbwollene Sachen für das Ausland, dieselben können aber nur aus Handstühlen gewebt werden, wofür die vorhandenen Weber nicht mehr ausreichend sind. Früher wurden solche Artikel für Lausitzer Rechnung in Böhmen gewebt, aber in Folge der verschärften Zollvorschriften im Vercdelungsverkehr ist jetzt daran nicht zu denken, obschon drüben Weber in unbeschränkter Anzahl zu haben sein dürsten. Die Fabrikation bunter baumwollener Gewebe hat im benach barten Böhmen io den letzten Jahren einen ziemlichen Auf schwung genommen und es entstehen in Folge dessen an der Grenze neue mechanische Webereien in Orten, welche sich bis her einzig auf die Handweberei beschränkten. Man spricht da von, daß in allernächster Zeit an der Grenze und unweit da von mehrere Tausend mechanischer Stühle aufgestellt werden sollen, aus welcher Veranlassung wohl auch die Oberlausitzer Webstuhlfabrik von C. A. Roscher in Altgcrsdorf >m benach barten GeorgSwalde ein großes Grundstück angekauft hat, um Stühle für Oesterreich zu bauen, damit wird auch gleichzeitig eine Eisengießerei verbunden werden. Der Chef der Firma, ein im B-rhältniß noch junger Mann, hat sich durch Fleiß und Umsicht aus recht bescheidenen Anfängen zu großem An sehen aufgeschwungen, weshalb ihm allerseits viel Vertrauen entgcgengebracht wird, sein Unternehmen wird deshalb auch mit Freuden begrüßt. Zahlungsein st ellungen. Salomon Oppenheimer, Kaufmann, Berghofen. David Mcynfeld, Schlrmfabrikant, Bielefeld. Robert Krafft, Papierfabritant, Eislingen. P. und M. Heller, Kaufmannseheleute, Nürnberg. Teuplitzer Kohlcn- werke, Aktiengesellschaft, Helmsdorf. Clemens Otto Döring, Bierhändler, Freiberg (Schlußtermin 10 Juni d. I.) Louis Bernhard Müller, Materialwaarenhändler, Taura (Schluß termin 18. Juni d. I) — Aufgehoben: Franz Hermann Leucht, Schuhmacher und Schuhwaarenhäadler, Reichenbach. Heinrich August Arnold, Fleischermeister und Handelsmann, Plauen i. V. Oberlungwitz. Am Morgen des HimmelfahrtstageS sind Spitzbuben in das hiesige Pfarrhaus eingebrochen. Obwohl sie an zwei verschiedenen Stellen in den Keller eingedrungen sind, haben sie doch, was ihnen wohl jeder gönnen wird, nichts erwischen können. Die Diebe haben das gcsammte Stein gebälk eines Fensters mit großer Gewalt ausgewuchtet. OelSnitz i. E. Ein höchst frecher Einbruchsdiebstahl wurde in der Nacht vom Montag zum Dienstag im Gast- hoi zum Bromnitzer ausgeführt. Nachdem die Diebe durch ein im Erdgeschoß befindliches Wohnstubemenster eingestiege», haben sich dieselben Eingang in die Keller verschafft und die selben ganz bedeutend geplündert, indem sie alle möglichen Lebensmittel, als Speck, Schinken, Warst, Butter rc. mit genommen haben. Außerdem haben die Spitzbuben aber auch Geld, verschiedene Wollwaaren, Leinewand und Kleidungsstücke mitgehen heißen. Die im Garten zum Bleichen gelegene Wäsche haben sie nur zusammengclegt und außerhalb des Gartens liegen lassen, da sie ihnen wahrscheinlich zu schwer gewesen ist. In der Schmiedeabtheilung des Chemnitzer Werkstätten bahnhofes erlaubte sich am Mittwoch Nachmittag ein vorüber gehender Arbeiter mit dem Führer des großen Dampfhammers einen Scherz, indem er ihm unter den erhobenen Arm griff. Infolgedessen ließ der Arbeiter den Dampfhammer vorzeitig niedersausen. Hierbei wurde dem daS Schmiedeeisenstück haltenden Arbeiter die rechte Hand total zu einem Klumpen zermalmt, sodaß der Verunglückte sofort in's städtische Krankenhaus über geführt werden mußte. Aus Chemnitz, 25. Mai. Es ist begreiflich, daß unsere Industriellen, die wegen ihrer bedeutenden Ausfuhr nach allen Ländern der Erde von jeder Zolländerung in einem Lande fühlbar betroffen werden, von Herzen wünschen, daß nunmehr ein Stillstand in den fortwährenden Zollerhöhungen eintritl. Wenn nun die jüngst gehaltene Rede des englischen Premier ministers Salisbury vielfach dahin gedeutet wird, daß auch in Großbritannien gewisse Zollerhöhungen eintreten könnten, so könnte daS auch unsere Exporteure beunruhigen, da England der bedeutendste Abnehmer sür die meisten hier und im Ganzen Erzgebirge erzeugten Waaren ist. So gingen z. B. im ersten Vierteljahre 1892 bei einem Gesamanversandt von 25 860 Doppel-Centner baumwollener Strumpfwaaren allein 2375 D.-Ctr., also fast der zehnte Theil, nach England; ferner er hielt dieses Land von den 296 D.-Cir. nach dem Auslande gesandten seidenen Strumpfwaaren 77 D.-Cir. 26 Proceni, von den 639 D.-Ctr. halbseidenen Strümp waaren 289 D- Ctr. — 45 Pwc. und von 7113 D.-Ctr. wollenen unbedruckten Strumpfwaaren 2718 D.-Ctr. 38 Proc. Einen solch regen Verkehr zu stören, würde für unsere gesammce deutsche Indu strie die nachtheiliqsten Folgen haben müssen. In Burkhardtsdorf hat sich in dem Gehölz der dortigen Gebauer'schen Fabrik der Fabrikarbeiter K. A. Eidner erhäng«. Eine Wittwe und 8 zum Theil unerzogene Kmder, in dürftigen Verhältnissen lebeno, haben ihren Ernährer verloren. In Breitenbrunn wurde durch böswillige Brandstiftung das Haus der Wittwe Weiß vollständig zerstört. Leider har bei dem Brande der Fabrikarbeiter Müller, dem erst vor kurzer Zeit sein Wohnhaus abbrannte, seine von dem damaligen Brande gerettete unversicherte Habe nun vollständig verloren. Die Urheber des am 9. ü. M. in Großhartmannsdorf stattgehabten Brandes der Gläser'schen Wirthschap, bei dem die Miethsbewohner in der Nacht vom Feuer überrascht wurden und sich zum Theil durchs Fenster retten mußten, sind entdeckt. Er hat sich ergeben, daß der während des Brandes abwesend gewesene Wirthschaftsbcsitzcr Gläser Tags vorher seiner Ehe- frau die briefliche Weisung hat zugchen lassen, das Gebäude