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Hohenstemer Tageblatt Erscheint s ieden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1.40; durch die Post Mk. 1.50 frei ins Haus. Geschäfts-Anzeiger für Inserate nehmen die Expedition bis Vorm. 1V Uh- sowie für Auswärts alle Austräger, deSgl. alle Annoncen-Expeditionen zu Original- Preisen entgegen. Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Lugau, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Leukersdorf, Seifersdorf, Erlbach, Kirchberg, Pleitza, Reichenbach, Grumbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Hüttengrund u. f. w. Amtsblatt für den Verwaltungsbezirk des Stadtrathes zu Hohenstein. Nr. 104 Freitag, den 6. Mai 1802. 42. Jahrgang. Den 9. Mai, Nachmittag 4 Uhr kommen an der Wohnung des Fabrikanten Otto Rother in Oberlungwitz verschiedene Möbel, Maschinen und ein Cassenschrank gegen Baarzahlung zur Versteigerung. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts Hohenstein-Ernstthal. Aktuar Kurth.(Q. 339 92.) Zwangsversteigerung. Das im Grundbuche auf den Namen Emil Otto Rother eingetragene Grund stück, Wohnhaus, Nebengebäude, Fabrik mit Dampfanlage und Garten, Folium 823 des Grundbuchs für Oberlungwitz, Parzellen Nr. 207c und 2O7ä des Flurbuchs, 19,i a groß, mit 281^ Steuereinheiten belegt, geschätzt auf 26 500 M., soll im hiesigen Amtsgerichte zwangsweise versteigert werden und ist ver 9. Juni 1892, vormittags 10 Uhr als Anmeldetermin, ferner der 25. Juni 1892, vormittags 10 Uhr als Gersteigerungstermin, sowie der 2. Juli 1892, vormittags 10 Uhr als Termin zu Verkündung des Vertheilungsplans anberaumt worden. Die Realberechtigten werden aufgefordert, die auf dem Grundstücke lastenden Rück stände an wiederkehrenden Leistungen, sowie Kostenforderungen, spätestens im Anmeldetermine anzumelden. Eine Uebersicht der auf dem Grundstücke lastenden Ansprüche und ihres Rangverhält nisses kann nach dem Anmeldetermine in der Gerichtsschreiberei des unterzeichneten Amtsge richts eingesehen werden. Hohenstein-Ernstthal, am 29. April 1892. Königliches Amtsgericht. vr. vou Feilitzsch. Bekanntmachung. Trotz wiederholten Verbots sinv Wahrnehmungen darüber gemacht worden, daß hiesige Einwohner an dem Bachufer Asche und Schutt abladen und dadurch de» Lauf des Bacher an verschiedenen Stellen ziemlich zufüllen. Es werden hierdurch diejenigen Personen darauf aufmerksam gemacht, daß dabei Be troffene unnachsichtlich zur Anzeige gebracht und bis zu 30 M. —- Strafe geahndet werden. Gersdorf, 4. Mai 1892. Der Gemeindevorstand. Göhler. Sächsisches. Hohenstein, 5. Mai. Hohenstein stand heute Vormittag im Zeichen des Rosses. Lebhaftes und andauerndes Pferdegetrappel durch- dröynte die Straßen, die dadurch eine ganz ungewohnte Phy siognomie annahmen. Die gesammten Pferde der Gegend wurden, mit Ausnahme der gesetzlich hiervon entbundenen, der PferdeauShebungs - Commission zur Vormusterung auf dem Schützenplatze vorgeführt. Hier konnte man ein umfassendes, vielgestaltiges Bild von der Verschiedenartigkeit dieser edlen Thiere gewinnen. Das stolze Vollblut- und Luxuspferd bis herab zum unscheinbaren Klepper mußte sich zur Befähigung für den Kriegsdienst den prüfenden Blicken der Commission vvrstcllen bezw. vorsühren lassen. An Aussprüchen der Be wunderung, wie aber auch des Mitleids über manchen mühsam in Bewegung zu bringenden Gaul fehlte es bei dem zahlreichen zuschauenden Publikum nicht. Die letzte Pferdcvormusterung fand 1884 statt. Heute früh kurz nach 6 Uhr berührte eine originelle Reise gesellschaft den Bahnhof Hohenstein-Ernstthal, um sich zunächst nach Dresden zu begeben. Dieselbe (im Ganzen 50 Personen) hat von San Francisco eine Reise durch ganz Europa ange treten, auf der sie auch Dresden einen mehrtägigen Besuch ab stattet. Die aus Herren und Damen bestehende Gesellschaft besuchte in den letzten Wochen Konstantinopel, Budapest rc. Heute brachte sie ein Extrazug von Nürnberg hier durch und nach Dresden. DaS Auffallendste an der Gesellschaft, die später von Dresden nach Berlin geht, ist der Umstand, daß sie meist aus sehr alten Herren und Damen besteht; einer der Führer der Expedition ist ein 80jähriger Herr Namens Holder, und die jüngste Person dieser interessanten Gesellschaft ist Miß Butler aus Lawrence, 24 Jahre alt, sehr hübsch, deren Papa eine Anzahl von Millionen besitzen soll, die wir in Europa nicht einmal aussprechen können. Die Gesellschaft ist unge heuer distinguirt, nach europäischen Begriffen aber von einer fast gespensterhaften Langeweile. Denn, so merkwürdig es auch scheinen mag, die Mehrzahl derselben ist, wie von den bisher besuchten Plätzen gemeldet wird, trotzdem sie sich mit einander drei Monate auf der Reise befinden, einander so fremd geblieben, daß sie kein Wort mit einander sprechen und kommen und gehen, ohne sich zu begrüßen. Die Herrschaften scheinen auch zumeist amerikanischen Mäßigkeit-Vereinen anzu gehören, denn mit Ausnahme eines steinaltcn Greises, der sich bisweilen ein Gläschen Champagner zu Gemüthe führt, und einer Dame, die ein Glas Bier schlürft, trinken Alle nur Wasser. Die Herrschaften führen einen eigenen, auf das Komfortabelste eingerichteten Eisenbahnzug mit sich, und Jeder von ihnen hat für die Reise 1250 Dollars ihrem Führer, dem 80jährigen Henn eingehändigt. Natürlich werden sich die Kosten bedeu tend höher stellen. Von Dresden aus sind vor der Weiter reise nach Berlin mehrere Partien geplant. Der Sächsische Gcmeindetag, welcher die Berathung und Förderung der Interessen der sächsische» Gemeinden bezweckt, soll Freitag den 8. und Sonnabend den 9. Juli d. I. in Frei- berg abgehalten werden. Nächst geschäftlichen Mittheilungen und der RcchnuugSablegung stehen auf der Tagesordnung für den 8. Juli: Vortrag des Stadtbaurath Klette-Dresden über Straßenbefestigung und Vortrag und Verhandlung über Vor mundschaft in der Hand von Gemeindeorganen, Referent: Bürgermeister Dr. Ebeling-Meerane, Lorreferent: Bürgermeister Drache-Geyer; Ar den 9. Juli: Vortrag de» Professors Dr. Loening-Halle über Vcrwaltungsgerichtsbarkeit und Vortrag und Verhandlung über Revision der Kassen- und Rechnungs führung, Referent: Bürgermeister Dr. von Woydt-tzchnecberg, Correferenl: Kassenrevisor Meinhold-Freiberg. Der derzeitige Vorstand des Gemeindetages hat die Städte und größeren Landgemeinden Sachsens zu zahlreicher Betheiligung an dieser Versammlung eingeladen. Zur Theilnahme am Gcmeindetage sind nach Z 2 der Statuten alle Diejenigen berechtigt, welche von einem Stadtrathe, einem Gemeinderathe oder einem Stadt- verordnetenkallegium einer sächsischen Gemeinde abgeordnet wer den, sowie alle Diejenigen, welche solchen Behörden bezw. Kollegien oder einer Verwaltungsdeputation derselben angehören oder angehört haben. In den Tagen vom 17. bis mit 19. d. M. findet in Plauen i. V. der Verbandstag des Bäcker-Verbandes „Saxonia" statt, zu welchem 300—400 Gäste erwartet werden. Mit dem 1. Mai ist auf den Eisenbahnen für die Be- sördesung von Kleinvieh in Einzelsendungen eine erhebliche Vergünstigung eingetreten. Bisher mußte für Kleinvieh die Laxe für Großvieh so lange bezahlt werden, als sich die Be rechnung der Stücktaxe für Kleinvieh nicht höhe: stellte. Von gedachtem Tage nun ist in den Bestimmungen für Kleinvieh- sendungen insofern eine Vergünstigung eingetreteu, als von da ab für Einzelsendungen von Kleinvieh stets die Kleinviehtaxe zur Erhebung gelangt, wenn die Beförderung mit dem für die in Frage kommende Linie zu derartigen Sendungen bestimmten Zuge erfolgt. Erfolgt die Beförderung mit anderen Zügen, w kommt mindestens die Fracht für ein Stück Großvieh (Rindvieh) zur Erhebung. Zahlungseinstellungen. Wolff Mendel, Kauf mann, Andernach. Julius Kirchheim, Kaufmann, Halberstadt. G. Haub VI., Ligarrenfabrikant, Ober-Höchstadr. Gustav Franken, Kaufmann, Bruch. Chr. H. Päßler, Handelsmann, Reichenbach. Woldemar Clausnitzer, Kaufmann, Ruhland. M. W. Heinig, Handelsmann, Lugau. Offene Handelsgesell schaft in Firma: „Burkhardt und Richter", Mulda. Constantin Heppe, Kaufmann, Inhaber der Droguenhandlung unter der Firma: „H. Geimecke", Leipzig. Carl Bernhard Gotthold Lübeck, Kaufmann, Inhaber eines ColonialwaarengeschästeS, Leipzig. Carl Friedrich Ferdinand Sieber, Reisender und Inhaber einer Eier- und Buttcrhandlung, Leipzig-Neustadt. Johann Gustav Harregott Kempter, Gutsbesitzer, Langenstriegis. Emil Sieg fried Alterthum, Kaufmann, Inhaber eines Cravatten-, Hand schuh- und Wäschegeschäftes, Leipzig (Zwangsvergleichstermin 17. Mai d. I.) Oberlungwitz. Wer am vorigen Sonntag zur Kirche wanderte oder in der Nähe vorübergegangen ist, wird am Fuße des Kirchberger ein »eugepflanztes Bäumchen mit neuem Zaun bemerkt haben. DaS ist eine Eiche, gepflanzt zur Er innerung an die Vereinigung der beiden Orte Oberlungwitz und Abtei. Hoffentlich grünen und blühen beide, Ort und Eiche, von Jahr zu Jahr mehr und mehr. — Bei unserem letzten Familienabend erfreute uns in gediegener Rede Her, Pastor Horn aus Ursprung, der von dem erzählte, was vr. Martin Luther über die Frauen dachte, schrieb und sprach Sein- verehrte Gemahlin betheiliqte sich zum großen Genüsse der Zuhörer an den trefflichen musikalischen Darbietungen. Oberlungwitz. Eine hochinteressante Aufführung, wie sie unser Ort wohl noch nie erlebt, steht für Sonntag, den 8. Mai, im Saale des Gasthofes zur Post bevor. Herr Theaterdircctor Fritz Unger, in Chemnitz wohnhaft, welcher verflossenen Winter das Stadttheater in Münster leitete, wird mit ca. 80 Personen das Oberammergauer Passionsspiel insceniren und hat sich zur Verstärkung des Personals bereits mit dem hiesigen Turn verein ins Einvernehmen gesetzt, welcher bereits seine Mit wirkung bei Ausstellung der großen Tableavx, wie z. B. der Einzug Jesu in Jerusalem und die Kreuztragung, zugesagt hat. Da der Andrang zu dieser Vorstellung von nah und fern am Sonntag ein großer sein dürfte, so ist für Montag, den 9. Mai, eine Wiederholung dieser eigenartigen Aufführung angesctzt, welche erst Abends ^9 Uhr beginnen soll, während die Sonntags-Vorstellung schon um 8 Uhr ihren Anfang nimmt. Der Eintrittspreis ist mäßig und beträgt für den 1. Platz 1 Mk., für den 2. Platz 60 Pfg. und für Galerie 30 Pfg. Außerdem sind Billets vorher beim Wirth im Gasthof zur Post zu ermäßigten Preisen zu haben und zwar zahlt man dort für 1. Platz 85 Pfg., für 2. Platz 50 Pfg. Im Uebrigen verweisen wir auf die Annonce in unserer heutigen Nummer. Am 13. März d. I. fand in Elsterberg eine socialdemo kratische Versammlung statt, in der Grillenberger sprach. Der Fabrikwcber Gotthard Erdmann Beierlein in Elsterberg, von seinen Bekannten als Socialdemokrat bezeichnet, fing auf dem Nachhausewege mit dem Fablikweber Franz Schmidt nur aus dem Grunde, daß Schmidt ein Andersgesinnter und finanziell besser Gestellter war, einen Streit an. Im Verlause dieses Streites biß Beierlein dem Schmidt daS Nagelglied des Mittelfingers der rechten Hand durch, Schmidt ist noch bis auf den heutigen Tag arbeitsunfähig. Beierlein wurde am Sonn abend von der I. Strafkammer des königlichen Landgerichts zu Plauen wegen Körperverletzung zu zehn Monaten Gefängniß verurtheilt. Am Dienstag Nachmittag ^4 Uhr spielte sich ein äußerst mysteriöser Vorfall am sog. im Streitholz bei Leipzig gelege nen Vogelheerd ab. Als dortselbst ein Fischer in seinem mit Sand beladenen Kahn auf der Pleiße nach der Stadt zu ge fahren kam, sah er am U'er einen nur mit Hemd und Hose bekleideten Mann stehen, welcher, als er des Fischers ansichtig wurde, diesem die Worte zurief: „Bleiben Sie um Gotte- Willen stehen und störe» Sie mich nicht!" Unmittelbar dar auf gab der Unbekannte auf den Fischer, welcher bei der dort vorhandenen Stiömung seinen schwer beladenen Kahn nicht anzuhallen vermochte, einen Schuß aus einem Revolver ab, der zum Glück sein Ziel verfehlte. Nunmehr feuerte der Un bekannte die Mordwaffe auf sich selbst ob, warf den Revolver sodann in den Fluß, worauf er sich selbst i» die dort sehr tieie Pleiße stürzte. Den sofort angestelltcn Rcttungs- arbeiten gelang eS nicht, den Lebensmüden den Fluthen zu entreißen. Derselbe ist bislang noch nicht aufgefunden worden. In Bärenstein bei Glashütte vergiftete sich am Sonntag Vormittag die Tochter einer angesehenen Familie durch Schwefel säure. Der Tod der BeklagenSwerthen trat nach qualvollen Leiden erst Nachmittags um 3 Uhr ein.