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Hohensteiner Tageblatt : 11.05.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-05-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id184110793X-189205113
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id184110793X-18920511
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-184110793X-18920511
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohensteiner Tageblatt
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-05
- Tag 1892-05-11
-
Monat
1892-05
-
Jahr
1892
- Titel
- Hohensteiner Tageblatt : 11.05.1892
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„Gustav Steude", Hartmannsdorf. Valentin Meuche, GutS- und Ziegeleibesitzer, FremdiSwalde. Karl Eduard Kretzschmann, Klcmpnermeister, Lößnitz (ZwangsvcrgleichStermin 19. Mai dieses Jahres). Franz Friedrich Wetzel, Weber, Pausa (Schluß termin 2. Juni v. I.) Carl Wilhelm Hänsel, Cementwaaren- sabrikant, Erlau (Schlußtermin 4. Juni d. I.) — Aufge hoben: Franz Hermann Truukcl, Hutmacher, Leipzig. Franz Hermann Wittig, Handelsmann, Pausa. Friedrich August Jung, Kleiderhändler, Plauen i. V. Chemnitzer Schlacht- und Viehhof, vom 9. Mai. Auftrieb: 229 Rinder, 467 Landschweine, 356 ungar. Schweine, 74 Kälber, 435 Hammel. Der heutige Markt war reichlicher als vor acht Tagen beschickt worden. ES standen 39 Rinder, 10 Landschweinc, 7 ungar. Schweine, 182 Hammel mehr und nur 18 Kälber weniger zum Verkaufe, als damals. Das Ge schäft war in Rindern ziemlich lebhaft und in den übrigen Vichgattungeu mittelmäßig, wogegen die Preise mit wenig Ausnahmen auf dem in voriger Woche eingenommenen Stande blieben. Unter dem Hammelauftriebe befand sich ein giößcrer Posten Hammel von außergewöhnlich feiner Qualität. Preise: Rinder 1. Qual. 62—65 M. 2. 54-60 M. und 3. 45-52 M. für 100 Pfd. Schlachtgewicht. Landschweinc 54—57 M. für 100 P?d. leb. Gewicht bei 4O Pfd. Tara per Stück. Ungar. Schweine 51—52 M. für 100 Pfd. Schlachtgewicht. Kälber 52—54 M. für 100 Pfd. Schlachtgewicht. Hammel 28—34 M. für 100 Pfd. leb. Gewicht. Wie geschrieben wird, sind auf dem Wege von Frankfurt nach Paris aus einem Werihpacket 45 Stück 4procentige rus sische Staatsovligatiomn, welche einen Werth von 76,000 Mk. rcpiäsentiicn, gestohlen worden. Da das Werihpacket nur auf 600 Mk. deklarirt war, so dürfte der Schaden für den Absender ein sehr empfindlicher sein. Für die zur Erledigung kommende 10. ständige Lehrer stelle in Gersdorf haben sich 10 Biwerber gefunden, von denen die Herren SpringSguth aus LaugenstriegiS, Hennig aus Zenne witz bei Leisnig und Heinich aus Kohren zur engeren Wahl vorgeschlagen worden sind. Der in Oelsnitz bisher sich aufhältliche Socialdemokrat Stephan Nowack ist a!S ReichSausländcr wegen seines agita torischen Auftretens aus dem Königreich Sachsen ausgewiesen worden. Die betreffende Verfügung der königl. AmiShaupt- mannschast Chemnitz lautet: „Es ist zur Kenntniß der könig lichen AmtShauptmannschaft gekommen, daß Sie bereits seit längerer Zeit durch Ihr agitatorisches Verhalten, insbesondere durch die aufreizenden und hetzerischen Gespräche, welche Sie an öffentlichen Orten zu Jedermanns Gehör zu führen pflegen, bei der gutgesinnten Einwohnerschaft Anstoß und Aergerniß erregt haben. Da Ihnen als ReichZauSländer ein Recht am Gestattung des hiesigen Aufenthaltes nicht zusteht, so erhallen Sie Anweisung, Oelsnitz und das Königreich Sachsen binnen 8 Tagen, und zwar zur Vermeidung einer einwöchigen Haft strafe, zu verlassen. Im Falle Ihrer verbotswidrigen Rückkehr nach Sachsen werden Sie Ihre Bestrafung nach § 361, Ab satz 2, des Str.-G.-B. zu gewärtigen haben." Am Freitag wurde in Oelsnitz i. E. ein Dieb verhaftet, welcher im Gasthof zum Anker daselbst einen Gelddiebstahl verübt halte, hierbei stellte sich aber noch heraus, daß derselbe als Kassner eines in Overölsnitz domicilirenden JugendvereinS sich yatie eine Unterschlagung an der Vereinskasse in Höhe von ca. 70 Mark zu schulden kommen lassen. Am Freitag Abend wurde in Rödlitz durch die dortige Polizei und drn Gendarm Mann Vas Dienstmädchen Anna Hedwig Heinig aus Niederhaßlau ermittelt, welche am 26. April 1892 bei dem Bäcker Pultz daselbst diente, auf dem Overboden ging, mittelst Streichhölzer die Hobelspäne ange brannt und sich dann entfernt hatte; selbige diente erst einen Tag bei Pultz und gab an, sie hätte es deswegen gethan, um baldigst wieder zu Hause zu kommen. Die betreffende Heinig wurde arretirt und an das König!. Amtsgericht zu Lichtenstein abgeliefert. Wie schon kurz gemeldet, ist am Sonntag Nachmittag r/z5 Uhr das Gut Johann Gottlieb Zscherpe's in Oberwiukel nebst allem Zubehör — mit Ausnahme einer Scheune — und deu Getreide- und Fulteroorrälhen auf bis jetzt unaufgeklärte Weise durch Feuer vernichtet worden. Auch sind 4 größere Schweine mit verbrannt, während die Pferde und Rinder ge rettet werden konnten. Dem Vernehmen nach hat der beim Ausbruche des Brandes nicht anwesende Brandcalamitose sein Mobiliar pp. versichert. — Das Feuer brach in einem Schuppen über dem Schweinestall aus; es wird Brandstiftung vermuthet. Der Schaden wird auf 30,000 M. geschätzt. Vor einigen Wochen ist berichtet worden, das zwei Schul knaben in Chemnitz unter Mitnahme ihres vorher heimlich zu diesem Zwecke erhobene» Spaikassengcldes sich von dort ent fernt hauen, um, wie sie später sagten, eine Reise nach der Schweiz zu machen, jedoch in München von der dortigen Po lizeibehörde festgcuommcn und zwangsweise nach Chemnitz ge liefert wurden. Einer der unternehmungslustigen Reisenden hatte nun aufs Neue Reiselust bekommen. Ec warb zwei andere Schulknavcn als Reisegesellschaft und zog mit diesen, diesmal aber wegen mangelnden Reisegeldes zu Fuße, am Sonntag heimlich ab. Die Reisenden kamen bis Lichtenstein, nächtigten dorr nn Walds und kehrten gestern Vormittag, vom Hunger getrieben und von weiterer Reiselust geheilt, an den mütterlichen Herd reuevoll zurück. Die am 4. Februar b. I. in Oberwiesenthal verstorbene Frau Clara Theresie oerw. Unger, geo. Leonhardi, hat in ihrem Testamente 10,000 Mark denjenigen noch lebenden Personen ausgesetzt, bei welchen sie oder ihr verstorbener Ehemann, der Apotheker Julius Unger in Oberwiesenthal, Pathenstelle ver treten haben. Diese Erben haben sich innerhalb eines halben Jahres bei dem dortigen Amtsgericht zu melden und auSzu- wersen. Die Auszahlung dieses Vermächtnisses hat bis zum 4. Februar 1893 zu erfolgen. Wegen Bandendiebstahls verurtheilte am 10. Mai die Strafkammer 1 des königlichen Landgerichts zu Leipzig den 16jährigen Handarbeiter Fiedler aus Lindenau unter Aufheb ung einer noch nicht verbüßten fünfmonatigen Gefängnißstrafe zu 1 Jahr 8 Monaten und 4 Jahren Gesängniß, den 19- jährigcn Maurerlehrling Splinter aus Halle zu 4 Jahren 6 Monaten Zuchthaus, den 18jährigen Handarbeiter Wolf aus Lösen zu 5 Jahren Zuchthaus, den 26jäh:izen Handarbeiter Schubarth aus Stötteritz zu 6 Jahren 6 Monaten Zuchthaus und den 21jährigen Handarbeiter Zschau aus Volkmarsdorf zu 3 Jahren Zuchthaus. Der Alteiscnhändler LouiS Böttcher aus Hausdorf bei Colditz erhielt wegen gewerbsmäßiger Hehlerei 2 Jahre 3 Monate Zuchthaus zuerkannt, sein Bruder, der des gleichen Verbrechens angeklagt war, hat sich geflüchtet. Die 44jäyrigc Mutter Fiedler'- wurde wegen Begünstigung zu 1 Jahr 6 Monaten Zuchthaus verurtheilt. Allen Angeklagten, mit Ausnahme des jungen Fiedler, wurden der bürgerlichen Ehrenrechte für verlustig erklärt und ihre Stellung unter Polizei aufsicht für zulässig erklärt. Die fünf erstgenannten Angeklagten bildeten eine Diebesbande, die im Januar und Februar um fangreiche Diebstähle an eisernen Trägern, Schienen rc. im Gesammtwerthe von 1600 Mk. verübte, während die Gebrüder Böttcher die Eisenwaaren für gegen 400 Mk. aufkaufrcn, ob wohl sie wußten oder doch vcrmuthen mußten, daß dieselben auf strafbare Weise erworben waren. Wie aus zuverlässiger Quelle verlautet, ist die Verlegung eines Kavallerie-Regiments nach Leipzig beschlossene Sache Der Plan ist übrigens nicht neu, sondern wurde bereits vor einer Reihe von Jahren erörtert. Damals sollte bereits Area! zu einer Caserne bei Connewitz erworben worden sein. Am Freitag wurde in Glesien bei Schkeuditz unter dem Verdachte, seine Frau erwürgt zu haben, der Kiiegsinvalidc Kitzing verhaftet und der Staatsanwaltschaft übergeben. K., der als Unterofficier de» Feldzug 1870 nach Frankreich mit- machte, war von jeher ein roher Patron, der seine Frau öfter mißhandelte und ihr öfter sagte, daß er ihr das Leben nehmen wolle. Nach vollbrachter That ist K. zur Leichenfrau gegangen und hat sie gebeten, den Leichnam zu waschen. Dieser kam jedoch die Sache verdächtig vor, sie drang auf die Herbei- holuug eines Arztes. Der Arzt erkannte sofort, was geschehen war, und erstattete Anzeige, was die sofortige Inhaftnahme de- K. zur Folge hatte. An dem Revisionsplütze in Schalidan fand man nm Frei tag in einem dort gestellten Kahne neben den au'geiühcten Ladegütern gegen 40 Sack Getreide, die dieser Ladung mch- angehörten. Selbstredend nahmen die Zollbeamten d:e ge füllten Säcke in Beschlag. Diese Hinterziehung deS Zolles dürfte dem Schiffer und seiner Mannschaft thcuer zu flehen kommen. Aus Halle a. S. wird untcrm 6. Mai geschrieben: Ein in Schützcurceisen mit Interesse verfolgter Procrß ist jetzt, nach dem das Urtheil letzter Instanz Rechtskraft erlangt und nachdem er über drei Jahre gewährt hat, zu Ende gefühlt. Der Kauf mann Richard Elze in Halle a. S., Mitglied des Hallcschen Jagd- und Schützesklubs hatte gegen den Mitteldeutschen Kchützcndund, mit dem Sitz in Leipzig, als Veranstalter der XI. mitteldeutschen Schützeubundfestes im Sommer 1888 in Halle a. S., auf Herausgabe eines von ihm erschossenen, indeß von der damaligen Schießkommission und vom gedachten Bunde verweigerten SerienstsrneS die Klage erhoben. Das Landgericht Halle a. S. wies den Kläger zweimal mit seiner Klage ab, weil es sich nicht für zuständig erachtete, da der ma terielle Werth deS SenensterneS nur 18 Mk. betrage, mithin die Klage vor das Amtsgericht gehöre, und dann, weil der Vorstand des Mitteldeutschen Schützenbundes seinen Sitz in Leipzig habe, also dort der Erfüllungsort sei. Das Obec- landeSgcricht zu Naumburg a. d. S., welches vom Kläger an- gerufcn wurde, war anderer Ansicht als das Landgericht Halle und wies demselben die Sache zweimal zur nochmaligen Ver handlung zurück. Das OVerlandeSzericht erkannte Halle a. d. S. als den Erfüllungsort an, da hier das Bundesschießea ab- gchalten worden ist und nach den Bundesstatuten alljährlich ein solches Schießen an einem vom Bunde zu bestimmenden Orte stattzafinden hat. Die berreffende, am Festonc befindliche Schützengesellschaft ist nur die vorbereitende und ausführende Behörde des Bundes, welch letzterer auch die Schießordnung aufstellt und Preise zur Vertheüuug bringt. Das Obcrlandss- gericht erkannte schließlich in seiner Sitzung am 15. Januar 1892 für Recht: Ruf die Berufung des Klägers wird das am 28. Februar 1890 verkündete Urtheil der II. Civilkammer des königl. Landgerichts zu Halle a. S. dahin geändert: 1) der Be klagte wird verurtheilt, an de» Kläger einen der nach Z 49 der Schießordnung für das XI. Mitteldeutsche Bundesjchießen zu Halle a. S. für die fünf besseren Schützen auf Standschcibe gestifteten Seriensterne zu verabfolgen. 2) Dem Beklagten werden die Kosten des Rechtsstreites auferlegt. 3) Da« Ur- theil wird gegen Leistung einer Sicherheit durch Hinterlegung von 500 Mk. in baar ober preußischen Konsols für vorläufig vollstreckbar erklärt. Abenteuer eines deutschen Geschäftsreisenden. Der deutsche Geschäftsreisende, der in Lüttich so üble Er fahrungen gemacht hat, schildert das erlebte Abenteuer in einem Schreiben an ein in Lüttich erscheinendes Blatt sehr eingehend. Danach hatte Herr P., auf einer Geschäftsreise begriffen, am Montag Mittag Aix-la-Chapclle verlassen, um nach Charleroi und von dort nach Brüssel und England zu gehen. In Lüttich, das er noch nicht kannte, kam er um 8 Uhr Abends an. Man belehrte ihn, daß er zweckmäßiger ben Zug, der Morgens um I Uhr abgehe, benutze, als den von 8 Uhr 40 Min. Abends, einen gemischten Zug, der nur bis Namur Anschluß habe. „Unglücklicherweise", so erzählt Herr P. weiter, „befolgte ich diesen Rath, ich sage unglücklicherweise, denn das Abenteuer, das mir in der Folge begegnete, ist kaum glaublich. In der Absicht, die mir zur Verfügung stehende freie Zeit da zu zu benutzen, um mir Lüttich, das in allen Reisebüchern al» eine entzückende Stadt bezeichnet wird, etwas näher anzusehen, nahm ich meinen Weg in die Straße, die dem Bahnhof gegen über liegt. Ich gelangte auf einen wunderschönen Boulevard mit daran schließendem prächtigen Garten und hemmte hier meine Schritte, um den Klängen einer ausgezeichneten Militär musik zu lauschen. Plötzlich höre gch einen furchtbaren Knall und mache mich, wie Alles um mich herum, mit Windeseile davon. Ich genieße den in diesem Falle ziemlich unangenehmen Vorzug, lehr schnelle Beine zu haben und war in Folge dessen bald an der Spitze der dahin Eilenden. Als ich an der nächsten Ecke angclangt war, fand ich mich plötzlich von einer Menschen menge umringt, die schrie: „Haltet ihn, haltet ihn!" Ich weiß kaum, was mit mir hierauf geschah; ich wurde gestoßen und geschlagen, ja man heulte um mich herum: „In die Maas mit ihm, in die Maas mit ihm!" Ohne das Da zwischenkommen von drei braven Unterofficieren würde man mich buchstäblich zerrissen haben. Mein Hut und Regenschirm waren verschwunden. Man legte mir alsdann Handfesseln an (meine Handgelenke tragen noch die Spuren davon) und ich wurde von der Polizei, inmitten einer aufgebrachten Volks menge, nach dem Polizei-Bureau gebracht. Hier behielt man mich von 9i/z Uhr Abends bis Uhr Morgens. Ich wurde von verschiedenen Personen verhört und man ging hier bei so weit, mir die rothe Farbe meines Taschentuches zum Vorwurf zu machen, «selbstverständlich war ich nach Urber- windung des eisten Schrecks im Stande, zu sagen, wer ich war, woher ich kam und wohin ich wollte. Heute Dienstag Morgen bin ich gezwungen, noch in Lüttich zu bleiben, man hat mir mein Eisenbahnbillet nach Charleroi abzenommen und ich bin auch noch nicht wieder in Besitz meines Gepäcks ge langt. Ich frage mich mit Besorgniß, wie die Sache ablaufen wird." Wie weiter aus dem Schluß des Brieses hervorgeht, haben die Lütticher sich gegen den in Freiheit Gesetzten sehr liebenswürdig benommen und ihm ihr herzliches Bedauern auSgcdrückt über da- ihm widerfahrene Mißgeschick. Der Gouverneur hat, wie gemeldet wird, Herrn Pleth zu sich zum Frühstück eingeladen. Auch hat man ihn, entgegen einer früheren Mittheilung, mit Entschuldigungen entlassen. Herr P. hat übrigens auf Schadenersatz geklagt, dessen Betrag er nach Deckung seiner wirklichen Verluste den Armen Lüttichs zuwenden will. Der Hamburger Gedächtnitztag. Hamburg, 8. Mal 1892. Heute Mittag 1 Uhr fand auf dem Hopfenmarkt vor der St. Nikolaikirche die von einem besondcrn Ausschuß ins Leben gerufene Denkfeier des Brandes von 1842 statt. Wie in so vielen Städten, ist auch in Hamburg die Pietät eine größere Macht als der Schönheitssinn. Der Hopfenmarkt ist ein ganz hübscher, weiträumiger Platz, der aber dem Fremden viel weniger auffäüt als mancher andere Theil der königlichen Hammonia. Auch das neue, an der Stelle der abgebrannten, höchst bescheidenen Nikolaikirche von dem Engländer Scott in der Gotik seiner H-imath aufgeführte Bauwerk hat zwar für den Kenner sehr viel WerthvolleS, wird aber dem Laien, der die Kathedralen von Köln, Wien, Regensburg, Freiburg, Straß burg u. s. w. kennt, keinen liefern Eindruck machen. Dem cch.cn Hamburger ist aber der Hopfenmarkt etwas von alterS- h.r Geheiligtes, und St. Nikolai hat als hamburgisches Wahr- z ichen nur noch einen Nebenbuhler in St. Petri. Hamburgisch Kino sieht die zwei Thürme von Nikolai unv Petri vor seinem Geiste, ob cs unter Palmen träumt oder im Sturmgeheul des Orkans sein letztes Gebet spricht. Ganz nahe davon ist die Deichstraße, die Entstchungsstätte des großen Brandes. Reich geschmückt war der Hopfenmarkt, von allen Thürmen Ham burgs, die alle hochragende, spitze Helme haben, wehte Fahnen schmuck, große Hambmgische Banner schwebten über dem Portal von Nikolai. Auf dem freien Platze war eine hochragende Rednerbühne errichtet. Die Gedenkfeier hatte schon vorher ihre Kreise über ganz Hamburg und die Vorstädte gezogen. Ver schiedene Versammlungen engerer Kreise mit Festreoen hatten in den letzten Tagen stattgchabr, in einem Diorama ist dec Brand in lebensvoller Ausführung seiner einzelnen Entwick lungsstufen dargestellt, in einem Theater der St. Paulivorstadt führt man das Stück eines einheimischen Dichters „Der Brand von Hamburg und die Braut unter den Trümmern", auf und als ernste, geschichtliche Erinnerung an das Ereigniß finden sich im Gcwcrbcmuseum und im Johanneum Sammlungen althamburgischec Merkwürdigkeiten und von Reliquien der Er- innerungStage, endlich ist die bei Reißner in Hamburg er schienene Schrift von vr. Faulwasser eine gründliche Chronik jener Tage und der Entwicklung des neuen Hamburg seit 1842. Die verschiedensten hamburgischen Vereine zogen um Mittag mit ihren theilweise sehr kostbaren Bannern nach dem Festplatze, wobei mir das völlige Fehlen von Musik ausfiei. Auf dem Platze war eine dichtgedrängte Menge angesammelt, alle Fenster und meist auch die Dächer waren dicht besetzt. Zwischen der Nikolaikirche und der Rednerbühne hatten die Männcrgcsangvercine Hamburgs Ausstellung genommen, für die geladenen Gäste waren besondere Stuhlreihcn vor dem Rednerpulte ungeordnet. Die hohen Körperschaften des Frei staates erschienen im bürgerlichen Frack und Chlinderhut, und da auch die nutwirkende Militärcapellc in Civukleiduug war, sah man unter den Tausenden von Menschen keme andere Uniform als die der Schutzleute und Polizei-Officiere. Das war sehr nüchtern anzublicke», hinderte aber nicht eine lautlose Feierlichkeit dec Menschenmenge, als von der Höhe des Nikolai- thurmes das Glockenspiel den Chor aus der Hayduschell „Schöpfung" anstimmte. Al« Hamburgs Wahrzeichen hinaus- gcsungen hatte bi« zum Mastmeerc des weiten Hafens, deu Schiffen aller Völker die Feier kündend, stimmten mit Musik begleitung die sämmtlichen Mannergesangvereine in der Stärke von 1100 Sängern, geleitet von Professor Arnold Krug, den Sang an: „Allein Gott in der Höh' sei Dank und Ehre." Darauf bestieg Maurermeister Franz Appel zur Festrede die hohe Kanzel. Ausgehend von dem Gedanken, daß die Liebe zur Scholle, auf der man geboren, die Voraussetzung der Liebe zum großen deutschen Vaterlande sei, besprach er die Bcaud« katustrophe selbst nur in kurzen Zügen, dabei der Theilnahme ganz Deutschlands und aller europäischen Fürstlichkeiten ge denkend, wobei besonders warm des damaligen Königs von Dänemark Erwähnung geschah. Der Redner nannte als die drei großen Ereignisse der hamburgischen Geschichte die Franzosen- ^eit, den Brand uuo den Zollanschluß, von welch letzterem er bemerkte, daß derselbe rief in das Leben aller Hamburger ein- gcgciffcn habe, ohne daß man bis jetzt noch sagen könne, ob es zum Segen Hamburgs geschehen sei oder ein schweres Opfer icdeute, das Hamburg dem deutschen Vaterlande gebracht habe. Im weitern betonte er die große Bedeutung, welche die Re- oräsentatis-Verfassung von 1859 der vorhcrzcheuden Hanen Reaction gegenüber für Hamburg gehabt habe. Die Einigkeit der Bürger und dec Behörden des Freistaates preisend und za ihrer ferneren Wahrung mahnend, schloß er mit deu Worten: „Gott mit uns!" die an die „Freunde und Mitbürger" ge richtete Anrede. Die Mannergesangvereine stimmten Beethovens „Gottes Ehre in der Natur" an. Hierauf ertönte vom Glockenspiel ein Vorspiel und dann sang die ganze Volksmenge: „Nun danket alle Gott." Vom Thurme her aber sangen die Glocken als Antwort: „Auf Hamburgs Wohlergehen." Damit endete die Feier, die in ihrer evangelisch-republi kanischen Schlichtheit doch auf den fremden Zuschauer Eindruck machte. Diese notorische Bürgerschlichtheit gewann aber erst Bedeutung, wenn man einzelne Gesichter beobachtete und sah, wie da ein alter Herr, während der Nikolaithurm sein Glocken spiel ertönen ließ, sich die Augen wischte, dort ein anderer Mann in der Vollkraft seiner Jahre hochauigerichtet, voll Selbstgefühl und Würde seiner Firma zu sagen schien: „Oiviv Humwollia.0 sum!" Gewinne 5. Classe 121. königlich sächsischer Landes-Lotterie. Gezogen in Leipzig den 9. Mai 1892. 1800» Mark aus Nr. 28738. 5.000 Mark auf Nr. 173!» 67088. »000 Mark aus Nr. 4460 5026 8762 10622 14197 14535 17607 17780 17914 21766 23630 28504 31391 37273 40706 40786 43108 44100 46134 47040 49083 52073 53699 54485 58833 59534 61665 62210 63073 67546 69273 70101 71169 72372 75180 76684 80829 81607 81934 82361 86570 91398 92123 96196 96343 99210. 1000 Mark aus Nr. 3165 4040 8433 10631 12313 12333 14747 16314 16951 19201 19245 33034 33186 37011 37141 39425 41415 43371 43596 44617 46008 48819 54209 54900 55563 58834 58954 60542 61377 62976 64856 68269 70476 74175 75870 76587 77718
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