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HolMeiner Tageblatt LZUZUWZ Ky-HMrW frei ins Haus. f N Walle «nnoncen-Expeditionen zu Original- für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Luga«, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rutzdors, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Leukersdorf, Seifersdorf, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Grumbach, Callenberg, Tirfchheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Hüttengrund u. s. w. Amtsblatt für den Verwaltungsbezirk des Stadtrathes zu Hohenstein. Nr. 113 Dienstag, den 17. Mai 1892. 42. Jahrgang. 10. öffentliche Stadtgemeinderaths-Sitzunq Dienstag, den 17. Mai 1892, abends 8 Uhr. Hohenstein, den 16. Mai 1892. Der Stadtrat h. vr. Backofen. Tagesordnung: Antrag des Bauausschusses, Ausbau der Weinkellerstraße betr. ZwangsversteMrüng^ .... . im Grundbuche auf den Namen Ernst Robert Petzold eingetragene Grund stück, eine Brandstelle nebst Garten und Feld, Folium 148 des Grundbuchs für Oberlungwitz, Parzellen Nr. 472, 491b des Flurbuchs, 88 § a groß, mit 254^ Steuereinheiten belegt, ge schätzt auf 2700 M., soll nebst der in Höhe von 15 870 M. ausgeworfenen Brandschäden- Vergütung im hiesigen Amtsgerichte zwangsweise versteigert werden und eS ist der 30. Mai 1892, vormittags 11 Uhr als Versteigerungstermin, sowie der 9. Juni 1892, vormittags 11 Uhr als Termin zu Verkündung des Vertheilungsplans anberaumt worden. Eine Uebersicht der aus dem Grundstücke lastenden Ansprüche und ihres Rangverhält- nisseS kann in der Gerichtsschreiberei des unterzeichneten Amtsgerichts eingesehen werden. Hohenstein-Ernstthal, am 7. April 1892. Königliches Amtsgericht, von Feilitzsch. Sächsisches Hohenstein, 16. Mai. Am 16. Juli d. I. kommen sächsische Turner, wie wir mitgetheilt haben, 500—600, auf der Durchreise nach Kon stantinopel nach Graz. Um ihnen den Aufenthalt dort an genehm zu machen und ihnen Beweise des Gefühles der Zu sammengehörigkeit und der Gastfreundschaft zu geben, hat sich auf Anregung der „Grazer Turnerschaft" ein Ausschuß ge bildet, an dessen Spitze der Herr Bürgermeister Dr. Ferdinand Portugal! steht; dessen Stellvertreter sind die Herren Dr. Julius von Derschatta und Bürgermeister-Stellvertreter Alexander Koller. Der Ertrag aus der Obstnutzung an den fikcalischen Straßen im Königreich Sachsen war in den Jahren 1880 im Ganzen 33421 M., 1881 im Ganzen 94,135 M., 1882 im Ganzen 90095 M., 1883 im Ganzen 112,439 M, 1884 im Ganzen 105621 M., 1885 im Ganzen 114214 M., 1886 im Ganzen 87,784 M., 1887 im Ganzen 88,805 M, 1888 im Ganzen 85,140 M„ 1889 im Ganzen 141,919 M., 1890 im Ganzen 150,623 M., 1891 im Ganzen 162,493 M. Zahlungseinstellungen. Earl Viesohn, Kauf mann, Fritzlar. Christoph Kromat, Kaufmann, Heinrichswalde. A. Thcwing, Kaufmann (Nachlaß), Königsberg. Ludwig Voß, I. H. Clausscn'S Nachfolger, Kaufmann, Rendsburg. Firma Gebrüder Müller, Schmalkalden. Johann Gottfried Härting, Privatmann und früherer FuhrwerkSbcsitzer und Kohlenhändler, Leipzig. Carl Ferdinand Julius Streller, Galanteriewaaren- händlcr, Inhaber des Galanterie-Lederwaarengeschästes unter der Firma: „Ferd. Streller", Leipzig. Otto August Conrad Rohde, Töpfermeister (Ofengeschäfl), Leipzig. Wilhelm Gustav Klätte, Klempnermeister und Handelsmann, Ebersbach. Paul Martin Blei, Dclikatessenhändler, Pirna. Carl Wilhelm Kießling, Schlosscrmeister und Hausbesitzer, Meißen. Johann Friedrich Kiödel, Kaufmann, alleiniger Inhaber des Produkten- und BaumaterialiengeschäfteS unter der Firma: „Friedrich Kiödel", Lcipzig-Linocnau (Zwangsvergleichstermin 27. Mai ds. I.) Walther Erler, Kaufmann, Annaberg (Schlußtermin 8. Juni dS. I) — Aufgehoben: Gustav Hofmann, Schuhmacher, Inhaber des SchuhwaarengeschäfteS unter dem Namen: „Carl Hamann", Leipzig. Aus Chemnitz wird den „Dr. N." geschrieben: Die miß liche wirthschaftliche Lage, in der sich gegenwärtig viele Indu striezweige Deutschlands befinde», wird auch in dem hoch- industriellen Chemnitzer Bezirk empfunden, und dies umsomehr, al» sie ziemlich unvermittelt einer Zeit guten Geschäftsganges gefolgt ist. Die rasche Entwickelung der Industrie mit ihrem steigenden Bedarf an Arbeitskräften hat innerhalb 15 Jahren die Bevölkerungsziffer fast verdoppelt, und wenn auch das Tempo, in dem die Bevölkerung zunimmt, seit einiger Zeit langsamer geworden ist, so ist doch der Zuzug von auswärts, der fast ausschließlich auf die Beschäftigung suchende Arbeiter schaft entfällt, ein nicht beträchtlicher. Während z. B. in dem Zeitraum vom 1. Januar bis 30. «pnl 1891 die Zunahme der Bevölkerung noch 2409 betrug, ist sie in dem gleichen Zeit raum 1892 auf 1472 gesunken; da der Ueberschuß der Ge burten über die Todesfälle in beiden Jahren nahezu der gleiche ist, so bringt der Unterschied der genannten Zahlen deutlich genug die Thatsache zum Ausdruck, daß die Arbeitsgelegenheit hier erheblich gesunken ist. Bon den beiden für Chemnitz wesentlichen Industriezweigen, dem Maschinenbau und der Stoffhandschuh- und Strumpffabrikation, ist die letztere haupt sächlich auf den Export nach England und Amerika eingerichtet und angewiesen. Wenn nun auch die Zollerhöhungen, b»lche die Mac Kiuleybill gebracht hat, einen harten Schlag für die Textilbrauche bedeuten, so ist doch auch eine lahrelang be triebene Ueberproduktion daran schuld, daß diese Industrie jetzt so schlimme Zeiten durchmachen muß. Diese Ueberproduktion rührt nicht zum Mindesten daher, daß eine große Anzahl von soaenannten Faktoren, welche früher nur im Auftrag der größeren Firmen arbeiteten, sich selbstständig gemacht haben und ohne hinreichende Kenntniß darüber, wieviel der Weltmarkt Waare willig aufnchmen kann, weit über den Bedarf hinaus producirten. Es ist in den von Chemnitz abhängigen kleinen Nachbarorten vielfach vorgekommen, daß aus einer Art ge schäftlichem Ehrgeize solche kleinere Fabrikanten selbst unter Zuhilfenahme von Nachtstunden weiter fabricirt haben, ohne sie Gewähr eines entsprechenden Absatzes der Waaren zu be sitzen. Solche Ueberstunden lassen sich freilich mitunter schon deshalb nicht vermeiden, weil die Zahl der Bestellungen auf kurze Lieferungsfrist dauernd zunimmt, und der Fabrikant wohl oder übel diese Aufträge annehmen muß. Die Fortsetzung dieses verstärkten Betriebes in Zeiten flauen Geschäftsganges und die Herabdrückung der Preise durch die Aufkäufer, die sehr wohl wußten, daß viele Fabrikanten um jeden Preis verkaufen mußten, ist die wesentliche Ursache der vielen Konkurse, welche der Chemnitzer Bezirk in den letzten Jahren aufzuweisen hatte, und es ist erklärlich, wenn auch bedauerlich, daß eine große Zahl solider Firmen in Mitleidenschaft gezogen worden ist. Ob die Produktionseinschränkuvg, welche viele Fabrikanten haben eintreten lassen, den Erfolg haben wird, in gesündere Geschäftsverhältnisse hinüberzuleiten, hängt natürlich von der Wirkung der neuen Handelsverträge ab, die noch Niemand sicher zu toxiren vermag. Daß der nordamerikanische Markt nicht wieder in dem früheren Umfange von Chemnitz wird ver sorgt werden können, ist eine wohl unabänderlich feststehende Thatsache. Die statistischen Ausweise ergeben jetzt für den Chemnitzer Konsulatsbezirk einen ganz erheblichen Ausfall gegenüber der Zeit vor dem Inkrafttreten dieser Bill. Daß sich unter diesen Umständen Entlassungen von Arbeitern nicht haben umgehe« lassen und Verkürzungen der Arbeitszeit viel fach eiugctreten sind, ist erklärlich, doch ist das Bestreben der Fabrikanten, ihren Arbeitern nach Möglichkeit über die gegen wärtige Kalamität hinweg zu helfen, unverkennbar. Recht deutlich kommt die Ungunst der Geschäftslage in den Ziffern zum Ausdruck, die sich auf das Bauhandwerk beziehen. Wäh rend im Jahre 1891 noch iusgesammt 240 Gebäude ausge führt wurden, wurden bisher für 1892 nur 60 Neubauten an gemeldet. Eine große Zahl der im Frühjahr sich hier ein stellenden böhmischen Maurer und Handlanger ist daher ohne Beschäftigung geblieben, und hat die Stadt wieder verlassen. In den früheren Jahren energifcher Bauthätigkcit waren die auswärtigen Arbeitskräfte geradezu unentbehrlich. Die Lohn- verhältuisse für die einheimischen Bauarbeiter haben sich nicht verändert, die der böhmischen sind etwas niedriger geworden. Dieses dürfte wohl auch der Thatsache entsprechen, daß die einheimischen Arbeiter an Leistungsfähigkeit den Böhmen über legen sind. Die Zahl der leerstehenden Wohnungen ist eine sehr beträchtliche; indessen ist ein sogenannter Häuserkrach, wie er seit Jahren mit Hinblick auf die ganz außerordentliche Bau- thätigkeit vorauSgefagt wurde, nicht eingetreten. Von öffent lichen Neubauten ist gegenwärtig nur einer von Belang, der jenige für die Realschule, welche jetzt noch mit dem hiesigen Realgymnasium verbunden ist. Diese Realschule, welche für eine Industrie- und Handelsstadt wie Chemnitz schon längst eine dringende Nothwendigkeit war, ist noch in der Entwicke lung begriffen und wird in zwei Jahren alle 6 Klassen ent halten. Die Räume des alten Realgymnasiums sind längst zu eng sür die wachsende Schülerzahl (Ostern 1892: Real gymnasium 421, Realschule 204 Schüler) geworden. Dement sprechend soll, um allen Eventualitäten gewachsen zu sein, das neue Gebäude, welches in schönster Lage von Chemnitz auf dem Kaßberg errichtet wird, Raum für etwa 700 Schüler bieten. Daß man hinsichtlich der Ausführung des Bauer und der inneren Einrichtung das Beste erwarten darf, beweist schon die ausgeworsene hohe Bausumme von einer halben Million Mark. Vom SchwurgerichtShof zu Chemnitz wurde am Freitag jener Brandstifter, welcher im vorigen Jahre die ganze Ein wohnerschaft von Frankenberg in Ängst und Bangen versetzte, abgeurtheilt. Der angeklagte 28jährige Kaufmann Otto Mai aus Frankenberg war der vollendeten Brandstiftung in 11 Fällen (10 in Frankenberg und 1 in Gunnersdms) und eine» Versuchsfalles (in Niederlichtenau), sowie zweier schwerer Ein bruchsdiebstähle geständig. Der durch diese 11 Brandstiftungen verursachte Schaden wird an Gebäuden aus 80,000 Mark und an Mobilien und Getreide- und Futtervorräthe auf 60,000 Mark geschätzt. Der Gerichtshof hat den Angeklagten in der Annahme, daß die Brandstiftungen bei völliger geistiger Klar heit in böswilliger Weise bewirkt worden sind, unter Ausschluß aller mildernden Umstände zu 15 Jahren Zuchthaus, 10 Jahren Ehrenrechtsvcrlust und Stellung unter Polizeiaussicht verurtheilt. Ein schrecklicher Anblick bot sich am Freitag früh dar, als in Tannenberg die Leichenfrau das den Eheleuten Karl Th. am 12. d. M. verstorbene 48 Wochen alte Kind be sorgen wollte. In der vergangenen Nacht hatten Ratten da» Gesicht des Kindes sammt einem Auge fast gänzlich abgesressen. Ein beklageoSwerther Unglückrfall ereignete sich am Sonnabend Vormittag unterhalb des sogenannten „Kalten Feldes" in Reichenbach i. V. Zwei Anleger aus einer Spinnereifabrik hatten den Auftrag, eine drei Centner schwere Kiste mit Canetten auf einem Handwagen nach Lengenfeld zu fahren. Unterwegs gesellte sich ein hochbetazter Marin, der Tuchmacher Löffler aus Lengenfeld, zu ihnen und nahm auf dem Kutschersitze mit Platz. Während der Fahrt stürzte der Mann vom Wagen und blieb ohne Bewußtsein liegen. Nach zwei Stunden trat der Tod ein. Der eigentliche Hergang der Sache ist bis jetzt noch nicht aufgeklärt und die Untersuchung im Gange. Am Freitag Vormittag traf in Plauen i. V. Graf Münster, Wirkt. Geheimrath und HauSmarschall der Königs, ein. Se. Execeüenz beabsichtigt, die Ergänzung von Textil- Erzeugnissen für die königlichen Schlösser zukünftig ausschließ lich aus den Producten der sächsischen Jaoustrie zu beschaffen. Zur Erkundigung über die mannigsachen FabrikationSqucllen in Sachsen war Sr. Execellenz vom Ministerium der Innern die Direction der königliche» Industrieschule zu Plauen em pfohlen worden. In Begleitung des Oberbürgermeisters Kuntze besuchte Se. Execellenz diese Anstalt. Rach eingehender Be sichtigung der Sammlungen daselbst besichtigte er mit dem Oberbürgermeister Kuntze die neueren städtischen Anlagen. Vor seiner am Sonnabend erfolgten Abreise besuchte der Haus marschall die dortige Firma Fritz Bergmann, um sich nament lich über die in dieser Fabrik gepflegte Tambour-Technik zu unterrichten. Herr Bergmann hatte eine kleine Ausstellung seiner Erzeugnisse veranstaltet, die für die Firma in technischer wie geschmacklicher Hinsicht beredtes Zeuguiß ablegte. Die soeben in der Sächs. Landcslotterie auf Nr. 74331 herausgekommenen 300,000 sind in einzelnen Zehnteln, Zwanzig steln und Fünfzigsteln sämmtlich nach Dresden in Hände ge kommen, die ihrer geschäftlichen und sonstigen Lebensstellung nach die 25,000 Mk. bis 500 Mk. herab recht gut brauchen können. Ein Geschäftsmann in der Wilsdruffer Vorstadt hat auch ein Zehntel gewonnen und schickte vor lauter Freude seiner unbemittelten Tante ein paar Flaschen Wein, die zwar dankbar angenommen, aber durch ein kleine» Gegenpräsent sofort erwidert wurden, da die Tante in der Vereinigung